C
Condemn
Guest
Warum man sich selbst beleidigt liegt m.A.n. ebenfalls in diesem seltsamen Automatismus in uns. Und auch das hat sehr viel mit Bedeutung zu tun. Stell Dir z.B. mal zwei Szenarien vor:Das ist spannend, denn: Warum sollte er das tun? Wenn ich hier nachhake, lande ich beim selbstbild und bei der frage, ob und warum es (so) wichtig ist. Wenn da ein teil 'freie' identität wäre, die sich nicht über ein solches 'bild' identifizieren würde, böte man keine angriffsfläche mehr. Ich weiss irgendwie, dass es funktioniert, auch bei mir selbst, aber eben nicht immer.
Eine Person, die Du nicht kennst oder die für Dich einfach unbedeutend ist, beleidigt (versucht es) Dich massiv. In sachlicher Hinsicht geht es wiederum ebenfalls um ein Thema das für Dich vollkommen unproblematisch ist, sich einfach nicht als Beleidigung eignet (bei Dir). Du wirst dann nur mit der Schulter zucken oder lachen müssen.
Jetzt denk Dir eine Person, die für Dich unbedeutend ist, beleidigt Dich und das gewählte Thema ist bei ein wunder Punkt. Dessen Bedeutung wird ausreichen, damit die Beleidigung zumindest nicht vollkommen spurlos an Dir vorüber geht.
Oder: Eine Person die für Dich sehr wichtig ist, beleidigt Dich bei einem unbedeutenden Thema. Das Thema selbst erwischt Dich nicht, aber Du erkennst natürlich sofort das diese Dir wichtige Person Dich tatsächlich beleidigen will. Auch das wird auf irgendeine Weise ankommen.
Oder: Eine Dir wichtige Person schlägt auf einen wunden Punkt. Das sitzt dann richtig...
Das wären verschiedene Szenarien und es geht dabei immer um die Bedeutung die man selbst vergeben hat. Menschen, die für uns viel bedeuten (in welcher Hinsicht auch immer) haben dann sozusagen mehr Macht. Und Themen die uns viel bedeutend bieten potentiell mehr Angriffspunkte.
Und ja... wäre man frei von diesen Identifikationen kommen Beleidigungen nicht mehr an. Daher sehe ich Eitelkeit auch als wahres Gift an. Mit Eitelkeit meine ich jetzt nicht die sehr begrenzte Eitelkeit das man sagt "ich hab so tolle Haare" oder "ich hab super Muskeln", sondern eher die Art Eitelkeit das man sich insgesamt zu wichtig nimmt... Menschen die das tun sind riesen Angriffsflächen, verletzen sich aber vor allem laufend selbst. Sie können sogar sehr verletzt reagieren, obwohl eine Beleidigung absolut nicht der Intention des Gegenübers entspricht.
Ja, man kann das natürlich so nutzen. Aber das ist natürlich nicht hilfreich, da es ja sofort zu neuen Urteilen führen würde ("Eltern/Lehrer/Konventionen sind schuld"). Mir gehts einfach darum den "Mechanismus" zu verstehen, der im übrigen ja auch Eltern/Lehrer/Konventionen geprägt hat. Wenn man das wirklich konsequent durchdenkt erledigt sich die Schuldfrage sogar wieder. Meiner Ansicht nach geht es eben darum bewusster zu werden. Zu erkennen was in einem vorgeht und vielleicht sogar zu verstehen wie es dazu kommt bzw. kam. Und dann hat man einfach sehr viel vor sich, das aus der Vergangenheit kommt. Ich kann da bei mir selbst sehr viel erkennen das eigentlich nicht von mir selbst kommt, sondern übernommen wurde. Und zwar nicht weil ich aktiv indoktriniert wurde sondern weil ich, wie alle, unter Menschen aufwuchs und von ihnen geprägt wurde, die gewisse Eigenheiten und Eigenschaften hatten/haben. Und keinem mache ich Vorwürfe deshalb, selbst wenn nicht alles was in mir tickt auch konstruktiv tickt. Aber ich will wissen was tickt und warum.Ok, da ist diese aussen, das uns so viel lehrt. Aber warum genau sollte das jetzt immer dermassen und in jedem fall lebensbestimmend sein, sodass wir uns dahinter verkriechen können? Ist es nicht auch ein stück bequemlichkeit, alles auf die andern abzuscheiben: Die eltern, die lehrer, die konventionen, etc.
Wenn man sich selbst auf die Art beobachtet bzw. bestimmte Aspekte bemerkt, wächst im Übrigen auch das Verständnis für andere, etwa die eigenen Eltern oder Lehrer oder auch Freunde. Man sollte sich dabei nur vom Thema Schuld fernhalten, sondern Willen zu Verstehen zeigen - sich selbst und andere. Denn auch andere sind in sich verständlich. Das man nicht immer verstehen kann ist schlicht ein Mangel an Wissen/Information.
Ich habe ja in psychologischer hinsicht null ahnung, aber das glaube ich nun gerade nicht. Es mag sich vielleicht so darstellen, weil es auch wieder ein bisschen einfacher wird, jemanden mit ins dilemma hineinzuziehen - etwas überspitzt formuliert.
Ich denke, dass es viel eher eben um das eigene selbstwertgefühl/selbstbild geht, wie wichtig es einem ist, ob man die fähigkeit besitzt, es selbst zu nähren oder ob dafür eben andere herhalten müssen. Anerkennung ist doch im grunde auch nur deshalb so wichtig, weil man es (teilweise) nicht schafft, sich selbst anzuerkennen.
Auf ein kind trifft dies natürlich nicht auf diese weise zu, da es noch abhängigkeiten hat. Eine kunst ist es wohl, genau die rechtzeitig vollständig aufzulösen. Perfiderweise sind da - neben dem kind - wieder die gleichen personen gefordert, die einst abhängigkeit herstellten.
Bei allem was mit Selbstbild zu tun hat geht es letztlich auch um Beziehung. Oder anders gesagt: Wir bauen unser Selbstbild nicht unbedingt auf Kosten anderer auf, aber sie sind ein extrem wichtiger Part bei der Bildung des Selbstbildes. Wir bekommen laufend Feedback das auch unser Selbstbild mitprägt. Das nimmt mit den Jahren vielleicht ab, aber wenn man die Entwicklung eines Menschen anschaut kann man sogar die Frage stellen: Kann jemand überhaupt ein Selbstbild entwickeln ohne dieses Feedback?
Eine weitere Frage wäre: Was fürchtet man mehr, den Tod oder Isolation? Ich glaube, dass wir den Tod fürchten weil wir Isolation fürchten. Was treibt mehr Menschen in den Selbstmord.... körperliche Schmerzen und physischer Mangel oder Isolation und Scham?
Was macht einen wirklich glücklich wenn man Beziehungen rausrechnet und zwar vollkommen und dauerhaft? Könnte ein Mensch in einer paradiesischen Welt glücklich sein, gleichzeitig dauerhaft ohne irgendeine Form von Beziehung?
Ich glaube das nicht. Denn nichts was wir (subjektiv und individuell) als Glück bezeichnen scheint wirklich Sinn zu machen wenn es nicht über irgendwelche Formen von Beziehungen gespiegelt wird.
Es geht da nicht so sehr um Wunden lecken, eher um erkennen welche Wunden man hat. Belässt man sie in der Versenkung prägen sie ja sehr viele Schritte mit, die man eigentlich vorwärts machen will. Oft genug mündet das in einer Dynamik, in der sich ein Mensch im Kreis dreht. Der sagt dann vielleicht jeden Tag das er nach vorne schaut und nach vorne geht, wird aber wie durch Zauberhand mit den immer gleichen Dynamiken und Problemen konfrontiert und reagiert auf eine Art, die der Dynamik gleich wieder neuen Schwung gibt.Ich gebe dir grundsätzlich recht. Dennoch - und ich hoffe, das klingt jetzt nicht zu hart und unsensibel: Was wird aus menschen, die sich das leben lang die wunden lecken? Wie sieht es mit selbstverantwortung für das eigene leben aus? Mit annehmen und abhaken und vorwärts schauen?
Es gibt Menschen, die Probleme haben und zwar immer wieder, die ich selbst gar nicht kenne. Das ist bei denen wie ein roter Faden im Leben. Ich selbst wiederum habe einen roten Faden im Leben der für viele andere absolut gar keine Rolle spielt. Und das was man als echte Probleme bezeichnet sind in den meisten Fällen dauerhafte Dynamiken bzw. immer wieder auftauchende Dynamiken. Ich spreche hier nicht davon dass man mal ne kurze Beziehungskrise hat oder das Kind ne schlechte Schulnote oder man sich ein Bein bricht und einige Tage im Krankenhaus liegt. Es geht mir um dauerhafte Dynamiken die Leid erzeugen. Die Tragik dabei ist: Diese Dynamiken werden immer wieder von einem selbst bestätigt, da man mit den immer gleichen Rezepten darauf reagiert die man gelernt hat, denen man sich aber nicht unbedingt wirklich bewusst ist oder nicht bewusst genug. Der Weg hinaus führt dann oft über Eskalation...
Der Unterschied ist da m.A.n. nicht prinzipieller Natur sondern nur eine Frage der Intensität und der Dauer (zeitliche Intensität). Will sagen: Es gibt Menschen die gehen fast unter. Die konkreten Probleme können dabei sehr unterschiedlich sein, aber sie sind alle dauerhaft und sie alle führen die jeweilige Person im Kreis, da diese Dynamiken dazu neigen sich selbst zu erhalten. Andere Menschen haben kaum offensichtliche Probleme und deren Leben verläuft vergleichsweise glatt. Aber die kleinen Probleme die sie haben funktionieren nicht anders. Sie erzeugen nur einfach nicht soviel Leid.
Dann wohl nichts und niemand. Und gehen wir mal davon aus, dass es diesen Bereich gibt, wir uns dessen aber nicht voll und v.a. nicht dauerhaft bewusst sind... Warum sind wir uns dessen nicht bewusst? Warum können wir den nicht anknipsen? Wenn es diesen Bereich gibt muss es offensichtlich eine Gegenkraft geben. Und das ist m.A.n. dieser Automatismus in uns... das Geflecht aus negativen/destruktiven Überzeugungen die sich mit der Zeit zuerst ansammeln und dann nicht auf einen Schlag auflösen lassen.Und auch hier wieder: Wüssten wir einen bereich im innern, der nicht getroffen werden kann, auch nicht davon, kein wunschkind gewesen zu sein, ein bereich, der stark und frei ist, der eigene fels, an dem wir uns anlehnen - was könnte uns wer immer auch anhaben?
Du kannst jetzt argumentieren, dass der 'innere fels', vielleicht auch ein grundsätzliches vertrauen in sich und das leben selbst, von anderen, den ersten bezugspersonen geschaffen wird. Ich könnte dir momentan da nicht widersprechen, weil mir noch die argumentation fehlt. Noch.
Du darfst mir gerne den kopf zurecht rücken, ich schreib das wirklich nur aus meinem gefühl und eigenen erfahrungen heraus.
Die Frage ist aber, und das meine ich vollkommen vorurteilslos, inwiefern Du da eigene Erfahrung mit Theorie/Konzepten verwechselst. Ich glaube, dass Erfahrungen nicht konstanten Fakten entsprechen... also nicht unter "das war bisher so, das wird immer so sein" eingeordnet werden sollten/müssen. Ich glaube aber, dass man unterscheiden sollte zwischen Erfahrung und konzeptuellen Überlegungen die bisher v.a. unter "falls...wenn...dann...hätte..würde" laufen.
Die eigene aktuelle Situation kann man m.A.n. relativ deutlich an der äußeren Situation erkennen und wie man im Inneren darauf reagiert... also am schlichten Alltag. Worüber macht man sich da Gedanken, wie handelt man und warum? Was freut einen und was lässt die Stimmung eher ins Negative kippen? Die Frage ist dann interessant: Was davon hat nicht auch mit Beziehungen zu tun?