Ich erlebe immer wieder, dass die Aggressivität in sozialen Beziehungen mit einem Tabu belegt ist. So vermeiden viele Menschen ein konfrontatives Agieren, weil selbiges mit einem gewissen Maß an Aggressivität verbunden ist: Man formuliert klar, direkt und unmissverständlich die akuten Komplikationen.
Partnerschaftliche Beziehungen entbehren meines Erachtens einer positiven Streitkultur. Streitigkeiten müssen dabei natürlich stets fruchtbar sein. Doch anstatt sich mit den partnerschaftlichen Problemen, Missständen und Konflikten direkt und offen auseinanderzusetzen, entscheiden sich nicht wenige Leute eher für ein Vermeidungsverhalten, dessen Resultat letzten Endes eine Entzweiung sein kann. Dann wird die Liaison aufgekündigt.
Das Aggressive wird von manchem gefürchtet. Personen mit geringem Selbstbewusstsein und -vertrauen trauen sich kaum zu, eigene Wünsche klar zu verbalisieren und sich durchzusetzen. Einige Menschen haben in ihrer Kindheit vermutlich nur die negativen Aspekte der Aggressivität kennengelernt, weil sie eventuell emotional oder sexuell missbraucht oder Opfer von Gewaltdelikten wurden. Veständlich, wenn die hiervon Betroffenen das Aggressive scheuen. Es lohnt sich aber, an sich zu arbeiten. Kuscheln führt leider nicht immer konstruktive Veränderungen herbei!