Petition an Alle der in "Liebe"

"Ebenso wie der Stein des Pfirsichs aufbrechen muss,
damit sein Herz sich in die Sonne erheben kann,
müsst ihr den Schmerz erfahren.

Und könnt ihr in euren Herzen das Staunen über
die täglichen Wunder eures Lebens wach halten,
erschiene euch euer Schmerz nicht weniger
wunderbar als eure Freude.

Und ihr würdet die Jahreszeiten eurer Seele
ebenso annehmen, wie ihr von jeher die
Jahreszeiten angenommen habt,
die über eure Felder ziehen.

Und ihr würdet die Winter
eures Kummers mit
heiterer Gelassenheit durchwachen."

Khalil Gibran



„Der Anruf kam aus dem Hilton in Abu Dhabi.“
„Abu Dhabi...“, wiederholte sie nachdenklich. „Ich werde mich an meine Kollegen wenden, die noch bei der Lufthansa fliegen. - Doch heute ist Sonntag, da kann man nicht viel erreichen.“
Sie schwieg. „Andererseits ist in den Emiraten heute normaler Arbeitstag.“
„Wie? Die arbeiten Sonntags?“
„Ja, Papa. Dort ist Freitags Feiertag. Genau genommen haben sie ab Donnerstag Nachmittag frei.“
„Ich danke dir, Cristina.“
„Ich tue es nicht für dich Papa, ich mache das wegen Mama, falls du Recht haben solltest. Allein bist du ja Weißgott nicht, mit zwei jungen Frauen. Ich rufe dich an, sobald ich etwas in Erfahrung bringen kann.“ Sie legte auf.
Miguel Angelo schaute aus dem Fenster. Der Himmel war grau und ihm war kalt. Ich habe alles falsch gemacht, dachte er, und jetzt ist es vielleicht zu spät. Er hatte am Samstag noch den Ehrenkonsul der Bundesrepublik privat angerufen, aber seine Antwort war niederschmetternd: Ihre Frau ist freiwillig hingereist, war sein nüchterner Kommentar. Tut mir leid. Wir können nichts machen. Keine Chance!
Miguel Angelo beobachtete die Platanen auf dem Hof. Der Wind riss die letzten Blätter von ihren Zweigen. Sie flatterten zu Boden, wurden abermals ergriffen und drehten sich im Kreis. Welche Macht steht hinter allem? Oh mein Gott, hilf mir, wenn es dich wirklich gibt, dachte er und sah zu, wie die Blätter endlos herum wirbelten. Wie von unsichtbarer Hand in einem sinnlosen Spiel, ohne Anfang, ohne Ende.

Text von Karuna :kiss3: :kiss4: :kiss3:
 
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"Ich lebe mein Leben in wachsendem Ringen,
die sich über Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.

Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiss noch nicht: bin ich Falke, ein Sturm
oder ein grosser Gesang."

Rainer Maria Rilke



Es war mitten in der Nacht. Stella lag bereits eine Weile wach und konnte nicht wieder einschlafen. Die Gedanken jagten wie wild durch ihren Kopf. Sie dachte an die letzten Tage zurück. Da war eine undefinierbare Angst in ihr - und die Angst hatte zugenommen. Mahoud lenkte immer geschickt davon ab. Aber jetzt konnte sie es nicht mehr verdrängen. Sie musste den Tatsachen ins Auge sehen.
Das Haus hat so schmale Fenster, dass man nicht hinaus steigen kann, überlegte sie. Drei Eingangstüren, die verschlossen sind, und hohe Mauern um das Grundstück. Die sind für mich unüberwindbar. Mahoud sagte es ja gestern noch lachend zu mir.
Ich sitze in der Falle!
Sie setzte sich im Bett auf, atmete einmal tief durch.
Falls ich weglaufen würde, könnte ich mich nicht verständigen. Ich würde ins Gefängnis kommen, weil ich Sex mit einem Muslim hatte.
Sie dachte an den Ablauf des gestrigen Abends. An ihre Liebesspiele. Warum wollte Mahoud nur, dass ich ihm sage, ich bleibe für immer bei dir...
Stella wurde von Panik ergriffen, schaltete das Licht an und schaute auf die Uhr. Vier Uhr morgens. Sie entschloss sich, Mahoud zu wecken und ihn nach seinem Versprechen zu fragen.
„Wach auf. Bitte wach auf.“ Sie rüttelte ihn unsanft. „Ich muss dich etwas fragen.“
„Willst du mich schon wieder etwas fragen?“ Verschlafen richtete er sich auf. „Stella, es ist mitten in der Nacht.“ Er gähnte und sah sie stirnrunzelnd an.
„Warum sollte ich gestern Abend zu dir sagen: Ich bleibe für immer bei dir?“ Ihre Stimme klang erregt. Sie ließ ihn nicht aus den Augen.
„Weil ich mir das von ganzem Herzen wünsche“, gab er lächelnd zurück.
„Darauf sagtest du: So wird es sein, Insha Allah.“
Er schwieg und betrachtete sie liebevoll.
Stella wartete, aber Mahoud schwieg beharrlich.
„Was hat das zu bedeuten, Mahoud? Sag es mir. Ich will die Wahrheit wissen.“
„Stella. Komm, beruhige dich. Du hast es mir gesagt.“
„Was habe ich gesagt?“
„Dass du für immer bei mir bleibst.“
„Was meinst du damit, ich habe es dir gesagt?“
„Liebst du mich?“
„Natürlich liebe ich dich“, antwortete sie aufgebracht. „Lenke nicht vom Thema ab.“
„Du liebst mich. Und du sagtest gestern zu mir, dass du für immer bei mir bleibst.“
„Ja, ja, ja! Aber das bedeutet noch lange nicht, dass ich jetzt schon einfach hier bleiben kann.“
„Du hast es mir aber gestern Abend gesagt, Stella. Bei Allah.“
„Doch nicht jetzt schon, Mahoud!“
Stella wurde immer aufgeregter.
„Du weißt genau, dass ich erst nach Hause muss, um dort alles zu regeln. Das habe ich dir immer wieder gesagt. Du gabst mir dein Wort darauf, dass ich jederzeit gehen kann.“
„Dein Zuhause ist von nun an hier. Du sagtest, das Haus gefalle dir. Gefällt es dir auf einmal nicht mehr?“
Er lächelte. „Das ist ab jetzt dein Zuhause.“
Stella war geschockt. Panik ergriff sie. Sie stand auf und zog sich ein T-Shirt über.
„Sag, das es nicht wahr ist, Mahoud!“, sagte sie tonlos.
Alle Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen. – „Dass dies nur ein schlechter Scherz war.“
„Ich liebe dich, Stella. Und kann dich nicht wieder verlieren.“
Er stand auf.
„Es muss ja nicht für immer sein.“
Mahoud zuckte hilflos mit den Schultern und sagte beruhigend:
„Es kommt ganz auf dich an. Mir bleibt keine andere Wahl, denn freiwillig willst du offensichtlich nicht bleiben.“
„Du kannst mich nicht festhalten, Mahoud, ich bin deutsche Staatsbürgerin.“
„Stella, mein Vögelein...“
„Vögelein im Käfig!“, schrie sie. „Das würde dir so passen. Du hinterhältiger Mensch. Dein Versprechen hast du gebrochen, hattest alles schon geplant. Du sagtest, ich könne jederzeit nach Hause. Ich will sofort nach Hause!“
„Ich sagte bereits, dass hier dein Zuhause ist.“
„Ich bleibe nicht hier.“
Ihre Stimme wurde immer schriller. „Du kannst mich nicht einfach festhalten.“
„Stella. Du hast gestern noch gesagt, dass du für immer bei mir bleibst. Dein Wort gilt für mich vor dem Koran.“
Sein Gesichtsausdruck wurde ernst. „Oder hast du gelogen?“
„Oh mein Gott!“, sagte sie leise. „Das war es also, Mahoud! Du glaubst doch selbst nicht an derartige Wortverdrehungen? So bleibe ich erst recht nicht!“
„Oh doch. Du bleibst!“ Seine Stimme wurde drohend. „Wenn du folgsam bist, wird dir nichts geschehen.“
„Mahoud. Ich bin kein Sammlerobjekt, was man gestohlen hat und dann heimlich versteckt.“
„Du verstehst mich völlig falsch. Ich liebe dich doch. Komm zu mir, mein Liebling.“
Sie wich entsetzt zurück, ihre Panik nahm zu. „Ich lebe in einer freien Welt! Mich sperrt niemand ein.“

Mahoud stand vor ihr. Er sah die Angst in ihren Augen. - Und er wusste, sie war ihm ausgeliefert. Jetzt habe ich sie genau dort, wo ich sie haben wollte. Wo ist ihre Überlegenheit geblieben? Ihre Unabhängigkeit? Du schöne, stolze blonde Frau, dachte er - und kam langsam auf sie zu.

Text von Karuna :kiss3: :kiss4: :kiss3:
 
Mich sperrt niemand ein

Liebe Karuna, und Niemand willst du heiraten?
Willst du dir das wirklich antun?

Aber Niemand gab dir ja noch keine Antwort, nicht wahr?

Nicht ja und nicht nein und nicht vielleicht.
Macht Nichts!

Nimms nicht so schwer!

Alles Liebe von Goldi!:kiss3:
 
Ebenso wie der Stein des Pfirsichs aufbrechen muss,
damit sein Herz sich in die Sonne erheben kann,
müsst ihr den Schmerz erfahren.

Und könnt ihr in euren Herzen das Staunen über
die täglichen Wunder eures Lebens wach halten,
erschiene euch euer Schmerz nicht weniger
wunderbar als eure Freude.

Und ihr würdet die Jahreszeiten eurer Seele
ebenso annehmen, wie ihr von jeher die
Jahreszeiten angenommen habt,
die über eure Felder ziehen.

Und ihr würdet die Winter
eures Kummers mit
heiterer Gelassenheit durchwachen.


:danke:
 
Ein Mann, seines Zeichens Träger der Silbernen Verwaltungsmedaille erster Klasse am Band, wanderte einst durch eine weite Graslandschaft. Gänzlich unerwartet traf er auf einen Wegweiser: "Zum Dorf ohne Regeln".

"Ein Gemeinwesen ohne Regeln?" dachte er sich, "Wie soll das denn funktionieren? Bestimmt eine entsetzliche Stätte, aber vielleicht kann ich ja behilflich sein." Denn er war stets hilfsbereit und in seiner Heimat berühmt ob seiner Menschlichkeit und Weitsicht.

So machte er sich denn auf den Weg und kam nach einer halben Tagesreise auch an. Doch statt der erwarteten Barbarei fand er eine friedlich wirkende Gemeinschaft vor, die ihren alltäglichen Beschäftigungen nachging. "Auffällige Verwaltungsgebäude sehe ich keine, aber bei einem derart kleinen Gemeinwesen ist dies auch kaum nötig - ganz im Gegensatz zu einem so grossen Staat wie dem unseren. Ich will sehen, ob sie tatsächlich über keine Regeln verfügen."

Er zog sich auf einen Hügel zurück, der ihm eine gute Aussicht auf das Dorf bot. Doch solange er auch wartete, er konnte keine Art von Gesetzen und Gesetzeshüter entdecken. Er mischte sich unter die Bewohner und fragte sie nach den Regeln ihres Zusammenlebens aus, aber irgendwie schien ihn niemand richtig zu verstehen. Eines Tages durchzuckte ihn ein Geistesblitz. Lachend lief er den Hügel hinunter, um seine Idee sogleich zu überprüfen:

"Ich sehe das doch richtig, ihr bestehlt einander nicht, betrügt nicht und bringt auch niemanden um."
Die Leute sahen ihn verblüfft an.
"Nein, natürlich nicht. Warum sollten wir das tun?"
"Dann", rief er triumphierend, "folgt ihr also doch Regeln - ihr seid in eurem moralischen Streben allerdings so rein, dass ihr es schlicht nicht mehr nötig habt, sie festzulegen und durchzusetzen!"
Die Leute schauten ihn beinahe noch verwunderter an als vorher.
"Eines müsst ihr mir allerdings noch erzählen: Warum stellt ihr denn ein Schild auf 'Zum Dorf ohne Regeln'?"
"Wir haben kein solches Schild aufgestellt. Das muss wohl der seltsame Fremde gewesen sein."
"Welcher seltsame Fremde?"

Vor geraumer Zeit, so erzählten sie ihm, sei ein Fremder in das Dorf gekommen. Er pries ihre Natürlichkeit, ihre grossartige Freiheit und schilderte ihnen die schrecklichen Folgen, die die Tyrannei der Regeln in seiner Heimat hatte. Sie nahmen ihn auf und er lebte sich gut bei ihnen ein. Nach einer Weile jedoch wurde er unruhig und machte sich schliesslich eines Tages auf und davon. Als er zurückkam, hatte er viele weitere Menschen bei sich:

Sie wollten ein Dorf wie dieses errichten und feierten das Ende allen Zwanges sowie ihre neu gewonnene Freiheit. Doch bald schon brachen im neuen Dorf Zank und Streit aus. Viele gingen wieder davon, und als schliesslich feste Regeln niedergeschrieben wurden, kehrte auch der Fremde seiner Gemeinschaft den Rücken.

"So etwas habe ich schon erwartet," nickte der Mann bedächtig, "schliesslich verfügten sie nicht über eure Reinheit. Euer Verhalten ist wirklich vorbildlich." Eine Frau lächelte ihm zu: "Wir kennen keine Regeln, da hatte dein Vorgänger schon recht. Dinge wie Reinheit und Vorbildlichkeit sind uns egal. Euer ganzes Gerede von Moral und Regeln, Freiheit und Natürlichkeit hat euch allesamt verdorben. Niemals werdet ihr so den Frieden finden."

Da senkte der Mann den Kopf und legte seine Medaille ab. Er blieb bei ihnen und kehrte nie wieder in seine Heimat zurück.

(kopiert von Gail ;) )
 
Was ist, wenn ich das wo gefunden habe und die "Fremden" im anderen Dorf leben?

Alles Liebe von Goldi!
 
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Schöne Geschichten danke - zu Goldklangs fällt mir was ein:

es war mal ein kleines Mäuschen, das war auf der Suche nach Fressen und fand eines Tages eine kleine Nuss, sie schleppte sie vor ihren bau und machte sich daran mit ihren scharfen Zähnen diese Nuss zu knacken, aber so lange sie auch darauf herumbiss sie bakam sie nicht auf. So gingen die Tage ins Land und eines schönen Morgens als sie aus ihrem Bau trat, sah sie etwas unglaubliches - eine kleiner Wurm schob sich aus dem Kerngehäuse. Da hatte wohl eine Schlupfwespe zugestochen und die Made hatte ihren schönen Kern ausgefressen. Doch die Tage vergingen und der Wurm wurde immer länger, bog sich zur Erde und wuchs in die Erde hinein. Jetzt erst fiel ihr die Erkenntnis wie Schuppen aus den Haaren, das war eine Wurzel und die hatte den Kern von innen geknackt.

Und die Moral von der Geschichte
- Harte Schalen knackt man am besten von innen
- Weiches durchdringt Festes

Liebe grüße Inti
 
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