Esssucht

Hallo Alice, hallo schneekönigin,

Ich bin der Meinung, dass eine Esssucht verschiedene psychologische Funktionen aufweisen kann. Einerseits halte ich es für möglich, dass Esssucht der Versuch ist, emotionalen Hunger (Liebesbedürftigkeit, Hunger nach Verständnis, Akzeptanz, Anerkennung) auf körperlicher Ebene zu stillen. In diesem Falle würde das exzessive Essverhalten also einen psychologischen Abwehrmechanismus von negativen Emotionen darstellen. Oftmals verleiben sich die Esssüchtigen ja extrem Süßes ein, was die Aufmerksamkeit voll und ganz auf die Mundregion fokussiert und damit vom Schmerzlichen (Trauer, Sehnsucht, Angst etc.) abzieht.

Esssucht ist eine Art von Stressbewältigung bzw. Konfliktbewältigung.

Aufgrund dieser destruktiven Konsequenzen der Esssucht gehe ich davon aus, dass esssüchtiges Verhalten auch eine Form der Autoaggressivität darstellen kann.

so heißt es immer, nur warum bin ich aggressiv zu mir selbst geworden? Weil ich früher viel zu oft schlecht von Bezugspersonen (familiäre oder aus der Umwelt) schlecht behandelt wurde. Die Autoaggression ist also gelerntes Verhalten.

Wenn ein Mensch mangels sozialer Kompetenzen, aufgrund von fehlendem Durchsetzungs- und Abgrenzungsvermögen usw. nicht in der Lage ist, Enttäuschungen, Kränkungen, Verletztheiten rechtzeitig und angemessen zu verbalisieren, tendiert er vielleicht dazu, die berechtigte Wut und Aggression an sich selber abzureagieren, um sie auf diese Weise abzuwehren. Dies kann im Gewand der schädlichen Esssucht geschehen.

Das ist die übliche Denkweise und ist äußerst destruktiv gegenüber dem Esssüchtigen formuliert, finde ich. So ein Mensch war sich selbst in sozialen Kontakten überlassen und hat auch nicht soziales Verhalten vorgelebt bekommen oder erklärt bekommen. Evtl. wurden Freundschaften auch nicht aktiv gefördert. Wie soll dann ein Mensch soziales Verhalten lernen? Er hat auch nicht gelernt mit Belastungen umzugehen, die ihn gefühlsmäßig herausfordern, als zu Essen. Unter Umständen wurde das Baby bei jedem Schreien gefüttert und so ist das Essen gelernt, wenn es irgendwo kneift.

Wie man sich fühlt und wie man sein Leben aktiv gestaltet, hängt maßgeblich von seiner eigenen Identität und seinem Gefühl zu sich selber ab. Deshalb halte ich die Esssucht ganz allgemein gehalten für eine Identitätsproblematik.

Wenn es eine Prägung gibt, dann nützt es wenig das Leben aktiv zu gestallten. Denn das Essen wird durch ein Gefühl oder sonstwie einen Auslöser ausgelöst. Denn zu finden ist eine Kunst.

lg Pluto
 
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schneekönigin;3263726 schrieb:
Ich bin grundsätzlich kein Mensch, der gegen Therapie ist, aber das kommt zur Zeit für mich eher nicht in Frage. Ich glaube einfach nicht, dass es in diesem Fall (bei mir) hilfreich wäre.
Vorsicht! Das kann eine Falle sein, die du dir selbst stellst und in die du auch noch hineintappst.

Wieso sollte bei einem Suchtproblem eine Psychotherapie nicht hilfreich sein? Das wäre mal eine ganz neue Erkenntnis.

Sei ehrlich mit dir selbst und schau genau hin was du wirklich bereit bist zur Lösung dieses Problems zu tun, zumal es nichts Akutuelles/Momentanes ist, sondern Essen für dich schon immer ein Thema war
..."Essen (vor allem auch die Sucht auf Süßes) war bei mir schon immer irgendwie ein Thema"...

Was genau erwartest du dir von einem Heilpraktiker, wieso denkst du, ein Psychologe ist nicht der richtige Ansprechpartner? Suchst du den leichteren Weg, den, in dem du dich nicht allzu sehr mit dir konfrontieren musst? Das sind Fragfen, die du dir selbst beantworten solltest, nicht uns, und dann kannst du entscheiden was tu tust.

Wenn du so gar nicht an das Kernproblem dran willst, aber trotzdem unter dieser unkontrollierten Esserei leidest, kannst du es auch einfach erstmal mit einer Abnehmguppe über die Krankenkasse versuchen. Dann ist zwar das Grundübel nicht erkannt und beseitigt, aber vielleicht schaffst du es darüber zu einem normalen Essverhalten zu finden.

Allerdings: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben! Irgendwo bahnen sich derartig tief sitzende Probleme schon ihren Weg .....

R.
 
So, ich möchte euch allen noch einmal kurz danken.

@ Sayalla: Vielen Dank fürs Mutmachen. Ich kann damit viel anfangen und es lässt sich ja auch auf ganz viele Lebensbereiche übertragen. Danke dir für die Worte.

@ pluto: Danke auch für deinen Beitrag. Da waren einige interessante Dinge dabei, wo man hätte gut weiter diskutieren können. Auf jeden Fall wertvoll für mich.


Vorsicht! Das kann eine Falle sein, die du dir selbst stellst und in die du auch noch hineintappst.

Wieso sollte bei einem Suchtproblem eine Psychotherapie nicht hilfreich sein? Das wäre mal eine ganz neue Erkenntnis.

Ich sage nicht, dass Psychotherapie bei einem Suchtproblem nicht hilfreich sein kann, ich sage nur, dass es bei MEINEM (Sucht-)Problem wahrscheinlich weniger hilfreich wäre. Zum einen ist Essen ja noch einmal eine spezielle "Sucht" an sich, da man ja essen muss, um zu überleben. Zum anderen leide ich ja nicht wirklich unter Esssucht bzw. habe ich es ja die meiste Zeit schon unter Kontrolle. Es ist auch schwierig abzugrenzen, da mit Sicherheit sehr viele Leute dann und wann ein Problem damit haben, das richtige Maß zu halten. Ich denke, bei mir ist es auch eher ein Symptom, es müssten die Ursachen bearbeitet werden. Zudem wird es einem ja auch nicht gerade erleichtert, einen geeigneten Therapeuten zu finden, was sogar nicht zuletzt an den Psychotherapeuten selbst liegt.
Ich war auch vor kurzem bei einem Hausarzt, der mich nicht in geringster Weise ernst genommen hat.

Es ist traurig, und hat mich auch sehr erstaunt, aber es ist leider auch die Realität.
 
Ich denke dass es 2 Ursachen gibt.

1. Psychische
Es wurde in den oberen Beitragen schon gut beschrieben.
Man hat einfach Hunger - auf nichts Bestimmtes - man muss einfach essen meist um einen unbearbeiteten Konflikt zu verarbeiten aber man hat noch keinen Nährstoffmangel.

2. Nahrungsmangel von Nährstoffen
Es geht auch ein Konflikt voran der länger anhält, der Körper braucht nun bestimmte Nährstoffe mehr als normal.
Es ist der sogenannte Heißhunger auf bestimmtes Essen. Extremen Heißhunger nach z.B. Käsekuchen, es muss Käsekuchen sein, kein anderer Kuchen. Oder Heißhunger speziell nach Butter, oder Fleisch/Wurst, oder auf Yoghurt und Eis, oder Käse oder speziell Kartoffelchips...
Nicht auf alles gleichzeitig, sondern nur auf 1 oder 2 Sachen.
Keinen Hunger allgemein sondern nur nach bestimmten Nährstoffen weil der Stoffwechsel diese unbedingt jetzt dringend braucht.

Ich hatte den 2 Fall. Habe dann versucht herauszufinden welche Nährstoffe sich hinter dem jeweiligen Essen befinden. Meistens war es Magnesium und/oder Eiweiße (Aminosäuren z.B. L-Glycin).
Käsekuchen (L-Glycin), Fleisch/Wurst (B12, L-Carnitin), Yoghurt/Eis (L-Tryptophan), Schokolade (Chrom) usw.
Habe die Aminosäuren als Nahrungsergänzung hochdosiert eingenommen und nach einiger Zeit war der Heißhunger, die Esssucht verschwunden.
 
schneekönigin;3266951 schrieb:
Ich war auch vor kurzem bei einem Hausarzt, der mich nicht in geringster Weise ernst genommen hat.

Es ist traurig, und hat mich auch sehr erstaunt, aber es ist leider auch die Realität.

wenn ein anderer die Thematik nicht kennt, hat er keine Ahnung davon, wie sehr man selber leidet. Leider gibt es zugar viel zu viele Therapeuten, die eine Ahnung haben müssten, weil sie Esssucht behandeln, und dort geht es einem genauso. Hinzu kommt bei mir, wenn ich so mitten drin stecke, bzw. mich etwas sehr persönlich betrifft, ich Schwierigkeiten habe, die Thematik in Worte zu fassen.

lg Pluto
 
Ich denke dass es 2 Ursachen gibt.

1. Psychische
Es wurde in den oberen Beitragen schon gut beschrieben.
Man hat einfach Hunger - auf nichts Bestimmtes - man muss einfach essen meist um einen unbearbeiteten Konflikt zu verarbeiten aber man hat noch keinen Nährstoffmangel.

2. Nahrungsmangel von Nährstoffen
Es geht auch ein Konflikt voran der länger anhält, der Körper braucht nun bestimmte Nährstoffe mehr als normal.
Es ist der sogenannte Heißhunger auf bestimmtes Essen. Extremen Heißhunger nach z.B. Käsekuchen, es muss Käsekuchen sein, kein anderer Kuchen. Oder Heißhunger speziell nach Butter, oder Fleisch/Wurst, oder auf Yoghurt und Eis, oder Käse oder speziell Kartoffelchips...
Nicht auf alles gleichzeitig, sondern nur auf 1 oder 2 Sachen.
Keinen Hunger allgemein sondern nur nach bestimmten Nährstoffen weil der Stoffwechsel diese unbedingt jetzt dringend braucht.

Ich würde noch 3. hinzufügen. Krankheiten bzw. organische Ursachen.

3. Schilddrüsenerkrankungen, Insulinresistenz ... Diabetes? wenn Heißhunger auf Süßes.
 
Vorsicht! Das kann eine Falle sein, die du dir selbst stellst und in die du auch noch hineintappst.

Wieso sollte bei einem Suchtproblem eine Psychotherapie nicht hilfreich sein? Das wäre mal eine ganz neue Erkenntnis..

Dieser Warnung kann ich mich gänzlich anschließen. Die kritische Haltung bezüglich psychotherapeutischer Behandlungen kann wiederum abwehrbedingt sein. Unbewusste Mechanismen der Psyche möchten in jenem Fall vielleicht verhindern, dass mit Hilfe einer konfliktorientierten Psychotherapie verdrängte, abgespaltene oder anderweitig abgewehrte Emotionen, Traumata etc. ins Bewusstsein kommen.
 
Versuch mal dich selbst zu beobachten, während du kurz vor so einem Fressanfall bist. Was da dann in dir vorgeht. Langeweile, oder auch Gefühle, die du nicht ertragen kannst oder willst, die aber immer wieder hochkommen. Ich kenn das teilweise auch. Habe auch das Gefühl, dass da noch etwas in mir ist, an das ich mich so bewusst nicht erinnere. Teilweise ging es mit einer Angst vor dem Sterben einher, wenn ich nicht esse ...

Bei mir war es die letzten Wochen auch ziemlich heftig. Was mich auch fertig macht, weil ich so schön abgenommen hatte und nu wieder ein paar Kilo zugelegt habe, aber ich hab's irgendwie nicht so wirklich in der Hand, so kommt es mir manchmal vor.
 
2. Nahrungsmangel von Nährstoffen
Es geht auch ein Konflikt voran der länger anhält, der Körper braucht nun bestimmte Nährstoffe mehr als normal.
Es ist der sogenannte Heißhunger auf bestimmtes Essen. Extremen Heißhunger nach z.B. Käsekuchen, es muss Käsekuchen sein, kein anderer Kuchen. Oder Heißhunger speziell nach Butter, oder Fleisch/Wurst, oder auf Yoghurt und Eis, oder Käse oder speziell Kartoffelchips...
Nicht auf alles gleichzeitig, sondern nur auf 1 oder 2 Sachen.
Keinen Hunger allgemein sondern nur nach bestimmten Nährstoffen weil der Stoffwechsel diese unbedingt jetzt dringend braucht.

Ich hatte den 2 Fall. Habe dann versucht herauszufinden welche Nährstoffe sich hinter dem jeweiligen Essen befinden. Meistens war es Magnesium und/oder Eiweiße (Aminosäuren z.B. L-Glycin).
Käsekuchen (L-Glycin), Fleisch/Wurst (B12, L-Carnitin), Yoghurt/Eis (L-Tryptophan), Schokolade (Chrom) usw.
Habe die Aminosäuren als Nahrungsergänzung hochdosiert eingenommen und nach einiger Zeit war der Heißhunger, die Esssucht verschwunden.
Ich danke dir wirklich noch einmal für den Hinweis, weil ich den für nicht ganz unwichtig erachte.
Ich habe mal eine ausführliche Blutanalyse gemacht, bei der herauskam, dass sämtliche Werte bei mir im Keller waren, sicherlich auch aufgrund von einseitiger Ernährung. Bei normalen Blutabnahmen beim Hausarzt kommt bei mir leider nie was raus.

Manchmal ist es in der Tat so, dass sich der Heißhunger auf viele Dinge verteilt, z. B. Süßes, Brot, Käse und hin und wieder auch Wurst. Oft beschränkt sich der Hunger aber dann nicht auf eine Sache, sondern auf mehrere. (So wie heute :()
 
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Dieser Warnung kann ich mich gänzlich anschließen. Die kritische Haltung bezüglich psychotherapeutischer Behandlungen kann wiederum abwehrbedingt sein. Unbewusste Mechanismen der Psyche möchten in jenem Fall vielleicht verhindern, dass mit Hilfe einer konfliktorientierten Psychotherapie verdrängte, abgespaltene oder anderweitig abgewehrte Emotionen, Traumata etc. ins Bewusstsein kommen.
Nein, es sind tatsächlich auch mal organisationsbedingte Probleme, die dazu führen, dass eine Therapie nicht in Angriff genommen werden kann. In Österreich kostet es Geld, in Deutschland gibt es z. B. die Wartezeit von 2 Jahren zwischen den Therapien. Hinzu kommt, dass es nicht so einfach ist zu "wechseln". Es gibt da schon ein paar Barrieren, die dem Hilfesuchenden eher im Wege stehen als diesen optimal bei der "Gesundung" zu unterstützen.

Hinzu kommt, dass auch nicht jeder Therapeut "gut" ist, da muss ich pluto zustimmen. Manchmal kann Therapie sogar tatsächlich mehr kaputt machen als helfen und das hat dann nichts damit zu tun, dass alte Verdrängungen bewusst werden. Es ist einfach deprimierend, wenn man sich öffnet und man fühlt sich nicht einmal von seinem eigenen Therapeuten verstanden (was ein weiteres Trauma auslösen kann!).

Ich weiß, dass Therapeuten selbst das oft nicht so sehen, aber ich selbst bin ein Fan der Psychologie, ich finde es genial, was es bewirken kann und ich selbst hab beruflich auch ein wenig mit diesem Fach zu tun, aber gerade deshalb finde ich auch, dass die Menschen dahinter so wichtig sind.

Sicherlich gibt es Hilfesuchende, die wirklich nicht therapierbar sind, aber man muss auch zugeben, dass Therapie (leider) nicht immer das Allheilmittel ist als das es angepriesen wird. Und u. a. ist ein wesentlicher Erfolg eben auch von der Person des Therapeuten abhängig.
 
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