Die Idee, mit Licht und Liebe das Problem jenseitiger Übergriffe lösen zu können, ist nicht neu, aber tatsächlich falsch. Sicher mag es den einen oder anderen Verstorbenen geben, der wirklich nur einen freundlichen Hinweis braucht, um sich nicht mehr zu melden, aber es gibt auch andere Fälle. Beispielsweise wurde ich von meinem Vater sehr belästigt, nachdem dieser verstarb. Ich erlebte das als psychotische Episode. Ich bekam seinen Haß auf mich mit; in meiner Kindheit und Jugend hat er mich immer geschlagen und gedemütigt, weil er mich als sein Fleisch sah, mit dem er machen könne, was er wolle. Meine Mutter hat mitgeprügelt, denn ich war ein unerwünschtes Kind. Das ich überlebte, sehe ich heute als Wunder an. Ich sah das Jenseits meines Vaters: Wünsche konnte er erfüllt bekommen, er fuhr ein Auto, vielleicht sogar sein Traumauto. Aber er lebte in einer Welt aus Beschimpfungen, die er mir wirdmete, und die auf ihn selbst zurückfielen. Seine Welt war flach und grau. Der Boden eine graue Ebene mit Erdlöchern, in denen überdimensionale Frösche hausen, auf die er mit Wonne tritt. Mit seinem Auto fährt er von Erdloch zu Erdloch. Als Himmel hatte er einen konturenlosen grauen Himmel ohne sichtbare Wolken. Eine im Prinzip leere Welt. Die Belästigungen hörten mit dem Tod meiner Mutter auf. Wahrscheinlich wollte er über mich mit ihr wieder in Kontakt treten. Gedämpft werden können solche Dinge mit Medikamenten, die man als Neuroleptika bezeichnet. Aber noch wichtiger ist Prävention von Traumatisierung. Man darf sich niemals von einem fremden Menschen dessen Willen aufzwingen lassen, auch unter Gewalt und Gewaltandrohung nicht. Man muß solche Menschen vielmehr meiden. Für ein Kind ein unlösbares Problem, wenn die Behörden schweigen und nicht einschreiten. Für einen Erwachsenen schwierig, weil man sich erst seiner Hilflosigkeit bewußt sein muß, um sein Problem zu benennen, und um sich Hilfe zu suchen, wobei es nicht einfach ist, die geeigneten Anlaufstellen zu finden. Von daher wird es immer wieder Tote geben, die einen auch krank machen können. Wichtig ist von daher der Appell an sich selbst: Werde niemals Krankheitserreger, denn es gibt auch bessere Wege. Wie du urteilst und richtest, so wirst du gerichtet.
Holger