Nun, ich weiß es auch so: die Verkäuferin hätte es gestatten müssen, rein rechtlich gesehen. Menschlich und ethisch gesehen genauso. Wäre ich Zeugin gewesen, ich hätte unter Protest mit deiner Schwester das Geschäft verlassen.
Leider gibt es immer mehr Situationen, in denen dies Grundlage ist: "Das ist nicht mein Problem." Will heißen: Ich helfe dir nicht. Es geht mich nichts an. Das kümmert mich nicht.
Genau da entsteht aber das Kümmernis, denn wir sollten sagen: "Ich unterstütze dich, damit du dein Problem gelöst kriegst."
Mittlerweile gibt es für alles Vorschriften, Gesetze und der Mensch hält sich dran. Dann kann er nichts falsch machen, ist auf der sicheren Seite. Denkt der Mensch und vergisst dabei, dass Gott lenkt.
Unterstützt du aber andere Menschen, bist auch du erfolgreich, nicht nur derjenige, der mit deiner Hilfe sein Problem gelöst kriegt. Und der, der sein Problem gelöst hat, unterstützt wiederum einen anderen Menschen. Das nennt man Eigenverantwortung, soziale und politische Verantwortung unsere Gesellschaft im täglichen Leben aktiv mitzugestalten. Dabei ist es egal, ob du einer Oma die Koffer trägst oder ein Kind auf die Toilette lässt. In diesem Moment hat du die Gesellschaft positiv und aktiv mitgestaltet.
Aber ich erzähl ja doch lieber Geschichten:
Die Verkäuferin I
Sie arbeitet seit langem im Textilgeschäft und merkt, dass die Geschäfte nicht mehr so gut laufen wie früher. Sie hat Angst um ihren Job, vor allem, da ihr die Besitzerin mitgeteilt hat, dass sie aus Kostengründen ab sofort die Reinigung des Ladens und der Toiletten selbst zu übernehmen hat.
In diesem Moment kommt die junge Mutter und fragt, ob das Kind die Toilette benutzen kann.
Die Verkäuferin hat bis jetzt alles akzeptiert, denn das muss sie, wenn sie ihren Job behalten will. Aber jetzt kann sie mal zurück hauen: Nein, sie wird keine Toilette säubern, die ein Kind beschmutzt hat.
Die Verkäuferin II
Sie hat immer gern im kleinen Textilgeschäft gearbeitet. Aber die alte Besitzerin ist in Rente gegangen und hat das Geschäft an eine Kette verkauft. Ab sofort herrschen andere Gesetze. Der Verkäuferin macht ihr Job keinen Spaß mehr, aber sie ist überzeugt, keine andere Wahl zu haben. Die neue Geschäftsleitung macht ihr klar, dass sie sich strikt an das zu halten hat, was ihr vorgegeben wurde. Eine neue Vorschrift heißt, dass kein Kunde die Toilette benutzen darf. Die Verkäuferin weiß, dass die Geschäftsleitung sie gerne feuern würde und eine jüngere Kraft einstellen würde, die weniger kostet. In diesem Moment kommt die junge Mutter und frag, ob das Kind die Toilette benutzen kann.
Bei der Verkäuferin gehen alle Warnlampen an: sie hat Angst, hereingelegt zu werden, sie hat Angst, dass ein Komplize der Mutter den Laden ausräumt, während sie die Toilette aufschließt.
Die Verkäuferin III
Eine seltene Spezies: absolut hinterhältig, manipulativ und gemein. Heute hat ihr Freund mit ihr Schluss gemacht, der Job ist eine Sackgasse, sie hat eh schon Kopfschmerzen.
In diesem Moment ...............
Da haben wir Angst, Unwissenheit und Zorn als Motivator.............