Lotusz
Sehr aktives Mitglied
- Registriert
- 10. Oktober 2002
- Beiträge
- 3.338
Hallo
Durch das Forum wurde ich angeregt, mich einmal mit dem Tibetischen Buddhismus zu befassen. Für alle, die mit dem Tibetischen Buddhismus nicht so vertraut sind, sei gesagt, dass der Tibetischen Buddhismus allgemein mit dem Tantra gleichgesetzt wird. Das spirituelle Oberhaupt des Tibetischen Buddhismus ist der Dalai Lama.
Der Dalai Lama ist der weltliche und geistige Führer eines unterdrückten Volkes. Er ist der bekannteste Buddhist der Welt. Er ist der Träger des Friedensnobelpreises. Und er lächelt unaufhörlich. Was kann an diesem Mann und seinem Verhalten auszusetzen sein? Eine ganze Menge. Da ist zum Beispiel die seltsame Tatsache, daß die Legitimation des Dalai Lama, im Namen aller Tibeter aufzutreten, so gut wie nie hinterfragt wird. Nicht nur wird nicht wahrgenommen, daß er selbst seine Position einem vollkommen absurden und obskuren Auswahlritual verdankt, das aus einem kleinen Jungen die Wiedergeburt eines menschgewordenen Buddhawesens oder Bodhisatthvas machte. Der Dalai Lama ist angeblich die Wiedergeburt des Bodhisattvas Avalokiteshvara, tibet. Chenrezig.
Es wird auch aus Unwissenheit oder mit Absicht übersehen, daß die Geschichte des lamaistischen Buddhismus in Tibet keineswegs so friedfertig und einheitsselig verlief, wie die westlichen Tibetfreunde sich das zusammenphantasieren. Ganz im Gegenteil trieft sie von Blut. Sie ist eine endlose Abfolge von Grabenkämpfen zwischen Sekten, die einander buchstäblich bis aufs Messer verfeindet waren (und sind!), von Palastrevolten und Thronintrigen, und sie ist vor allem die Geschichte eines namenlos ausgebeuteten und unterdrückten Volkes.
Mit dem Niedergang der mongolischen Herrschaft brachen (ab etwa 1335) erbitterte Machtkämpfe zwischen den einzelnen Schulen und Klöstern Tibets aus, die sich über mehrere Generationen hinzogen. Aus den teilweise mit brutalster Gewalt ausgefochtenen Rivalitäten, in die sich auch die vom Sakyapa-Klerus entmachteten Fürsten einmischten, ging letztlich eine neuformierte Sekte hervor, die der Gelugpa (Gelbmützen), der auch der Dalai Lama angehört. Im Gegensatz zu den Gilbmützen gibt es noch die Rotmützen der Sakyapa oder Kagyüpa.
Mit Hilfe des Mongolenführers Gushri Khan entledigte sich die Gelugpa zwischen 1639 und 1642 sämtlicher innenpolitischer Widersacher, selbst der in Lhasa sitzende, völlig bedeutungslose Vertreter der chinesischen Ming-Herrscher wurde umgebracht. Insbesondere aber die wiedererstarkten Rotmützen wurden mit unerbittlicher Gewalt verfolgt und letztlich nahezu ausgerottet: die Mönche der Sakyapa wurden zu Tausenden erschlagen, eingekerkert oder vertrieben, man eignete sich ihre Klöster und ihren Besitz an, verbot ihre Lehre, verbrannte ihre Schriften; auch die anderen buddhistischen Schule wurden zu völliger Bedeutungslosigkeit reduziert. Gushri Chan ernannte Lobsang Gyatso (1617 1682), der bereits als Fünfter Dalai Lama inthronisiert war, zur höchsten geistlichen und weltlichen Autorität des Landes.
Mit anderen Worten: Die Autorität, die der Dalai Lama heute für sich beansprucht, ist ein Relikt, das aus den Zeiten der unmittelbaren Erben von Dschingis Khan auf die Tibeter gekommen ist. Der jetzige Dalai Lama ist insofern nur der aktuelle oberste Vertreter einer extrem militanten und radikalen Mönchssekte, die es über Jahrhundert hinweg bis heute geschafft hatte, sich durch brutale Gewalt die Oberherrschaft über ganz Tibet zu sichern.
Friedliebender Dalai Lama?
Kann der Dalai Lama wirklich als Leuchtturm der Friedfertigkeit und der Gerechtigkeit angesehen werden, für den ihn seine Anhänger halten? Keineswegs. Schon die simple Tatsache eines blutigen Guerillakriegs, der von einer Untergrundarmee von 1958 bis 1973 von einem der älteren Brüder des Dalai Lama geleitet und von der CIA gesponsort wurde, wirft ein zwiespältiges Licht auf den ewig friedfertig lächelnden Dalai Lama, der fast fünfzehn Jahre lang höchst wohlwollend zugesehen hatte, in offenem Widerspruch zu seinem ständig vorgetragenen Bekenntnis zur Gewaltlosigkeit. Passagen aus seiner Autobiographie von 1962, in denen er den tibetischen Guerillakampf ausdrücklich gutgeheißen hatte, wurden in der Neufassung von 1990, inzwischen war er Friedensnobelpreisträger, ersatzlos gestrichen.
Theorie und Praxis des tibetischen Buddhismus: Das Karma
Die Behauptung, daß das gegenwärtige Geschick eines Menschen unmittelbar mit dem Verhalten in einem früheren Leben zusammenhängt, halte ich für sehr fragwürdig. Ausserdem benutzt der tibetische Buddhismus die Karma-Lehre sehr gezielt als individuelle und soziale Zuchtrute. Mit surreal gesteigerten Bestrafungsphantasien werden die Gläubigen vor dem Abweichen vom Pfad der Tugend gewarnt. Das Tibetanischen Totenbuch zum Beispiel spricht von 16 Höllen in denen man ohne Pause dort den schrecklichsten Qualen ausgesetzt ist.
So geht es Kapitel um Kapitel in der entsprechenden Literatur weiter. Der tibetische Buddhismus hat für den Gläubigen, der gesündigt hat, ein nicht endenwollendes Arsenal von Folterungen in petto: Köpfe werden abgerissen, Zungen werden aus dem Mund gezogen und mit Dolchen durchstoßen, die armen Seelen versinken in Seen aus Exkrementen und werden von Insekten, die in diesen Seen leben zerfressen und zerpickt. Die schlimmste aller Verfehlungen für einen tibetischen Buddhisten ist bezeichnenderweise das Aufbegehren gegen ein Mitglied des lamaistischen (tibetanischen) Klerus (Kirche, Religion), und das beste, was er tun kann, ist, allen Mitgliedern dieses Klerus blind zu gehorchen. Im alten Tibet hatte er ohnehin keine Wahl, denn die gesamte religiöse und weltliche Macht, die justizielle und polizeiliche eingeschlossen, lag bei eben den Leuten, die ihm für den Fall der Unbotmäßigkeit ewige Höllenqualen androhten.
Aus theologischer Sicht ist interessant, daß diese Höllenphantasien, zusammen mit dem notwendigen Gegenkonstrukt des Paradieses (Sukawati) eine Eigenentwicklung des Mahayana-Buddhismus sind, zu dem auch der tibetische Buddhismus zählt, und daß sie in den ursprünglichen Lehrreden Buddhas nicht auftauchen. Man fühlt sich an die ausgefeilten Höllen-Szenarien des christlichen Mittelalters erinnert, mit dessen rigidem Bestrafungsterror der tibetische Buddhismus jederzeit mithalten kann. Was derlei Karma- und Wiedergeburtsdenken in den Köpfen einfach strukturierter, ungebildeter Menschen anrichtet, läßt sich nur ansatzweise und mit Schaudern erahnen.
Die Frauenfeindlichkeit im tibetischen Buddhismus
Die Frauenfeindlichkeit, die sich im Buddhismus von Anbeginn an findet, ist vom tibetischen Buddhismus ins Monströse gesteigert worden. Dies dokumentiert sich nicht nur in der Theorie, daß Frauen grundsätzlich nicht erleuchtungsfähig sind. Frauen haben im tibetischen Buddhismus nichts zu melden, sie sind Dienerinnen und sie haben zu gehorchen. Es ist kein Zufall, daß es in der Macht-Hierarchie des tibetischen Buddhismus nicht eine einzige Frau gibt. Für einen tibetischen Buddhisten wäre beispielsweise die Vorstellung eines weiblichen Dalai Lamas grotesk, und nicht nur deswegen, weil Chenrezig sich niemals in einer Frau reinkarnieren würde, die per se als niedere Daseinsform des Menschen angesehen wird.
Ich kopiere den folgenden Text erst einmal unkommentiert hier rein und gehe anschliessend darauf ein:
Die negative Haltung des tibetischen Buddhismus zu Frauen erweist sich besonders in den inneren Mysterien des tantrischen/tibetischen Buddhismus, die allein auf die spirituelle Vervollkommnung des Mannes abzielen, und Frauen dafür nur als Mittel zum Zweck begreifen. Es wird nicht gerne darüber gesprochen, und der Dalai Lama empfiehlt, die Abgründe seiner Religion den Unbefangenen und Uneingeweihten nicht allzu deutlich vor Augen zu führen, aber das spirituelle Endziel des tibetischen Buddhismus bedarf unabdingbar des realen sexuellen Mißbrauchs von Mädchen und jungen Frauen.
Dem letzten Satz kann ich so natürlich nicht stehen lassen. Wer sagt, dass der tibetische Buddhismus unabdingbar des realen sexuellen Missbrauchs von Mädchen und jungen Frauen bedarf, sagt damit aus, dass solch ein Verhalten im tibetischen Buddhismus stillschweigend geduldet und praktiziert wird. Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass solch ein Verhalten in der Praxis sehr oft anzutreffen ist bzw. war.
Dieses hängt natürlich auch mit dem buddhistischen Kastensystem zusammen, in dem Frauen nicht einmal Platz finden. Auf der obersten Stufe der Hierarchie sind die Priester angesiedelt, die alle Macht und alles Wissen auf sich vereinigen und die Frauen als Untergebene ohne eigene Rechte betrachten. Sicherlich kann man dieses Verhalten nicht generell auf alle tibetischen Buddhisten übertragen. Es gibt natürlich eine ganze Menge Buddhisten, die die Frau als gleichberechtigte Partnerin betrachteten und sie mit dem nötigen Respekt behandeln. Andererseits sehe ich immer die Gefahr, wenn die Sexualität mit im Spiel ist, dass der Mann versucht, sein patriarchalisches Denken mehr oder minder mit sanfter Gewalt durchzusetzen. Das war immer so und wird leider auch immer so bleiben, wenn sich in diesem Punkt das Bewusstsein nicht verändert.
Aus der Rezension von Marcus Hammerschmitt über das Buch Dalai Lama - Der Fall eines Gottkönigs von Colin Goldner
Alles Liebe. Gerrit
Durch das Forum wurde ich angeregt, mich einmal mit dem Tibetischen Buddhismus zu befassen. Für alle, die mit dem Tibetischen Buddhismus nicht so vertraut sind, sei gesagt, dass der Tibetischen Buddhismus allgemein mit dem Tantra gleichgesetzt wird. Das spirituelle Oberhaupt des Tibetischen Buddhismus ist der Dalai Lama.
Der Dalai Lama ist der weltliche und geistige Führer eines unterdrückten Volkes. Er ist der bekannteste Buddhist der Welt. Er ist der Träger des Friedensnobelpreises. Und er lächelt unaufhörlich. Was kann an diesem Mann und seinem Verhalten auszusetzen sein? Eine ganze Menge. Da ist zum Beispiel die seltsame Tatsache, daß die Legitimation des Dalai Lama, im Namen aller Tibeter aufzutreten, so gut wie nie hinterfragt wird. Nicht nur wird nicht wahrgenommen, daß er selbst seine Position einem vollkommen absurden und obskuren Auswahlritual verdankt, das aus einem kleinen Jungen die Wiedergeburt eines menschgewordenen Buddhawesens oder Bodhisatthvas machte. Der Dalai Lama ist angeblich die Wiedergeburt des Bodhisattvas Avalokiteshvara, tibet. Chenrezig.
Es wird auch aus Unwissenheit oder mit Absicht übersehen, daß die Geschichte des lamaistischen Buddhismus in Tibet keineswegs so friedfertig und einheitsselig verlief, wie die westlichen Tibetfreunde sich das zusammenphantasieren. Ganz im Gegenteil trieft sie von Blut. Sie ist eine endlose Abfolge von Grabenkämpfen zwischen Sekten, die einander buchstäblich bis aufs Messer verfeindet waren (und sind!), von Palastrevolten und Thronintrigen, und sie ist vor allem die Geschichte eines namenlos ausgebeuteten und unterdrückten Volkes.
Mit dem Niedergang der mongolischen Herrschaft brachen (ab etwa 1335) erbitterte Machtkämpfe zwischen den einzelnen Schulen und Klöstern Tibets aus, die sich über mehrere Generationen hinzogen. Aus den teilweise mit brutalster Gewalt ausgefochtenen Rivalitäten, in die sich auch die vom Sakyapa-Klerus entmachteten Fürsten einmischten, ging letztlich eine neuformierte Sekte hervor, die der Gelugpa (Gelbmützen), der auch der Dalai Lama angehört. Im Gegensatz zu den Gilbmützen gibt es noch die Rotmützen der Sakyapa oder Kagyüpa.
Mit Hilfe des Mongolenführers Gushri Khan entledigte sich die Gelugpa zwischen 1639 und 1642 sämtlicher innenpolitischer Widersacher, selbst der in Lhasa sitzende, völlig bedeutungslose Vertreter der chinesischen Ming-Herrscher wurde umgebracht. Insbesondere aber die wiedererstarkten Rotmützen wurden mit unerbittlicher Gewalt verfolgt und letztlich nahezu ausgerottet: die Mönche der Sakyapa wurden zu Tausenden erschlagen, eingekerkert oder vertrieben, man eignete sich ihre Klöster und ihren Besitz an, verbot ihre Lehre, verbrannte ihre Schriften; auch die anderen buddhistischen Schule wurden zu völliger Bedeutungslosigkeit reduziert. Gushri Chan ernannte Lobsang Gyatso (1617 1682), der bereits als Fünfter Dalai Lama inthronisiert war, zur höchsten geistlichen und weltlichen Autorität des Landes.
Mit anderen Worten: Die Autorität, die der Dalai Lama heute für sich beansprucht, ist ein Relikt, das aus den Zeiten der unmittelbaren Erben von Dschingis Khan auf die Tibeter gekommen ist. Der jetzige Dalai Lama ist insofern nur der aktuelle oberste Vertreter einer extrem militanten und radikalen Mönchssekte, die es über Jahrhundert hinweg bis heute geschafft hatte, sich durch brutale Gewalt die Oberherrschaft über ganz Tibet zu sichern.
Friedliebender Dalai Lama?
Kann der Dalai Lama wirklich als Leuchtturm der Friedfertigkeit und der Gerechtigkeit angesehen werden, für den ihn seine Anhänger halten? Keineswegs. Schon die simple Tatsache eines blutigen Guerillakriegs, der von einer Untergrundarmee von 1958 bis 1973 von einem der älteren Brüder des Dalai Lama geleitet und von der CIA gesponsort wurde, wirft ein zwiespältiges Licht auf den ewig friedfertig lächelnden Dalai Lama, der fast fünfzehn Jahre lang höchst wohlwollend zugesehen hatte, in offenem Widerspruch zu seinem ständig vorgetragenen Bekenntnis zur Gewaltlosigkeit. Passagen aus seiner Autobiographie von 1962, in denen er den tibetischen Guerillakampf ausdrücklich gutgeheißen hatte, wurden in der Neufassung von 1990, inzwischen war er Friedensnobelpreisträger, ersatzlos gestrichen.
Theorie und Praxis des tibetischen Buddhismus: Das Karma
Die Behauptung, daß das gegenwärtige Geschick eines Menschen unmittelbar mit dem Verhalten in einem früheren Leben zusammenhängt, halte ich für sehr fragwürdig. Ausserdem benutzt der tibetische Buddhismus die Karma-Lehre sehr gezielt als individuelle und soziale Zuchtrute. Mit surreal gesteigerten Bestrafungsphantasien werden die Gläubigen vor dem Abweichen vom Pfad der Tugend gewarnt. Das Tibetanischen Totenbuch zum Beispiel spricht von 16 Höllen in denen man ohne Pause dort den schrecklichsten Qualen ausgesetzt ist.
So geht es Kapitel um Kapitel in der entsprechenden Literatur weiter. Der tibetische Buddhismus hat für den Gläubigen, der gesündigt hat, ein nicht endenwollendes Arsenal von Folterungen in petto: Köpfe werden abgerissen, Zungen werden aus dem Mund gezogen und mit Dolchen durchstoßen, die armen Seelen versinken in Seen aus Exkrementen und werden von Insekten, die in diesen Seen leben zerfressen und zerpickt. Die schlimmste aller Verfehlungen für einen tibetischen Buddhisten ist bezeichnenderweise das Aufbegehren gegen ein Mitglied des lamaistischen (tibetanischen) Klerus (Kirche, Religion), und das beste, was er tun kann, ist, allen Mitgliedern dieses Klerus blind zu gehorchen. Im alten Tibet hatte er ohnehin keine Wahl, denn die gesamte religiöse und weltliche Macht, die justizielle und polizeiliche eingeschlossen, lag bei eben den Leuten, die ihm für den Fall der Unbotmäßigkeit ewige Höllenqualen androhten.
Aus theologischer Sicht ist interessant, daß diese Höllenphantasien, zusammen mit dem notwendigen Gegenkonstrukt des Paradieses (Sukawati) eine Eigenentwicklung des Mahayana-Buddhismus sind, zu dem auch der tibetische Buddhismus zählt, und daß sie in den ursprünglichen Lehrreden Buddhas nicht auftauchen. Man fühlt sich an die ausgefeilten Höllen-Szenarien des christlichen Mittelalters erinnert, mit dessen rigidem Bestrafungsterror der tibetische Buddhismus jederzeit mithalten kann. Was derlei Karma- und Wiedergeburtsdenken in den Köpfen einfach strukturierter, ungebildeter Menschen anrichtet, läßt sich nur ansatzweise und mit Schaudern erahnen.
Die Frauenfeindlichkeit im tibetischen Buddhismus
Die Frauenfeindlichkeit, die sich im Buddhismus von Anbeginn an findet, ist vom tibetischen Buddhismus ins Monströse gesteigert worden. Dies dokumentiert sich nicht nur in der Theorie, daß Frauen grundsätzlich nicht erleuchtungsfähig sind. Frauen haben im tibetischen Buddhismus nichts zu melden, sie sind Dienerinnen und sie haben zu gehorchen. Es ist kein Zufall, daß es in der Macht-Hierarchie des tibetischen Buddhismus nicht eine einzige Frau gibt. Für einen tibetischen Buddhisten wäre beispielsweise die Vorstellung eines weiblichen Dalai Lamas grotesk, und nicht nur deswegen, weil Chenrezig sich niemals in einer Frau reinkarnieren würde, die per se als niedere Daseinsform des Menschen angesehen wird.
Ich kopiere den folgenden Text erst einmal unkommentiert hier rein und gehe anschliessend darauf ein:
Die negative Haltung des tibetischen Buddhismus zu Frauen erweist sich besonders in den inneren Mysterien des tantrischen/tibetischen Buddhismus, die allein auf die spirituelle Vervollkommnung des Mannes abzielen, und Frauen dafür nur als Mittel zum Zweck begreifen. Es wird nicht gerne darüber gesprochen, und der Dalai Lama empfiehlt, die Abgründe seiner Religion den Unbefangenen und Uneingeweihten nicht allzu deutlich vor Augen zu führen, aber das spirituelle Endziel des tibetischen Buddhismus bedarf unabdingbar des realen sexuellen Mißbrauchs von Mädchen und jungen Frauen.
Dem letzten Satz kann ich so natürlich nicht stehen lassen. Wer sagt, dass der tibetische Buddhismus unabdingbar des realen sexuellen Missbrauchs von Mädchen und jungen Frauen bedarf, sagt damit aus, dass solch ein Verhalten im tibetischen Buddhismus stillschweigend geduldet und praktiziert wird. Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass solch ein Verhalten in der Praxis sehr oft anzutreffen ist bzw. war.
Dieses hängt natürlich auch mit dem buddhistischen Kastensystem zusammen, in dem Frauen nicht einmal Platz finden. Auf der obersten Stufe der Hierarchie sind die Priester angesiedelt, die alle Macht und alles Wissen auf sich vereinigen und die Frauen als Untergebene ohne eigene Rechte betrachten. Sicherlich kann man dieses Verhalten nicht generell auf alle tibetischen Buddhisten übertragen. Es gibt natürlich eine ganze Menge Buddhisten, die die Frau als gleichberechtigte Partnerin betrachteten und sie mit dem nötigen Respekt behandeln. Andererseits sehe ich immer die Gefahr, wenn die Sexualität mit im Spiel ist, dass der Mann versucht, sein patriarchalisches Denken mehr oder minder mit sanfter Gewalt durchzusetzen. Das war immer so und wird leider auch immer so bleiben, wenn sich in diesem Punkt das Bewusstsein nicht verändert.
Aus der Rezension von Marcus Hammerschmitt über das Buch Dalai Lama - Der Fall eines Gottkönigs von Colin Goldner
Alles Liebe. Gerrit