Auswirkungen von Abtreibungen der Geschwister?

Binki

Neues Mitglied
Registriert
12. September 2006
Beiträge
7
Hi, ich bin neu hier im Forum.

Ich möchte wissen, welche Auswirkungen Abtreibungen auf die restlichen Geschwister haben, die zur Welt gebracht wurden. Was ist, wenn man dadurch Einzelkind bleibt?

Erst vor wenigen Monaten sagte mir mein Onkel im Geheimen, dass meine Mutter, noch bevor ich in den Kindergarten kam, ins Krankenhaus ging, um mein Geschwisterkind abzutreiben. Es darf niemand aus der Familie wissen, dass ich es weiß.

Solange ich mich erinnern kann, habe ich auch immer auf ein Geschwisterkind gewartet. Ich konnte nicht verstehen, warum keins kam. Es war für mich immer sehr deprimierend zu sehen, dass andere Kinder Geschwister hatten oder welche bekamen. Ich dachte, irgendwas ist faul oder ich bin in die falsche Familie hineingeboren worden. Durch das Geständnis von meinem Onkel war ich erleichtert, dass meine Gedanken nicht nur Spinnerei waren. Dadurch war ich aber so geschockt, dass mir einige Zeit nur zum Heulen zumute war.

Ich denke, jedes Kind/Geschwisterkind ist geplant. Man hat auch mit jedem Geschwisterkind gemeinsame Lebensaufgaben vor der Inkarnation geplant. Was ist, wenn es nie geboren wird? Man kann die damit verbundenen Lebensaufgaben nicht erfüllen und das Karma nicht aufarbeiten. Dadurch bauen die Eltern sich bestimmt viel neues Karma auf.

Oder der Bruder/die Schwester sollte die ganze Lebenszeit ein Kamerad sein und dem Geschwisterkind Hilfe und Unterstützung geben. Das überlebende Kind kann das nun auch dem Abgetriebenen nichts geben und nicht alles lernen.

Das sollte sich eine schwangere Frau auch mal durch den Kopf gehen lassen, die an Abtreibung denkt. Sie schädigt damit nicht nur das abgetriebene Kind, sondern auch den anderen lebenden Kind(ern).

Nun die Fragen an die erfahrenen Aufsteller: Was können Abtreibungen familienstellungstechnisch für die Geschwister alles bedeuten? Was hat das für Folgen im täglichen Leben und in zwischenmenschlichen Beziehungen der Geschwister? Wie können die Probleme diesbezüglich gelöst werden und wie fängt man am besten mit der Aufstellungsarbeit an?


Liebe Grüße
Binki:katze:
 
Werbung:
Meist wirken Abtreibungen nur in der aktuellen Beziehung - und oftmals geht die in die Brüche.

Bei normalen Abtreibungen passiert es eher nicht, dass diese auf die nachfolgenden Kinder ausstrahlt.

Ich habs bisher erst einmal erlebt, dass das Familiensystem in Mitleidenschaft gezogen wurde, da wars aber auch keine Abtreibung mehr, sondern eher Mord.
 
1. Ich denke, jedes Kind/Geschwisterkind ist geplant. Man hat auch mit jedem Geschwisterkind gemeinsame Lebensaufgaben vor der Inkarnation geplant. Was ist, wenn es nie geboren wird? Man kann die damit verbundenen Lebensaufgaben nicht erfüllen und das Karma nicht aufarbeiten. Dadurch bauen die Eltern sich bestimmt viel neues Karma auf. Oder der Bruder/die Schwester sollte die ganze Lebenszeit ein Kamerad sein und dem Geschwisterkind Hilfe und Unterstützung geben. Das überlebende Kind kann das nun auch dem Abgetriebenen nichts geben und nicht alles lernen. Das sollte sich eine schwangere Frau auch mal durch den Kopf gehen lassen, die an Abtreibung denkt. Sie schädigt damit nicht nur das abgetriebene Kind, sondern auch den anderen lebenden Kind(ern).

2. Ich möchte wissen, welche Auswirkungen Abtreibungen auf die restlichen Geschwister haben, die zur Welt gebracht wurden. Was ist, wenn man dadurch Einzelkind bleibt? Solange ich mich erinnern kann, habe ich auch immer auf ein Geschwisterkind gewartet. Ich konnte nicht verstehen, warum keins kam. Es war für mich immer sehr deprimierend zu sehen, dass andere Kinder Geschwister hatten oder welche bekamen.
Liebe Binki !

Juhuu - das ist eines meiner Lieblingsthemen. Da kann man manchmal sehr leicht den seelischen Frieden in einer Familie verstärken. Ich habe Deine Fragen umgedreht.

1. Man hüte sich vor einer vorschnellen (moralischen) Bewertung ! Ich habe manchmal in Aufstellungen erlebt, dass das Kind selbst nicht zur Welt kommen wollte. Als erstes kommt ein Kind in der Regel zu den Eltern (nicht zu den Geschwistern.) Es ist ein Geschenk, dass man selbst geboren wurde ! Von den Eltern zu verlangen, auch alle anderen Schwangerschaften auszutragen, ist anmaßend - man kann es ja selbst so halten, wenn man will.

2. Ja, die Sehnsucht nach einem Geschwister ist sehr oft ein Zeichen für eine nicht zur Geburt gebrachte Schwangerschaft. (Diese ahnende Sehnsucht gibt es nicht nur bei Einzelkinder - manchmal sehnen sich Kinder konkret nach einem (einer) älteren / jüngeren Bruder oder Schwester (die es oft auch tatsächlich gibt - auf seelischer Ebene.)
Die Auswirkungen können vielfältig sein - zB. wenn man offiziell der/die Älteste ist aber nicht wirklich (wenn ein vorhergehendes Kind abgetrieben worden ist). Man kann auch den Vorwurf des Kindes vertreten, das gerne leben wollte (wie es bei Dir möglicherweise durchklingt) - dann kann man eventuell eine neidvolle Vorwurfshaltung in vielen Lebensbereichen einnehmen (die einen selbst ganz schön hinderlich werden kann).

Was mir dabei ganz wichtig ist (und hier kommt die Spiritualität ins Spiel) : ich erlebe als wichtig, ob die Seele des Kindes noch anwesend ist. Wenn ja - besteht für Eltern und Geschwister die Möglichkeit, die Seele des Kindes aufzunehmen (nachdem eine Aufnahme der körperlichen Existenz aus welchen Gründen immer nicht geschehen ist).

Das heißt : auf seelischer Ebene ist sehr wohl manchmal ein gemeinsames Leben (oder zumindest ein gemeinsamer Lebensabschnitt) möglich. Und ein liebevoller seelischer Begleiter (wenn man ihn spürt, erlebt und ernst nimmt) kann manchmal noch wertvoller und wohltuender sein, als ein körperlich lebendes Geschwister (die nicht immer nur ein Segen und eine Freudensquelle sind.) Du gehst ja von einer phantasiegeschmückten Idealisierung aus, wie schön es mit einem Geschwister gewesen wäre. Es hätte auch eine kleine Hölle sein können - wer weiß ?

Manchmal freuen sich die Seelen, wenn man ihnen ein kleines Plätzchen im Haus oder im Garten (zB. einen Obstbaum, einen Rosenstrauch etc.) einräumt.

LG, Reinhard

PS.: Bei Abtreibungen gibt es keine allgemeingültigen Regeln - es muss jede Situation eigens betrachtet werden.

PPS.: Dass manche AufstellerInnen im Forum damit eher nichts anfangen können und dass das nicht nach Hellinger oder nach Kibed ist, wurde bereits des öfteren gesagt.
 
Ich möchte mich dem obigen Beitrag - einfühlsam und wertfrei, wie jede Seelenarbeit sein sollte -von Walter R. anschliessen.

Wenn du nicht mit deiner Mutter drüber sprechen kannst / darfst, so darfst du sehr wohl selbst eine FA machen, und wer weiss, was da rauskommt ?
Im Idealfall eine innige Verbindung mit deinem Geschwister, die für euch BEIDE ein schönes zukünftiges Miteinander bedeutet.

Vielleicht aber auch "nur" ein SChlussstrich für dich, weil dein Geschwister dir persönlich sagen kann, dass alles ok ist so, wie es ist. Dann kannst du vielleicht loslassen, in Frieden :)

Alles Liebe
Harry
 
Hallo,

ich wäre auch nicht die Älteste, allerdings hätte meine Mutter dann ein sehr hartes Los gezogen.
Ich meine auch jede Frau muss es in ihrer Situation selbst entscheiden...hart genug. Sehr würde mich interessieren, wie ich meinem Geschwisterkind gegenüber treten kann (z.B.in einer Familienaufstellung)!?
Ich glaube das auch ungeborene Kinder und abgetriebene Kinder ihren Platz haben sollten.
In Thailand haben die Frauen für diese ungeborenen Kinder eine kleine Steinfigur mit einem roten Lätzchen, das auf dem Friedhof steht.
Alles Gute
Claire
 
Hallo Binki!

Ich habe in vielen Aufstellungen erlebt, dass ungeborene Kinder ins aufgestellte System genommen wurden - und ich kann mich da nur den anderen anschließen: JedeR lebt sein/ihr eigenes Leben, in seinem/ihrem eigenen System, und es zeigt sich jeweils in der Aufstellung, wie im Einzelfall dieses ungeborene Kind hereingenommen werden kann. Manchmal haben Eltern da schon ihre Wege gefunden, manchmal war es ein Tabu - und dann ist es im Prinzip so wie mit anderen verschwiegenen oder verdrängten Systemelementen: Sie erhalten ihren Platz und werden gewürdigt.

Ich kenne auch den Vorschlag von Reinhard, dem Ungeborenen einen Platz in der Realität zu geben - Bekannte von mir haben zum Beispiel einen Baum gepflanzt -, das entspricht dann dem Grab. Die thailändische Sitte, wie sie Claire geschildert hat, gefällt mir auch gut. Die Würdigung des Ungeborenen käme auch darin zum Ausdruck, dass es einen Namen bekommt, im Nachhinein. Das hat aber mit Aufstellungsarbeit nichts zu tun, das sind dann schon Tipps für den Umgang damit im "Alltag".

Wenn ein Geschwister des Ungeborenen aufstellt, hielte ich es in der Aufstellung auch für wichtig, darauf zu achten, dass die abtreibenden Eltern ihren guten Platz erhalten und das Kind weder deren Verantwortung übernimmt noch sich in eine anmaßende Anklägerposition begibt. Beides stünde dem Nehmen des eigenen Lebens in seiner Fülle entgegen. Und da spielte wohl auch der unerhörte Übergriff dieses Onkels eine Rolle, der sich da, aus welchen Gründen auch immer, hineingedrängt hat ... das scheint mir ebenso zur Dynamik dieses Systems zu gehören wie das abgetriebene Kind. Da hat er - in meinen Augen - Dich, Binki, benutzt, um sein eigenes Thema zu betreiben.

Was deine Überlegungen zum Karma anlangt: Binki, was immer man unter Karma verstehen mag, eins ist sicher: Es gibt kein Was-wäre-wenn-Karma. Was für ein schwächelndes Karma wäre das, wenn Deine Eltern da einfach per Abtreibung eingreifen und die Weichen neu stellen könnten? Woher kannst Du wissen, ob Deine Eltern nicht im Sinne des Karmas gehandelt haben, von ihm in die Pflicht genommen wurden? Müßig, darüber zu spekulieren - Karma ist das, was ist. Und damit umgehen heißt wohl das, was Hellinger als Titel für eines seiner Bücher gewählt hat: Annehmen, was ist. Das ist der Ausgangspunkt für den nächsten Schritt im Leben.

Alles Liebe,
Jake
 
Ich kenne auch den Vorschlag von Reinhard, dem Ungeborenen einen Platz in der Realität zu geben - Bekannte von mir haben zum Beispiel einen Baum gepflanzt -, das entspricht dann dem Grab.
Eine kleine Anmerkung : ich sehe es so wie ein Zimmer, das jemand bekommt, der heimgekommen und aufgenommen worden ist, seinen Platz im Leben. (Ein Bild der lebendigen Anwesenheit ! - ein Grab ist für viele doch eher ein Bild des Todes und der Trauer.)

Liebe Grüße, Reinhard
 
Hallo Binki,
vielleicht hatte deine Mutter gesundheitliche Probleme oder das ungeborene Kind hatte eine Krankheit oder etwas ähnliches und musst deshalb abgetrieben werden.
oder vielleicht ist die Geschichte garnicht war. Opas und Omas sind alt und erzählen manchmal Zeug das nicht wahr ist. Mein Opa jedenfalls erzählt ein haufen Zeug das nicht war ist, das Alter ist schuld daran.
 
Zusatzbemerkung : Mir hat vor kurzem in einem anderen Zusammenhang eine Frau geschrieben, dass sie die Bezeichnung "Abtreibung" sehr trifft und ihr ein Gespräch über ihre Erlebnisse fast unmöglich macht. Sie findet das Wort "Schwangerschaftsabbruch" stimmiger. Ich möchte das einfach weitergeben.

LG, Reinhard

PS.: Ich möchte damit keinesfalls das inhaltliche Gespräch hier unterbrechen und eine Diskussion über Bezeichnungen auslösen. (Die würde in andere Foren passen - zB. allgemeine Gesundheitsfragen oder allgemeine Diskussionen.) Aber es ist wichtig daran zu denken, dass in diesem Bereich (mit vielen Verletzungen und auch offenen Wunden) auch bestimmte Worte weh tun können (auch wenn es nicht beabsichtigt ist).
 
Werbung:
@Reinhard: Was die Macht der Worte betrifft, stimme ich da völlig zu. Deswegen habe ich auch auch ganz neutral von den Ungeborenen geschrieben. Zumal ich aus etlichen Aufstellungen weiß, dass sich die Auswirkungen von "natürlichen" Formen des vorzeitigen Endes der Schwangerschaft, Fehlgeburten oder frühes Abgehen des Fötus etc., in ganz ähnlicher Weise zeigen ... aber eben immer ganz individuell. Die Schuldfrage der Eltern scheint da nicht soooo im Vordergrund zu stehen, sondern einfach der Umstand, dass da jemand war, der ins Bild genommen gehört.

Eine Frage ist für mich allerdings dann, welchen Platz die Gestorbenen erhalten. Wobei ich auch nicht um Worte feilschen möchte ... ich habe da vom Grab einfach ein anderes Bild. Freilich hat das auch mit Tod zu tun, aber der Tod hat ja auch mit dem Leben zu tun und gehört dazu, auch mein eigener. Ich habe eher die Erfahrung gemacht, dass es dort schwierig wurde, wo jemand einen Gestorbenen nicht gehen lassen konnte. Eine Bekannte stellt in solchen Fällen "das Licht" als Position und lässt die Verstorbenen ins Licht gehen, wo sie noch im Bild bleiben, aber dennoch in ihrer eigenen Sphäre sind, die ihnen gemäß ist. Wenn ich ein Ungeborenes als ein Wesen betrachte, das gegangen ist (statt als Wesen, in das ich hineinlege, dass es kommen wollte, aber nicht durfte ... wie groß ist da das Risiko der Projektion!?), kann ich auch Abschied nehmen und seinen Weg würdigen. Für beides - für den Abschied und für die Würdigung - ist mir das Grab ein schönes Bild. Tod inklusive, selbstverständlich.

Der provokante Satz Jesu "Lasst die Toten ihre Toten begraben" klingt mir da im Ohr... wenn die Toten in der Sphäre der Lebendigen bleiben und nicht losgelassen werden, was nehmen die womöglich dem Leben? Mir ist schon klar, dass du das nicht so vermitteln wolltest, Reinhard - das war eher meine Assoziation zum Satz "Ein Bild der lebendigen Anwesenheit!". Mir schwebt da eher ein Bild der unvergessenen Abwesenheit (die ja auch nur eine Anwesenheit an einem anderen Ort - meinetwegen "im Licht" ist) vor, das es mir ermöglicht, mich zu lösen und meins zu nehmen und zu leben - bis zu meinem Tod.

Alles Liebe,
Jake
 
Zurück
Oben