Geschwister ....Bruder / Schwester - Geschwister gleichen und anderen Geschlechts

Schön, daß dein Bruder in dir einen "Zeugen" hatte. Ich mußte durch all das alleine hindurch, und Freundinnen hatten verständlicherweise auch keine Lust, allzu oft davon zu hören.
So habe ich es noch gar nicht gesehen (y). Ich habe mir nach dem Tod meines Bruders über so Einiges aus unserer gemeinsamen Vergangenheit Gedanken gemacht.

Ist man älter sieht man ja auch manches anders wie im mittendrin stecken in der Kindheit. Mir auch ein Bissel Vorwürfe gemacht - warum sich bei uns Nähe später im Leben nicht gehalten hat. Wo ich dann immer etwas neidisch aber auch traurig war - bei Anderen,, die von ihren Brüdern und engem Kontakt sprachen.

Dass ich ein Zeitzeuge für ihn war und so vllt. auch non-verbal energetisch etwas Positives bewirkt habe - tut mir jetzt gerade sehr gut. :)

Danke.
 
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Ah, jetzt hab ich´s. Oh ja, den Satz kenn ich zur Genüge. Fehlt noch "mach die Augen zu. was du dann siehst, das ist deins." (zu lächerlich harmlosen Gelegenheiten, wo Kind ´aufmüpfig und frech` meinte, sich und seins behaupten zu können, was die Eltern mit etwas gutem Willen als gesundes wachsendes Selbstwertgefühl vom Kind hätten werten und beantworten können.)
Ich glaub echt, dass das klassische Eltern-Vererbe-Waffe-Sätze sind :D- die fast jedes Kind mal um die Ohren gehauen bekommt - wenn die Eltern nicht mehr weiter wissen. Bei mir kam dann noch dieses "so lange du die Füsse unter meinen Tisch stellst...bla bal bla". Was ich dann mit 18 schnell abgestellt habe und mir meinen eigenen Tisch gesucht habe.

Aber mein jüngerer Bruder blieb drin. Allein mit meinem Vater im Elternhaus, der unsere Mutter und seine langjährige Seelen-Gefährtin verloren hatte - mein Vater immer wie ein unverrückbarer Fels - wie ein starker, allen Winden trotzen könnender Baum - der danach erstmal eine ganze Zeit wie völlig entwurzelt und desorientiert war.
 
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weil die lange Linie dieser Eltern es nicht vermocht hatten, sich vom Urteil des Außen ("was sollen denn die Leute denken, wenn aus dir sowas wird?" u.ä.) freizumachen und ihr Kind stattdessen SEIN zu lassen
Ja - auch so ein inneres zwanghaftes Anliegen meiner Eltern - das uns beiden "zu Teil" wurde. Mein Bruder stand auch schon früh als Kind unter Druck. Den Grund habe ich als Kind natürlich nicht erfassen können.

Hat sich beim Spielen auf Spielplätzen lange in die Hose gemacht - war Bettnässer und hat dann auch noch eine Zeit lang Asthmaanfälle dazu bekommen. Was dann aber kuriert werden konnte.

Ich hab die meiste Zeit hilflos dabei gesessen und oft versucht, ihn noch zu retten - im trockene Hosen besorgt - bevor er vom Spielplatz nach Hause kam / ging. Wenn meine Mutter enttäuscht war - über ihre Kinder, über die die Leute reden konnten - dann war meine sonst recht explosiv angelegte Mutter - nie wütend - sondern traurig. Eine Wolke von Traurigkeit, die sie dann sprachlos einhüllte.

Mit allem Gemecker, Geschimpfe konnte ich als Kind irgendwie besser umgehen.. Aber nicht mit ihrer Traurigkeit. Da war ich ohnmächtig und machtlos und hätte alles getan, um Mutters Traurigkeit von mir und meinem Bruder fernzuhalten und diese aufzulösen.

Mein Bruder war ein unglaublich süsses und unwiderstehliches Kind, dem man nur schwer etwas übel nehmen konnte - man ihn immer am liebsten sofort mit "alles wird gut" umarmt hätte. Man wollte ihm einfach Gutes tun.

Das hat sich auch später als Erwachsener bei ihm gehalten - er hatte eine so kindlich absichtslose besondere einen berühren könnende Art - mit der er mich auch als Erwachsener noch um den Finger wickeln konnte. Die einzige Art, mich vor ihm zu schützen - wenn ich schon "ahnte" was wieder war und kam - war dann von Fall zu Fall - ihn ganz einfach nicht reinzulassen.
 
Heute kann ich mich nicht rückblickend auf unser beider Leben mit meinem jüngeren Bruder unterhalten. Was ich sehr schade finde.

Aber er hat es viel besser geschafft - aus diesem Scheixx "was sollen denn die Leute sagen" auszusteigen und das aber sowas von :)

Er hat ein abenteuerliches Leben gelebt, das mal von Oben gesehen an Erfahrungen viel reicher war - als meins. Er hat Sachen erlebt und durchlebt und war an Orten - an denen ich nie war. Und jetzt auch nicht mehr hinkomme. Er war unglaublich flexibel und konnte immer wieder in seinem Leben neu anfangen.

Ich habe ein Foto von uns Beiden - wo ich schon über 30 bin und neben ihm sitze - er breit an eine Wand gelehnt - ich zu seiner Seite und seinem beredsamen mit ausholenden Gesten untermalten Worten offensichtlich fasziniert wie gebannt lausche und auf ihn schaue.

In einer Körperhaltung, die sich wie eine Schlange um mich selbst windet und meine offene Mund Bewunderung für ihn zeigt - wie geradezu ein mich ihm unterwerfen zu wollen.

Wir Beide waren tatsächlich sehr verschieden.

Aber irgendwie glaube ich - dass jeder insgeheim vom Anderen doch auch beiderseitig geglaubt hat - "die besseren Karten für's Leben bekommen zu haben".
 
Schön, dass du hier auch deine Erfahrung schilderst und eingebracht hast. Ich finde Geschwisterbeziehungen auch echt interessant - da sind die Geschichten sehr vielseitig. und sehr facettenreich. Selbst wenn sich Geschwister untereinander später mal als Erwachsene unterhalten...


_:LOL: Tjaaaa....solche Wunschvorstellungen und Träume habe ich auch schon oft gehört ....aber erstens kommt es in der Realität dann anders und zweitens als man denkt :LOL:
Man will und wünscht sich immer das, was man nicht hat ....ist so ein bisschen wie bei den Haaren - haste Locken - willste glatte Haare :D


Das ist wirklich etwas - was für ein Einzelkind glaub ich - auch wirklich völlig normal und selbstverständlich ist - da denkt sich ein Einzelkind glaub ich nicht mal was Böses oder Nickeliges bei.

Zum fett gedruckten:

Nein, das ist für ein Einzelkind nicht per se normal. Das liegt an den Eltern, ob ein Kind teilt oder nicht. Ich bin selbst Einzelkind und seit ich denken kann wurde mir beigebracht und vorgelebt, dass man teilt. Weil ich nicht rund um die Uhr mit anderen Kindern zusammen war, lernte ich halt, den Erwachsenen von meiner Schokolade was anzubieten. Auch wenn sie nicht immer zugriffen, war es für mich selbstverständlich etwas her zu geben. Genauso selbstverständlich war es für meine Eltern mit mir zu teilen.

Während der Ausbildung war ich mit einer Freundin vier Monate in einem anderen Krankenhaus. Wir hatten da nur uns zwei. Sie hatte zwei ältere Brüder. Und wenn wir am Wochenende zu Hause waren, packten uns unsere Mütter meist ein Fresspaket. Während meine Mutter zu mir sagte "Für dich und XY", sagte ihre Mutter "Aber nicht, dass du die Hälfte Isisi gibst".

Meine Eltern waren recht arm und ihre Eltern recht reich. Meine Freundin fand die Einstellung ihrer Mutter unmöglich, so dass wir die beiden Fresspakete immer zusammen auffutterten.

Es gibt weder das typische Einzelkind, noch das typische Geschwisterkind.
 
Es gibt weder das typische Einzelkind, noch das typische Geschwisterkind.
Joa - da habe ich wohl in 27 jähriger Ehe mit einem Einzelkind - das mir heute noch hier und da alles an Süssem wegfuttert und mich in die Röhre schauen lässt - den Rest der Welt völlig aus dem Auge verloren ;) :LOL:

Gut, dass du mir das nochmal nahe gebracht hast - Danke. :)

Jo - in aller Regel gilt immer - es gibt immer "Sonne und Sonne". (y)
 
Jo - in aller Regel gilt immer - es gibt immer "Sonne und Sonne". (y)
Mein Bruder war ja auch kein Einzelkind - hat aber dennoch nicht geteilt - wenn es in der Kindheit um Süssigkeiten ging. Da war alles Seins. Und er da auch deutlich schneller.

Und mir als Kind nützte es dann Samstagabends auch nichts - wenn man mir sagte - ich kauf's dir neu. Ein Wochenende kann lang sein.
 
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Joa - da habe ich wohl in 27 jähriger Ehe mit einem Einzelkind - das mir heute noch hier und da alles an Süssem wegfuttert und mich in die Röhre schauen lässt - den Rest der Welt völlig aus dem Auge verloren ;) :LOL:

Mein Bruder war ja auch kein Einzelkind - hat aber dennoch nicht geteilt - wenn es in der Kindheit um Süssigkeiten ging. Da war alles Seins. Und er da auch deutlich schneller.

Und mir als Kind nützte es dann Samstagabends auch nichts - wenn man mir sagte - ich kauf's dir neu. Ein Wochenende kann lang sein.
womit wir dann wieder beim Thema und Themen-Anfang wären....
Mich würde mal interessieren - wie ihr Geschwister-Beziehung erlebt habt und was ihr davon in euren späteren Beziehungen mit Partnern - wiedererkannt habt. Vllt. auch über von damals "noch nicht erledigte" Gefühle - die man dann auf Partner-Ebene trägt und/oder austrägt, um dies zu heilen oder um es - aus höherer Sicht- auf eine andere Ebene bringen zu wollen.
Ich z. B. habe mir das Süssigkeiten essen dann der Einfachheit halber ...einfach abgewöhnt. :)

Das Gute daran - keine Gewicht-Halten-Probleme.
 
Verzichten für ....und aus besonderem (edel-höheren Grund) habe ich durch meinen nur 2 Jahre jüngeren Bruder früh gelernt. Das wurde von meiner Mutter mir gegenüber mal ausdrücklich wohlwollend gelobt und auch in Erinnerung gehalten. Wo es einmal nur noch eine Banane gab - und ich für's Bruder-Baby brav drauf verzichtet hätte.

Ich habe dazu letztens ein altes schwarz-weiss Foto gefunden - Mutter mit Bruder auf dem Arm und Banane - ich davor mit heulend verzogenem Gesicht.

Ich habe schon vor langer Zeit alle Familien-Kindheits-Fotos meinem Bruder für seine Familie und seine beiden Jungs geschenkt. War überrascht, das zwischen Neuzeit Bildern jetzt zu finden.

Verzichten für und aus besonderem Grund habe ich dann auch weiter kultiviert - das kann ich immer noch "gut".
 
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Diese Probleme mit dem Süßigkeiten teilen kannte ich nicht :D, da es so gut wie nie welche gab (außer zu Feiertagen vielleicht).
Wir waren extrem arm, da meine Mum Kriegsflüchtling war und sie in Ö schon froh war, genug zu essen und ein Dach über dem Kopf zu haben.
Meine große Schwester war 10 Jahre älter als ich. Von der bekam ich nicht mehr so viel mit als Kind, weil sie jeden Tag in die Stadt zur Schule fuhr und dann auch sehr früh geheiratet hat und weggezogen ist. Wohl auch, um aus den ärmlichen Verhältnissen rauszukommen. Wir wohnten damals alle in einem einzigen Raum.

Gespielt hab ich den ganzen Tag mit den Kindern auf dem Bauernhof, wo meine Mum und noch mehrere Familien gearbeitet haben. Die Landwirtschaft gehörte der Kirche (eigentlich war es ein Gutshof) und ich streunte den ganzen Tag in Wald und Flur herum mit den Jungs. Mädchen gabs da wohl keine, zumindest erinnere ich mich nicht daran.

Den Mangel an Süßigkeiten machte ich dadurch wett, dass ich den älteren Jungs, die in meine Schwester verknallt waren (sie war damals ein ziemlich heißer Feger) immer verraten habe, welche Unterwäsche sie gerade trug. Sie wunderte sich immer, woher sie das denn wussten......
Ich war schon ein ziemlicher Rabenbraten, fällt mir grad auf :D

Vater gabs bei uns keinen. Der Vater meiner älteren Geschwister (einen älteren Bruder hatte ich auch noch) wurde im Krieg in Slowenien erschossen und meinen Erzeuger kannte ich auch nicht. Meine Eltern trennten sich schon kurz nach meiner Geburt.

Meine Mum hat mich abgöttisch geliebt. Für sie war ich das schönste und klugste Kind überhaupt :D und sie war so stolz auf mich, dass aus mir etwas geworden ist, obwohl sie nur eine mangelhafte Schulbildung hatte, nur schlecht deutsch sprach damals.
Das traf allerdings auch auf meine Schwester zu. Sie besuchte damals die Handelsschule in Graz. Meine Mutter musste diese Schule privat bezahlen, und dafür arbeitete sie buchstäblich Tag und Nacht. Am Tag auf dem Landgut und in der Nacht nähte sie Kleider für alle möglichen Leute.
Sie wollte unter keinen Umständen, dass es uns als Frauen einmal so geht wie ihr. Dass wir eine Ausbildung haben und auf keinen Mann angewiesen sind.

Als meine Schwester dann wegzog und heiratete, wollte es meine Mum endlich einmal leichter haben und so zog ich dann mit ihr nach OÖ, wo sie einen Mann (meinen späteren Stiefvater) geheiratet hat.
Nun, das ging ja dann gründlich schief.....aber das ist eine andere Geschichte.
Von 11 bis 19 war ich dann im Kinderheim, also da war dann Schluss mit Familienleben.
Meine große Schwester hat mich dort immer wieder besucht und ich hatte auch Anschluss an ihre Familie, die sie zwischenzeitlich mit ihrem 2. Mann hatte.

Wir hatten viele Jahre ein sehr inniges Verhältnis, aber sie ließ mich immer wissen, dass sie es ungerecht fand, dass meine Mum mich mehr geliebt habe als sie.
Irgendwann mündete es dann darin, dass ich den Kontakt mir ihr komplett abgebrochen habe. Sie war schwer alkoholkrank und da war irgendwann einfach nichts mehr zu machen.

Meinen älteren Bruder sah ich überhaupt nicht mehr. Der ging in eine Lehre und heiratete dort in einen Betrieb und hat den Kontakt mit der Familie abgebrochen.

Die Gründe kenne ich nicht. Meine Mutter sprach auch nie darüber. Ich denke, der Krieg und die Umstände haben in vielen Familien ihre Spuren hinterlassen. Ich vermute, dass meine Mum damals froh war, dass er irgendwo Arbeit bekam....
 
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