Wenn man die Evangelien ließt, wird eigentlich deutlich, dass Jesus ein tiefgläubiger Jude war. Seine ganze Mission basiert auf die Prophezeiungen von einem kommenden Messias aus dem Propheten aus dem Alten Testament. Ein Messias, der die Juden aus ihrer ewigen Knechtschaft in ein von Gott errichtetes Reich führen sollte.
Zeugnis dafür sind die unzähligen Zitate aus dem Alten Testament, die sich in den Evangelien wiederfinden. Das beginnt schon mit dem Ort der Taufe Jesus und endet mit seinen letzten Worten am Kreuz. Darin liegt auch der Grund, warum in der Zeit der Aufklärung immer mehr der Zweifel an einem historischen Jesus aufkam. Anderseits sprechen aber gerade die Ungereimtheiten und Widersprüche in Evangelien gegen einen literarischen Jesus.
Fakt dürfte auch sein, die Begegnung mit Johannes der Täufer eine bedeutsame Wende im Leben Jesus war. Es gibt in den Evangelien deutliche Hinweise dazu, dass Jesus zunächst ein Anhänger des Täufers war und Jesus erst mit dessen Festnahme durch Herodes mit seiner Missionierung begann. Nach der Hinrichtung dürfte er dann seine Vorstellungen vom kommenden Messias und dem Reich Gottes weiter ausgestaltet haben.
Es wird ja gerne ein Bezug zu der Lehre der Essener hergestellt, aber deren Vorstellungen weichen doch zu sehr von Jesus und dem Täufer ab. Eine größere Nähe ließe sich bei der Lehre Zarathustras und der unter den damaligen römischen Soldaten weit verbreitete Mithraskult. Damit möchte ich jetzt nicht den Eindruck erwecken, dass dieser die Lehre des Täufers eine Art Ableger dieses Kultes war.
Es könnten vielmehr gedankliche Einflüsse gewesen sein, die sich durch die römischen Garnisonen in Umlauf kamen. Ich erinnere daran an die römische Stadt Sepphoris in Galiläa, die nur acht Kilometer von Nazareth lag. Eine Stadt, die der gerade zu Jesus Zeiten als militärisches Zentrum ausgebaut wurde. Sicherlich auch für Jesus und seinem Vater ein willkommener Ort, um dort als Tecton (Häuserbauer) Lohn und Arbeit zu finden. Auch die große römische Garnison in Cäsare maritima sollte man in diese Überlegung mit einbeziehen.
Bezeichnend für diese mögliche Nähe zum Kult der römischen Soldaten ist die Bemerkung von Flavius Josephus, dass unter der Gefolgschaft des Täufers sehr viele jüdische Soldaten waren. Ich möchte damit eigentlich nur deutlich machen, dass es in der Provinz Galiläas große Einflüsse fremder Religionen gegeben hatte und deshalb die Juden in Galiläa oft als Juden 2. Klasse bezeichnet wurden (siehe Evangelien).
Letztlich denke ich, dass Jesus seine Lehre erst während seiner Mission entwickelt hatte. Cäsare Phillippi dürfte da möglicherweise eine wichtige Rolle gespielt haben, den dort offenbarte Jesus seinen Jünger seine Mission, ehe sie nach Jerusalem aufbrachen.
Merlin