Tibetischer Buddhismus

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
fckw schrieb:
Gerrit - es gibt also und gab noch nie einen wirklich erleuchteten Menschen?

Weisst du: Ideale, die kein Mensch jemals erfüllen kann, sind tot. Und sie sind vor allen Dingen eines: Lieblos. Was du suchst ist ein perfekter Mensch, und den gab es noch nie. Weder Buddha noch Jesus waren perfekte Menschen (das erzählen nur die Gläubigen), und genau das macht sie umso liebenswürdiger.

Wo ist der Mensch, Gerrit, den du lieben kannst, weil du es zulässt, dass er dein Vorbild ist?

Das ist wundervoll, was Du da schreibst, fckw. Es spricht aus meinem Herzen.

Und nur unter dem Aspekt, nur in dieser Sichtweise, kann man auch die Heiligkeit des Dalai Lama erkennen. Denn er ist ein Mensch, der seinen Weg geht, genau wie jeder andere auch, nicht schlechter und nicht besser.

Ich habe gerade ein Buch von ihm gelesen, allerdings war es etwas älter von 1989. Es endete also gerade da, wo er seinen Friedensnobelpreis bekommen hat. Ich habe zwischen den Zeilen genau das gelesen, was Lotusz hier zitiert. Aber ich konnte es nur herauslesen, weil der Dalai Lama es selbst erkannt und gesehen hat. Er bestreitet in seinem Buch nicht, dass die Zustände in seinem Land "schlecht" und total "veraltet" waren.
Mir ist auch aufgefallen, dass er öfters betonte, dass der tibetische Buddhismus den Frauen zugetan sei und mir fiel wiederum auf, dass aber ansonsten Frauen keine Rolle in seinem Leben spielten. Er erwähnt seine Mutter beiläufig und auch seine Worte über Indira Ghandi ließen Rückschlüsse zu über seine innere Einstellung Frauen gegenüber. Aber ich denke, dass es ihm tatsächlich nicht bewußt ist/war. Auch da spielt sicher die Zeit eine Rolle.

Er sagte auch von sich selbst, dass er nicht so spirituell sei, wie er eigentlich sein sollte, da er durch seine besondere Stellung (als Dalai Lama im Exil) nicht die nötige Zeit für seine Kontemplation fand und er schrieb auch, dass es ihm an Mitgefühl mangele. Und er betont des öfteren, dass ihm durchaus bewußt ist, dass viele seiner Gelehrten und Mönche ihren eigenen Glauben nicht wirklich lebten, nicht verinnerlicht haben.

Er hat getan, was möglich war, um die Mißstände die er sah abzustellen und Veränderungen einzuführen. Ich bin am Ende zu dem Schluss gekommen, dass er tatsächlich ein "Erleuchteter" Mensch ist, einfach weil man in seinen Worten diese Weisheit spürt. Zu Wissen, was veränderlich ist und was nicht und die Annahme von allem, was ihm begegnete, bedingungslos. Und für mich macht er gerade das aus, dass es ihm eben nicht immer gelungen ist, dass er Fehler gemacht hat, Irrungen erlegen ist, Wut gespürt hat.

Er selbst schreibt in diesem Buch, dass er nichts von den CIA-ausgebildeten Widerstandskämpfern gewußt hat und dass sein Bruder es ihm verheimlicht hat, weil er genau wußte, dass der Dalai Lama es unterbunden hätte. Und doch hat er mit den Kämpfern gefühlt, mit seinem Volk. Wie könnte er auch anders ?

Ich denke wie fckw, was die "Erleuchtung" anbelangt. Auch wenn der Erleuchtete das höchste Wissen in sich erkannt hat, so muss er es doch in DIESER Welt anwenden und diese Welt ist die Dualität. Es sei denn er entschließt sich diese Welt zu verlassen und nicht in ihr zu handeln.
Meines Erachtens ist die Erleuchtung ein zweifacher Weg. Einmal geht es sozusagen nach oben und dann aber wieder zurück nach unten.

Die Erleuchtung verändert nichts am Tun oder Handeln des Menschen, wenn er sich entschließt "trotzdem" unter den Menschen zu bleiben, denn dann muss er es in einer "Sprache" tun, die die Menschen verstehen, die sie begreifen und annehmen können.

Ich glaube allerdings auch, dass das EGO sich dabei auflöst, wie das beschriebene Zuckerstückchen im Wasser. Denn nur so ist der Mensch in der Lage in jeder erdenklichen Weise zu re-agieren und seinen Teil des Plans zu erfüllen.

Ich glaube man vergißt wohl auch allzuleicht die Liebe, die einhergeht mit diesem "Vorgang", bzw. in der man sich dann befindet. Wie sollte denn ein Buddha zb. zu seiner Zeit Reformen durchsetzen ? Er hätte die Menschen um sich herum ja förmlich zwingen müssen ? Und ob die Frauen so von jetzt auf gleich bereit gewesen wären gleichgestellt zu sein ?

Ich denke mal, so etwas ist ein längerer Prozeß und das wußte auch Buddha. Er wird wohl auch die Fähigkeit gehabt haben die Ströme und Entwicklungen auf längere Sicht und Zeit zu sehen und gewußt haben, dass sich alles nach einem festen Muster bewegt, verändert.
Die Bewegung der Gleichstellung von Mann und Frau brauchte und braucht noch von beiden Seiten ihre Zeit, man kann Vorstellungen, Programmierungen nicht von jetzt auf gleich umpolen, auf den Kopf stellen. Sowas weicht nur langsam auf.

Ich sehe das wie einen weisen Vater oder eine weise Mutter, die ihre Kinder die Erfahrungen machen lassen, ihnen vielleicht nur einen kleinen Schubs in die richtige Richtung geben (siehe erstes Frauenkloster) und ansonsten vertrauen, dass sie ihren Weg schon machen werden ...

Ansonsten wären sie tatsächlich nichts anderes - unsere Erleuchteten - wie Herr Hitler oder wie andere Diktatoren auf der Welt.

:)
 
Werbung:
Lotusz schrieb:
Hallo

Die Diskriminierung der Frauen in buddhistischen Klöstern zur Zeit Buddhas ging sogar so weit, dass sogar eine erleuchtete Nonne sich vor einem gerade erst aufgenommenem unwissenden männlichen Novizen ehrfurchtsvoll verbeugen musste. (uni-frankfurt.de - Seite 19)

Alles Liebe. Gerrit

Aber Gerrit,

wenn sie erleuchtet war, denkst Du nicht, dass sie es nicht gern getan hat ?

Wer weiß, ich überlege gerade, ob es nicht vielleicht sogar ein Mittel war zu überprüfen, ob sie wirklich "Erleuchtung" erlangt hatte :D ...
 
Hallo Damura

Dein Beitrag hat mir sehr gut gefallen. Buddha war vor allem deshalb so gegen die Frauen, weil er befürchtete, dass er dann, wenn er die Klöster für Frauen öffnete, seine Lehre nicht mehr 1000 Jahre bestehen würde, wie er vermutete, sondern nur noch 500 Jahre. Und so kam es dann auch. Heute ist der Buddhismus aus Indien weitestgehend verschwunden. Die Inder sind zu etwa 90 Prozent Hinduisten. Woran es allerdings lag, dass der Buddhismus aus Indien, dem Mutterland des Buddhismus, praktisch verschwunden ist, kann ich nicht beurteilen. Vielleicht hat jemand darauf eine Antwort.

Alles Liebe. Gerrit
 
super der lotusz kann auch auf was eingehn.das find ich jetzt aber schön.:)
damura sei dank. :welle: :guru:
lg shenpen
 
Hallo

Eben noch habe ich mir die Frage gestellt, wie es wohl dazu gekommen ist, dass der Buddhismus aus Indien, dem Mutterland des Buddhismus, vertrieben wurde. Und er wurde tatsächlich vertrieben. Dies wurde mir durch den Text von Adelheid Herrmann-Pfandt (Seite 26 - Abschluss und Ausblick) klar, den ich demnächst in Auszügen hier veröffentlichen möchte.

Der Buddhismus war den Herrschenden und den Klerikalen wahrscheinlich zu liberal und darum unternahmen sie alles, um ihn zurückzudrängen. So konnte sich der Hinduismus im ersten Jahrtausend n.Chr. wieder verstärkt in Indien ausbreiten.

Alles Liebe. Gerrit
 
Lotusz schrieb:
Hallo Damura

Dein Beitrag hat mir sehr gut gefallen. Buddha war vor allem deshalb so gegen die Frauen, weil er befürchtete, dass er dann, wenn er die Klöster für Frauen öffnete, seine Lehre nicht mehr 1000 Jahre bestehen würde, wie er vermutete, sondern nur noch 500 Jahre. Und so kam es dann auch. Heute ist der Buddhismus aus Indien weitestgehend verschwunden. Die Inder sind zu etwa 90 Prozent Hinduisten. Woran es allerdings lag, dass der Buddhismus aus Indien, dem Mutterland des Buddhismus, praktisch verschwunden ist, kann ich nicht beurteilen. Vielleicht hat jemand darauf eine Antwort.

Alles Liebe. Gerrit


Guten Morgen Gerrit,

aber Buddha steht doch sozusagen für den "gesamten" Buddhismus, oder ? Ich habe das Gefühl, dass er sich über die Welt verteilt hat, könnte man sagen. Die Buddhisten werden nicht mehr nur in EINEM Land wiedergeboren, es gibt eben kein spezielles BuddhismusLand mehr. Tibet ist ja nun auch gefallen und hat seine Anhänger durch die Besetzung des Landes über die Welt verteilt.

Ich frage mich, wenn der Dalai Lama nicht so darum gekämpft hätte, die Kultur sein Landes zu erhalten, die Riten, den Glauben, das Wissen, ob der Buddhismus heute auch dieselbe Bedeutung erlangt hätte ? Wenn die Buddhisten in Tibet geblieben wären, hätte diese Religion dann auch den Weg in die Welt gefunden, so wie es heute ist ???

Und wenn Indien den Buddhimus "verloren" hatte, so ist er doch mit den Tibetern zu ihnen zurückgekehrt.

Was mich allerdings auch befremdet hat, ist, dass Indien so viel für die Tibeter getan hat und das eigene Volk hungert ... Mich würde interessieren, was in den nachkommenden Jahren passiert ist, wie es nach 1990 mit Tibet, Indien und dem Dalai Lama weitergegangen ist. Ihr schreibt, er lebt nun in Reichtum im Exil. Und tut er immer noch alles ausschließlich für SEINE Tibeter, oder auch für all die vielen Menschen, die dieses Volk unterstützt haben ?

Mich hat schon immer befremdet, dass er Prominente "benutzt" als Werbung für seine Sache sozusagen und dass dann Veranstaltungen mit ihm so teuer sind, dass sie sich nur noch eine bestimmte Gesellschaftsschicht erlauben kann.

Ich habe daraus für mich die Schlüsse gezogen, dass es da nicht um Glaube und Religion geht, nicht um die Sache, sondern nur darum einen privaten Krieg zu führen sozusagen. Was kein Urteil sein soll. Es ist vollkommen in Ordnung so. Man muss es mE eben nur unterscheiden.

Der Dalai Lama ist ein Politiker, wenn auch ein weiser :) ...
 
Hallo!

Manchmal genügt es nur ein wenig aufmeksamer zu sein:

Lotusz hält Jesus für einen religiösen Fanatiker, weil er behauptet hat,
Sohn Gottes zu sein. Aber Jesus hat auch gesagt, wie wir richtig be-
ten sollen: "UNSER Vater im Himmel..." Damit hat er uns gesagt, dass WIR
ALLE Kinder (Söhne und Töchter) Gottes sind. Dann geht es nur um
herauszufinden, WAS Gott ist und die Rätsel über die Erleuchtung und
die Erleuchteten ist gelöst. :) Wer es fassen kann, fasse es.

Alles Gute
Die alte Kriegerin
 
Zauberin schrieb:
Hallo!

Manchmal genügt es nur ein wenig aufmeksamer zu sein:

Lotusz hält Jesus für einen religiösen Fanatiker, weil er behauptet hat,
Sohn Gottes zu sein. Aber Jesus hat auch gesagt, wie wir richtig be-
ten sollen: "UNSER Vater im Himmel..." Damit hat er uns gesagt, dass WIR
ALLE Kinder (Söhne und Töchter) Gottes sind. Dann geht es nur um
herauszufinden, WAS Gott ist und die Rätsel über die Erleuchtung und
die Erleuchteten ist gelöst. :) Wer es fassen kann, fasse es.

Alles Gute
Die alte Kriegerin

Wobei "UNSER" und "WIR" auch wieder missverständlich ist, denn es beschreibt ja eine Pluralität und nicht die Einheit :D
 
Wenn Jesus oder Buddha tot sind, dann hatten sie nichts wesentliches zu sagen. Wenn sie leben, dann will ich sie treffen.

Einen angenehmen Tag wünscht
Route666
 
Werbung:
Route666 schrieb:
Wenn Jesus oder Buddha tot sind, dann hatten sie nichts wesentliches zu sagen. Wenn sie leben, dann will ich sie treffen.

Einen angenehmen Tag wünscht
Route666

Ich denke, sie leben. Heute haben sie nur andere Namen. Vielleicht Hr. Schmidt oder Frau Meyer ... oder auch Dalai Lama, Sai Baba ...

Wirklich treffen kann man sie nur in sich selbst, oder ?
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben