Nee echt. Ich kann das überhaupt nicht so empfinden - mir geht es so, dass die Freude an allen Eindrücken, die ich als schön empfinde, sich dadurch potenziert, wenn sie mit jemand geteilt werden kann. Und wenn immer ich andere darüber gefragt haben, haben sie erklärt, genauso zu empfinden.
Das ist doch aber kein Widerspruch? Was sich durch Multiplikation vermehren lässt, das muss selbst ja auch schon mal größer als Null sein. Heißt, wenn im eigenen Empfinden nicht schon Liebe da ist, wird sie auch durch weitere "Teilnehmer" an der Interaktion nicht in mir entstehen können. Allenfalls wachgerufen (aber dann war sie ja auch schon da).
Im Moment passiert da aber ein gewisses Umdenken - es gibt inzwischen sogar Psychologen, die offen den Standpunkt vertreten, der Mensch brauche zwischenmenschliche Begegnung, dies sei ein Grundbedürfnis (und zwar nicht nur für kleine Kinder, die natürlich der Zuwendung bedürfen).
Bedürftigkeit und Liebe schließen sich m.E. nicht aus. Das Bedürfnis nach Liebe ist halt nur nicht selbst schon Liebe. Wenn Liebende keine Bedürfnisse mehr hätten aneinander, wäre das schon eine eigenartige Welt - irgendwie "unmenschlich". Es gibt nun einmal Grundbedürfnisse, die Mann oder Frau nicht alleine befriedigen können - bei aller Selbstliebe nicht
Für mich verläuft die Grenze dort, wo ich mit dem Partner primär (oder gar nur) WEGEN dieser Bedürfnisbefriedigung zusammen bin - im Gegensatz zu AUCH deswegen. Natürlich gibt es da Wahrnehmungsspielräume für jeden einzelnen - was tatsächlich im Vordergrund der Partnerschaft steht und das mag im Laufe der Zeit auch schwanken. So wie ich ja auch nicht zu jedem Zeitpunkt jedes Bedürfnis habe oder als gleichermaßen "drängend" empfinde.
Ganz entsprechend wird dann der Lover/Liebhaber auch als ein Konsumgegenstand betrachtet, der, genauso wie die neue Bluse oder das iPad, ausprobiert, herumgezeigt und dann nach kurzer Zeit wieder weggeschmissen wird - genauso wie die Kirsche, des schönen und genussvollen beraubt, aber im Kern doch unberührt, wieder ausgespuckt wird.
Das ist eine mögliche Verhaltensweise - die m.E. genau dann und nur dann entsteht, wenn der "Lover" nur auf die Funktion als Kirsche in meiner Wahrnehmung und in meinem Umgang mit ihm reduziert wird.
Abgesehen davon, dass er da auch selber erst mal mitspielen muss - das "arme ausgespuckte Opfer".
Es soll daneben ja aber durchaus Fälle geben, wo sich beide "nur" zum gegenseitigen Vernaschen zusammentun und dann wieder ihrer Wege ziehen.
Solange hier klare und auch vorab gegenseitig kommunizierte Übereinstimmung der Wünsche besteht, ist da ja auch nichts schlimmes dran und auch das kann durchaus in sehr liebevoller Weise geschehen. Das kommt dann halt ohne das ganze Langfrist-Beziehungs-Konstrukt aus, das viele unbewusst ganz selbstverständlich als unverzichtbare Vorbedingung ansehen.
Und daneben sind doch auch noch weitere Bilder und Optionen denkbar - in denen es nicht um "benutzen", d.h. "
vorrangig nehmen" (und dann gar wegwerfen) geht, sondern um gegenseitig Liebe und Zärtlichkeit
geben. Und sich in diesem Zusammenhang selbst (hin)geben und (hin)nehmen lassen.