Hallo Zauberin,
Zauberin schrieb:
Hallo Stephan!
Ich hoffe, dass Du nach Querkopfs Beitrag verstanden hast, was ich gemeint habe.
???
Queerkopfs Beitrag erklärt den deinigen davor??
Zauberin schrieb:
Wenn ein Täter seine Tat später bereut, ist er für mich kein Täter mehr.
Die Tat bleibt, sie ist in der Regel nicht ungeschehen zu machen. Ebensowenig wie die Folgen, die Täter wie auch Opfer zu tragen haben. Aufrichtige Reue ist gut, aber sie macht nichts ungeschehen und sie kann damit aus Tätern keine Nicht-Täter und aus Opfern keine Nicht-Opfer machen.
Täter und Opfer mögen sich vielleicht künftig anders begegnen können, in Versöhnung und Frieden, anders als in jener Situation, wo der eine zum Täter und der andere zu seinem Opfer wurde.
Die Reue löscht aber nichts. Die Folgen bleiben, die Verantwortungen bleiben. Verschwinden die, wenn einer reue zeigt? Leider nicht.
Ich muß gestehen, Zauberin,nach diesem Beitrag von dir bin ich einigermaßen ratlos, was deine Sichtweise angeht.
Noch unlängst hast du Hellinger u.a. vorgeworfen, er enthebe die Täter der verantwortung, er spreche sie frei, enthebe sie ihrer Täterschaft.
(was er meines Wissens nirgendwo tut!)
Und nun kommst du und erklärst mir, Reue genüge, um den Täter nicht mehr Täter sein zu lassen?
Aber viele Täter (z.B.Hitler usw.) haben ihre Taten nie bereut. Sie haben keine Last erfahren (wie Du das so schön beschreibst.) Sie sind nur wütend, wenn sie angeklagt und bestraft werden oder bringen sich um, damit sie einem men- schlicher Gericht enkommen (wie z.B. Hitler).
ich frage mich, woher du diese Sicherheit nimmst, genau beurteilen zu können, was und wie andere menschen, z.b. diese Täter, empfunden haben oder empfinden und erfahren.
Nur weil es nicht nach außen dringt, oder weil ihre Handlungen nicht darauf schließen lassen?
ich denke, daß sie irgendwo daran tragen, auch wenn sie es vielleicht selbst gar nicht bewußt erkennen und zulassen.
ich denke, ein gewissen, das durch schuld belastet ist, drückt auf die seele, bei jedem menschen. nur mag sich das unterschiedlich äußern. und es mag sein, daß es lange, sehr lange verdrängt wird, das gewissen, die schuld, die verantwortung. oder sie vom täter gar nicht wahrgenommen werden kann, weil so viele bewußte oder unbewußte blockade- und rechtfertigungsmechanismen ihn daran hindern. (um nicht mißverstanden zu werden: ich will damit nicht rechtfertigen oder gar verteidigen, daß verbrecher und mörder und völkermörder jegliche schuld von sich weisen! )
je schwerer die schuld und die verantwortung, um so schwerer mag es sein, sich ihr zu stellen, sie zu sehen, anzuerkennen und zu tragen, mitsamt den folgen.
(oft tun es dann statt dessen die nachfolgenden generationen noch, die gar nichts damit zu tun haben.)
auf anderer ebene passiert dies doch auch im privaten alltag jeden tag millionenfach. wir machen uns schuldig, in mehr oder minder starkem umfang, in der einen oder anderen weise, aber sehen wir dies immer sofort? wollen wir es immer sehen? können wir es immer sehen? verweigern wir uns nicht der einsicht, oft jahrelang, oder ein leben lang? u
nd halten uns statt dessen für unschuldig (und die anderen für schuldig), weil es die schönere, die leichtere art des daseins ist?
niemand will schließlich schuldig sein, niemand will täter sein - denn es fühlt sich schlimm an, täter zu sein, schuld auf sich geladen zu haben, opfern leid zugefügt zu haben, vielleicht nichtwiedergutzumachendes leid, nicht ausgleichbare schuld auf sich geladen zu haben.
Es gibt zwei Vorträge von Bert Hellinger, die mich sehr nachdenklich gemacht und z.T. sehr angerührt haben und die ich nur empfehlen kann, sich einmal anzuhören: "Grenzen des Gewissens" und "Schuld und Unschuld in Beziehungen".
Wenn du interessiert sein solltest, kann ich sie dir gerne als mp3-datei zumailen (jeweils ca. 60 MB)
Zauberin schrieb:
Bestimmte Aussagen "geistiger Art" darf man nicht vor allen Menschen machen. Darum hat Jesus meistens in Vergleichen gesprochen - mit dem Zusatz: Wer er es fassen kann, fasse es.
Wenn jemand nicht die richtige Reife hat, würde er sich die Aussagen anders erklären und so nach ihnen handeln, was ihm "Verderben" bringen könnte. Das wollten Jesus und andere spirituellen Lehrer verhindern.
Das sehe ich anders.
Was mich v.a. an dieser Sicht irritiert: es gibt dann offenbar verschiedene "Klassen" von Menschen. Die "reifen", "verständigen", "mündigen" - und die "weniger reifen", und die unreifen, unmündigen etc. Und selbstredend gibt es damit auch einen oder mehrere, die meinen, diese einteilung verbindlich für alle vornehmen zu können oder zu sollen.
zu welcher gruppe würdest du dich denn da zählen und warum - mal ganz neugierig gefragt?
wenn Jesus von Nächstenliebe spricht und davon, alle menschen zu lieben, dann macht er m.E. gerade keine Unterscheidung, wem er Liebe zukkommen läßt und wem nicht. Auch der größte Sünder ist für ihn Mensch und Gottes Geschöpf und er schließt ihn ein in seine Liebe.
Ich stimme dir aber zu, daß jeder die Aussagen der Bibel beispielsweise unterschiedlich verstehen und interpretieren mag. Und da kann die persönliche Reife durchaus eine ganz entscheidene Rolle spielen, fürs Ergebnis.
Möglicherweise gilt das auch für das verstehen und Interpretieren von hellingers Aussagen?
(ohne ihn damit zum "spirituellen lehrer" erklären zu wollen)
Zauberin schrieb:
Wie es scheint, hat Hellinger davon keine Ahnung.
Das ist dein persönliches Urteil über Hellinger, das ich respektiere. Ich habe dazu eine andere Meinung.
liebe Grüße, Stephan