Ich verstehe Dich sehr gut.
Aber was lehrt uns das, was Du schreibst?
Nämlich, dass man keine Probleme anstehen lassen soll. Nichts verschieben auf morgen, sondern heute ansprechen und lösen.
Ich habe z.b. den Tod meines Mannes, der total unverhofft eintrat, nicht zuletzt dadurch sehr gut verarbeiten können, weil zwischen uns alles gesagt war. Es war alles gut, und dafür bin ich sehr dankbar. Wir hatten vor seinem Tod noch eine sehr intensive Zeit, wo wir uns alles sagten, was noch wichtig war, ohne dass wir wußten, was kommt.
Genau so verhielt es sich mit dem Tod meines Sohnes. Wir waren uns die Wochen davor so nahe wie nie zuvor, hatten stundenlange intensive Gespräche, die nichts mehr offen ließen, was uns betrifft.
Das hilft sehr, den Tod annehmen zu können.
Nichts ist schlimmer für Hinterbliebene als Schuldgefühle und offene Fragen, und nichts ist wahrscheinlich schlimmer für Menschen, die sterben müssen, wenn nicht alles geklärt ist.
lg
Sunny
Wie Du das beschreibst, was Du erlebt hast und wie Du da raus gekommen bist gibt mir Mut und Zuversicht. Vielen Dank!
Jetzt, akut, z.B. habe ich Angst, daß meine kleine Tochter die ganze Nacht kotzt - grad eben hat sie sich zwei Mal übergeben, war danach aber kurz putzmunter. Ausgerechnet heute ist meine Frau übers Wochenende weg, steh also allein da und das Kindlein heult nach der Mama. Nach langem Trösten und Schlaflieder singen ist sie jetzt endlich eingeschlafen. Aber ich erwarte eine grausige Nacht. Erst vor kurzem hatten wir diesen Horror im Urlaub mit unserer Großen erlebt, die 1 Woche lang Nacht für Nacht durchgereihert hat und nur noch ein Häuflein Elend war, das war ein toller Urlaub, genau, wie wir uns das vorgestellt hatten - tagsüber von den Strapazen der Nacht in der Ferienwohnung pennen, Nachts volle Action... In den Momenten, wo Action war, wo wir das Kind versorgten, Betten abziehen, Boden wischen, verpflegen usw. - keine Spur von Angst vor irgendwas, einfach machen, hellwach, das was eben zu tun ist. Aber in den ruhigen Phasen dazwischen, als sie schlief, kamen diese Horrorängste, die wohl alle Eltern kennen, wenn ihre Kinder richtig krank sind. Ich male mir das grade aus, wenn das Kind nun immer weiter sich übergibt, dehydriert, usw. Klar, ich weiss dann schon, was zu tun ist, aber das was einen antreibt ist, unbedingt sein Leben zu retten. Wir lassen ja nicht einfach unsere Kinder sterben, weil wir den Tod so locker sehen. Nein, wir fürchten den Tod und wir ringen darum, daß wir das Leben bewahren. Irgendwas, der Überlebensinstinkt, treibt uns an, alles zu tun, das Leben zu retten. Und das ist doch -obschon irgendwie das Selbstverständlichste auf der Welt- auf der anderen Seite doch auch seltsam, wenn wir sagen, wir wüssten nichts vom Tod. Wir müssen irgendwie etwas über den Tod wissen, sonst würden wir nicht so für den Erhalt des Lebens kämpfen, denke ich... Andernfalls wären wir total sorglos und würden uns blindlinks in ihn hineinstürzen, wenn er kommt, wenn da nicths zu befürchten wäre. Oder haben Befürchtungen gar nicths mit dem Tod zu tun? Mehr mit dem, was einem im Leben so passieren kann vielleicht? Ja, vielleicht eher damit, denke ich.
Bibo