Hallo, Liebes,
Wie gut ich Dich verstehe, weil ich mich auch bereits in meiner Schulzeit in meinen Lieblingsprofessor scheinbar unsterblich verliebt habe. Träume schon seit zig Jahren von ihm, immer und immer wieder.
Er war verheiratet und hatte Kinder. Auch dürfte er eine liebe Frau gehabt haben. So genau weiß ich es auch wieder nicht. Aus diesen Gründen allein schon war er für mich tabu. Ich spürte wohl, dass ich ihm nicht unsympathisch war, doch er war mit mir sehr streng, zumindest in der Benotung. Oft war ich traurig darüber. Doch plötzlich ist mir der Knopf aufgegangen und ich war froh, dass er mich wenigstens als eine gute Schülerin schätzen konnte.
Doch konnte ich mich auch in gleichaltrige Burschen verlieben. Es waren nur Enttäuschungen, aber es waren echte Zuneigungen von mir aus gesehen. Sie mochten mich auch, aber es war zu wenig für meine Begriffe. Ich ließ es laufen und war wohl enttäuscht, aber ich war nicht wirklich unglücklich darüber.
In der Folge hatte ich nie einen Mangel an Verehrern, was mir auch schmeichelte, aber nicht mehr.
Endlich lernte ich einen Mann kennen, den ich sehr mochte und der meine Liebe auch erwiderte. Und es sah so aus, als hätte er diese platonische erste, aber wohl echte Liebe verdrängt. Wir heirateten und bildeten eine kleine Familie. Ich war glücklich und zufrieden. Trotzdem setzten sich meine Sehnsuchtsträume fort, was mich etwas irritierte. Doch ich liebte meinen Mann und mein Kind über alles.
Von Zeit zu Zeit gab es so etwas wie Jubiläumstreffen, alle fünf Jahre. ER war immer dabei. Jedes Mal merkte ich, wie sehr ich ihm zugetan war. Wir wechselten jedes Mal ein paar freundliche Worte miteinander, doch es blieb bei dieser unverbindlichen, für mich sehr innigen Freundlichkeit.
Und wieder meine Träume voller Sehnsucht. Untertags spürte ich es nicht. Ich lebte mein Leben und war glücklich dabei.
Die Ehe ging auseinander, aber erst nach vielen Jahren. Dann lernte ich wieder Männer kennen, die ich vielleicht hätte lieben können, doch sie waren nicht so wie ich gern einen Menschen fürs Leben gehabt hätte. Dabei war ich in jeden, der mir gefallen hatte, verliebt. Doch hielt ich meine Gefühle zurück.
Es stellte sich dann auch immer wieder heraus, dass es nicht wert gewesen wäre, sie mit allen Konsequenzen zu lieben. Nach dem Schlussmachen war ich zuerst ein wenig traurig, aber später sehr froh darüber.
Und immer wieder die Träume dazwischen, die eine gewisse Sehnsucht wach hielten. Untertags allerdings waren diese Sehnsüchte nach IHM in den alltäglichen Anforderungen untergegangen.
Ich war frei und seine Frau war gestorben. Jetzt hätte ich Gelegenheit gehabt, meine Liebe erkennen zu geben, doch es blieb bei dieser unverbindlichen Freundlichkeit und alle fünf Jahre ein Zusammentreffen. Jedesmal genoss ich seine Anwesenheit. Ich hätte ihn umarmen und an mich drücken können. Ich dachte, dass er es hätte fühlen müssen, doch wahrscheinlich war seine Zuneigung nicht so groß wie die meine. So ist es eben, dachte ich mit Wehmut.
In der Zwischenzeit hat sich eine meiner Kolleginnen seiner angenommen. Ich glaube, dass er sie liebt. Ich dachte, dass sie bestimmt attraktiver sei als ich.
Auch das änderte nichts an meinen Träumen.
Nun bin ich bereits das zweite Mal verheiratet und liebe meinen Mann, vor allem hege ich eine große Wertschätzung für ihn, was die Liebe stützt.
Ich träume noch immer regelmäßig von IHM. Er ist der Mann meiner Träume bis zum heutigen Tag geblieben. Oft denke ich, dass es mit IHM hätte sehr schön sein können. Aber, wer weiß, wie es wirklich gewesen wäre.
Es wollte eben nicht sein. Das einzige, was ich mir und meinen Gefühlen ihm gegenüber noch erlaube ist, dass er von mir Weihnachtsgrüße bekommt.
Er weiß dadurch bestimmt, dass ich ihm zugetan bin und ich hoffe, dass er darüber ein klein wenig glücklich sein kann, denn er ist alt geworden und freut sich bestimmt, noch immer in den Herzen seiner Schülerinnen einen Platz zu haben und in meinem einen ganz besonderen.
Habe schon geglaubt, dass es mit den Träumen vorbei wäre. Es ist aber nicht so.
Er ist mein TRAUM-MANN im wahrsten Sinne des Wortes geblieben, ein Teil einer unstillbaren Sehnsucht. So wünsche ich ihm, nachdem ich von ihm geträumt habe und auch so noch VIEL GLÜCK IN SEINEM HOHEN ALTER.
Vielleicht im nächsten Leben.
eva07