Petition an Alle der in "Liebe"

karuna
Der Roman "Kismet" befindet sich bei den letzten Seiten..
tja schade - wenn alles nach klassischen Regeln abläuft, müsste Miguel durchs Fenster stürmen und sie heldenhaft aus den Klauen des Beduinen befreien? Oder aber sie wird auf ewig Gefangene sein, allerdings nur ihr Körper, Geist und Seele werden frei umherfliegen, bis der sterbende Körper beide freigibt?
Liebe Grüße Inti
 
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"Euer Schmerz ist grösstenteils selbst erwählt.
Er ist der bittere Trank, mit dem der Arzt in euch
eurer krankes Selbst kuriert."

Khalil Gibran


Es war bereits Freitag.
Noch immer keine Neuigkeiten, dachte Miguel Angelo enttäuscht. Er war auf dem Weg zu Marco. Der Junge war davon überzeugt, dass seine Mutter, wie verabredet, nach Hause kommen würde. Er wollte mit Marco einkaufen gehen.
Der Sturm war vorbei gezogen. Endlich war der Himmel wieder klar. Jetzt musste die Sonne erst einmal die Wände der feucht gewordenen Häuser trocknen.
Das Telefon klingelte, es war Cristina.
„Endlich! Da bist du ja. Ich mache mir große Sorgen. Hoffentlich gibt es eine Neuigkeit“, sprach er schnell.
„Ja Papa. Wir haben die Spur von Patna in Indien aufgenommen. Lufthansa fand heraus, dass Mama am 28.01. zusammen mit Mister Habbas von Patna nach Delhi geflogen ist.“
Sie schwieg. Miguel Angelos Nerven waren aufs Äußerste angespannt.
„Und weiter, Cristina?“
„Am 29.01 Ankunft um 5 Uhr 31 auf Bahrain mit Flug Nummer GF 131. GF bedeutet Gulf Air, Papa.”
Cristina schwieg wieder.
Da Miguel Angelo nichts antwortete, fuhr sie fort:
„Auch hier wieder kein Anschlussflug. Meine Kollegen meinten, die beiden könnten einen Leihwagen genommen haben und von Bahrain aufs Festland gefahren sein. Nach Dharan.“
„Bahrain?“, fragte er mit tonloser Stimme. „Ist das alles?“
„Nein! Das Beste kommt noch. Hör gut zu, Papa. Da ist ein Flug für Mama am 16.02 gebucht. Flugnummer 19 mit Gulf Air von Bahrain nach Paris um 2.01 Uhr. Ankunft in Paris Charles de Gaulles um 7.55 Uhr... Na, was sagst du jetzt?“
„Ich sag gar nichts“, antwortete er. „Ich sag erst etwas, wenn ich übermorgen ihre Stimme am Telefon höre.“

Text von Karuna :kiss3:
 
Athousand years, a thousend more
A thousend times a million doors to eternity…

A million roads, a million fears
A million suns, ten million years of uncertainty…

But if there was a single truth, a single light
A single thougt, a singular touch of grace
Then following this single point, this single flame,
This single haunted memory of your face

I still love you
I still want you
A thousand times the mysteries unfold themselves
Like galaxies in my head…

On and on the mysteries unwind themselfes
Eternities still unsaid
‘Til you love me


Sting



Stella saß mit Mahoud im Patio. Sie hatten ausgiebig gefrühstückt und Stella betrachtete nun den Brunnen. Beobachtete, wie die Wassertropfen im Licht der Morgensonne aufblitzten, um dann an der Wasseroberfläche abzuperlen. Ein unermüdliches Spiel von Licht, Wasser und Bewegung. Und sie dachte daran, dass sie eigentlich zufrieden sei.
„Das hier ist wirklich ein kleines Paradies“, sprach sie leise, mehr zu sich.
„Es ist alles für dich, Liebste.“
Mahoud legte seine Hand auf ihren Arm.
Er war erleichtert, dass sie sich so leicht gefügt hatte. Ein wenig seltsam, ihr Geisteswandel, dachte er. Aber wer verstehe schon die Frauen wirklich. Ich habe sie diese Nacht ins Schlafzimmer zurückgeholt. Sie hat keine Panik mehr gezeigt und auch keine Fluchtversuche unternommen.
Ja, dachte er, sie wird freiwillig bei mir bleiben. Stella ist intelligent genug, um sich auszurechnen, dass sie keine Chance hat, von hier zu entkommen.
„Gehen wir zusammen zum Olivenbaum?“, hörte Mahoud sie fragen.
„Sicher, mein Vögelein.“

Es war ein milder Tag, dieser vierzehnte Februar. Ein bedeutsamer Tag im Leben von Stella und Mahoud. Sehr still war es hier oben an den Ausläufern des Asir Gebirges. Nur der Wind rauschte. Er kam vom Roten Meer. Sie gingen schweigend den Weg hinauf zum Olivenbaum, jeder in sich gekehrt. Nachdem sie sich gesetzt hatten, begann Stella:
„Mahoud, erinnerst du dich an den Traum, den ich im Flugzeug hatte?“
Sie sah ihn aufmerksam an. „Auf dem Flug von Delhi nach Bahrain?“
Er nickte.
„Ich träumte damals von Spanien und stand am Ufer einer Flussmündung. Den Rest hatte ich vergessen.“
Sie machte eine kurze Pause, überlegte.
„Gestern Abend, als du mir den Tee holtest, muss ich kurz eingeschlafen sein. Da träumte ich den Traum zu Ende. Du sagst, es sei alles geschrieben. Bitte sei nicht schockiert, aber du warst die Hauptperson in meinem Traum.“
Stella erzählte ihm, wie Phönizier sie auf das Schiff entführten und nach Byblos gebracht hatten.
„Mahoud“, sprach sie leise. „Du hast mich damals geliebt und mich geheiratet. Das war vor dreitausend Jahren.“

Die Zeit schien aufgehoben. Beide hatten den Eindruck, als befänden sie sich in einem Raum von schwindelerregender Größe. Dort war es ihnen vergönnt, für einen Augenblick in das Netzwerk der Jahrtausende zu schauen. In dieser gemeinsamen Vision sahen sie auf ein feines, hellgolden schimmerndes Gewebe aus feinstem Gespinst, aber gewaltig in seiner Struktur und unendlich in seiner Dimension...
Das Schauspiel war vorbei, fast ehe es begonnen hatte. Sie hörten noch ein starkes Rauschen, wie das Rauschen des Windes, dann war es vorüber. Sie sahen sich an. Langsam zeichnete sich die Erkenntnis in Mahouds Gesicht ab. Erst staunend, dann aber hatte er begriffen.
„Jetzt verstehe ich den Samstagmorgen im Libanon“, rief er aus. „Damals, als ich die Zeder in den Bergen holte. Da war doch so ein seltsames Gefühl, als ich bei Byblos vorbei kam.“
„In meinem Traum“, fuhr Stella ernst fort, „habe ich meine Heimat nie mehr wiedersehen dürfen. Willst du, dass sich alles noch einmal wiederholt? Oder willst du vertrauen?“
„Bei Allah! Ich vertraue, Stella.“


Text von Karuna :kiss4:
 
"Wie soll ich deine Seele halten,
dass sie nicht an deine rüht?
Wie soll ich sie hinheben, über dich zu andern Dingen?"

Rilke



Stella ging langsam in Richtung Passkontrolle. Sie hatte es nicht eilig. Beschloss, nachher Miguel Angelo anzurufen.
„Hallo Miguel Angelo“, meldete sie sich wenig später.
„Endlich, Stella. Ich bin gerade in Paris gelandet.“
Pause.
Miguel Angelo atmete erleichtert auf.
„Ich komme mit Air France um 15 Uhr aus Lissabon an.“
„Ich hole dich ab, Stella. Geht es dir gut?“
„Ja, danke. Mir geht es gut. Also dann, bis später.“

Sie kaufte einen Capuccino und setzte sich in die Wartehalle. Beobachtete, wie der Himmel über Paris langsam heller wurde. Stella lächelte. Ich glaube, ich habe einen Engel. Sein Name ist Nicolas, der Sohn meiner Freundin. Er liegt um diese Zeit in seinem Bett in London und schläft.
„Komm mit nach Indien“, sagte er zu mir damals. Es war Silvester und ich war traurig und allein. Da ergriff ich die Chance, mein bisheriges Leben hinter mir zu lassen! Weg von allem.
Stella wurde alles klar. Sie sah Nicolas in Bodh Gaya zwei Mal. Beide Male an heiligen Plätzen. Zuerst vor dem Mahabodhi Tempel. Und noch einmal nach der Initiation mit dem Dalai Lama. Nicolas in seinem langen, schwarzen Mantel. Er tauchte in Gesellschaft einiger Mönche plötzlich vor mir auf und tippte mir auf die Schulter.
Hallo Stella. Wie geht’s?
Nicolas?
Ich war überrascht.
Es geht mir gut, antwortete ich und schenkte ihm ein glückliches Lächeln.
Nicolas, du bist mein Engel.
Er lächelte mich an. Und weg war er.

ENDE

Text von Karuna :kiss4:
 
E P I L O G


Hallo Fremder, wurde er begrüßt. Willkommen auf der Iberischen Halbinsel.

Seit einer Woche war Mahoud der glücklichste Mensch auf Erden. Da hatte Stella ihn angerufen. Er versprach ihr, von Beirut aus los zu fliegen. Sie wollte es unbedingt so haben. Ich komme, so schnell ich kann. Dann hatte er den Flug gebucht. Mit Syrian Arab Airlines von Beirut nach Madrid.

Gemeinsam schoben sie den Gepäckwagen zum Parkhaus. Stella hatte einen silbernen Seat Toledo gemietet, der dort bereitstand.
„Ich glaube, Madrid wird dir gefallen. Unser Hotel ist im Zentrum“, verriet sie ihm. „Morgen habe ich vor, dich durch den Prado zu führen. Ich will dir die spanischen Meister zeigen.“
„Ich freue mich auf alles“, antwortete er und fuhr nach ihren Anweisung in die Innenstadt.
„Übermorgen geht es nach Cordoba und weiter nach Granada.“ Sie sah ihn von der Seite an. „Wir werden die Al-Hambra besichtigen. Bist du einverstanden?“
„Großartig.“ Er strahlte. „Und was hast du in den nächsten Tagen noch mit mir vor?“
„Lass dich überraschen...“

Vier Tage später fuhren sie von Almeria die Küstenstrasse hinauf, bis zur Mündung des Ebros. Es war September. Ein heißer Tag. Stella trug eine orangefarbene Bermuda und ein gleichfarbiges T-Shirt mit Blumenmuster, er eine weiße Leinenhose, dazu ein rotkariertes Hemd.

„Hier könnte es gewesen sein.“ Stella deutete auf eine lange Sandbank. Schilf wuchs am Ufer, der Fluss trieb an dieser Stelle träge dahin.
Sie befanden sich in einem Vogelschutzgebiet, am rechten Ufer des Ebro. In der Mitte des Flusses liegt eine große Insel, sie wird Buda genannt.
Ein Parkaufseher kam vorbei. Stella bat ihn, ein Foto von ihnen zu machen, zeigte, wie es ginge und gab ihm ihre Digital Kamera. Später setzten sie sich ans Ufer, badeten ihre Füße im Wasser und beobachteten die Flamingos.
„Morgen beginnt unsere gemeinsame Reise, von Madrid aus.“
Mahoud warf ein paar Steine ins Wasser.
„Wohin geht später unsere Reise, Fremder?“
Sie schaute über den Fluss. Er ist inzwischen versandet, dachte sie...
„Nach Beirut“, hörte sie ihn sagen. „Von dort weiter nach Jebail.“
„Jebail?“
„So heißt heute die Stadt Byblos.“
Er nahm ihre Hand.
„Genau so, wie du es dir gewünscht hast. Und dann zu meinen Eltern.“
„Oh. Da haben wir viel vor. Und dann?“
„Dharan.“
Sie antwortete nichts darauf.
Heute können hier keine Schiffe mehr herein, dachte sie.
„Und du bleibst für immer bei mir?“, fragte er.
Sie sah zu ihm herüber.
Er schaute sie an. Ihre Blicke vereinten sich und drangen bis in die Tiefe ihrer Seelen.
Wer bist du, Fremder, fragte Stella sich. Bist du mein Freund? Bist du mein Feind? Ist es nicht alles das Gleiche?
„Ja“, antwortete sie. „Ich bleibe für immer bei dir. Insha Allah.“

Text von Karuna :kiss3: :kiss4: :kiss3:
 
karuna
Er lächelte mich an. Und weg war er.
wie gewonnen so zerronnen oder erst zerronnen dann gewonnen?
:blume: ich danke dir für diese Geschichte, es war wie früher beim Zeitunglesen, jeden Tag ein Stück und schön, daß niemand protestiert hat, weil sie in die Rubrik "Aufgeschrieben" gehört. Sag mal wieviel % dieser Geschichte ist selbst erlebt und wieviel konstruiert?

Liebe Grüße Inti
 
Und ich danke allen, die an diesem thread
teilgenommen haben und Ullikin

Die Liebe ist das Kostbarste was wir besitzen
und unter dem Zeichen der Liebe... das ist die
Fahne die hier weht!
Ich danke auch den Mods, dass sie stillschweigend meine
Posts geduldet haben... auch das ist Liebe

Und wenn mein Buch endlich veröffentlicht wird
bekommt jeder von euch ein signiertes Exemplar wenn es soweit ist!

Ich liebe euch Karuna :danke:
 
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