Sterbehilfe legal

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JoyeuX schrieb:
Trotzdem finde ich Sterbehilfe an und für sich nicht schlecht, wenn wirklich nichts mehr geht, und die Krankheit so schnell voranschreitet, und man Schmerzen hat, dass es für denjenigen auch eine psychische Qual ist, daran zu denken was noch kommen mag...

Mit Palliativmedizin kann man heute sehr viel erreichen, und es wird ja auch ständig weiter geforscht und entwickelt.

Hart ausgedrückt leben wir schon die längste Zeit in einer Entsorgungsgesellschaft. Der Mensch wird aus dem Arbeitsmarkt entsorgt (gerade oft die älteren), vielfach wird er aus der Familie entsorgt (ins Heim, und wohl nicht zu selten aus reiner Bequemlichkeit). Wie gross oder klein ist dann - wenn erlaubt - der Schritt zur aktiven Sterbehilfe?

Für mich ist zu diesem Thema auch wichtig, die spirituelle Seite zu beleuchten. Eine Seele sammelt in dieser Lebensphase Erfahrungen von grossem Wert (Weiterentwicklung). Dies wird mit aktiver Sterbehilfe einfach abgewürgt. Nach meinem Wissensstand ist der einzige, der darüber entscheiden darf, der Patient selbst. Wie oft ist er dazu tatsächlich in der Lage, in wie vielen Fällen wird über ihn bestimmt?

lichtbrücke
 
lichtbrücke;2950954 schrieb:
Mit Palliativmedizin kann man heute sehr viel erreichen, und es wird ja auch ständig weiter geforscht und entwickelt.

Könnte man.....
Allerdings läuft da auch etliches schief...
Sieh dir nur mal Krebspatienten an.
Da wird im Endstadion noch Chemotherapie gegeben, obwohl es nicht zur Heilung führt, sondern, bestenfalls wenn man Glück (oder eher Pech) hat, das Leiden um einige Wochen oder Monate verlängert. (evtl. sogar verkürzt, da Chemotherapie auch den eigenen Körper schwächt, somit das Immunsystem, aber darüber könnte man streiten)

Chemotherapie ist im Grunde Gift. Dem Körper wird Gift zugeführt, um die Zellteilung zu unterdrücken. Dadurch wird aber nicht nur die Zellteilung des Krebs unterdrückt, sondern auch die der guten Zellen.

(und meiner Meinung nach,...hört man dann auf, Chemopause...passierts nicht unselten, dass die Zellen deren Teilung durch die Chemo gestoppt wurde, in der kurzen Pause, in der sich der Körper eigentlich von der Therapie erholen sollte, die Krebszellen umso schneller wuchern....aber darüber könnte man nun auch einen eigenen Thread aufmachen)


Was das Zeug, Chemo, bei einem Menschen ausrichten kann, kann man sich so gar nicht vorstellen. Körperlich und seelisch...
Hast du es schon mal erlebt?
Es tut weh, der ganze Körper tut einem ununterbrochen weh.
Übelkeit bis zum stundenlangen erbrechen, Appetitlosigkeit, man bekommt weder Essen noch Flüssigkeit hinunter.
Man wird geistig verwirrt.
Der Darm wird kaputt.
Zu viel Flüssigkeit im Körper, angeschwollene Füße, zu wenig Flüssigkeit im Darm, Darmverstopfung, Bauchschmerzen dass man sich krümmt, tage- wochenlang bis geht nicht mehr...
(ein bekanntes Symptom der Chemotherapie, dennoch kümmern sich die wenigsten Ärzte darum...)
Manchmal wird man inkontinent. Muss Windeln tragen.
Der Kreislauf bricht zusammen, der Körper will nicht mehr, man kippt um...
Man erkennt seine eigenen Familienmitglieder nicht mehr.

Das alles habe ich mit angesehen, bei der Palliativmedizin, die gesetzlich vorgeschrieben ist, auch wenn der Fall hoffnungslos ist.
Ja klar, kann man sich entscheiden ob man die Chemo will oder nicht.
Aber besteht Aussicht auf Lebensverlängerung, und keinerlei Aufklärung über die Nebenwirkungen die mitunter schlimmer sind als die Symptome der Krankheit selber, wird niemand "Nein" dazu sagen.

(und wenn ich ehrlich bin, nach dem was ich sah, ziehe ich für mich selber Palliativmedizin mittels Chemotherapie nicht mehr in Betracht. Nicht mal Chemo ohne Palliativ....
Hätte ich Krebs im Endstadion, würde ich mich für den Suizid entscheiden)


Also, siehst du, Palliativmedizin ist auch nicht immer das Wahre.
Hier müsste besser informiert werden, besser ge- und behandelt.
So wie es jetzt läuft, ist Palliativmedizin oft nicht zielführend.



Hart ausgedrückt leben wir schon die längste Zeit in einer Entsorgungsgesellschaft. Der Mensch wird aus dem Arbeitsmarkt entsorgt (gerade oft die älteren), vielfach wird er aus der Familie entsorgt (ins Heim, und wohl nicht zu selten aus reiner Bequemlichkeit). Wie gross oder klein ist dann - wenn erlaubt - der Schritt zur aktiven Sterbehilfe?

Für mich ist zu diesem Thema auch wichtig, die spirituelle Seite zu beleuchten. Eine Seele sammelt in dieser Lebensphase Erfahrungen von grossem Wert (Weiterentwicklung). Dies wird mit aktiver Sterbehilfe einfach abgewürgt. Nach meinem Wissensstand ist der einzige, der darüber entscheiden darf, der Patient selbst. Wie oft ist er dazu tatsächlich in der Lage, in wie vielen Fällen wird über ihn bestimmt?

lichtbrücke



Ich denke, momentan ist es noch so dass die Kriterien für die Sterbehilfe sehr streng sind.
Bei diesen Institutionen in der Schweiz wird zuerst mal überprüft, ob der Suizident wirklich derart krank ist, dass keinerlei Chancen auf Besserung da sind.
Ob wirklich ein Sterbewunsch vorhanden ist, und das nicht nur im Moment, sondern lang anhaltend.
Und ob wirklich der Patient selber den Wunsch äussert zu sterben, oder er meint, er müsse es tun, weil er keine Belastung mehr sein will.
Ob er versteht was er da macht, oder eingeschränkt in seinem Denken ist, sei es wegen vorübergehender Depression, Druck von der Familie/Pflegesituation aus usw...

Sehr viele Fälle die dort eintreffen, werden abgelehnt, weil die Kriterien nicht erfüllt werden.
Von den Menschen die die Zusage bekommen, springen um die 80% wieder ab.
Sie haben das "Amen" für den Suizid erhalten, was ihnen eine gewisse Art Erleichterung verschafft, und sich dann doch entschieden, ihre Krankheit mit Leiden und Tod in Kauf zu nehmen.


Wie es wäre, wenn an jeder Ecke so eine Institution stünde, weiß ich nicht, wahrscheinlich allerdings, so wie schon hier gesagt...um etliches "leichter" die Menschen einfach zu "entsorgen".
 
JoyeuX schrieb:
Allerdings läuft da auch etliches schief...
Sieh dir nur mal Krebspatienten an.
Da wird im Endstadion noch Chemotherapie gegeben,

Hm, ich weiss nicht, woher du diese Erfahrung hast...

Palliativmedizin ist begleitende Medizin, da wird weder mit Chemo, noch mit Bestrahlung, OP oder sonst irgend welchen lebenserhaltenden Maßnahmen hantiert. Palliativmedizin setzt da ein, wo die Botschaft der Ärzte an den Patienten kommt "Wir können nichts mehr für sie tun". Dann hat der Patient die Möglichkeit, sich zu entscheiden: Will er lebenserhaltende Maßnahmen oder will er keine.

Meine Mutter hat sich damals gegen lebenserhaltende Maßnahmen entschieden (nachdem sie mehrere Chemoversuche hinter sich hatte, diese Therapien aber nicht vertragen hatte), und sie wurde auf wunderbare Weise begleitet - von Ärzten, Schwestern und ehrenamtlichen Hospizmitarbeitern der Caritas. Durch sie habe ich von der Palliativmedizin überhaupt erst erfahren, sie hat ihre letzten Lebenstage auf einer Palliativstation verbracht. So traurig der Anlass war, so berührend war es für mich zu sehen, wie sehr das Personal die Patienten umsorgte (1 Schwester für 2 Patienten - auf welcher "normalen" Station gibt es das?). Ich selbst habe auch die Ausbildung für ehrenamtlichen Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung gemacht, auch da haben wir einiges gelernt über das Ziel der Palliativmedizin.

Bei meinem Mann war es ebenso... Keine lebensverlängernden Maßnahmen, und das wurde seitens der Ärzteschaft respektiert und danach gehandelt.

Das sind halt *meine* Erfahrungen mit Palliativmedizin. Irgendwo scheint da ein Interpretationsfehler zu sein, denn sobald lebensverlängernde Maßnahmen gesetzt werden (zu denen eine Chemo ja i.d.R. zählt, nehme ich mal an), ist das für mich keine Palliativmedizin sondern "ganz normale" Schulmedizin.

lichtbrücke
 
lichtbrücke;2950980 schrieb:
Hm, ich weiss nicht, woher du diese Erfahrung hast...

Palliativmedizin ist begleitende Medizin, da wird weder mit Chemo, noch mit Bestrahlung, OP oder sonst irgend welchen lebenserhaltenden Maßnahmen hantiert. Palliativmedizin setzt da ein, wo die Botschaft der Ärzte an den Patienten kommt "Wir können nichts mehr für sie tun". Dann hat der Patient die Möglichkeit, sich zu entscheiden: Will er lebenserhaltende Maßnahmen oder will er keine.

Meine Mutter hat sich damals gegen lebenserhaltende Maßnahmen entschieden (nachdem sie mehrere Chemoversuche hinter sich hatte, diese Therapien aber nicht vertragen hatte), und sie wurde auf wunderbare Weise begleitet - von Ärzten, Schwestern und ehrenamtlichen Hospizmitarbeitern der Caritas. Durch sie habe ich von der Palliativmedizin überhaupt erst erfahren, sie hat ihre letzten Lebenstage auf einer Palliativstation verbracht. So traurig der Anlass war, so berührend war es für mich zu sehen, wie sehr das Personal die Patienten umsorgte (1 Schwester für 2 Patienten - auf welcher "normalen" Station gibt es das?). Ich selbst habe auch die Ausbildung für ehrenamtlichen Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung gemacht, auch da haben wir einiges gelernt über das Ziel der Palliativmedizin.

Bei meinem Mann war es ebenso... Keine lebensverlängernden Maßnahmen, und das wurde seitens der Ärzteschaft respektiert und danach gehandelt.

Das sind halt *meine* Erfahrungen mit Palliativmedizin. Irgendwo scheint da ein Interpretationsfehler zu sein, denn sobald lebensverlängernde Maßnahmen gesetzt werden (zu denen eine Chemo ja i.d.R. zählt, nehme ich mal an), ist das für mich keine Palliativmedizin sondern "ganz normale" Schulmedizin.

lichtbrücke


Chemotherapie palliativ gibt es sehr wohl.....und wird auch so genannt...


http://www.krebshilfe-wien.at/Chemotherapie.107.0.html
 
JoyeuX schrieb:
Chemotherapie palliativ gibt es sehr wohl.....und wird auch so genannt...

Mag durchaus sein, aber ich denke, dass der Patient im Vorabgespräch mit dem Arzt sehr klar und deutlich seine Wünsche äussert und dem auch Rechnung getragen wird. Heisst soviel wie... Wenn eine Chemo palliativ angewandt wird, dann vermutlich im Einverständnis mit dem Patienten bzw. den Angehörigen.

In der Palliativmedizin wird auf Wunsch des Patienten auf lebensverlängernde Maßnahmen verzichtet bzw. ggf. solche auch abgebrochen.

http://www.palliativstation-omega.de/allgemein/allg1.htm

http://www.palliativstation-omega.de/glossar/glos1.htm#kurat (ziemlich am Ende der Seite steht dann die Definition von aktiver bzw. passiver Sterbehilfe)

lichtbrücke
 
Ich bin ganz klar für Sterbehilfe, sofern jemand todkrank oder so stark erkrankt/gehandicappt ist (ohne berechtigte Hoffnung auf Besserung), dass er/sie nicht mehr normal leben kann. Querschnittslähmung z.B: würde ich dazu zählen.

Wenn jemand allerdings schwer depressiv ist, dann ist das erstens keine tödliche Krankheit (jedenfalls nicht notwendigerweise, und nicht im gemeinten Sinne), und zweitens mag es zwar so sein, dass man auch Probleme damit hat
normal zu leben, aber es besteht berechtigte Hoffnung auf Besserung, und drittens kann man wohl zusätzlich noch davon ausgehen, dass man wenigstens was das Thema Tod betrifft nicht mehr ganz bei klarem Verstand ist (ich denke auch, dass ich es mir schwerer mache, als ich müsste mit Schwarzseherei und nicht ganz realistisch bin)

LG PsiSnake
 
lichtbrücke;2951008 schrieb:
Mag durchaus sein, aber ich denke, dass der Patient im Vorabgespräch mit dem Arzt sehr klar und deutlich seine Wünsche äussert und dem auch Rechnung getragen wird. Heisst soviel wie... Wenn eine Chemo palliativ angewandt wird, dann vermutlich im Einverständnis mit dem Patienten bzw. den Angehörigen.

In der Palliativmedizin wird auf Wunsch des Patienten auf lebensverlängernde Maßnahmen verzichtet bzw. ggf. solche auch abgebrochen.

http://www.palliativstation-omega.de/allgemein/allg1.htm

http://www.palliativstation-omega.de/glossar/glos1.htm#kurat (ziemlich am Ende der Seite steht dann die Definition von aktiver bzw. passiver Sterbehilfe)

lichtbrücke



Also die Definition von Palliativ wie du sie beschreibst, hör ich zum ersten Mal.

Imho ist Palliativmedizin darauf ausgerichtet, verschiedene.....Therapien bei Menschen anzuwenden die keine Chance mehr auf Heilung haben, und nicht vorwiegend lebensverlängernde Maßnahmen zu vermeiden....
 
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JoyeuX schrieb:
Imho ist Palliativmedizin darauf ausgerichtet, verschiedene.....Therapien bei Menschen anzuwenden die keine Chance mehr auf Heilung haben, und nicht vorwiegend lebensverlängernde Maßnahmen zu vermeiden....

Palliativ heisst lindern. Es werden keine lebensverlängernden Maßnahmen ergriffen, sondern der Mensch wird begleitet bis zum Schluss - medizinisch, psychologisch, spirituell, sozial betreut. Und es wird alles was möglich ist getan, um das Leben in dieser letzten Phase so angenehm wie möglich zu gestalten, dazu gehört natürlich auch die Vermeidung von Schmerzen. So ganz genau kenne ich mich nicht aus, bin kein Mediziner.

Ziel der Palliativmedizin, sowie allen anderen beteiligten Personen, ist, die Lebensqualität des Patienten auf einem höchstmöglichen Level zu halten. Es steht der Mensch mit seinen Wünschen und Bedürfnissen im Vordergrund, und nicht die Medizin.

Zur Info ein paar Unterscheidungspunkte einer Palliativstation zu einer "normalen" Station:

Einzelzimmer (die Station, auf der meine Mutter war, bestand aus 8 Zimmern),
die Patienten werden morgens nicht geweckt, dürfen schlafen so lange sie wollen,
das Essen wird, bevor es püriert wird, dem Patienten gezeigt, damit er sieht, was er da zu essen bekommt,
wenn mich nicht alles täuscht, gibt es auch keine festen Essenszeiten für die Patienten, Essen kann in Mikro warm gemacht werden,
dem Badewasser wird Aromaöl beigegeben, je nach Wunsch,
es gibt keine Besuchszeiten - Angehörige dürfen jederzeit besuchen,
Haustiere dürfen auf die Station (zwar durch den Hintereingang des KH, aber immerhin),
medizinische Maßnahmen zur Linderung/Erleichterung (nicht zur Lebensverlängerung!!!) selbstredend - was auch immer dazugehört. Da wissen medizinische Profis unter uns besser Bescheid. Bin mir nicht sicher, aber ich glaube, Palliativmedizin ist eine zusätzliche Ausbildung für Ärzte und Pflegepersonal.

Meine Mutter bekam von der Schwester einen CD-Player zur Verfügung gestellt, sie schlief jeden Abend mit Musik ein,
2 Tage bevor sie verstorben ist (sie war nicht mehr ansprechbar), haben meine Nichte und mein Neffe noch live für sie im Zimmer musiziert.

Ich weiss nicht, ob es auf allen Palliativstationen so ist, aber diese Erfahrungen waren für mich - trotz der Problematik - unglaublich schön und berührend. Es hat für mich etwas mit Respekt und Würde zu tun.

Dass der Betrieb derartiger Stationen sehr kostenaufwändig ist, ist klar, und die Wartelisten sind i.d.R. lang. Soviel ich weiss, wird danach gestrebt, den Palliativgedanken auch in "normalen" Stationen zu verbreiten.

lichtbrücke
 
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