Nein. Das ist schwierig zu erklären. Mit oberflächlicher Urteilslosigkeit meine ich erzwungenes, also unehrliches Desinteresse vor dem Hintergrund eines festsitzenden Weltbildes.
Ok. Hier gehts vermutlich um die persona/masken und wie locker/fest die sitzen.
Stellen wir uns einen Schauspieler vor, der sich zeitweilig aus der Rolle stiehlt. Die tiefe Urteilslosigkeit, die ich meine, erlaubt ihm nun, sich als Schauspieler sowohl auf andere Stücke, die gespielt werden, als auch auf den Zuschauerraum, den Backstagebereich, die Stadt etc. einzulassen - wenigstens theoretisch. Was in seinem Stück als moralisch und richtig gilt, legt er dafür beiseite.
Es ist der blick aufs ganze. Seine rolle/rollen samt inhalt sind ja nur beschränkungen, denen er sich freiwillig und bewusst hingibt. Da ihm das klar ist, kann er sie 'verlassen', indem er flexibel jede 'rolle' einnehmen kann. Ist im grunde wieder die diskussion um die persona/masken.
Die oberflächliche Urteilslosigkeit wiederum bedeutet, dass der Schauspieler seine Rolle nicht wirklich verlässt, sondern nur so tut. Er glaubt, sich auf andere Realitäten einzulassen sei Selbstblockade (womit er seine Rolle meint), grenzt sich davon ab und bewertet sie hinterher entweder nach den gängigen Mustern seiner Rolle oder tut sie als bedeutungslose Bilder ab.
Das ist das wahrnehmen von beschränkung, der blick nur auf einen teil des ganzen. Für ihn ist der teil aber vollständig.
Gutes Beispiel. Wenn ich auf Aussagen heftig reagiere, die mich abstoßen, urteile ich auf eine offensive Art. Diese Urteile sind idealerweise kontextbezogen und werden nicht als darüber hinaus gültig empfunden. Und auch dann, wenn ich eine bestimmte Position einnehme und offensiv vertrete, bin ich mir idealerweise der Tatsache bewusst, dass ich die Position nur gerade einnehme und nicht mit ihr identisch bin.
Einverstanden. Was Dvasia und ihre posts anbelangt, scheinst du dich aber nicht so zu verhalten, wie du hier beschreibst, bzw. ich vermisse hier die kongruenz zwischen dem, was du sagst und dem, was du tust.
Weil es Spaß macht, auch wenn man den Spaß nicht immer als solchen empfindet.
Ich versuche mir gerade vorzustellen, wie etwas spass machen soll, was ich nicht als solchen empfinde. Ist es eher ein amüsiert sein? Ein ‚die waffen wetzen‘? Eine wette, wer den längeren atem hat? Worum genau geht’s? Wenn ich spass nicht als spass empfinde, aber so tue, als ob, bin ich dann noch authentisch?
Es gibt hier durchaus leute, die mir nichts erzählen können und das hat nichts mit harmonie oder disharmonie zu tun. Das ist dann einfach nur noch langweilig. Ich hab da dann auch keinen bock drauf, spasspotenzial zu suchen.
Harmonische Diskussionen regen an, disharmonische regen auf und beide fordern und fördern den Geist.
Was
an-, bzw.
aufregt, spricht i.d.r. nur einen teil von mir an. Sei es, wohlfühlgefühl, zustimmung oder ärger, verteidigung, etc. Wenn wir davon ausgehen, dass es - wie du es weiter unten schreibst - nicht um erklärungen an einen andern, sondern prüfen der eigenen gedankengänge/widersprüche, etc. geht - so, wie ich das auch sehe - werden mich diese beiden formen von diskussionen aber nicht befriedigen. Beim wohlfühlprogramm überprüfe und hinterfrage ich nicht mehr, weil alles paletti, bei der disharmonie werde ich mich ev. in verteidigende/rechtfertigende argumentationen verstricken, um nicht in argumentationsnotstand zu gelangen. Mal grob gesehen.
Jetzt bin ich für deine tiefe urteilslosigkeit, wo jeder weiss, dass da ein anderer ist, den er nicht in seiner gänze wahrnehmen kann und von dem er nur ausschnitte sieht, die noch dazu von allen möglichen faktoren - ev. vorübergehender natur - überlagert sind. So bleibt die diskussion einigermassen neutral/frei und ich kann mein eigenes denken überprüfen.
Ich glaube, dass wir gerade so ein gespräch führen.
Übrigens sagt die Art, wie man darauf antwortet, wenig darüber aus, wie man dazu steht.
Womit ich hier dann wieder kongruenz vermisse. Warum sollte ich etwas oder jemanden loben und das soll ein zeichen von langeweile sein? Weil ich für eine argumentation zu faul bin und mit einem lob abspeise? Vielleicht bin ich zu müde für längere argumentationen oder verliere das interesse. Dann versuche ich das aber mitzuteilen.
Hm, mir geht es weniger darum, anderen Leuten etwas zu erklären. Indem ich meine Gedanken formuliere, prüfe ich diese. Anderer Leute Meinungen dienen idealerweise einerseits dazu, neue Impulse zu liefern, und andererseits dazu, alles zu zerstören, was nicht haltbar ist.
In der erklärung an andere, erkläre ich
es mir selbst. Dabei fallen dann widersprüche und ungereimtheiten auf. Ich nehme an, wir meinen dasselbe.
Das kann ich für mich so nicht bestätigen. Wenn ich mich unterlegen fühle - dies ist vor allem bei naturwissenschaftlichen Themen der Fall - versuche ich, hauptsächlich Fragen zu stellen, oder halte mich raus.
Ich halte unterlegenheit nicht für einen makel, sondern für ein momentanes nicht gewachsen sein. Oft geht es nicht um wissensthemen (da könnte ich mich ja ev. noch auf die schnelle etwas schlau machen), sondern um das verbinden können von aussagen oder das in die tiefe gehen. Im grunde eher triviales zeug. Kanns gerade nicht anders erklären.
Aggressiv werde ich bei starren Glaubenssystemen und dogmatischen Texten. Aggressiv werde ich, wenn sich jemand für überlegen erklärt, der keinen klaren Gedanken formulieren kann.
Das geht mir auch so. Allerdings kann hier nun viel reindichten, vor allem, wenn man bereits einmal aneinander geraten ist. Hier könnte man einen break machen – alles auf anfang.
Aggressiv werde ich, wenn mich User nur dumm von der Seite anreden, mit denen ich glaubte, ernsthaft diskutieren zu können.
Steckt da ne gewisse enttäuschung dahinter? Ist ok. Ging mir auch schon so. Manchmal gehe ich dem andern dann einen schritt entgegen.
Und ja, ich habe Spaß daran.
Auch die zornige Seite hat ein Recht darauf, gehört zu werden. Sie ist ein Teil des Ganzen.
Ja, klar. Es entsteht halt dann ein ping-pong-spiel. Toll ist, dass schallwelle und echo in diesem fall jederzeit aussteigen können.
Gute nacht.