Das Thema Hypnotherapie stand im Raum, nach langem Überlegen habe ich dies dann abgelehnt und einer klassische Therapie zugestimmt.
Jetzt kenne ich Deine Gedankengänge im Rahmen dieses langen Überlegens nicht. Ich denke deshalb stößt Du mit deinem Anliegen nach "konstruktiven Vorschlägen" hier auch auf eine gewisse Mauer bei allen Antwortenden.
Daß Du danach dann anführst, daß der Therapeut ja ein guter Freund Deines Ex-Mannes sei, macht uns Lesern deutlich, daß Du deinen eigenen Prozeß mit Deinem Ehemann auf Deinen Sohn projizierst. Du willst dem Jungen eine Möglichkeit zur Heilung verhindern, die ja vielleicht gerade dort mit seinem Vater und seinem Freund passieren könnte. Man weiß es nicht: aber Du willst die Möglichkeit von vorne herein ausschliessen. Das ist unlogisch, eigentlich unverständlich, denn Du solltest als Mutter stets für den Sohn denken und entscheiden und nicht für Dein verletztes Ego.
Hypnotherapie ist die Möglichkeit, durch Vorstellung Räume zu eröffnen, die jemandem verschlossen waren. Wo ein Trauma wie die Trennung der Eltern in den Kindern zu den dann üblichen Problemen führt, kann das Kind nur frühestmöglich dahin gebracht werden, sich selber zu erkennen, als etwas vom Vater und der Mutter Getrenntes. Ist die Trennung sehr früh geschehen, dann hat sich das Kind noch nicht als Individuum empfunden, sondern hat die Gefühle seiner Umgebung gelebt und als die eigenen empfunden. Erst mit der Reifung der Pubertät beginnt die letztendliche Ausdifferenzierung eines eigenen Gefühls, das sich durch das Reifen (Alter) dann zu einer unverwechselbaren, für den Eigner stets fühlbaren ureigenen Gefühlswelt ausprägt. Die Hypnotherapie kann für das Kind ein erstes "eigenes" Erlebnis sein, von dem es weiß, daß es dieses Erlebnis nicht wird teilen können, weil es ein inneres Erlebnis war.
Solange aber das Kind nicht wenigstens sagen wir 12 bei der Trennung ist, wird es durch die Trennung auch die eigene Psyche als getrennt erleben: Anteile, die Mama lebt, und Anteile, die Papa lebt. Und die eigene psychische Bewegung ist dem Kind mit 12 noch gar nicht bewußt, dafür benötigt es nämlich Sexualhormone. Und bis man dann die Gefühle ausdrücken kann, wird man erwachsen - viele Menschen lernen es aber auch lebenslang nicht. Und gerade diese Menschen, die es nicht gelernt haben, ihre Gefühle verbal auszudrücken und sich über sie auszutauschen, bevor eine Trennung überhaupt auch nur angedacht werden muß, trennen sich heute. Es sind im Grunde "Gefühlsinkompetente".
Das zeigt mir auch Dein Wunsch, Deinen Sohn "mit Liebe zu schützen". Um ehrlich zu sein: als Sohn einer Mutter bekomme ich das Kotzen, wenn ich von Deiner Idee da höre. Ich kann auf diese allesüberdeckende Mutterliebe, die das reale Leben von mir fernhält und ebenso meinen Vater, gerne verzichten.
In einem gewissen Alter kannst Du das herrlich mißbrauchen als Elternteil, daß Dein Kind noch nicht von Dir getrennt empfindet, sondern mit Dir. Ich nehme an daß Dein Sohn in diesem Alter ist. Du bist Dir dieses manipulativen Einflusses, den man auf das Kind haben kann, offensichtlich bewußt. Und zunächst macht Dich das mal unsympathisch für mich, insbesondere wegen des mir nicht bekannten Sachverhaltes, wegen dem Du dich gegen die Möglichkeit einer Heilung durch einen Freund Deines Exmanns (das ist einfach kein gültiges Argument!!!) verschliesst.
Mag sein, daß die Trennung noch nicht lange her ist und daß Du verletzt bist. Aber überleg mal: was soll Dein Junge fühlen? Wenn er doch mit Dir fühlt und noch nicht so weit ist, eigene Gefühle als Pubertierender zu erkennen? Soll er Deine Abneigung dem Papa gegenüber spüren und Deine Überlegung, wie Du den Jungen vom Papa und den Papa vom Jungen fernhältst?
Genauso wird Dein Sohn Dich erkennen. Er ist kein Mädchen, das darfst Du nicht vergessen. Er ist nicht wie Du, innendrin. Überlege, was Du ernten wirst, wenn Dein Sohn soweit ist, Deine Rolle nach der Scheidung zu reflektieren. Willst Du diejenige Mutter sein, die restriktiv manipuliert hat, oder willst Du diejenige Mutter sein, die konstruktiv ermöglicht hat, auch gegen den eigenen inneren Schweinehund?
Was willst Du sein, schwach oder stark? Wenn Du stark sein willst, dann läßt Du m.E. dem Jungen seinen Vater und damit auch mit den Ideen des Vaters, dem Zugang des Vaters zu Heilung und insbesondere auch mit dem Freundeskreis des Vaters. Ich weiß aus eigener, sehr bitterer Erfahrung: ein Junge ohne männliche Rollenvorbilder ist eine arme Sau. Also mach Dich nicht zu mehr, als Du bist: die Hälte einer Rollenfamilie namens Mutter. Sie ist ebenso wichtig und zu berücksichtigen wie die Hälfte Vater. Und als Drittes gibt es das Kind. Alle drei haben Rechte. Und überlege, welches Recht Du dir nimmst, wenn Du deinem Kinde etwas verunmöglichst, das möglich wäre.
(mag ja ganz ungerecht am Ziel vorbeigeschrieben sein - wenn es so ist, dann entschuldige bitte. Aber denk an Deinen Jungen und nicht an Dich. Deinen Worten im Eingangspost nach denkst Du an Dich. Und nicht an den Jungen. Das stimmt mich traurig.)
lg,
Trixi Maus