hallo,
meine Frage ist ganz ernsthaft gemeint und vorallem durchaus Themenbezogen.
Sie lautet nur, kann man nicht hier im FA-Forum, so spielerisch mal eine Familienaufstellung aufzeigen?
Ich meine ungefähr weiß man was es ist, aber wie es funktioniert, ich meine jetzt den Ablauf mal aufzeigen.
LG
flimm
Hallo liebe Flimm,
zum Thema spielerisch aufstellen fällt mir eine Sequenz aus einer Ausbildungsgruppe ein:
Es sollte ein Aufstellungsexperiment zu Übungszwecken werden...
Ein "Mitschüler" bekam die Anweisung, seine Familie verdeckt aufzustellen. Dabei sollte es nur darum gehen, dass wir Stellvertreter ohne zu wissen für wen wir stehen, uns in Papa, Mama und Kinder und deren Reihenfolge sortieren würden. Theoretisch hätte das klappen können
Nun war aber in dieser Familie so manches unter der Oberfläche sehr verwirrt und unversehens befanden wir uns mitten in der tatsächlichen Dynamik....
In einem anderen Fall hielt Marianne Franke bei uns im Ort einen Vortrag über Familienaufstellungen und wollte nur mal demonstrieren, wie sowas aussehen könnte.
Sie bat mich, einfach mal meinen Vater, meine Mutter und mich auf der Bühne zueinander zu stellen. Meiner Stellvertreterin ging es sehr schnell sehr schlecht. Alle, die Ahnung vom Aufstellen hatten, sind ziemlich erschrocken. Auch ich, denn ich fühlte mich eigentlich, vordergründig, bewusst, gar nicht nach dem, was das Bild da aufzeigte.
Marianne holte die Stellvertreter ganz schnell aus den Rollen und einer der anwesenden Aufsteller bot mir spontan einen Platz in seinem eigentlich bereits ausgebuchten Seminar an, das zwei Tage drauf stattfinden sollte.
Nicht immer leidet man nämlich auch tatsächlich gerade unter seinen Verstrickungen, bzw. ist einfach nicht wirklich bei sich. Aufstellungs- bzw. Veränderungswünsche entstehen stets durch einen Leidensdruck und den spüren wir natürlich dann, wenn alle Kompensationsversuche, Ablenkungen und Vermeidungen ihrerseits zu anstrengend oder schmerzhaft werden.
Das ist vielleicht das Phänomen, das für Enttäuschungen über Aufstellungen, bzw. über die Meinung, es könne einem nach einer Aufstellung schlechter gehen als davor, verantwortlich zeichnet: Jedes Problem war mal eine Lösung. Ist das Problem gelöst, steht die ursprüngliche Aufgabe, der erste Schmerz wieder vor einem und dem ist vielleicht nicht jeder gewachsen oder gewillt.
Es würde also wohl eher nicht funktionieren, wenn wir versuchen würden, die Aufstellungsarbeit spielerisch zu demonstrieren. Jedenfalls nicht mit einer Aufstellung.
Ich habe aber eine andere Idee!
Es ist nämlich so, dass man gar nicht "nicht aufstellen" kann. Stets haben bestimmte räumliche, ganz konkrete Plätze, auch eine Wirkung auf unser Befinden und unsere Beziehungen.
Beim Aufstellen tun wir das Gegenteil von dem, was wir im Alltag (sinnvollerweise) tun: Wir achten genau auf das, was wir sonst ausblenden und filtern (müssen). Es ist sozusagen die "Sprache" der Aufstellung.
Hier wäre also die spielerische Annäherung, eine konkrete Selbsterfahrung möglich.
Einfach mal im Alltag ausprobieren, wie sich Gefühle und körperliche Empfindungen, die wir natürlich zu diesem Zweck ganz bewusst aufmerksam, fein und genau wahrnehmen sollten, verändern, wenn wir unsere räumliche Position verändern.
Zum Beispiel die Tischordnung in der Familie verändern, schwierige Gespräche im Gehen führen, bewusst Augenhöhe herstellen oder genau das Gegenteil, einen Schritt zur Seite gehen, eine Hand auf das Herz legen beim Reden, ein Körper-Ja ( mit weichem Nacken und entspannter Schlüsselbeinregion das Kinn sanft senken) ausführen und auf die Wirkung bei sich selbst und dem Gegenüber achten, bzw. beim Ja-Sagen mal auf den Spannungsgrad in den entsprechenden Körperregionen achten. Auch aufschlussreich: die Atmung. Also mal zur Abwechslung weiter atmen, sogar tief einatmen, wenn man ein Kompliment, eine Anerkennung bekommt
Den Chef möglichst immer rechts von sich haben, bzw. drauf achten, wie sich die räumlichen Anordnungen in den (vielleicht auch heimlichen) Rangordnungen spiegeln. Beobachten, verändern, Unterschied beobachten.
Beim Spaziergang besser nicht zwischen den Eltern gehen, oder aus Forschungsgründen mal gerade da.
Und so weiter....
Ich glaube, dass so auch ein besserer Zugang zu den in Büchern, auf Aufstellerseiten und ihn Filmen dargestellten Aufstellungsbeispielen möglich ist. Nur von aussen gesehen, so stelle ich mir vor, bleibt sonst vieles rätselhaft oder wirkt willkürlich.
Beste Grüße,
Eva