Als wenn "deutliche Worte" an diesen Möchtegernsultan irgend etwas nutzen würden, ganz im Gegenteil.
Es geht nicht darum, sich über die Rhetorik von Erdogan und seiner Minister aufzuregen, sondern darum, dass er das Referendum nicht gewinnt.
Daher sehe ich das wie Merkel: "Diese Äußerungen sind eigentlich keinen Kommentar wert." In dem sie Lammert den Vortritt gelassen hat, degradiert sie doch die Äußerungen und die Person Erdogan.
Viel wichtiger ist, was Lammert noch weiter gesagt hat:
"Daher werde man - auch im Interesse der türkischen Mitbürger, die oft auch deutsche Mitbürger seien -, ansprechen, wohin es die Türkei auf absehbare Zeit führe, wenn die dort anvisierte Verfassungsänderung tatsächlich in Kraft trete. Lammert warnt vor der "Entwicklung zu einem zunehmend autokratischen Staat", der sich von europäischen Standards entferne."
Wenn man sich mal anschaut, was in der Türkei alles unternommen wird, um Versammlungen der Opposition bzw. der jenigen, die mit Nein stimmen wollen zu verhindern, kriegt man das kalte Grausen.
Sie werden als Verschwörer tituliert, verlieren ihren Job, landen im Gefängnis, Geschäftsleute haben Angst Räumlichkeiten für Versammlungen bereit zu stellen, oder stellen den Strom ab. Freie Presse gibt es eh nicht mehr.
Und trotzdem, selbst 35% der AKP Mitglieder wollen mit Nein stimmen.
http://www.zeit.de/politik/ausland/...-recep-tayyip-erdogan-gegner-kritik-wahlkampf
Von daher sollte man sich nicht provozieren lassen. Nach dem Referendum ist immer noch Zeit Erdogan in seine Schranken zu weisen. Aber jetzt geht es darum, dass er nicht gewinnt!
"Oppositionspolitiker und ihre Anhänger sehen Erdogan zwar kritisch, stehen aber sofort geschlossen hinter ihm, wenn sie sich als Türken in ihrem Nationalstolz verletzt sehen. Zuletzt war das nach dem gescheiterten
Putschversuch im Juli 2016 sichtbar. Es ist ein Dilemma: Sie wollen nicht für Erdogan sein, fühlen sich aber vom Ausland - vor allem in Deutschland - missverstanden und von oben herab behandelt. Erdogan weiß das geschickt zu nutzen, indem er mit seinen kalkulierten Provokationen versucht, Politiker, Medien und die Bevölkerung in Deutschland zu Reaktionen zu verführen, die er als Arroganz, Geringschätzung und Beleidigung von Türken umdeutet. Auf diese Weise kann er sich als derjenige präsentieren, der die Türken beschützt. Da Umfragen zufolge eine Mehrheit für sein Präsidialsystem nicht sicher ist, ist das eine geschickte Strategie."
http://www.spiegel.de/politik/ausla...erkei-die-wichtigsten-parteien-a-1137662.html