Hi Trixi,
ich fühl mich schon angesprochen von dir. Dazu muss ich allerdings sagen: ich hab ums Verrecken kein Helferdingens. Hier eskaliert nur was auf eine sehr ungute Art und ich mach mir Sorgen, wie es jeder Mensch tun würde, der zusehen muß, wie sich jemand, den man mag bzw. liebt, zugrunde richtet. Es betrifft ja nicht nur eine Person. Das Fass ist übergelaufen und jetzt hab ich nur noch Angst.
Wenn ein Mann sich wie ein Kind verhält, hat er noch lange nicht das Recht, wie ein Kind behandelt zu werden
Hier verhält sich nur niemand wie ein Kind. Schön wärs. Das Problem ist, dass nach Rückkehr der Nüchternheit diese ganzen Sachen, die im Zustand der Trunkenheit auferstehen; wieder wie ein Damoklesschwert über dem Kopf schweben. Und somit dreht sich die Spirale weiter. Die Ursache wird zur Wirkung und die Wirkung wird wieder zur Ursache und so geht das immer weiter und immer weiter und erreicht Ausmaße, die beängstigend sind. Aber ich kann hier nicht für Katharsix schreiben. Wenn, dann nur aus meiner Sicht.
Wir sind seit etwa 15 Monaten sowas ähnliches wie "zusammen", wovon wir uns jetzt ganze 10 Monate nicht gesehen haben. Wieso und warum das so ist, wäre viel zu kompliziert zu erklären. Irgendwie ist eh alles furchtbar kompliziert. Wir haben und hatten ansich nie ein Problem miteinander...ausser wenn Alkohol ins Spiel kam. Dann wird aus Dr. Jekyll Mr. Hide und an mir bleibt beileibe kein gutes Haar und ich bin froh, dass ich 600 km weit weg wohne. Aber ich bin nicht wirklich froh drüber.
Man sucht sich nicht ein "Opfer", das man lieben kann. Als ich K. das erste Mal gesehen habe, war das Liebe auf den ersten Blick. Ich kann nicht behaupten, dass ich nach der ganzen Zeit noch verliebt bin. Ich liebe. Und ich respektiere seine Entscheidungen und das, was er tut. Ich würde nie einem Menschen zu nahe treten wollen, manchmal tu ich es aus lauter Hilflosigkeit aber doch, vorallem wenn mich die Angst packt und die hat mich seit einiger Zeit. Ich kann mich aber nicht entschuldigen für die Sachen, die ich geschrieben habe. Das war bei Gott nicht so schlimm wie das, was ich mir am Telefon anhören musste.
Aus deinem Beitrag, Trixi, entnehm ich auch sowas wie das Thema "Co-Abhängigkeit". In meinem Fall sicher nicht, weil ich dafür viel zu weit weg bin und vollgestopft mit Sorgen anderer Natur. Aber das bringt mich auf was, was mir schon oft im Kopf rumschwirrte und ansich auch immer wieder auf die ein oder andere Art aktuell wird. Vorallem der Satz:
Das weibliche Bewußtsein konsumiert übrigens sehr gerne den Wunsch, helfen zu wollen. Würde das mal wegfallen, würden manche vielleicht auch wach werden, weil ganz einfach keine mehr abhängig hinterherdackelt.
Ich bin mit Sicherheit keine Frau, die jemandem hinterherdackelt. Und ich glaub, das kann auch Willi bestätigen. Aber die Sache, die mich oft beschäftigt ist die: Wieso sollte ich, wenn ich liebe, aufgeben oder zu meiner Sicherheit und um meines Friedens Willen jemanen meiden? Hat der der (alkohol-) krank ist, kein Recht geliebt zu werden? Es ist ein zweischneidiges Schwert. Ich hab mich letztlich mit einer Freundin unterhalten, die schwerst bipolar ist. Sie meinte auch, dass sie Liebe immer abgewiesen hat, obwohl sie sie brauchte. Aber sie konnte sie nicht zulassen, weil sie sich selber so sehr gehasst hat. Ansatzweise kenn ich sowas auch.
Ein anderer Freund von mir hat MS und ist einer der liebsten Menschen, den ich kenne. Ab und an hat er halt schwere Schübe und muss dann auch in die Klinik. Um das alles zu ertragen, füllt er sich auch regelmäßig bis Oberkante ab oder raucht, was das Zeuch hält. Für ihn war es das Schlimmste, als seine damalige Freundin zu ihm sagte: "Ich kann mit dir nicht mehr leben. Es ist, als hätte ich ein drittes Kind." Er saß dann bei mir und hat geheult, weil es letztlich die Krankheit war, die ihm ein bisserl privates Glück raubt. Auf ihn läßt sich ja auch kaum mer eine Frau ein, wenn sie erfährt, er hat MS. Die sehen dann gleich einen Typen im Rollstuhl, den sie pflegen müssen.
Meine Großeltern: als mein Opa nach 5 Jahren polnischer Kriegsgefangenschaft zurückkam und für den Rest seines Lebens gezeichnet war, hat meine Oma auch nicht ihre Sachen gepackt. In der Nacht als er gestorben ist, hat er sie nochmal gestreichelt und zu ihr gesagt: ich werde dich immer wieder lieben.
Vielleicht bin ich da auch einfach nur zu romatisch. Aber für mich stellen enge menschliche Beziehungen wichtige Werte dar. Wärme in einer oft viel zu kalten Welt.
Momentan weht mir ein recht rauer Wind ums Näschen. Von vielen Seiten. Ein derber Wind aus Richtung Wien kommt noch dazu und ich muss das erstmal alles verdauen, was mir da ins Hirn geschrieen wurde. Letztlich werden sich die Knoten schon alle irgendwie lösen. Nur hab ich Angst davor, dass dabei zunächst jemand zu Schaden kommen muss.
Noch was zum Schluss - mehr in Richtung des Thread-Eröffners: ich bin die letzte, die klammern würde. Das Hin und Her, das Heiss oder Eiskalt - das müssen wir anders klären. Nicht virtuell. Mir geht es schon lange nicht mehr um traute Zweisamkeit. Dass wir das - egal wie - erstmal oder sowieso in der Pfeife rauchen können, ist mir klar. Ganz so blond bin ich echt nicht.
Wie auch immer: eine mächtig bewegende Zeit. Ich hoffe, du tauchst wieder auf und das halbwegs gesund!
Mir egal, wenn ich mich jetzt wieder zu weit aus dem Fenster gelehnt hab. Schlimmer geht's eh fast nimmer.