Mushin
Mitglied
Houston, wir haben ein Problem...
sagten die Astronauten der Apollo 13, als es so aussah, als könnten sie nicht mehr zurück zur Erde.
Und so ähnlich komme ich mir seit gestern Abend vor. Zunächst einmal stolperte ich im Internet über diese Meldung: Cohen Collaborator Gafni Removed For Sexual Misconduct (Mitstreiter von [Andrew] Cohen, Rabbi Gafni wegen sexuellen Fehlverhaltens entfernt). Auf dieser Webseite geht es primär um das autoritäre und teils gewalttätige Fehlverhalten (mehr dazu weiter unten) von Andrew Cohen, einem populären Mitstreiter von Ken Wilber. Marc Gafni wird (immer noch) von Ken Wilber gefeatured auf der Webseite des Integralen Instituts (das der Lehre von KW verpflichtet ist) und wird es noch, wie ich gerade entdeckt habe.
Ich bin ein Gegner jeglicher Hexenjagd - es fällt mir allerdings enorm schwer zu verstehen, wie ein Mann, Rabbi Gafni, der wie er selbst in einem offenen Brief zugegeben hat, Schülerinnen (mindestens 4) sexuell missbraucht hat, in der Lehrwerkstatt von Ken Wilber (I-I) zu den Themen Tantra, erotische Kunst usw. lehren darf. Und es ist auch nicht erst seit heute bekannt, die Jerusalem Post hat erstmals am 18. Mai darüber berichtet und heute ist der 12. Juni. Auf diese Weise bekommt, was Ken Wilber und Roger Walsh über Ethik und Moral zu sagen haben, doch ein ganz anderes Gewicht. (This is undoubtedly one of the most important dialogues weve aired on Integral Naked; Dies ist zweifelsfrei einer der wichtigsten Dialoge, die wir auf Integral Naked veröffentlicht haben).
Ken Wilber hat zu alledem in seinem Blog Stellung bezogen. Wobei mir auffällt, dass er in Punkt 1 einräumt, dass einiges von dem, was Gafni vorgeworfen ist wahr ist, in Punkt 2 dann gleich über das so genannte Mean Green Meme herfällt, dass sich pathetisch und - seiner Meinung nach pathologisch - aufplustern wird. In Punkt 2 räumt er erneut ein, dass Gafni sich falsch verhalten hat, sagt jedoch, dass dies wahrscheinlich psychologisch krankhaft bedingt ist (was, wie er in Punkt 4 klar macht auch Gafnis eigener Standpunkt in seinem Brief an die Leitung seiner chassidischen Gemeinschaft ist). In Punkt 5 sagt er, Gafni sei als Lehrer nicht geeignet, am Integralen Institut zu lehren (weshalb seine Videos und Audios aber weiter bei Integral Naked - einem Unterinstitut - veröffentlicht werden, ist ein Rätsel, dass sich wohl nie lösen wird). In Punkt 6 bis 9 geht es um eine Therapie, die Gafni unter Leitung des I-I (so jedenfalls klingt es) machen und wie streng diese kontrolliert werden wird. Und in Punkt 10 erklärt er, weshalb Gafni dennoch weiter sollte schreiben dürfen. Und erst im allerletzten Absatz erinnert er sich an Gafnis Opfer und sagt, dass sein Herz zu ihnen ausginge.
Nun, so weit, so schlecht. Ich habe Ken Wilber immer für eine außerordentlich integere Person gehalten, deren Intelligenz ein herging mit einem ernsthaften Anliegen, diese Welt zu einem integraleren Ort zu machen. Das ist auch, was über seine öffentlichen Auftritte und die ganzen Institute und zukünftige Uni nach außen getragen wird. Sein bisheriges Verhalten in dieser Angelegenheit zeigt, wie er schützend seine Hand über einen Freund hält. Und ich kann das sehr gut verstehen. Die Frage, die mich jedoch sehr bewegt ist diese: Kann/darf man als Lehrer solche Maßstäbe anlegen? Oder muss man ein eindeutigeres Vorbild geben im Interesse des enormen Vorbildes, das man für viele Menschen ist?
Ich habe da keine Antwort - noch nicht.
Das Ganze ist, für sich gesehen schon tragisch genug. Aber jetzt stellt sich eine Beziehung her zwischen diesem sexuellen Missbrauch und dem autoritären/gewalttätigen/ausbeuterischen Missbrauch von Andrew Cohen an seinen Schülern. Cohen ist ein guter Kumpel von Ken Wilber und aus den mit beiden verbundenen Webseiten (Google findet heute 118) zeigt sich eindeutig, wie sehr sie sich gegenseitig unterstützen. Außerdem findet man ihn an prominenter Stelle auf I-I (der Mann mit dem Schnauzer, oben in der Mitte; seine Videos und Audios dort).
Und natürlich weiß ich aus meiner Erfahrung mit meinem eigenen Lehrer, wie sehr man seine Erfahrungen uminterpretieren kann, wenn man einen Lehrer verlässt (ich habe mir selbst immer erlaubt, mit meiner Kritik an ihm nicht hinter dem Berg zu halten, sodass ich immer reinen Tisch hatte). Aber in diesem Blog geht es wirklich um etwas anderes als Kritik. Hier geht es um handfesten Missbrauch. Geschichten, wie führende Schüler von Andrew Cohen gedrängt wurden, anderen so fest wie möglich ins Gesicht zu schlagen, wie Menschen, die unter großem psychologischen Druck standen, Geld abgepresst wird, Schüler, die zu Prostitutierten geschickt werden (gegen ihren moralischen Willen), wie jemand dazu gedrängt wurde, seiner jugendlichen Tochter von den sexuellen Eskapaden ihrer Mutter zu erzählen, die viele Jahre zurücklagen, um diese von der Anhaftung an ihre Mutter zu befreien.
Kurz es geht darum, was geschieht, wenn man seinem Lehrer erlaubt (unter großem Gruppendruck), einem das Ego auszutreiben, damit man in jenen egolosen meisterlichen Zustand kommt, in dem der Erleuchtete Lehrer sich befindet, oder jedenfalls sich zu befinden behauptet.
Houston, wir haben ein Problem
Ich habe ein Problem. Ken Wilber gehört zu denen, von denen ich viel, sehr viel gelernt habe und er stand sehr hoch in meinem Ansehen. Jetzt stoße ich auf Kritik und Skeptizismus, die ich neben dem, was ich oben bereits gesagt habe, nicht so ohne weiteres ignorieren kann. Sie ist noch ein wenig grundlegender, denn sie rüttelt an den Fundamenten jener spirituellen Lehren, die ich bisher für sehr wertvoll gehalten habe.
Sicherlich, ich habe mich schon vor einigen Jahren mit den feudalistischen Aspekten des Lehrer-Schüler Verhältnisses auseinander gesetzt und dargelegt, weshalb ich auf einem anderen Dampfer bin. Aber dies geht noch ein wenig weiter, weil hier - von einem intelligenten Skeptiker - dargelegt wird, wie die grundlegenede spirituelle Lehre selbst (vielleicht) Ursache solcher Strukturen ist, wie wir sie jetzt in ihren Auswüchsen zu Gesicht bekommen.
Nun, ihr seht, in der nächsten Zeit habe ich einiges zu kontemplieren. Es gehört zu meinen Grundsätzen, alle Phänomene zu würdigen, und - so schwer dies vielleicht auch wird - ich will diesem Thema nicht ausweichen.
Houston, ich habe ein Problem
sagten die Astronauten der Apollo 13, als es so aussah, als könnten sie nicht mehr zurück zur Erde.
Und so ähnlich komme ich mir seit gestern Abend vor. Zunächst einmal stolperte ich im Internet über diese Meldung: Cohen Collaborator Gafni Removed For Sexual Misconduct (Mitstreiter von [Andrew] Cohen, Rabbi Gafni wegen sexuellen Fehlverhaltens entfernt). Auf dieser Webseite geht es primär um das autoritäre und teils gewalttätige Fehlverhalten (mehr dazu weiter unten) von Andrew Cohen, einem populären Mitstreiter von Ken Wilber. Marc Gafni wird (immer noch) von Ken Wilber gefeatured auf der Webseite des Integralen Instituts (das der Lehre von KW verpflichtet ist) und wird es noch, wie ich gerade entdeckt habe.
Ich bin ein Gegner jeglicher Hexenjagd - es fällt mir allerdings enorm schwer zu verstehen, wie ein Mann, Rabbi Gafni, der wie er selbst in einem offenen Brief zugegeben hat, Schülerinnen (mindestens 4) sexuell missbraucht hat, in der Lehrwerkstatt von Ken Wilber (I-I) zu den Themen Tantra, erotische Kunst usw. lehren darf. Und es ist auch nicht erst seit heute bekannt, die Jerusalem Post hat erstmals am 18. Mai darüber berichtet und heute ist der 12. Juni. Auf diese Weise bekommt, was Ken Wilber und Roger Walsh über Ethik und Moral zu sagen haben, doch ein ganz anderes Gewicht. (This is undoubtedly one of the most important dialogues weve aired on Integral Naked; Dies ist zweifelsfrei einer der wichtigsten Dialoge, die wir auf Integral Naked veröffentlicht haben).
Ken Wilber hat zu alledem in seinem Blog Stellung bezogen. Wobei mir auffällt, dass er in Punkt 1 einräumt, dass einiges von dem, was Gafni vorgeworfen ist wahr ist, in Punkt 2 dann gleich über das so genannte Mean Green Meme herfällt, dass sich pathetisch und - seiner Meinung nach pathologisch - aufplustern wird. In Punkt 2 räumt er erneut ein, dass Gafni sich falsch verhalten hat, sagt jedoch, dass dies wahrscheinlich psychologisch krankhaft bedingt ist (was, wie er in Punkt 4 klar macht auch Gafnis eigener Standpunkt in seinem Brief an die Leitung seiner chassidischen Gemeinschaft ist). In Punkt 5 sagt er, Gafni sei als Lehrer nicht geeignet, am Integralen Institut zu lehren (weshalb seine Videos und Audios aber weiter bei Integral Naked - einem Unterinstitut - veröffentlicht werden, ist ein Rätsel, dass sich wohl nie lösen wird). In Punkt 6 bis 9 geht es um eine Therapie, die Gafni unter Leitung des I-I (so jedenfalls klingt es) machen und wie streng diese kontrolliert werden wird. Und in Punkt 10 erklärt er, weshalb Gafni dennoch weiter sollte schreiben dürfen. Und erst im allerletzten Absatz erinnert er sich an Gafnis Opfer und sagt, dass sein Herz zu ihnen ausginge.
Nun, so weit, so schlecht. Ich habe Ken Wilber immer für eine außerordentlich integere Person gehalten, deren Intelligenz ein herging mit einem ernsthaften Anliegen, diese Welt zu einem integraleren Ort zu machen. Das ist auch, was über seine öffentlichen Auftritte und die ganzen Institute und zukünftige Uni nach außen getragen wird. Sein bisheriges Verhalten in dieser Angelegenheit zeigt, wie er schützend seine Hand über einen Freund hält. Und ich kann das sehr gut verstehen. Die Frage, die mich jedoch sehr bewegt ist diese: Kann/darf man als Lehrer solche Maßstäbe anlegen? Oder muss man ein eindeutigeres Vorbild geben im Interesse des enormen Vorbildes, das man für viele Menschen ist?
Ich habe da keine Antwort - noch nicht.
Das Ganze ist, für sich gesehen schon tragisch genug. Aber jetzt stellt sich eine Beziehung her zwischen diesem sexuellen Missbrauch und dem autoritären/gewalttätigen/ausbeuterischen Missbrauch von Andrew Cohen an seinen Schülern. Cohen ist ein guter Kumpel von Ken Wilber und aus den mit beiden verbundenen Webseiten (Google findet heute 118) zeigt sich eindeutig, wie sehr sie sich gegenseitig unterstützen. Außerdem findet man ihn an prominenter Stelle auf I-I (der Mann mit dem Schnauzer, oben in der Mitte; seine Videos und Audios dort).
Und natürlich weiß ich aus meiner Erfahrung mit meinem eigenen Lehrer, wie sehr man seine Erfahrungen uminterpretieren kann, wenn man einen Lehrer verlässt (ich habe mir selbst immer erlaubt, mit meiner Kritik an ihm nicht hinter dem Berg zu halten, sodass ich immer reinen Tisch hatte). Aber in diesem Blog geht es wirklich um etwas anderes als Kritik. Hier geht es um handfesten Missbrauch. Geschichten, wie führende Schüler von Andrew Cohen gedrängt wurden, anderen so fest wie möglich ins Gesicht zu schlagen, wie Menschen, die unter großem psychologischen Druck standen, Geld abgepresst wird, Schüler, die zu Prostitutierten geschickt werden (gegen ihren moralischen Willen), wie jemand dazu gedrängt wurde, seiner jugendlichen Tochter von den sexuellen Eskapaden ihrer Mutter zu erzählen, die viele Jahre zurücklagen, um diese von der Anhaftung an ihre Mutter zu befreien.
Kurz es geht darum, was geschieht, wenn man seinem Lehrer erlaubt (unter großem Gruppendruck), einem das Ego auszutreiben, damit man in jenen egolosen meisterlichen Zustand kommt, in dem der Erleuchtete Lehrer sich befindet, oder jedenfalls sich zu befinden behauptet.
Houston, wir haben ein Problem
Ich habe ein Problem. Ken Wilber gehört zu denen, von denen ich viel, sehr viel gelernt habe und er stand sehr hoch in meinem Ansehen. Jetzt stoße ich auf Kritik und Skeptizismus, die ich neben dem, was ich oben bereits gesagt habe, nicht so ohne weiteres ignorieren kann. Sie ist noch ein wenig grundlegender, denn sie rüttelt an den Fundamenten jener spirituellen Lehren, die ich bisher für sehr wertvoll gehalten habe.
Sicherlich, ich habe mich schon vor einigen Jahren mit den feudalistischen Aspekten des Lehrer-Schüler Verhältnisses auseinander gesetzt und dargelegt, weshalb ich auf einem anderen Dampfer bin. Aber dies geht noch ein wenig weiter, weil hier - von einem intelligenten Skeptiker - dargelegt wird, wie die grundlegenede spirituelle Lehre selbst (vielleicht) Ursache solcher Strukturen ist, wie wir sie jetzt in ihren Auswüchsen zu Gesicht bekommen.
Nun, ihr seht, in der nächsten Zeit habe ich einiges zu kontemplieren. Es gehört zu meinen Grundsätzen, alle Phänomene zu würdigen, und - so schwer dies vielleicht auch wird - ich will diesem Thema nicht ausweichen.
Houston, ich habe ein Problem