G
Gawyrd
Guest
Gut, dass Du das erwähnst ! Das hat mich in den Aufstellungen ursprünglich auch verblüfft - dass es von der Auswirkung her nicht wirklich einen Unterschied macht, ob ein Fötus ohne oder mit menschlichem Eingriff nicht zur Geburt kommt. Ich habe es nie erlebt, dass in der Aufstellung ein durch menschlichen Eingriff gestorbenes Kind den eltern MORALISCHE Vorwürfe macht !Was die Macht der Worte betrifft, stimme ich da völlig zu. Deswegen habe ich auch auch ganz neutral von den Ungeborenen geschrieben. Zumal ich aus etlichen Aufstellungen weiß, dass sich die Auswirkungen von "natürlichen" Formen des vorzeitigen Endes der Schwangerschaft, Fehlgeburten oder frühes Abgehen des Fötus etc., in ganz ähnlicher Weise zeigen ... aber eben immer ganz individuell.
Ergänzen möchte ich, dass der Tod ungeborener Kinder für Väter dieselben (individuell unterschiedlichen) Folgen hat wie für Mütter - das wird üblicherweise viel zu sehr auf die Mutter focussiert !
Eine Frage ist für mich allerdings dann, welchen Platz die Gestorbenen erhalten. Wobei ich auch nicht um Worte feilschen möchte ... Wenn ich ein Ungeborenes als ein Wesen betrachte, das gegangen ist (statt als Wesen, in das ich hineinlege, dass es kommen wollte, aber nicht durfte ... wie groß ist da das Risiko der Projektion! ?), kann ich auch Abschied nehmen und seinen Weg würdigen.
DAS ist für mich ein entscheidender Unterschied zwischen Deinem und meinem Erleben : ich erlebe auch Seelen, die eben nicht gegangen sind, sondern (endlich) auf ihre Art am Leben teilnehmen möchten und sich wünschen, dass ihre Anwesenheit erkannt wird. Dass sie so zB. ganz hilfreiche seelische Begleiter sein können.
Der provokante Satz Jesu "Lasst die Toten ihre Toten begraben" klingt mir da im Ohr ... wenn die Toten in der Sphäre der Lebendigen bleiben und nicht losgelassen werden, was nehmen die womöglich dem Leben ?
Die Bedeutung vom sogenannten "Seelen festhalten" bzw. "Verstorbene loslassen und gehen lassen" halte ich mittlerweile für maßlos übertrieben. Wenn Seelen gehen wollen, dann gehen sie - ob es den Hinterbliebenen passt oder nicht.
Das ist das Problem mit Bibelzitaten und Zitaten überhaupt, dass sie - aus dem Zusammenhang gerissen - irreführend wirken können.
Das Begraben der Toten - das war eines der wichtigsten Gebote der Juden. (Das gibt es ja in vielen Religionen - dass das seelische Wohlbefinden von Verstorbenen von der Begräbniszeremonie abhängt - Grabbeigaben etc., dass Unbegrabene nicht ins "Paradies" kommen können, sondern ein Schattendasein führen.) Und Jesus erhebt den Anspruch, dass man sich GANZ UND OHNE ZÖGERN entscheiden muss, dass man sich notfalls auch über alle rituellen Vorschriften hinwegsetzen muss - die "Toten" (denen man das Begraben überlassen soll), damit sind die Menschen gemeint, die dem Ruf Gottes nicht folgen. (So verstehe ich es halt - aber ich war auch nicht dabei, wie Jesus es gesagt hat.)
Liebe Grüße, Reinhard