gerade weil sex ja so reizt..und im prinzip belohnt wird.. die liebe aber wohl wohl exklusivität will (ist wohl so; (restriktiv in gewisser hinsicht / was nicht heisst dass man es so empfindet wenn man liebt)) sex im prinzip nicht (expansiv gewisssermassen).. ist der ideelle wert des aufsparens für die liebe erst möglich..und wohl auch gültig (daher die treue-idee // nicht eine kranke gesellschaftskonvention sondern die natur der liebe selbst "will das)
dass liebe exklusivität will, halte ich für einen glaubenssatz ... allerdings für einen, den wohl viele teilen. wenn aus dieser exklusiven liebe kinder hervorgehen, dürfen die dann nicht mehr geliebt werden? es geht also doch wohl nicht um exklusivität der liebe, sondern exklusivität von sex mit dem lebenspartner. interessanterweise werden ja auch sehr intensive freundschaftsbeziehungen mit anderen menschen durchaus akzeptiert, wenn jemand teil eines paares ist, nur der verdacht auf körperliches sollte nicht aufkommen... als ob nicht eine geistige oder spirituelle form von vertrautheit wesentlich intimer sein könnte.
und wenn es "um die natur der liebe selbst" geht, stellen sich mir die rückenhaare auf. wo mit der natur der dinge argumentiert wird, ist der "gesunde menschenverstand" nicht weit, und der geht ganz rasch in das "gesunde volksempfinden" über, das allerdings auch treue ganz hoch eingeschätzt hat. auf den ss-dolchen war "meine ehre ist treue" eingeätzt, und ganz allgemein wurde treue bis in den tod erwartet. ich denke, da muss man gesellschaftskonventionen nicht gleich als "krank" abtun, sondern sie lassen sich einfach hinterfragen.
ich habe große achtung vor der persönlichen entscheidung zur treue - darüber können die betroffenen menschen kommunizieren. wenn quasi unausgesprochen die treue zum vertragsgegenstand wird, dann kommen beziehungselemente ins spiel, die eher in kategorien von besitz und besitzsicherung angelegt sind.
du fragst nach geschichte, bab? ernest bornemann hat in seinem klassiker "das patriarchat" nicht ganz unideologisch gezeigt, dass "treue als konzept" bzw. paarbeziehungen auch mit erbrecht und besitzwahrung zu tun hatten. bevor der zusammenhang zwischen zeugung und elternschaft erkannt worden war, war eindeutig die mutter die dominierende funktion in der generationenfolge - wer die mutter ist, ist immer klar. als man kapierte, dass der vater auch seine teilchen dazu beiträgt, konnte man nur dann der vaterschaft sicher sein, wenn die sexuellen beziehungen in der paarbeziehung eindeutig blieben. das änderte vieles... und die zeit ist weitergegangen, und inzwischen haben wir gelernt, den zusammenhang zwischen zeugung und elternschaft auch zu beeinflussen bzw. sexuelles vergnügen nicht zwangsweise an das zeugungsrisiko zu koppeln. damit fallen wieder etliche gründe für exklusiven sex in einer paarbeziehung weg.
und noch ein kapitel geschichte: bis ins frühe 20. jahrhundert war die aus liebe geborene kleinfamilie eher die ausnahme als die regel. ehen wurden aus vernunft geschlossen bzw. aus materiellen erwägungen, und da war klar, dass sex oft eher als pflicht denn als lust erlebt wurde. wobei mit sex in diesen historischen bezügen eh praktisch immer die verfügungsgewalt über die frau gemeint ist. so wurden dynastien errichtet. und zumindest in der österreichischen rechtssprechung hießen dann die unehelichen kinder aus seitensprüngen "natürliche kinder"... wie steht es da um exklusivität von paarbeziehungen bzw. liebe? und um deren natur?
daruf hoffen viele (dass es keine rolle spielt // man also am meisten davon hat.. sich erst durch die gegend zu poppen bis man den richtigen partner gefunden hat // am besten erst geiler sex..und dann geiler sex mit toller liebe).. aber ist es so?
das ist auch so ein stehsatz, das immer wieder gern genommene killerargument der extreme: wenn eineR nicht die ansprüche auf exklusivität wahrt, gilt das gleich als "durch die gegend poppen". in der regel bezeichnen meistens jene männer lebenslustige frauen als schlampen und nutten und ärger, die garantiert bei denen nicht zum zug kommen. die gehen nämlich durchaus nicht mit jedem in die falle, sondern wählen... und da vermutlich nicht jene, die ihnen exklusivität aufpfropfen wollen, sondern ebenfalls lebenslustige...
das erscheint dann jenen, die nach anderen regeln leben, als lasterhaft. wogegen ich ja noch nichts habe... ich frage mich allerdings, mit welchem recht jemand seine eigene frömmigkeit oder paar(ungs)-exklusive bindungsfreudigkeit anderen als generelles regulativ vorschreiben möchte? das erscheint mir dann doch eher bald als die moral derer, denen die trauben zu hoch hängen.
besteht kein anlass sex für liebe zu reservieren? ist man am ende der dumme, wenn man das macht? wozu sollte liebe exklusiv sein ohne uns dafür zu "belohnen?
wenn du lieben kannst, fragst du eh nicht nach belohnungen. gegenfrage: besteht ein anlass, sex für liebe zu reservieren? klingt das nicht eher ein bisschen nach kuhhandel? "erst musst du mir deine liebe und treue versprechen, bevor ich dich ranlasse..." und, gute frage: wozu sollte liebe exklusiv sein? vielleicht dann, wenn man nur ein begrenztes kontingent davon vermutet, mit dem man sparsam umgehen muss?
ich weiß schon... ein paar mal enttäuscht werden, und dann die hoffnung verlieren oder verbittert werden... nur: was hat das mit liebe zu tun? das hat mit falschen erwartungen zu tun, die man korrigieren kann, das hat mit moralischen oder ideologischen konzepten von liebe zu tun, die man verändern kann... ganz im sinne bert brechts, der seinen herrn keuner mal nüchtern fragen ließ: was tun sie, wenn sie lieben? das lässt sich erden, das lässt sich hinterfragen, daran lässt sich arbeiten. was zugegebenermaßen schwerer ist als sich an eine ideologie zu klammern... aber da warten dann auch wirklich die belohnungen...
und damit meine ich nun nicht die totale popperei *ggg*, auch wenn ich wohl schon diesen eindruck erweckt haben dürfte. ich meine die freiheit, lieben zu können, ich meine die freiheit, mich mit einer partnerin auf ehrliche kommunikation einlassen zu können, auch auf kommunikation über treue und über erotische anziehung anderer menschen, wenn die mal thema werden sollte, ich meine die freiheit, nicht aus abhängigkeit lieben zu müssen oder geliebt werden zu müssen... und ich weiß sehr gut, dass das alles zusammen sauschwer und unendlich konfliktbeladen ist, mit all dem gepäck, das ich aus meiner geschichte, erziehung, system etc. mitbringe. trotzdem ... lieber das möglichst bewusst erleben und entwickeln als es unter einen ideologischen teppich zu kehren.
der einzige punkt wo moral ins spiel kommt ist (man selbst könnte ja bereit sein den preis zu zahlen.. warum auch nicht?): verschlchtert man nicht auch die atmosphäre für den partner mit, der evtl im grunde den preis nicht hätte zahlen wollen?
das ist keine frage von moral, das ist eine frage der qualität einer beziehung: wenn ich mich mit einer partnerin nicht einigen kann, wie wir miteinander umgehen, dann können wir vielleicht in liebe verbunden bleiben, aber ganz bestimmt nicht in einer beziehung leben, ohne einander zu beschädigen.
ist es überhaupt eine bewusste entscheidung, ob man eine liebe als die liebe des lebens ansieht?
ist es überhaupt eine entscheidung, ob man sich daran nun stört oder nicht, wenn der partner viele sexpartner davor hatte?
zur ersten frage: was bringt es, wenn ich jemand als "liebe meines lebens" betrachte, außer dass ich vermutlich diesen menschen mit überzogenen erwartungen meinerseits überschütte!? wenn ich jemand liebe, aber nicht als "liebe meines lebens" betrachte (und das kann ja nur einmal sein) ... ist das dann weniger liebe oder weniger wertvolle liebe? sollte ich's dann nicht eher gleich lassen und drauf warten, bis ich die "liebe meines lebens" finde? oder nehm ich das lieber als ausrede, um eine beziehung zu beenden, weil ich irgendwann "fühle: du bist nicht die liebe meines lebens". die "liebe des lebens" halte ich für eine sehr problematische und potenziell anmaßende angelegenheit ... liebe zum leben ist mir da lieber. und wie sehr das eine bewusste entscheidung ist ... nun, es gibt so viele theorien zur partnerwahl, und in praktisch allen spielen bewusste entscheidungen die eher geringere rolle. aber das gilt ja für die meisten anderen entscheidungen auch, dass der bewusste anteil eher der kleinere ist.
und ob viele sexpartner stören, ob das eine bewusste entscheidung ist? ja, aber nur dann, wenn das zum bestandteil einer engen eigenen moral verinnerlicht worden ist. dann ist das wohl wichtiger als das, was man für liebe hält. wenn es wirklich liebe ist, dann blüht die im hier & jetzt, und da wusste sogar der apostel paulus schon in 1 kor. 13: die liebe erträgt alles, sie duldet alles... und wenn du ein praktisch veranlagter mensch mit gut ausgebildetem selbstbewusstsein bist, dann freust du dich über die erfahrungen deiner partnerin... was das an möglichkeiten eröffnet...
alles liebe,
jake
ach ja, zum drüberstreuen noch ein leitspruch einer sehr lieben und zeitlebens ihrem mann sehr treuen bekannten: "lieber eine gesunde verdorbenheit als eine verdorbene gesundheit".