Diese Probleme mit dem Süßigkeiten teilen kannte ich nicht

, da es so gut wie nie welche gab (außer zu Feiertagen vielleicht).
Wir waren extrem arm, da meine Mum Kriegsflüchtling war und sie in Ö schon froh war, genug zu essen und ein Dach über dem Kopf zu haben.
Meine große Schwester war 10 Jahre älter als ich. Von der bekam ich nicht mehr so viel mit als Kind, weil sie jeden Tag in die Stadt zur Schule fuhr und dann auch sehr früh geheiratet hat und weggezogen ist. Wohl auch, um aus den ärmlichen Verhältnissen rauszukommen. Wir wohnten damals alle in einem einzigen Raum.
Gespielt hab ich den ganzen Tag mit den Kindern auf dem Bauernhof, wo meine Mum und noch mehrere Familien gearbeitet haben. Die Landwirtschaft gehörte der Kirche (eigentlich war es ein Gutshof) und ich streunte den ganzen Tag in Wald und Flur herum mit den Jungs. Mädchen gabs da wohl keine, zumindest erinnere ich mich nicht daran.
Den Mangel an Süßigkeiten machte ich dadurch wett, dass ich den älteren Jungs, die in meine Schwester verknallt waren (sie war damals ein ziemlich heißer Feger) immer verraten habe, welche Unterwäsche sie gerade trug. Sie wunderte sich immer, woher sie das denn wussten......
Ich war schon ein ziemlicher Rabenbraten, fällt mir grad auf
Vater gabs bei uns keinen. Der Vater meiner älteren Geschwister (einen älteren Bruder hatte ich auch noch) wurde im Krieg in Slowenien erschossen und meinen Erzeuger kannte ich auch nicht. Meine Eltern trennten sich schon kurz nach meiner Geburt.
Meine Mum hat mich abgöttisch geliebt. Für sie war ich das schönste und klugste Kind überhaupt

und sie war so stolz auf mich, dass aus mir etwas geworden ist, obwohl sie nur eine mangelhafte Schulbildung hatte, nur schlecht deutsch sprach damals.
Das traf allerdings auch auf meine Schwester zu. Sie besuchte damals die Handelsschule in Graz. Meine Mutter musste diese Schule privat bezahlen, und dafür arbeitete sie buchstäblich Tag und Nacht. Am Tag auf dem Landgut und in der Nacht nähte sie Kleider für alle möglichen Leute.
Sie wollte unter keinen Umständen, dass es uns als Frauen einmal so geht wie ihr. Dass wir eine Ausbildung haben und auf keinen Mann angewiesen sind.
Als meine Schwester dann wegzog und heiratete, wollte es meine Mum endlich einmal leichter haben und so zog ich dann mit ihr nach OÖ, wo sie einen Mann (meinen späteren Stiefvater) geheiratet hat.
Nun, das ging ja dann gründlich schief.....aber das ist eine andere Geschichte.
Von 11 bis 19 war ich dann im Kinderheim, also da war dann Schluss mit Familienleben.
Meine große Schwester hat mich dort immer wieder besucht und ich hatte auch Anschluss an ihre Familie, die sie zwischenzeitlich mit ihrem 2. Mann hatte.
Wir hatten viele Jahre ein sehr inniges Verhältnis, aber sie ließ mich immer wissen, dass sie es ungerecht fand, dass meine Mum mich mehr geliebt habe als sie.
Irgendwann mündete es dann darin, dass ich den Kontakt mir ihr komplett abgebrochen habe. Sie war schwer alkoholkrank und da war irgendwann einfach nichts mehr zu machen.
Meinen älteren Bruder sah ich überhaupt nicht mehr. Der ging in eine Lehre und heiratete dort in einen Betrieb und hat den Kontakt mit der Familie abgebrochen.
Die Gründe kenne ich nicht. Meine Mutter sprach auch nie darüber. Ich denke, der Krieg und die Umstände haben in vielen Familien ihre Spuren hinterlassen. Ich vermute, dass meine Mum damals froh war, dass er irgendwo Arbeit bekam....