Es geht in diesen Vorstellungen weniger um Bestrafung, sondern um das Lernen und dem Streben nach Vollkommenheit. Platon hatte zum Beispiel davon geschrieben, dass es bei der Seele etwas gäbe, dass sie mit in das neue Leben brächte und da hatte er eigentlich gar nicht so unrecht.
Heute wissen wir, dass die Gene wesentliche Botschaften für unser Wesen in sich tragen. Man könnte es als Erfahrungen und Erinnerungen aus dem Leben unserer Vorfahren bezeichnen, die wir auch an unsere Nachkommen weitergeben. So gesehen sind die verschiedene Seelenaspekte tatsächlich auf gewisse Weise unsterblich, solange es auf Erden leben gibt. Sicherlich sind das keine epischen Erinnerungen, sondern mehr Gefühle und Stimmungen, die uns auf subtile Weise in eine bestimmte Richtung führen.
Platon hatte die Seele als etwas Ganzheitliches bezeichnet und auch da möchte ich ihm zustimmen – aber damit wird deutlich, dass sie mit einer Persönlichkeit für immer verbunden bleibt. Ich möchte die Seelenaspekte gerne als Seelenstaub bezeichnen, aus dem für jedes Wesen eine neue Seele geboren wird. Die „Wiedergurt“ geschieht also nicht mit unserem Tod, sondern wird einer Stafette gleich, bereits zu unseren Lebzeiten weitergereicht.
Platon hatte zwar davon geschrieben, dass die vornehmste Plicht eines Menschen die Sorge um das Seelenheil sein sollte und auch diesem Gedanken kann ich nur zustimmen. Indem er aber diese Sorge mit der Erkenntnis verbindet, möchte ich ihm widersprechen – denn das Seelenheil hat wenig mit der rationalen Welt zu tun. Eventuell hatte er ja aus dem Auge verloren, dass mit dem Lufthauch (Psyche) etwas beschrieben werden soll, das etwas mit Leben erfüllt und sein Wesen bestimmt. Eine grundsätzliche Erkenntnis, die alle Seelenmodelle verbindet.
Merlin