Sex in den Klöstern und das asexuelle Tibet
Wer die Originaltexte der Tantras (Heilige Schriften) liest, die das geheime Ritualleben des tibetischen Buddhismus bestimmen, der wird sehr bald feststellen, dass sie nichts an sexuellen Phantasien auslassen, bis hin zum Sadomasochismus. Auch die Kopulation von Mönchen mit mehreren Frauen rechnen dazu:
Das Candamaharosana-Tantra zählt genüsslich diejenigen Substanzen auf, die dem Adepten von seiner Weisheitsgefährtin während des sexualmagischen Rituals angeboten werden und die er zu schlucken hat: Kot, Urin, Speichel, Speisereste aus ihren Zähnen, Lippenstift, Spülwasser, Erbrochenes, das Waschwasser, was nach der Säuberung ihres Anus übrig bleibt. Diejenigen, "die Kot und Urin zu ihrer Nahrung machen, werden wahrlich glücklich sein", verspricht das Guhyasamaja-Tantra. Im Hevajra-Tantra muss der Adept aus einer Schädelschale das Menstruationsblut seiner Mudra (sexuellen Partnerin) trinken. Aber auch faule Fische, Kloakenwasser, Hundekot, Leichenfett, Exkremente von Toten, Menstruationsbinden sowie alle nur denkbaren "Rauschtränke" werden genossen.
Wie verbreitet die Prostitution in den tibetischen Klöstern war und heute wieder ist, wird nicht nur von westlichen Reisenden, sondern auch von tibetischen Historikern bestätigt. Zahlreiche Äbte hielten sich offen ihre weiblichen Geliebten (Weisheitsgefährtinnen), ohne dass daran Anstoß genommen wurde. In einigen Beispielen hatte ein männlicher Lehrer Sex mit mehreren seiner Studentinnen zur gleichen Zeit. Jede von ihnen musste schwören, die Beziehung geheim zu halten, und jede wurde in dem Glauben gelassen, sie wäre die einzige Partnerin. Es war jedoch unvermeidlich, dass das Geheimnis bekannt wurde, und die Auswirkung davon auf die Dharma-Gruppe war verheerend. June Campbell, ehemalige Buddhistin, weiß zu berichten: "Die Auferlegung der Geheimnispflicht (was die sexuellen Beziehungen zu Frauen anbelangt), die durch Drohungen abgesichert wird, war im tibetischen System eine machtvolle Waffe, um Frauen davon abzuhalten, selbst jegliche Art von Eigenbewusstsein zu entwickeln".
Sex ist in Tibet ebenso wie im Westen ein heißes Thema, durch den Tantrismus, d. h. durch seine Sakralisierung und seine Verbindung mit der männlichen Askese, gewinnt er jedoch eine Ambivalenz und Pikanterie, die von westlichen Autoren kaum überboten werden kann.
In der Tat entspricht das weitverbreitete Klischee von der Asexualität der Lamas ebenso wenig der Realität, wie das Klischee von der Sexbesessenheit der tibetischen Mönche. Beide Verhaltensweisen sind seit Jahrhunderten Ausdrucksformen dieser Kultur, die von großen Extremen bestimmt wird. Die Ausübung der tantrischen Riten ist nur einer kleinen Anzahl auserwählter Mönche erlaubt, das Gros der Klosterbrüder untersteht einem strikten Abstinenz- und Zölibatsgebot mit all den bekannten Folgen, zum Beispiel einer weitverbreiteten Homosexualität in den Klöstern.
aus:
Traumwelt Tibet
Alles Liebe. Gerrit