Mal weg vom allgemeinen Hickhack und hin zu den konkreten Vorwürfen:
Fakt ist, es hat wegen Familienaufstellung schon Selbstmorde gegeben, weil die Aufstellung unseriös verlaufen ist.
Fakt ist: Es wurde in der Presse von einer (1!) Frau berichtet, die nach - nicht wegen - einer Aufstellung Suicid begangen hat. Die Herstellung eines kausalen Zusammenhangs - "weil unseriös" - ist durch keinerlei Fakten belegbar, sondern eine Interpretation von vermuteten Zusammenhängen. Es ist nicht bekannt, aus welchen Motiven diese Frau sich das Leben genommen hat. Fakt ist, dass Aufstellungen in aller Öffentlichkeit stattfinden und so transparent sind wie kein anderes therapeutisches Verfahren - mündige Bürger können also jederzeit aus eigener Wahrnehmung entscheiden, ob sie an einer Aufstellung teilnehmen wollen oder nicht. Sie können vergleichen, reinschnuppern... wo wäre das bei anderen psychodynamisch relevanten Themen in dieser Offenheit gegeben?
Fakt ist auch, dass es im Verlauf von beliebigen therapeutischen Prozessen immer wieder mal zu Suiciden kommt und abseits von therapeutischen Prozessen auch, ohne dass deswegen Zusammenhänge hergestellt sind, die die jeweiligen Therapeuten belasten.
Fakt ist, das Hellinger Hitler verharmlost
Fakt ist, dass diese Behauptung eine Interpretation darstellt. Ich habe - offenbar im Gegensatz zu vielen, die sich eher der Sekundärliteratur verpflichtet fühlen - Hellinger im Original gelesen und konnte nicht feststellen, dass er Hitler verharmlost hätte. Wobei der Begriff des "Verharmlosens" ja kein eindeutiger ist ... der trifft ja immer wieder mal alle möglichen Leute, die schlimme Täter in ihrer Dynamik und in ihren (auch systemischen) Beziehungen zu ihren Kontexten untersuchen. Das ist stereotype faschistische Schwarzweißmalerei, in der sich quer durch alle Ideologien die "Richter" und die Drübersteher treffen: Lieber anprangern und den Teufel an die Wand malen, als genau hinschauen in die komplexen Zusammenhänge und womöglich dabei die Spuren des Teufels in sich selbst entdecken. Sündenböcke suchen. Hatten wir alles schon, oft und oft und schlimm.
Fakt ist, dass Hellinger in Hitlers Räumen lebt und sich wohlfühlt.
Fakt ist, dass Hellinger vor vielen Jahren für einige Monate in der Außenstelle der Reichskanzlei gewohnt hat, als Übergangslösung, bis seine eigene Wohnung fertiggestellt war. Ich kenne keinen Beleg dafür, dass er sich dort "wohlgefühlt" hat. Es mag auch ein Experiment sein, sich für einen begrenzten Zeitraum in historisch belasteten Orten aufzuhalten, um sich mit der "Seele" dieses Ortes zu konfrontieren. Es ist pure Demagogie, jemand positive Identifikation zu unterstellen, wenn er ein solches Experiment riskiert.
Soweit zu den vermeintlichen "Fakten".
Ich bin durchaus der Meinung, dass Hellinger sich in diesen - mittlerweile schon fast historischen - Auseinandersetzungen nach den Maßstäben guter Öffentlichkeitsarbeit nicht sehr klug verhalten hat, aber es war wohl auch nicht sein Anliegen, sich bei allen Liebkind zu machen. Das kann nur er selbst mit sich und der Welt ausmachen und tut er ja auch.
Was das weite Feld der systemischen Aufstellungen anlangt - bei denen das Familienstellen nach Hellinger einfach eine Teilmenge darstellt, die allerdings hinsichtlich Bekanntheit und Verbreitung von Aufstellungsarbeit erhebliche Verdienste erworben hat -, so hat sich dort inzwischen eine große, differenzierte Methodenvielfalt (auch unabhängig von Hellinger und aus ganz anderen Wurzeln gespeist) entwickelt, die von den Agitationsphrasen der AGPF nicht einmal tangiert wird.
Ich habe nach vielen Sitzungen bei Familienaufstellung mit schweren Herzen dieser Geschichte den Rücken gekehrt.
Na dann alles Gute für die Perspektiven, denen Du nun Deine Vorderseite zuwendest.
Jake