C
Condemn
Guest
Wenn mancher Islamist den Koran nicht kapiert, ist derjenige, der deshalb den Koran verachtet noch um Grade dümmer!
In meinen Augen der beste Beitrag dieses Threads...
Sehe ich bei so gut wie allen religiösen Schriften so.
Was übrigens sehr oft nicht verstanden wird, ist das in religiöse Schriften äußere Metaphern oft zur Darstellung innerer Vorgänge genutzt werden. Wenn von Kampf die Rede ist, bezieht es sich nicht selten auf einen inneren Kampf mit "Ungläubigen" - Zweifeln... Außerdem sind es oft Darstellungen der Dualität, die als Ganzes gedeutet werden müssen, da ihr Sinn gerade darin liegt zu sagen, das es "DEN richtigen Weg" nicht gibt, sondern der Weg der Richtige ist, der nicht verurteilt wird. Und vor allem sind religiöse Werke oft eine direkte Auseinandersetzung des Lesers mit sich selbst. Ich weiß nicht genau, inwiefern das alles auf den Koran zutrifft, diese Prinzipien sind aber bei sehr vielen Schriften zu finden, da es nie darum geht, den Gläubigen einen Weg zu zeigen, vielmehr klarzumachen das sie der Weg "sind", jeder für sich.
Daher werden oft auch Stilmittel genutzt die nicht etwa ein "So sollte es sein" beschreiben, sondern Glauben/Blockaden aufdecken sollen, es geht um Konfrontation mit begrenzendem Glauben der den Zweifel in sich trägt, weniger darum Neuen zu schaffen. Das "Liber Al vel Legis" oder "Ein Kurs in Wundern", sind Beispiele für dieses Prinzip der inneren Selbstkonfrontation, so unterschiedlich sie auf den ersten Blick auch erscheinen mögen. Der Koran ist m.A.n. ähnlich und muss als Ganzes gesehen werden. Wiegt man einzelne Suren gegeneinander auf, entstehen Widersprüche während der Sinn genau darin liegt, klar zu machen das es nicht um richtig oder falsch geht, sondern um die eigene Sicht der Dinge die man kennen muss. Religiöse Texte sind oft wie Koans, machen gerade WEGEN ihrer Wiedersprüchlichkeit Sinn, da es keine andere Möglichkeit gibt das Paradoxon das allem zu Grunde liegt zu erklären. Es geht nicht um ein "So sollte es sein", sondern um die Erkenntnis wie man glaubt wie es sein sollte und nicht ein mehr davon, sondern um ein Weniger, um das Auflösen/Umwandeln von begrenzenden "Pseudo-Wahrheiten".
Denn "der Fein"... "Satan"... "der Wiedersacher"... "das Ego", ist ein unbewusster Mechanismus im Inneren (Bewusstsein) der aufgedeckt werden muss. Wer daraus einen äußeren Kampf macht, wird vom Leben und nicht aus der Schrift lernen müssen, und das heißt durch Leiden lernen. So gesehen erfüllen die Schriften ihren Zweck, denn sie wirken extrem auf diejenigen die sich ernsthaft damit auseinandersetzen, auch auf die, die den tieferen Sinn noch nicht begreifen. In gewisser Weise sind sie also "Beschleuniger" was das Lernen betrifft, und auch Leiden ist dabei ein Mittel zum Zweck. Selbstkasteiung etwa hat genau diesen Hintergrund. Letztlich führen alle Wege zum Ziel, der Unterschied liegt in der Zeit. Als "schlecht" angesehen wird daher im religiösen Sinn auch nicht unbedingt Leiden, da es keinen Weg gibt der ohne auskommt, sondern es geht um die Dauer bis zur totalen Beendigung des Leides.
Eine Art "Pseudo-Harmonie" die aus Angst aufrechterhalten wird ist fast immer eine Vorstufe zum Chaos und im religiösen Sinne dem Chaos nicht überlegen, was individuell und sehr persönlich, wie auch im gesellschaftlichen Sinne so ist. Religionen sind daher in gewisser Weise immer radikal, wenn sie wirklich tief verstanden werden, aber radikal im Innern, was dann "konsequent" genannt wird. Die Konsequenz eines Jesus wurde z.B. auch nie wirklich begriffen, denn auch seine Aussagen werden auf das Äußere umgedeutet, was auch dann wieder zu Leid führt. Aber Leiden ist in religiöser Hinsicht eben auch ein Mittel zum Zweck der totalen Befreiung, wofür z.B. die Kreuzigung eine Metapher ist. Religiöse Texte mit menschlichen Wertmaßstäben zu messen, führt ja auch gerade zu Leid, da man Grenzen zieht.
Den Fundamentalisten zu verurteilen ist aus menschlicher Sicht verständlich, aus religiöser Sicht ist es dasselbe Prinzip das zu Leid führen wird, während ein Extrem wiederum sinnvoller ist als eine Art Mittelmaß, da das Mittelmaß nicht das Ziel ist. Die Befreiung liegt im Extrem. Was ich sagen will ist, auch diejenigen die Fanatikern vorwerfen nicht verstanden zu haben und einen falschen Weg zu gehen, haben letztlich nicht verstanden, da es letztlich keinen Weg gibt der richtig oder falsch wäre und jeder dazu gezwungen ist seinen eigenen zu gehen. Die Beschäftigung mit den Wegen anderer, wie es die Fanatiker tun, die "Gottlose" töten wollen, wie auch die vermeintlich überlegenen Kritiker des Fanatismus, sind auf dem "Äußeren Weg" der über Leiden zum "Inneren" führt. In religiöser Hinsicht besteht da kein Unterschied.
VG,
C.