Tja, manchmal wird man hierzulande sogar doof angeschaut, wenn man mit dem Gedanken spielt, innerhalb der BRD in die entgegengesetzte Himmelsrichtung "umzusiedeln" (die haben doch einen ganz anderen Humor etc.)
Also mir wäre das egal, was die anderen darüber denken würden - wenn ich beabsichtige, auszuwandern, dann möchte ich auswandern und keine Gründe finden, hierzubleiben.
Also eigentlich wundere ich mich über Deine Fragen, aber andererseits... hmm
Eine "esoterisch angehauchte" Frau hat sich mal darüber "empört", das bestimmte Personen hin und wieder in die BRD zurückkehren, um einige Wochen zu jobben. Sie meinte, wenn man sich für ein anderes Land entschieden hätte, dann sollte man gucken, das man dort seine Brötchen verdient. Das wirkte auf mich irgendwie seltsam. Zumal sie sich halt auch mit alternativen Dingen beschäftigt. Da kam bei mir auch mal die Frage auf, was sich dahinter verbirgt - aber eine Antwort darauf habe ich nicht gefunden. Dein Thread erinnert mich aber daran. Kommt das vielleicht Landessverrat gleich ? Verwirkt man in manchen Augen das Recht auf die deutsche Staatsbürgerschaft, wenn man ins Ausland zieht ?
Vielleicht muß solch ein Vorhaben von Anderen auch durch solche negativen Rückmeldungen abgewehrt werden, weil man einst vielleicht selbst solche Träume hegte. Neid spielt mit Sicherheit bei einigen auch eine Rolle - der Auswanderer könnte es ja dann vielleicht besser haben, was die Lebensqualität betrifft.
Bei Deinen Aufzählungen finde ich den vierten Punkt total absurd - was soll daran denn schlimm sein ? Hat die Person, die das sagte Angst, ihr selbst könnte irgendwann der Verzicht auf Komfort drohen ? Will sie Dir damit indirekt Undankbarkeit unterstellen ? Träumerdasein ? Komisch. Erinnert mich aber wieder an was. Die Auswanderer, über die sich die eine Frau negativ äußerte, leben "einfach" und ich war mal total verwundert von anderen Personen zu hören, wie man denn so einfach leben könnte. Und mit einfach war jetzt nicht eine Lehmhütte oder so gemeint, sondern einfach der Verzicht auf so lebenswichtige
Dinge wir Haartönungen, Schminke etc.
Ich finde es auch spannend, was ich so alles in einem Forum bzw. in diesem zu lesen bekommen und ich frage mich, spiegelt sich vielleicht hier auch unsere Gesellschaft wieder?
Ich finde dieses Land, bzw. die Menschen hier schon ziemlich "lau".
Ein Beispiel von den letzten beiden Tagen. Ich (gestern mit einer Freundin) gingen/gehe durch einen Park spazieren...über die Hälfte liegen und sitzen die Menschen alleine dort. Heute waren es von 12 Menschen, sogar 10 die alleine im Park in der Sonne lagen...meine Gedanken hierzu. Haben die Menschen hier Angst vor wirklicher Nähe oder sich Zeit zu nehmen für andere? Ist es deswegen so, das es Menschen gibt die einen "beschimpfen", wenn man von diesen alten eingefahrenen Strukturen einfach ausbrechen will?
Mir ist auch aufgefallen, zu der Lehmhütte, wenn man von einem alternativen Leben spricht, das viele gleich an Lehmhütte denken oder das man allen Komfort hinter sich lassen will.
Was hat dieses Land denn an Komfort zu bieten? Mir sind z.B., zwischenmenschliche Kontakte der liebste Komfort. Wenn ich an materiellen Komfort denke, fällt mir nur auf, das im Süden dieser Erde, der Wohnkomfort nicht allzu hoch ist, aber das Leben spielt sich eh mehr draußen ab.
Man bekommt auch oft Provokationen an den Kopf geschmissen oder Wort: "Glaubst Du etwa woanders ist es besser?" Ich denke, es muss nicht unbedingt besser sein, aber es ist auf jeden Fall "anders" und "anders" kann auch interessant sein und um "anders" zu leben, muss man nicht gleich zu einem Hippie werden.
Vielleicht mißfällt einigen hier auch das Wort "Gemeinschaft", denn man hat so gut wie keine in diesem Land, allenfalls ist man "gemein" zueinander, weil man das "andere", was man wirklich zum leben braucht (Freiheit, Geborgenheit, Nähe, Liebe, Freundschaft) nicht erhält so seinen Frust entlädt.
Ich verstehe es einfach nicht ganz, warum das so hier und in diesem Land so ist.
Letztens kam ich mit einer Dame in einem Bus ins Gespräch. Sie hat geschimpft, gejammert und geklagt..die bösen, bösen Hartz 4 Empfänger, was die nicht alles bekommen und die trinken und rauchen, stehen erst um 12 Uhr auf und machen den ganzen Tag nichts. Wir mussten noch richtig hart arbeiten gehen und haben kaum eine Rente..und so ging es in einem Zuge durch. Ich habe sie dann gefragt, warum sie nicht etwas unternimmt, zur Demo gehen, sich mit Menschen zusammen tun, etwas gemeinsam unternnehmen...da meinte sie dann: "So schlimm ist das hier ja noch nicht, außerdem habe ich doch auch eine Familie!"
Nun ja, ich wollte ihr noch einiges erklären, aber wir hatten bereits die Endhaltestelle erreicht. Ich kam nur noch zu sagen...Ich meine nicht nur die Familie, ich meine die Menschen insgesamt...
Und das fällt mir auch her auf..es wird gejammert und geklagt, was das Zeug hält, aber wehe Du kommst mal mit eigenen kreativen Ideen oder wie du dir das Leben vorstelllst. Sei es eine alternative Lebenswohngemeinschaft in Deutschland zu gründen oder auszuwandern...damit kommen viele Menschen hier nicht zurecht. Aber wenn du mit der Horde jammerst und klagst, dann bist du eine von ihnen und wirst respektiert.
Meine Freundin erzählte mir noch letztens, das man sie ganz komisch von der Seite auf ihrer Arbeit "angemacht" hat, weil sie sich nie beklagt. Es ist wohl auch nicht ihre Mentalität, sie kommt übrigens aus Polen. Nun ja, sie hat jetzt daraus gelernt, sie jammert jetzt gespielt mit und nun wird sie voll akzeptiert...
Oder kommt eine Freundin zu mir (Russin) und sagt. "Wir können zu dem See xy gehen, der ist sehr schön und wir sind ganz unter uns, denn da steht ein Schild: Betreten verboten! Und kein Deutscher geht hin!"