Victim Blaming bzw. Täter-Opfer-Umkehr ...

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Da ja soviele plötzlich auf Jura stehen "Mord ohne Leiche"


In der 1980er-Jahre Krimiserie Matlock gewinnt der namengebende Anwalt einen Mordprozess ohne Leiche, indem er bei seinem Plädoyer ankündigt: "Liebe Geschworene, hier haben wir scheinbar ein Mord ohne Leiche. Ich erzähle Ihnen jetzt, dass wir nicht einmal einen Mord haben, und der vermeitliche Opfer wird JETZT durch diese Tür kommen." Alle Geschworennen, der Angeklagte, der Richter und der Staatsanwalt schauen zur Tür, wo aber niemad durchkommt. Matlock fährt fort: "Dass sie alle inklusive dem Staatsanwalt geschaut haben, ob da jemand durchkommt, zeigt, dass sie tatsächlich Zweifel am Mord und somit auch an der Schuld meines Mandanten haben. Also muss Ihr Urteil 'unschuldig' lauten."

Eine ziemlich dünne Verteidigung, denn bei solch einer Ankündigung hätte ich als Staatsanwalt selbst dann zur Tür geblickt, wenn es eine Leiche geben würde...

Leben ist halt kein Fernsehkrimi...
 
Victim Blaming per Excellence

Ist zu stark in die andere Richtung tatsächlich. Aber gehe nicht weiter auf den Fall selbst ein, weil der letzte Thread gelöscht wurde schließlich.

Aber es ist generell korrekt, dass (wenn es sich so verhält, unabhängig von jedem konkreten Fall) eine Vermeidung Polizei und professionelle Ermittler und die Justiz generell einzuschalten, und nur mit den Medien zu sprechen und/oder zu bloggen, definitiv mehr Zweifel erweckt. Sofern man eine Straftat vorwirft natürlich.

Erstens geht man damit ein rechtlich geringeres Risiko ein, verhindert de facto wirkliche Aufklärung (was Sinn machen würde, wenn die eigene Aussage nicht den Tatsachen entspricht), und wenn man das öffentlich macht, dann bringt das natürlich auch mehr Berühmtheit, als wenn man keine Interviews gibt, und stattdessen mit Behörden spricht, was für ein solches Motiv sprechen könnte.

Persönlich werde ich mich dann jedenfalls in keinem Fall komplett gegen den vermeintlichen Täter stellen. Wenn die Justiz komplett vermieden wird (zumindest in unserem demokratischen Land), sind Zweifel quasi automatisch berechtigt. Noch mehr, wenn jemand zwar die Öffentlichkeit sucht, die Justiz aber meidet.

Und ja, das war hier allgemein gesprochen, kein subtiler konkreter Bezug war intendiert. Ging schlicht darum, dass Vermeidung von Polizei und Justiz berechtigt gegen den Ankläger spricht, in allen Fällen. Außer in Diktaturen oder ähnlichen Konstellationen...
 
Kaum jemand wartet ab, bis alle Fakten auf dem Tisch liegen. Fast alle bilden sich doch schon schnell eine Meinung basierend auf lückenhaften Fakten und den eigenen Sympathien/Antipathien.
Naja, bei Dutzenden von jungen Frauen, die laut Investigativrecherchen vergleichbare Vorwürfe äußern, eine sogar darunter, die Kontakt zur Crew hatte ... da wird's schwierig von "lückenhaften Fakten" zu sprechen.
Aber gut ...
 
Passt vielleicht nicht ganz genau, aber trotzdem: Vir nicht allzulanger Zeit berichteten zahlreiche Kinder von satanischen Ritualen, an den sie angeblich teilnehmen mussten. Die "satanic panic" wurde in Amerika gründlich aufgearbeitet. Hierzulande wurde teilweise durch Therapeuten von "mind control" berichtet, durch die Menschen angeblich programmiert werden können. Sehr problematisch, weil einem falsche Erinnerungen eingeredet werden können. Ein Bärendienst für den Opferschutz.
 
Naja, bei Dutzenden von jungen Frauen, die laut Investigativrecherchen vergleichbare Vorwürfe äußern, eine sogar darunter, die Kontakt zur Crew hatte ... da wird's schwierig von "lückenhaften Fakten" zu sprechen.
Aber gut ...

Ich habe das sehr allgemein gemeint und geschrieben und nicht auf irgendeinen speziellen Fall gemünzt.

Was den speziellen Fall angeht: Was geschah im Wissen oder im Befehl des mutmaßlichen Täters? Was war volle Intention des mutmaßlichen Täters? Wer war alles Mitwisser oder Mittäter? Da ist noch Spielraum, ob und wie stark schuldig wer ist, in dem die Staatsanwaltschaft noch einige Puzzlestücke mehr zusammenfügen muss, ehe sie zu einem Ergebnis kommt. Dazu muss sie z.B. teils sehr wohlwollende oder sehr belastende Szenarien durchdenken und abklopfen, wie glaubwürdig die noch sein können.

Und dieser oben genannte Spielraum bleibt bestehen, ohne dass irgendeine der Frauen lügen würde.

Die Staatsanwaltschaft hat da noch Arbeit vor sich. Wir hier - inklusive mir - haben schon ein "Urteil" gefällt. Und das ohne alle Fakten zu kennen, die evtl. noch die Schuld mildern oder verstärken könnten.
 
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Was den speziellen Fall angeht: Was geschah im Wissen oder im Befehl des mutmaßlichen Täters? Was war volle Intention des mutmaßlichen Täters? Wer war alles Mitwisser oder Mittäter? Da ist noch Spielraum, ob und wie stark schuldig wer ist, in dem die Staatsanwaltschaft noch einige Puzzlestücke mehr zusammenfügen muss, ehe sie zu einem Ergebnis kommt. Dazu muss sie z.B. teils sehr wohlwollende oder sehr belastende Szenarien durchdenken und abklopfen, wie glaubwürdig die noch sein können.
Es geht darum, dass junge Frauen mit speziellem Aussehen systematisch für Sex rekrutiert werden und so einige dieser Frauen darüber im Unklaren gelassen werden.
Da muss man im einzelnen jetzt auch keine Täter benennen.
 
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