Auswirkungen von Abtreibungen der Geschwister?

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ist es mit großer Wahrscheinlichkeit so gewesen, dass ein Zwilling, wenn auch sehr früh, abgegangen ist.
Eine Bekannte von mir stellt ungeborene Mehrfachbefruchtungen auf. Es gibt das das Buch "Der Kain-Komplex" von Dr. Norbert Mayer, der die These aufstellt, dass es bei relativ vielen Menschen zunächst zu Mehrfachbefruchtungen käme und dass meistens aber nur ein Fötus "übrigbleibe". Das Kind könne dann - so Kain - unter Umständen Schuldgefühle entwickeln, sein(e) Geschwister verdrängt zu haben oder ähnliche ungelöste Bindungen entwickeln. Die erwähnte Bekannte stellt das also auf, ermittelt kinesiologisch, wie viele ungeborene Geschwister das wohl gewesen sein könnten, und dann zeigt sich eh durch den Verlauf der Aufstellung, was sich daraus ergibt.

Meine Beobachtungen sind da sehr, sehr unterschiedlich (was bei Aufstellungen kein Wunder ist). Bei einigen hatte ich schon den Eindruck, dass bei ihnen gute Lösungen angestoßen wurden, als sie ihren Geschwistern "einen Platz in ihrem Herzen" gaben.

Alles Liebe,
Jake
 
Was immer wieder wichtig war : dass man dem ungeborenen Kind die Geschwister vorstellt ! Die Mutter kannte es immer, den Vater meistens - dass es auch Geschwister hat, war ihm oft neu.

Wichtig war immer eines : Ehrlichkeit !

Oft will das Kind von der Mutter / von den Eltern wissen, warum - und da ist es wichtig, nichts sentimental zu beschönigen, sondern es genau so zu sagen, wie es war. Auch sich nicht zu entschuldigen. Dann wurde die Entscheidung vom Kind immer respektiert.

Zu schauen, wie es dem Kind (seiner Seele) JETZT geht - was ihm jetzt gut tut, was es jetzt braucht, was es sich wünscht. Oft auch : ihm Zeit zu lassen, sich darauf einzustellen, dass es bemerkt wird.

Von den Kindern kamen sehr unterschiedliche Aussagen : von "Ich hätte so gerne gelebt", "Warum ?", Neid auf die Geschwister, die geboren wurden - bis hin zu "sei mir nicht böse, ich wollte nicht geboren werden", "ich wollte seelisch zu Dir kommen - nicht körperlich" (das auch öfters bei früh gestorbenen Kindern !) - bis hin zu : "Ich habe das gewollt". Manchen Kindern war der Schwangerschaftsabbruch völlig unwichtig und sie wollten gar nicht, dass da zuviel Aufmerksamkeit drauf gelegt wird. Sie wünschten sich, dass ENDLICH ihre Liebe bemerkt und angenommen wird.

Wenn die Hindernisse zur Annahme ausgeräumt sind, ist es wichtig, GENUG Zeit für die Begegnung und Annäherung zu lassen. Da kann die Anwesenheit nicht beteiligter Mitglieder der Seminargruppe auch ungünstig sein (weil es Druck vermitteln kann, zu einem Ende zu kommen) - es auch die kostbare Intimität des Augenblicks stören kann. Da kann es hilfreich sein, dass alle ausser dem/der Aufstellenden und den beteiligten StellvertreterInnen den Raum verlassen und das Wiederfinden und Sich-aneinander-freuen solange dauern kann, bis es genug ist.

LG, Reinhard

hallo Reinhard !

danke für deine Ausführungen. Schreibe erst jetzt, weil erst grosser innerer Widerstand da war in mir, das Thema mal auch von dieser Warte aus zu betrachten.
Vor allem deshalb, weil eifersüchtige Geschwister ja sehr "grauslich" miteinander umgehen manchmal.
Wenn ich mir dann vorstelle....das Kind, das nacher zur Welt kam , kann ja nichts dafür. Es ist schön, dass es auf der Welt ist.

Und wie soll ich mir das jetzt vorstellen, von einem ungeborenen Geschwisterchen aus, dem geborenen nachfolgenden Kind gegenüber ?
ich glaube ja nicht, dass das ungeborene Kind (die Kindseele also) dem geborenen aus Neid und Eifersucht Böses wünscht oder so :confused:

vielleicht ist es das Gefühl in den Eltern.... beim Anblick und der Freude darüber, dass das eine Kind hier lebt, da ist....in das sich dann öfter mal auch das Gefühl von Trauer und Schuld mischt.....
dieses eine Kind ist Chance für sich und die Welt...darf leben.....möglich gemacht, weil ein Kind vorher das nicht durfte.

Vielleicht wäre es dennoch...viel später...auch zur Welt gekommen....vielleicht aber auch nicht. Zumindest wahrscheinlich nicht mit diesem Vater.

Für all das kann das jetzt lebende Kind aber nichts. Vielleicht in den Eltern auch die Angst, es könne da in etwas hinein gezogen werden, wofür es nichts kann.

liebe Grüße !

Jo
 
Wenn ich mir dann vorstelle....das Kind, das nacher zur Welt kam , kann ja nichts dafür. Es ist schön, dass es auf der Welt ist. Und wie soll ich mir das jetzt vorstellen, von einem ungeborenen Geschwisterchen aus, dem geborenen nachfolgenden Kind gegenüber ? ich glaube ja nicht, dass das ungeborene Kind (die Kindseele also) dem geborenen aus Neid und Eifersucht Böses wünscht oder so. Für all das kann das jetzt lebende Kind aber nichts. Vielleicht in den Eltern auch die Angst, es könne da in etwas hinein gezogen werden, wofür es nichts kann. liebe Grüße ! Jo
Liebe Jo,

Oje - jetzt wird es schwierig, weil möglicherweise die Missverstandnisse beginnen. Weil man einen Satz auf sich selbst oder eigene Lebensumstände bezieht, der mit einem selbst NICHTS zu tun hat. Ich habe es schon versucht, deutlich zu machen : von den erzählten Beobachtungen ist KEINE allgemeingültig - es ist ein Versuch, die Bandbreite der Möglichkeiten anzudeuten. Es waren Erfahrungen, die für die Betroffenen hilfreich waren - bei Dir kann es GANZ anders sein.

Ob etwas gerecht ist etc. ist in der Familienaufstellung kein Thema, ob jemand etwas dafür kann etc. Man nimmt das zur Kenntnis, wie es sich zeigt - ohne es mit moralischen Bewertungen zu belasten.

Durch einen Montagefehler der Werkstätte haben vor einiger Zeit auf der Autobahn die Bremsen meines Autos völlig ausgelassen. Ich konnte überhaupt nichts dafür - ganz im Gegenteil : ich hatte die Bremsen kontrollieren und herrichten lassen. Das war in dem Moment VÖLLIG belanglos, ob ich an der Situation schuld war oder nicht - ICH saß in einem Auto ohne Bremsen (und nicht der Automechaniker) und ICH musste mit der Situation fertig werden und die Konsequenzen ausbaden. (Übrigens : KEIN KRATZERCHEN, alles gut gegangen).

In dem Moment, in dem man eine Familie "betritt", ist man mit den Wirkkräften dieser Familie konfrontiert - wurscht ob man das gerecht findet oder nicht, ob es einem passt oder nicht.

Deine Frage ist im Grunde eine weltanschauliche. Das ist eine andere Ebene. Ich sehe es so, dass man sich die familiäre Situation in einem gewissen Sinn selbst auswählt, in die hinein man sich gebären läßt. Wenn ich dort auf Neid und Eifersucht treffe, habe ich mich (aus welchen Gründen auch immer) wahrscheinlich dafür entschieden, mich mit dem Thema "Neid" und "Eifersucht" auseinanderzusetzen und da für mich einen Schritt weiterzukommen. (Für mich ist das eine sehr hilfreiche Sichtweise - für jemand anderen kann sie Nonsense sein, der kann sich ja ein Weltbild wählen, das ihm passender vorkommt).

Liebe Grüße, Reinhard

PS.: Das ist für mich etwas, was für mich an der Aufstellungsarbeit so faszinierend und wertvoll ist. Was ich meine, was ich glaube, was ich gut / schlecht finde, wie ich mir etwas vorstelle - das alles ist VÖLLIG irrelevant. Es zeigt sich, was sich zeigt - wurscht, ob es mir passt oder nicht. Und ich kann es annehmen und nützen - oder auch nicht. Ist meine Entscheidung - und ich trage in beiden Fällen die Konsequenzen meiner Entscheidung.
 
hallo Reinhard !

danke für die aufschlussreiche Erklärung.

In dem Moment, in dem man eine Familie "betritt", ist man mit den Wirkkräften dieser Familie konfrontiert - wurscht ob man das gerecht findet oder nicht, ob es einem passt oder nicht.

das empfinde ich auch so, allerdings nicht als ausgesucht (in meinem Weltbild) sondern als ist so.
Ob alle Beteiligten das so wollen oder nicht, es ist so.

Deshalb vielleicht auch(nicht nur aber auch) mein Wunsch nach Entwicklung. Damit das, was Kinder bei ihrem Eintritt in die Familien und in die Welt vorfinden...zunehmend harmonischer, menschen-lebens-gerechter, wird.

So kann jede Generation für die nächste einiges "knacken" im Sinne von auflösen...und diese Kinder können sich dann freier dem nächsten Thema widmen.

Ich seh das alles als riesengrossen-systemischen Zusammenhang.
ich sehe es wie gesagt nicht als ausgesucht, sondern als vorfindend, wie es ist.
Dem kann ich mich dann stellen oder auch nicht. Daran wachsen oder daran zerbrechen (und vieles dazwischen).

Immer mehr wird für mich aber klar, dass wir uns gegenseitig brauchen. Mit klar meine ich....noch viel, viel mehr, als mir bewusst war. Denn jedes Schicksal wirkt ins System...und das wieder auf alle.

liebe Grüße und danke !

:) Jo
 
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Liebe Binki, liebe Freunde.
Danke für eure Beiträge. Ich habe auch Resonanz auf das Thema, da ich mit meiner Geburt genau zwischen einem abgetriebenen und zwischen einer sogenannten Fehlgeburt in meiner Familie stehe.
Zufällig kam dieses Theme während einer Familienaufstellung zum Thema Gleichgewicht Yin und Yang im Inneren. (Bei mir)
Ganz klar ist meine persönliche Meinung, dass es ein Geschenk von dem Onkel war, dass er dir Binki von dem Thema erzählt hat.
Denn alle unausgesprochenen, heimlichen, vertriebene oder nicht geachtete Themen "pisacken" solange im Familiensystem, bis ein Mitglied die Kraft hat es ins Licht zu schicken.
Das Resultat meiner Familienstelle war, dass ich mich verabschieden konnte, mein älteres Geschwister imaginär zum Essen einlud und noch einmal alles "besprach" was an Thema da war. Und das besondere daran: Ich habe noch ein jüngere Schwester. Wir lieben uns, doch auf Grund des größeren Altersunterschied hatten wir wenig Gemeinsamkeit.
Doch sie lebt und ich lebe.
Wir haben die Fstelle besprochen und unternehmen nun viele Dinge gemeinsamer.
Du siehst, Binki, dein Gefühl hat dich nicht getäuscht.
Und so wie es ist, so IST ES.
Es gibt keine Schuld.
Was euch verbindet darf Liebe und Achtung sein.
Danke.
 
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