Na ja, Übersetzungsfehler können schon zu Irrlehren führen.
Dass Maria von einer "jungen Frau" zu einer "Jungfrau" mutiert ist, hat jedenfalls große Auswirkungen auf viele Generationen von gläubigen Christen gehabt und führte zu einer wirklich verklemmten Sexualität.
Auch dürfen reiche Menschen hoffen, dass sie doch in den Himmel kommen können, wenn sie erfahren, dass es sich bei dem Kamel, dass nicht durch ein Nadelöhr geht, eigentlich um ein Tau (Seil) handelt.
http://www.geistigenahrung.org/ftopic70371.html
Liebe Nuzu,
zunächst einmal zum Kamel (
Kamilo), das Luther schon richtig übersetzt hatte, denn es erscheint explizit auch schon im Codex Sinaiticus:
Lukas 18[25]
ευκοπωτερον
γαρ εϲτιν καμηλο
δια τρηματοϲ βε
λονηϲ ειϲελθειν
η πλουϲιον ειϲ τη
βαϲιλειαν του θυ
ειϲελθειν
Diesen Vers findest Du auch bei Matthäus 19[24] und soll sinngemäß eine alte Redewendung übersetzen. Die Interpretation vom Tau des Kamels kenne ich auch, aber damit würde sich das Gleichnis sicherlich nicht wesentlich verändern. Bei diesem Vers sollte man auch den vorausgegangenen mit einbeziehen, um den Zusammenhang zu erkennen. Es soll damit deutlich werden, dass für die Menschen das Materielle hinderlich ist, um ins Reich Gottes zu kommen.
„Verkaufe alles, was Du hast und schenke es den Armen ...“, geht bei Lukas diesem Gleichnis voraus, und den reichen Frager traurig stimmt. Ich denke, dass es hier keine Zweifel an der Botschaft dieser Worte geben kann. Ja, Jesus war in den wesentlichen Punkten seiner Botschaft sehr radikal.
Über das Thema der jungfräulichen Geburt kann man sicherlich trefflich streiten. Man sollte aber dazu wissen, dass gerade in der griechischen Mythologie die unbefleckte göttliche Zeugung von Gottmenschen sehr stark verbreitet war. Bei einem der vielen Beispiele soll Alexander der Große durch einen Blitzstrahl von Zeus gezeugt worden sein. Ich erinnere in diesem Zusammenhang, dass gerade die griechischen Heidenchristen bei der Entwicklung des Christentums eine große Rolle spielten. Ich erinnere auch daran, dass es im ältesten Evangelium nach Markus noch keine Geburtsgeschichte gegeben hatte.
Diese Geschichte von der Unbefleckten Empfängnis taucht erst bei den Evangelien nach Lukas und Matthäus auf. Anderseits steht schon bei dem frühen Brief von Paulus an die Galater:
Galater 4[4] Als die Zeit erfüllt ward, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einem Weib (Frau) ...
Hier jetzt also einen Fehler in Luthers Übersetzungen zu suchen, dürfte seiner Arbeit nicht gerecht werden. Dass die Rolle der Frau in den Gesellschaften nicht sonderlich rosig war, lag nicht im Christentum begründet, sondern an den Menschen ganz allgemein. Es gab zu jeder Zeit Phasen, in der die Moral der Bevölkerung zwischen Prüderie und Zügellosigkeit schwankte.
Schon in der Zeit vor Christus hatten die Juden sehr strenge Moralvorstellungen. So hatte auch der Römer Tacitus in seinen Buch Germania verwundert angemerkt, dass die Frauen der Germanen besonders sittsam seien. Ja, und von vielen Seherinnen der Germanen weiß man, dass die Jungfräulichkeit für sie ein wichtiger Punkt ihres Status war (z. B. Veleda). Am Christentum kann es also nicht gelegen haben.
Aus der Apostelgeschichte wissen wir, dass sich Paulus mit seiner Botschaft großen Ärger von der Bevölkerung in Ephesos auf sich zog. Der Grund lag darin, dass in Ephesus der große Tempel von der Göttin Artemis stand und die ganze Stadt von den Pilgerströmen lebte. Das zeigt dann auch den Hintergrund, warum im Christentum Maria mit der jungfräulichen Geburt zu einem göttlichen Status kommen sollte.
Damit wurde also der vormals patriarchalisch geprägte göttliche Pantheon mit einem weiblichen Aspekt erweitert. Dazu passen dann auch die Erzählungen von Johannes, die davon berichten, dass Maria und Magdalena später, mit ihm nach Ephesos gezogen seien. Sei, wie es will – in Ephesos werden auch heute noch Statuetten der Göttin Artemis an die Touristen verkauft und auch eine Grabeskirche von Maria aus dem frühen Christentum wird fleißig besucht.
Dass der Klerus über diese Entwicklung nicht sonderlich begeistert war, sieht man daran, dass Papst Gregor Maria Magdalena zur Prostituierten degradierte. Eine Frau, die als Apostelin der Apostel das Anrecht auf den Stuhl in Rom postuliert hätte, geht ja gar nicht.
Merlin