DruideMerlin
Sehr aktives Mitglied
Lieber Syrius,Lieber Merlin, das sollten Dir viele Hirnspezialisten bestätigen können - in vielen Fällen von entsprechenden Ausfällen fragen sie sich, wie denn nun so klares Denken und Handeln möglich sei.
Auch gibt es das Phänomen dass schwerkranke, geistesgestörte Menschen kurz vor dem Ableben wiederum ganz klar sind und sich entsprechend äussern. Rudolf Passian beschreibt solche Fälle - aber auch anderswo habe ich es gelesen, müsste ich allerdings wieder suchen.
Eine Erfahrung, die schwer zu ertragen ist - sie zeigt uns allen, wie vergänglich der Körper ist. Der Körper wird alt und schwach und versagt seine Dienste - aber das soll doch nicht heissen, dass der Geist nicht all das Wissen, das er sich angeeignet hat, noch zur Verfügung hat - er kann es nur nicht mehr zum Ausdruck bringen.
Der Geist nimmt alles mit, wenn er ins Jenseits geht und wird Dich dort empfangen, in alter Frische, wenn die Stunde für Dich geschlagen hat.
lg
Syrius
sicherlich gab es auch bei meinem Vater noch lange Zeit solche Erinnerungsinseln, aber in der letzten Phase eben nicht mehr. Unabhängig davon gibt es für dieses Phänomen aber eine einfache Erklärung:
Es ist doch so, dass die einzelnen Neuronen über eine Art Kabel (Axone, Dendriten) miteinander verbunden werden. Eine Erinnerung ist jedoch keine feste Verbindung, sondern wird bei jedem Erinnern mit den jeweiligen Komponenten (Nervenzellen) miteinander verbunden. Es werden aber nicht alle Verbindungen dieser Erinnerung hergestellt, sondern nur jene, die für die augenblickliche Situation von Interesse sind.
Es werde da also zu der alten Erinnerung neue Verknüpfungen bereitgestellt, die dann letztlich den Schaltkreis verändert und damit auch die Erinnerung. Zudem bilden sich Schaltkreise zurück, wenn sie über einige Zeit nicht mehr aktiviert werden (das Vergessen). Das liegt daran, dass die „Kabel“ nicht wirklich fest mit den anderen Nervenzellen verbunden sind, sondern durch einen Spalt getrennt bleiben. Dieser Spalt wird dann durch die Botenstoffe überbrückt, wenn eine Verbindung aktiviert werden soll.
Bei Demenz ist es nun so, dass sich an den „Kabeln“ ein Belag ansetzt und damit die Leitfähigkeit der elektrischen Spannung verringert. Durch die schwache Erregung wird dann die Verbindung als relativ unbedeutend vorgegaukelt und somit immer weiter zurückgebildet, bis auch die Zellen absterben. Wenn also die Dendriten auf der Suche nach einem Verknüpfungspunkt (Dornfortsatz) irgendwo andocken, wo noch ein intakter Schaltkreis besteht, kann sich der Betreffende auch für einen Augenblick an diese Dinge erinnern.
Es gibt nun unterschiedliche Schaltkreise, die sich zum Teil sogar außerhalb des Gehirns befinden (z. B. Solarplexus), deshalb kann ein Mensch auch noch agieren, wenn die geistigen Fähigkeiten in Mitleidenschaft gezogen werden.
Nein ich glaube nicht an eine Cloud im oder außerhalb unseres Universums, in dem alle Gedanken gespeichert werden. Ich glaube lieber an das Wunder der Natur, in dem 100 Milliarden Neuronen mit ihren 100 Billionen Verbindungen miteinander verknüpft werden.
Ja und aus spiritueller Sicht möchte ich lieber mit dem Gedanken aus dieser Welt gehen, dass ich durch meine Seele den Frieden finden kann und ich nicht also ruheloser Geist auf der Suche nach meinen Gedanken durch alle Zeiten irren muss.
Ist es nicht auch so, dass es Erinnerungen oder Gedanken gibt, die mich einfach nicht loslassen und immer wieder bedacht werden wollen. Sollen diese Gedanken also bis in alle Ewigkeit an mir klebenbleiben? Manchmal sehe ich im Geist einen Keim, der uns daran hindert, glücklich zu sein. „Was ist morgen?“ oder „Was war gestern?“, sind die Fragen, die uns das Schöne eines Augenblickes übersehen lassen. Ja und dann gibt es noch die Frage nach den Dingen, die wir nicht haben.
Nein, ich gebe mich nicht der Illusion hin, dass mein Geist ewig währen wird, denn spätestens mit meinem Tod werden all mein Gedanken vergessen sein. Nun ja, der Spruch von der alten Frische erinnert mich an meine Arbeitszeit, in denen es galt sich damit zum Alltagstrott zu motivieren. Glaube mir, ich sehne mich dahin nicht zurück.
Merlin