Jede Erfahrung ist selbst erwählt

Man soll sich kein Bild über das Höchste machen, denn unweigerlich würde für den, der nicht versteht, daraus ein Götze werden.
Man darf sich also über das Höchste kein Bild machen, weil man es nicht verstehen soll? Es bleibt also einem kleinen elitären Kreis vorbehalten über das Höchste nachzudenken? Hatte nicht schon Jeremia und auch Jesus diese Überheblichkeit an den Pranger gestellt:

Lukas 11[52] Wehe euch Schriftgelehrten, denn ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen. Ihr kommt nicht hinein und verwehrt es denen, die hineinwollen.

Werden wir mit dieser Haltung zu einem besseren Menschen – wohl kaum. Nein, es geht hier nicht um die Erkenntnis, sondern um den Machterhalt über das Seelenheil anderer bestimmen zu können. Je abstrakter und weiter das Höchste vom Menschen entfernt wird, je kälter wird das Licht – an dem sich die Seele eines Menschen wärmen könnte. Es ist dann so, wie bei einem Lichtstrahl eines fernen Sternes, der auf seinem langen Weg durch das Universum seine Wärme verloren hat.

Ich bin der Auffassung, dass man im Nichts keine Orientierung finden kann. Es hat schon seinen Grund, warum sich Jesus und andere Heilsbringer so breitem Zuspruch erfreuen.


Merlin
 
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Man darf sich also über das Höchste kein Bild machen, weil man es nicht verstehen soll? Es bleibt also einem kleinen elitären Kreis vorbehalten über das Höchste nachzudenken?
Nein, weder noch.
Es geht nicht darum, dass wir nicht verstehen sollen, wir können es nicht verstehen. Mystische oder anderweitig tiefe Erfahrungen führen aber näher heran, jedoch können sie es nicht fassen, denn es ist unfassbar. Ein unveränderliches Bildnis ist gegen die Natur, in der alles im Wandel ist.

Hatte nicht schon Jeremia und auch Jesus diese Überheblichkeit an den Pranger gestellt:

Lukas 11[52] Wehe euch Schriftgelehrten, denn ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen. Ihr kommt nicht hinein und verwehrt es denen, die hineinwollen.
Aus meiner Sicht waren es die Schriftgelehrten, die sich hier ein Bild machten.
Nein, es geht hier nicht um die Erkenntnis, sondern um den Machterhalt über das Seelenheil anderer bestimmen zu können.
Das bringt ein Götze mit sich.
Je abstrakter und weiter das Höchste vom Menschen entfernt wird, je kälter wird das Licht – an dem sich die Seele eines Menschen wärmen könnte.
Das Absolute/Höchste ist in keinerlei Entfernung zum Menschen, aber auch in keinerlei Nähe. All dies sind Bilder, die du dir machst und mit denen du deinen Glauben stützt.
Das Höchste ist weder innerhalb noch außerhalb von uns, wir sind es und wir sind es nicht.

Ich bin der Auffassung, dass man im Nichts keine Orientierung finden kann. Es hat schon seinen Grund, warum sich Jesus und andere Heilsbringer so breitem Zuspruch erfreuen.
Wir müssen im Nichts auch keine Orientierung finden. Welches Nichts? Die Welt bietet so viel, nehmen wir doch von dem, was da ist.
 
Zitat von DruideMerlin:
Man darf sich also über das Höchste kein Bild machen, weil man es nicht verstehen soll? Es bleibt also einem kleinen elitären Kreis vorbehalten über das Höchste nachzudenken?
Wellenspiel: Nein, weder noch.
Es geht nicht darum, dass wir nicht verstehen sollen, wir können es nicht verstehen. Mystische oder anderweitig tiefe Erfahrungen führen aber näher heran, jedoch können sie es nicht fassen, denn es ist unfassbar. Ein unveränderliches Bildnis ist gegen die Natur, in der alles im Wandel ist.
Unser ganzes Erinnern und Denken orientiert sich an Bildern, ob wir das wollen oder nicht. Wenn wir etwas nicht verstehen können, versuchen wir uns im wahrsten Sinne des Wortes ein „Bild“ zu machen. Auch zu mystischen Erfahrungen brauchen wir ein solches Bild und sei es nur ein Symbol, um das unsere Gefühle, Visionen und Gedanken kreisen können. Schon alleine der Begriff vom Höchsten ist mit einer bildlichen Assoziation verbunden.

Ja, es gibt Dinge, die wir nicht verstehen und gerade da brauchen wir ein Bild, um es fassbarer zu machen. Darin liegt ja auch die Kraft, die von Jesus ausgeht, weil er einer von uns ist, der zum Mittler zwischen dieser und der göttlichen Welt geworden ist. Mit ihm hat die Nächstenliebe und Gott ein Gesicht bekommen und jeder weiß, von was die Rede ist.

Wenn ich nun das Gebot ausstreue, mann solle sich dazu kein Bild machen, heißt das doch im Klartext, dass ich darüber nicht nachdenken soll. Man möchte damit diesen Gott, das Höchste oder was auch immer als etwas Unangreifbares darstellen, das nur den Eingeweihten zugänglich ist (der Schlüssel in der Hand).

Wellenspiel: Das Absolute/Höchste ist in keinerlei Entfernung zum Menschen, aber auch in keinerlei Nähe. All dies sind Bilder, die du dir machst und mit denen du deinen Glauben stützt.
Das Höchste ist weder innerhalb noch außerhalb von uns, wir sind es und wir sind es nicht. Wir müssen im Nichts auch keine Orientierung finden. Welches Nichts? Die Welt bietet so viel, nehmen wir doch von dem, was da ist.

Ja, dann frage ich mich doch, wozu für mich als Mensch der Glaube an dieses absolute Höchste gut sein soll? Ich sehe in diesem Gedankenkonstrukt nur eine Variable ohne Wert.


Merlin
 
Unser ganzes Erinnern und Denken orientiert sich an Bildern, ob wir das wollen oder nicht. Wenn wir etwas nicht verstehen können, versuchen wir uns im wahrsten Sinne des Wortes ein „Bild“ zu machen. Auch zu mystischen Erfahrungen brauchen wir ein solches Bild und sei es nur ein Symbol, um das unsere Gefühle, Visionen und Gedanken kreisen können. Schon alleine der Begriff vom Höchsten ist mit einer bildlichen Assoziation verbunden.
Vollkommen richtig. Darum ist das Höchste nicht fassbar. Nicht in seiner einen, einzigen Wahrheit. Nur in seinen Facetten und unendlichen Erscheinungsformen.
Ja, es gibt Dinge, die wir nicht verstehen und gerade da brauchen wir ein Bild, um es fassbarer zu machen.
Manche brauchen es mehr, manche weniger.
Tiere brauchen es beispielsweise gar nicht. Religio ist so ne Menschensache, die ich auch noch auf keinem Baum fand. ;)

Darin liegt ja auch die Kraft, die von Jesus ausgeht, weil er einer von uns ist, der zum Mittler zwischen dieser und der göttlichen Welt geworden ist. Mit ihm hat die Nächstenliebe und Gott ein Gesicht bekommen und jeder weiß, von was die Rede ist.
Mir sagt Jesus nur wenig, weil ich keine besondere Beziehung zum christlichen Glauben habe, weder innig noch gewollt distanziert. Aber ja, Glaube kann Berge versetzen und ich sehe per se nichts Schlechtes darin, gerade wenn Nächstenliebe im Mittelpunkt steht.
Mein Vater lebt noch, allein wegen seines Glaubens, und dafür bin ich zutiefst dankbar.
Es ist halt eine Gratwanderung mit dem Glauben. Darum ziehe ich persönlich es vor, zu wissen oder zumindest dem Wissen näherzukommen, auf mystischer Ebene. Der besondere Reiz liegt darin, dass ich immer unwissend bleiben werde, weil Wissen, anders als Glauben, kein Hab und Gut ist. Ich habe nichts und kann somit nichts verlieren; ich kann nichts gewinnen und komme somit nicht in die Versuchung des Wettstreits.

Wenn ich nun das Gebot ausstreue, mann solle sich dazu kein Bild machen, heißt das doch im Klartext, dass ich darüber nicht nachdenken soll. Man möchte damit diesen Gott, das Höchste oder was auch immer als etwas Unangreifbares darstellen, das nur den Eingeweihten zugänglich ist (der Schlüssel in der Hand).
Nur, wenn du es so auslegst.
Ich z.B. sage nicht, dass man sich kein Bild machen DARF. Letztlich ist es unmöglich, sich kein Bild zu machen. Aber vor allem ist es nicht förderlich, sich ein Bild zu konstruieren, gewollt, nach Plan oder nach einer Erwartungshaltung. Das führt von der sich ewig erweiternden Erkenntnis über das Höchste weg, nagelt einen an einem Kreuz fest, von dem man sich aus eigener Kraft nicht mehr zu lösen vermag (sorry für die metaphorische Anspielung).

Ja, dann frage ich mich doch, wozu für mich als Mensch der Glaube an dieses absolute Höchste gut sein soll? Ich sehe in diesem Gedankenkonstrukt nur eine Variable ohne Wert.
Wenn du dich an Werten festhängst, machst du dich selbst unfrei. Ich nenne das die Selbstkreuzigung, die man im Christentum stark beobachten kann, aber generell ist das zu einer starken westlichen kulturellen Prägung geworden. Natürlich sei dir nach deinem Willen.
 
Zweitens, dass jede Erfahrung, die mir widerfährt, von meiner Seele so gewollt und gewählt ist, weil es meine Entwicklung voranbringt - auch negative Erlebnisse.
Du bist sicher ein Freund unseres laxen Rechtssystems.

Wenn Frauen geschlagen und missbraucht werden WOLLEN, Kinder alten Säcken als Lustspielzeug zur Verfügung stehen WOLLEN, Menschen von aggressiven Ar***löchern totgefahren oder -geprügelt werden WOLLEN etc., dann müssen wir uns doch alle gar keine Gedanken um den Zustand unserer Welt/Gesellschaft machen, läuft alles unter der Rubrik "Hilfe zur spirituellenEntwicklung".

Die, die da im allgemeinen als "Opfer" bezeichnet werden sollten doch lieber dankbar sein dass ihre "Entwicklung voran gebracht wird".

R.
 
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