Wie schön, dass sie sich schon so früh selbst zu helfen musste - falls das nicht die Eltern zu ihr gesagt hatten.
Ich bin mit einem Bruder aufgewachsen, der "nur" 1 3/4 Jahre älter war als ich - "nur" weil er ein sogar astrologisch berechnetes Wunschkind war und ich dann prompt per Zufall kam. Nach mir hat sich meine Mutter sterilisieren lassen.
Mir ist schon seit ich mich erinnern kann ein Herzensbedürfnis, das was ich habe - ob Glück oder Dinge miteinander zu teilen und zu "schenken". Bei meinem Bruder war das schon in der Kindheit anders - er hat nie was gerne rausgerückt, auch keine Bücher, wie waren beide sehr früh viel am Lesen - meine Eltern haben ihn dann sogar teilweise gezwungen oder gescholten, mir auch seine auszuleihen, was seine Sympathie für mich natürlich nicht verstärkte. Auch beim Spielen, wie bspw. Kaufmannsladen oder Post, wollte er immer an der Kasse sitzen und ich sollte die andere Rolle übernehmen - sonst hat er nicht mit mir gespielt - das wusste er schon früh einzusetzen.
Irgendwann hat meine Mutter mal gesagt, dass sie schon früh darauf geachtet hätte, dass sich die Kinder nicht "verbünden", also fand es richtig das Prinzip Teile und Herrsche anzuwenden - das wurde auch in den Ratgebern der damaligen Zeit empfohlen.
Dazu kommt, dass ich obwohl die Jüngere bis er in die Pupertät kam, von der Körperlänge her grösser war als er. Ich erinnere mich auch an einen Urlaub in Rosas, da war ich etwa vier Jahre, als mein Vater vor dem Pool stand und sagte, wer sich einen Köpfer traut, bekommt ein Eis. Ich habe es mich getraut. Ausserdem hab ich vor ein paar Jahren mal in einen von meinem Bruder erstellten digitalen Stammbaum auch die erste Totgeburt meiner Mutter eingetragen, im Sinne der Würdigung. Ich schätze, mein Bruder hat sich damit vom Thron gestossen gefühlt, denn das Verhältnis zwischen uns wurde im Lauf der Jahre immer schlechter - als ich bereits arbeitete, während er noch studierte und von den Eltern ihrem Geld abhängig war, hat er mich noch irgendwie bewundert und kam auch zu einer Geburtstagsfeier zu mir. Doch als ich nach dem Studium nicht wie man es "normal" tut in ein Angestelltenverhältnis ging, war es mit seiner Sympathie und seinem Verständnis wieder vorbei und die Projektionen nahmen zu.
Als ich als Säugling in einer Babybadewanne in der grossen Badewann sass, die irgendwie an der Wand montiert war, hat er mich mal fast umgebracht, unbewusst oder bewusst, weiss ich nicht, meine Mutter hatte es so erzählt.
Als meine Grossmutter starb, hatte sie meinen Bruder und mich als Erben für ein Konto eingesetzt, das ich aufteilen sollte, ein Drittel er, zwei Drittel ich - weil er sein Studium von den Eltern finanziert bekommen hatte und ich gerade mit elternunabhängigem Bafög studierte, weil ich vorher schon gearbeitet hatte und dies als Wartesemester gezählt wurde. Das war das einzige Mal, dass mich mein Vater persönlich anrief und sagte, ich hätte ja gefälligst halb halb zu machen, das wäre gerecht. Ich habe darüber nachgedacht und dann selbst die Entscheidung so getroffen, da ich dachte, naja, ich habe mich zwar mehr für meine Grossmutter interessiert und ihr geglaubt, was sie von ihrem Leben zu erzählen hatte, aber ich habe das ja nicht wegen dem Geld gemacht, ausserdem wollte ich meine Ruhe haben.
Vor etwa zwei oder drei Jahren ist mein Vater gestorben und hat meine Mutter als Alleinerbin eingesetzt und somit meinen Bruder und mich vorzeitig enterbt. Ich bin ein paar Monate später in die Schweiz immigriert, und bat meine Mutter ein Jahr später um etwas Geld für Starthilfe, nachdem ich gehört hatte, dass sie sich zur Weihnachtszeit Flüge nach Gran Canaria und Teneriffa leistet - schon mit einem neuen Mann. Sie sagte, sie gibt mir keines, und als ich sagte, dass ich es jetzt gut brauchen kann, sagte sie süffisant, dass sie das weiss. Ich sagte, sie kann ja meinem Bruder den gleichen Betrag geben und es erstmal mit ihrem neuen Mann besprechen. Da sagte sie, der hätte "auch so einen Fall wie mich" in der Familie. Als ich fragte was sie damit meine, hat sie ganz schnell aufgelegt. Zwei Tage später schrieb mein Bruder mir einen Hassbrief mit Vorwürfen, wie ich von einer armen alten Frau Geld fordern könne und er würde schon dafür sorgen, dass ich gar nichts bekäme.
Ich weiss nicht, ob Eifersucht auch vererbt wird oder auch mit Astrologie zu tun hat, kann sein. Ich sehe auch den Schmerz meines Bruders, denn ich denke es gibt auch berechtigte Eifersucht, dann, wenn es für das Erstgeborene traumatisch ist, dass da auf einmal ein zweites da ist - und dass eigentlich die Eltern dafür verantwortlich sind, das gut zu händeln. Darüber hinaus halte ich sowieso die Kleinfamilien für naturentfremdet, denn in grösseren Gemeinschaften gäbe es solche Probleme nicht. Viele heutige soziale Probleme haben damit zu tun, dass Menschen in unterschiedlichen Konstellationen aufgewachsen sind.
Es gibt Menschen vom "Stamme Nimm", wie man so schön sagt, und wenn Menschen, die gerne teilen solchen etwas schenken, bringt das nicht etwa den gegenseitigen Fluss des Schenkens von Herzen in Gang, sondern die nehmen es mit der Grundhaltung, tja, wenn mir das angeboten wird, ohne sich veranlasst zu fühlen oder von Herzen den Impuls zu spüren, auch Freude zu bereiten. Ich dachte zuerst, narzisstische Beziehungsmuster lägen daran, dass der eine meint, er hätte stets das grössere Stück vom Kuchen verdient, und der andere sich mit dem kleinsten oder mit Resten zufrieden gibt. Aber ich denke es liegt auch an diesen Prägungen der Kindheit, und das die Schenkenden sehr wohl ein Selbstwertgefühl haben, gerade weil sie ja nicht den Eigenbesitz und Status als Bestätigung dafür brauchen.
Auch im sozialen Bereich ist zu beobachten, dass manche Menschen nur das zu verschenken habe, was in ihren Augen nichts taugt oder mangelhaft ist - aber nicht ihre Privilegien teilen, um so für Ausgleich zu sorgen. Sankt Martin sass zwar auf einem hohen Ross, aber er hat seinen Mantel geteilt und nicht einen abgetragenen verschenkt. Im Grunde sind solche Menschen arm, die nichts zu schenken haben. Und daher sind es auch nicht diese Menschen, die vom derzeitigen Werteverteilungssystem profitieren, die sich um eine Änderung bemühen, sondern es müssen immer die machen, die sowieso schon davon geschwächt sind. Das darf sich ändern. Danke
@Green~
*LOVE*