Wollte Jesus , daß dies mit ihm passiert oder hätte er sich retten können ?
Wenn man den Evangelien folgt, hatte sich Jesus bewusst in diese Situation gebracht, um die Prophezeiungen vom leidenden Knecht Gottes (Messias) zu erfüllen. Unabhängig davon hatte er bei seiner Pilgerreise zum Passahfest nach Jerusalem eine Festnahme zumindest billigend in kauf genommen.
Wie auch in den Evangelien steht, wurde er mehrfach wegen Gotteslästerung verfolgt (z. B. in Nazareth oder Kafarnaum). Nach jüdischem Recht stand auf Gotteslästerung die Todesstrafe. Es war nun aber so, dass Judäa im Jahre 6 n. Chr. zu einer römischen Provinz erklärt wurde. Damit verloren die Juden auch das Recht, die Todesstrafe auszuüben. Dieses Recht wurde nun vom römischen Kaiser Tiberius ausgeübt, der dazu in den Provinzen seine Präfekten einsetzte. Sie vertraten dann also an seiner statt das römische Recht.
Es gab nun ein jüdisches Gesetz, bei dem jeder Jude verpflichtet war, zum Passahfest nach Jerusalem zu pilgern, um dort im Tempel seine Opfer darzubringen. Es reichte aber auch, dass zumindest das Familienoberhaupt diesem Gesetz gerecht wurde.
Man kann sich also gut vorstellen, wie gerade an diesem Fest Jerusalem mit Pilgern überfüllt war. Anderseits war Judäa in jenen Jahren ein unruhiges Pflaster, in dem es häufig zu Übergriffen gegen Rom kam. Deshalb waren zu den Passahfesten die Statthalter Roms und deren Legionäre von ihrem Sitz in Cäsarea Martitima angereist, um die Präsenz des Imperiums zu zeigen.
Als Präfekt einer Provinz war nun also Pilatus nach römischem Recht berechtigt und verpflichtet, zur Wahrung des Friedens nach der sogenannten coercitio extra ordimen* zu handeln. Ein Standgericht also, das auch erklärt, warum Pilatus selbst ohne einen römischen Richter und Consilium Jesus befragte und verurteilt hatte.
(*Kürzung außerhalb der Ordnung)
Die Römer hatten in der Levante mehrfach gezeigt, dass sie gegen Unruhen mit aller Härte durchgriffen. Ja und sie schreckten auch nicht zurück, die existenzielle Eigenständigkeit eines Volkes aufzulösen. Etwas das dann leider auch in den den Jahren der Jüdischen Kriege 66-74 und 132- 136 zum bitteren Ende Jerusalems und zur endgültigen Zerstreuung der Juden führte. Ja und schon kurz nach dem Tod Jesus, demonstrierten die Römer dann auch an den Samaritanern den skrupellosen Machtanspruch Roms.
So wird auch die Sorge des Sanhedrins deutlich, die letztlich zur Festnahme Jesus führte. Es ging aus deren Sicht also um das Sein oder Nichtsein der Nation, das von der Gunst der Römer abhing. Ein Mann wie Jesus, der gerne mit dem Feuer spielte, war also gerade beim Passahfest eine existenzielle Gefahr. Jesus hatte da also aus dem Schicksal des Täufers nichts gelernt. Eventuell war es ja sein ungeduldiges aufbrausendes Wesen und eine mögliche Selbstüberschätzung, die zu seinem jähen Ende führte.
Tja und so handelte auch Pilatus nach dem römischen Standrecht und verurteilt Jesus wegen Aufruhr zum unvermeidlichen Tod durch Kreuzigung. Auch wenn Pilatus wegen der Sache mit den Samaritanern seines Amtes enthoben wurde, hatte es schon auch seinen Grund, warum man gerade ihn, in das unruhige Judäa entsandte.
Merlin