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DUCKFACE
Guest
Hallo!
Woraus resultiert der Wunsch zu sterben? Was motiviert die Idealisierung des Todes? Wofür steht der Tod, sehnt sich ein Mensch nach selbigem?
Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Ausweglosigkeit, Lebensunfähigkeit, schwere Krankheit, fehlende Lebensqualität - hierbei handelt es sich zweifelsohne um Faktoren, die eine Suizidhandlung begünstigen können. Doch worum handelt es sich bei der zuweilen viele Jahre währenden Sehnsucht, mit dem Tode zu verschmelzen, sich ihm gänzlich hinzugeben?
Aus der Gothic-Szene ist mir bekannt, dass der Tod ein zentrales Thema für viele Goths darstellt. Dieses theoretische und emotionale Interesse am Tode muss jedoch keineswegs mit einer realen Suizidalität einhergehen. Trotzdem glorifizieren manche Goths den Tod in ihren lyrischen Werken.
Für mich stellt sich die Frage, welche Position der Tod im Leben dieser Menschen einnimmt. Was symbolisiert der Tod in diesen Fällen? Warum wird die Trennung vom Tode mitunter gar als etwas Trauriges, Deprimierendes empfunden, so dass gelegentlich depressive Verstimmungen folgen können?
Zunächst führe ich ein paar eigene Ideen zum Thema auf:
Der Wunsch, mit dem Tod eine Einheit zu bilden, kann meines Erachtens mehrere Ursachen haben. Angesichts spezieller Eigenschaften des Todes halte ich es für möglich, dass der Tod als Projektionsfläche verinnerlichter Elternfiguren fungiert, da er eine ähnliche Allmacht und Erhabenheit suggeriert wie die Eltern in einer frühen Kindheitsphase. Relativ zum Kinde handelt es sich bei den Elternteilen selbstverständlich um omnipotent anmutende Wesen, denen gewiss kein Missgeschick unterläuft. Sie sind die Großen und Starken.
Wenn es einem Menschen nicht gelingt, sich aus der symbiotischen Gemeinschaft mit der Mutter oder dem Vater zu lösen - entweder, weil der Betroffene diese Fusion zu intensiv oder zu mangelhaft erlebte - mag der Tod für diese Person die verinnerlichte Elternfigur repräsentieren, mit dem er eine (erneute) Identifikation anstrebt, indem er ein Teil von ihm wird.
Das Totsein erinnert ebenfalls an den intrauterinen Zustand innerhalb des Mutterleibes, denn in beiden Fällen finden wir eine von Passivität gekennzeichnete Situation vor: Ein Toter ist all seiner Verpflichtungen, Verantwortungen, Aufgaben ledig, wie es auch im Mutterleib der Fall ist, in dem der Fötus genährt, beschützt wird und nicht autonom aktiv sein muss.
Betreffs des Suizids bin ich zudem der Auffassung, dass sowohl narzisstische als auch aggressive Konflikte zu einer Suizidhandlung führen können. Der Narzisst lebt nicht selten in einer fantasierten Identifikation mit einem allmächtigen, wertgeschätzten Objekt. Wird diese Einheit gestört, braucht der Betroffene unbedingt eine Alternative, da er ansonsten mit seinen negativen Emotionen wie Ohnmacht, Minderwertigkeit, Unselbstständigkeit und Depressivität konfrontiert wäre. Vom Unbewussten animiert, entscheiden sich manche fatalerweise für den Tod, glaube ich.
Aggressivität kann etwas überaus Gefürchtetes und Unerträgliches bedeuten. Sie kann bedrohlich und gefährlich wirken. Stößt ein autoaggressiv veranlagter Mensch auf eine enorme Wut und extreme Hassgefühle, kann eventuell eine Suizidhandlung die Konsequenz sein, da er jene elementare Wut und den monströsen Hass, kurz die unbeschreibliche Aggressivität gegen sich selbst richtet und dadurch sein eigenes Ableben herbeiführt.
Viele Grüße
Bella
Woraus resultiert der Wunsch zu sterben? Was motiviert die Idealisierung des Todes? Wofür steht der Tod, sehnt sich ein Mensch nach selbigem?
Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Ausweglosigkeit, Lebensunfähigkeit, schwere Krankheit, fehlende Lebensqualität - hierbei handelt es sich zweifelsohne um Faktoren, die eine Suizidhandlung begünstigen können. Doch worum handelt es sich bei der zuweilen viele Jahre währenden Sehnsucht, mit dem Tode zu verschmelzen, sich ihm gänzlich hinzugeben?
Aus der Gothic-Szene ist mir bekannt, dass der Tod ein zentrales Thema für viele Goths darstellt. Dieses theoretische und emotionale Interesse am Tode muss jedoch keineswegs mit einer realen Suizidalität einhergehen. Trotzdem glorifizieren manche Goths den Tod in ihren lyrischen Werken.
Für mich stellt sich die Frage, welche Position der Tod im Leben dieser Menschen einnimmt. Was symbolisiert der Tod in diesen Fällen? Warum wird die Trennung vom Tode mitunter gar als etwas Trauriges, Deprimierendes empfunden, so dass gelegentlich depressive Verstimmungen folgen können?
Zunächst führe ich ein paar eigene Ideen zum Thema auf:
Der Wunsch, mit dem Tod eine Einheit zu bilden, kann meines Erachtens mehrere Ursachen haben. Angesichts spezieller Eigenschaften des Todes halte ich es für möglich, dass der Tod als Projektionsfläche verinnerlichter Elternfiguren fungiert, da er eine ähnliche Allmacht und Erhabenheit suggeriert wie die Eltern in einer frühen Kindheitsphase. Relativ zum Kinde handelt es sich bei den Elternteilen selbstverständlich um omnipotent anmutende Wesen, denen gewiss kein Missgeschick unterläuft. Sie sind die Großen und Starken.
Wenn es einem Menschen nicht gelingt, sich aus der symbiotischen Gemeinschaft mit der Mutter oder dem Vater zu lösen - entweder, weil der Betroffene diese Fusion zu intensiv oder zu mangelhaft erlebte - mag der Tod für diese Person die verinnerlichte Elternfigur repräsentieren, mit dem er eine (erneute) Identifikation anstrebt, indem er ein Teil von ihm wird.
Das Totsein erinnert ebenfalls an den intrauterinen Zustand innerhalb des Mutterleibes, denn in beiden Fällen finden wir eine von Passivität gekennzeichnete Situation vor: Ein Toter ist all seiner Verpflichtungen, Verantwortungen, Aufgaben ledig, wie es auch im Mutterleib der Fall ist, in dem der Fötus genährt, beschützt wird und nicht autonom aktiv sein muss.
Betreffs des Suizids bin ich zudem der Auffassung, dass sowohl narzisstische als auch aggressive Konflikte zu einer Suizidhandlung führen können. Der Narzisst lebt nicht selten in einer fantasierten Identifikation mit einem allmächtigen, wertgeschätzten Objekt. Wird diese Einheit gestört, braucht der Betroffene unbedingt eine Alternative, da er ansonsten mit seinen negativen Emotionen wie Ohnmacht, Minderwertigkeit, Unselbstständigkeit und Depressivität konfrontiert wäre. Vom Unbewussten animiert, entscheiden sich manche fatalerweise für den Tod, glaube ich.
Aggressivität kann etwas überaus Gefürchtetes und Unerträgliches bedeuten. Sie kann bedrohlich und gefährlich wirken. Stößt ein autoaggressiv veranlagter Mensch auf eine enorme Wut und extreme Hassgefühle, kann eventuell eine Suizidhandlung die Konsequenz sein, da er jene elementare Wut und den monströsen Hass, kurz die unbeschreibliche Aggressivität gegen sich selbst richtet und dadurch sein eigenes Ableben herbeiführt.
Viele Grüße
Bella