Hochsensibilität

  • Ersteller Ersteller GrauerWolf
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Wäre jetzt aber wirklich interessant, ob es die Mehrheit der Hochsensiblen bestätigen würden.

Dazu fällt mir noch ein, wie leicht fällt es euch, mit jemanden zusammen zu leben? Ich selbst bin immer froh, wenn ich ein paar Tage habe, an denen ich alleine bin. D.h. wahrscheinlich wäre ich am glücklichsten, wenn ich ganz alleine wohnen würde. Vielleicht würde das auf Dauer aber auch langweilig werden. Jedenfalls tut es gut, alleine zu sein. Nicht nur in einem Zimmer, sondern wirklich: keiner mehr da. Da erwachen Kräfte und Ideen und alles sammelt sich innerlich wieder.
Nee, ich bin Frühaufsteher und gehe also auch abends meist früh ins Bett.
Ich lebe mit meinem Mann zusammen, allerdings sind wir wesensgleich, was Distanz und Nähe betrifft, sodass es keinerlei Probleme gibt. Mit einem normal oder viel redenden Menschen oder einem, der viel Aufmerksamkeit braucht, könnte ich allenfalls 2-3 Std. in einem Raum sein, bis ich gehen wollen würde. Ich ertappe mich auch immer wieder mal dabei, dass ich schlicht abschalte und dann gar nicht mehr zuhöre.
 
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Das ist bei meinem Bruder, der definitiv HSP ist, auch so. Wenn etwas, das er sich als Ablauf in seinem Kopf zurecht sortiert hat, kurzfristig umgeschmissen wird, kann er damit nur sehr schlecht umgehen und braucht hinterher sehr lange, um es zu verdauen. Bei mir ist das ähnlich, aber lange nicht so ausgeprägt.
Mein Mann ist so. Ich habe lange gebraucht, mich darauf einzustellen, da ich es als starr und unflexibel wahrnahm. DA bin ich also ganz anders.
 
@Mahila

Für mich hört sich das sehr nach HSP an. Allerdings bin ich auch noch neu in dem Thema, daher würde ich empfehlen das eine oder andere Buch darüber zu lesen.

Ja, werde ich tun. Irgendwas in der Richtung schwirrt hier auch rum, werde ich mal suchen gehen. Jetzt ist er wieder ein Stück weit älter als einst, mal sehen, wie das Geschriebene jetzt auf mich wirkt.


Meiner Meinung nach ist das wichtigste für alle Kinder, dass ihre Eltern sie genauso lieben wie sie sind, mit allen Macken. Das bedeutet, je weniger Du Dich damit stresst, dass andere Dein Kind nicht normal finden, desto leichter wird der Umgang damit. Das nimmt schon mal die Hälfte der Probleme. Dein Sohn ist toll und Du liebst ihn, das ist das allerwichtigste. Je weniger Du ein Problem in seinen Eigenheiten siehst, desto besser. Versuche weiter zu verstehen wie er tickt und wie Du ihm beibringen kannst damit umzugehen. Er ist ein besonderes Kind, das ist viel spannender als ein "normales" Kind zu haben. Du bist eine besondere Mama, Du kriegst das hin.

Danke, damit hast Du recht. Aus diesem Grund habe ich die Frühforderung damals abgebrochen (mittlerweile denke ich oft darüber nach, ob das so sinnvoll war), weil mir die Dame einfach jedes mal das Gefühl gegeben hat, daß mein Sohn zurückgeblieben ist. Also nach jeder Sitzung wurde aufgelistet was er nicht kann und ich bin mit einem schlechten Gefühl nach Hause gegangen und habe meinen Sohn eigentlich ja ganz anders wahr genommen (er war halt ein pfiffiges Kerlchen und was sie sagte, passte einfach nicht. Und ob er im Alter von 4 Jahren seine Adresse kennt, war mir sowas von wurscht, bzw. war mir das eher nicht recht, daß er dies weiß, weil ich kein Interesse daran hatte, daß er dies jedem erzählt z.B. auf dem Spielplatz oder so. Aber solche Sachen kamen dann, und ich habe darin auch keinen Sinn sehen können, was das nun mit seinem Problem Reizüberflutung zu tun haben soll). Dann gab es noch eine andere Situation, die ich echt furchtbar fand.
Also habe ich das Rezept nicht auffrischen lassen. Wir haben dann den IQ-Test in die Wege geleitet (also sowas hätte ich auch nie gedacht, daß ich sowas mal mache) und uns die Meinung der Psychologin angehört, die ihn dann ja auch kennen lernte und beobachtet hat. Sie hat uns noch Hinweise mit auf den Weg gegeben, was wir machen können, worauf achten usw. Und dann war der Druck raus.
Ich stimme Dir also zu und muss aufpassen, daß ich jetzt nicht wieder in so eine Verunsicherung rutsche (wobei ich ja jetzt ein wenig eher weiß, woran ich mit ihm bin, naja, dachte ich jedenfalls).

Heute fragte ich ihn, wie das in der Schule so ist, ob die Lehrer nett sind usw. Da kam dann, sie haben auch schon mal geschimpft. Ich fragte, was die Lehrerin gesagt hat, als sie geschimpft hat. Antwort "Du bist jetzt still, sonst gehst du hier raus." Ich: "Warum hat sie das denn gesagt?" Naja, letztendlich sagte er, er quatscht wohl immer dazwischen. Wenn ein neuer Buchstabe dran ist, ruft er in den Raum hinein, wie dieser heisst. Z.B.
Aber, ich weiß nicht, ob das so stimmt. Mein Sohn hat leider die Angewohnheit, auch mal Geschichten zu erzählen. Ich denke, weil er den Leuten gerne das erzählt, von dem er meint, dass sie es hören wollen. Da kommt wieder die Versagensangst ins Spiel, er könnte was falsch machen, falsch antworten oder so. Oder es gibt ein richtig und falsch. Oder er könnte mit dem, was er sagt, anderen weh tun, sie enttäuschen?? Es ist schwer, aus ihm mal was raus zu bekommen, er erzählt meist auch nicht sehr viel, es sei denn, ihn hat irgendwas sehr begeistert. Ich habe das Gefühl, er mag es nicht, wenn man ihn dringt. Vielleicht hat er aber auch noch gar nicht über sowas nachgedacht und wundert sich über die seltsamen Fragen? Und damit bringe ich ihn dann erst recht noch auf komische Gedanken (so unter dem Motto: hm, können Lehrer denn auch nicht nett sein? Warum sollte es in der Schule "irgendwie sein", was für Möglichkeiten gibt es denn da so? Warum will meine Mutter das eigentlich wissen?
Ich bin gespannt, was die Lehrerin erzählen wird. Ob sie seine Geschichte bestätigen wird oder ob es ganz anders läuft.


Leider werden Phänomene wie ADHS und Asperger als Krankheit klassifiziert - das sind sie in meinen Augen aber nicht. Menschen, die davon betroffen sind, haben Bedürfnisse jenseits vom Mainstream, das ist alles. Leider wird versucht ihre Besonderheit durch Medikamente zu unterdrücken und in für-die-Gesellschaft-passende Bahnen zu lenken. Das geht mir sehr an die Nieren, ist aber nun mal leider so.

Das wäre der reinste Horror für mich, wenn es irgendwann in diese Richtung geht, daß er doch Medikamente brauchen würde usw.
Kann eigentlich ein Erotherapeut auch so etwas erkennen? Oder gibt es dafür spezielle Test die wieder nur ein Psychologe auswerten kann?


HSP ist ebenfalls keine Krankheit, im Gegenteil, es ist eine Fähigkeit. Die Forschung dazu steckt noch in den Kinderschuhen und wir haben das Glück, dass es noch NICHT im ICD10 klassifiziert ist. Daher gibt es noch keine Gleichmachmedikamente.

Allerdings hat diese Fähigkeit den Nachteil, dass in unserer Leistungsgesellschaft wenig Verständnis für die Bedürfnisse von HSPlern aufgebracht wird. HSPler brauchen viel Zeit für sich, um neue Eindrücke verarbeiten zu können. Ihr Gehirn arbeitet sehr komplex, denkt in alle Richtungen gleichzeitig, das ist sehr anstrengend, daher das große Rückzugs- und Ruhebedürfnis. Daher auch die Neigung zum im-Kreis-Denken.

Ich denke, immer wenn Dein Sohn neben sich steht, ist eine Auszeit nötig. Er braucht dann etwas, um sein Gehirn runterzufahren. Wenn er von sich aus sagt, dass ihm etwas reicht, dann ist das ein gutes Zeichen, dass er auf seine Bedürfnisse aufmerksam wird. Bestärke ihn darin, sich Ruhe und Auszeiten zu gönnen.

Das versuche ich, bisher habe ich aber nicht wirklich etwas finden können. Eine selbst erfundende Entspannungsgeschichte führte zu tausend Fragen danach. Es kam ein goldenes Licht darin vor, eine Wiese und ähnliches. War wohl mit dem Licht zu abstrakt, denn er fand das sehr komisch und konnte damit nichts anfangen. Die Kleine war danach aufgedreht, ihre Art zu zeigen, daß sie es auch seltsam/fremd fand.
Zweiter Versuch war eine Geschichte aus einem Buch, wo man zu den Zwergen reist und diese schenken am Ende eine kleine Lichtkugel, die ins Herz einzieht, damit man die Zwerge sozusagen immer bei sich hat und dieses Licht einen beschützt. Danach fing mein Sohn an zu weinen und schrie "Was ist das denn, ich will das nicht, ich will kein Licht in meinem Herz. Mach das sofort wieder raus. Gibt es sowas überhaupt?" Jetzt wo ich das schreibe, fällt mir eigentlich erst auf, wie ungeschickt das von mir war. Denn die andere Geschichte mit dem Licht ging ja schon daneben, aber Reaktion zwei war dann doch wieder sehr überraschend und damit hätte ich nie im Leben gerechnet. Kennt ihr Kinder die ähnlich reagierten? Das scheint ihm ja direkt Angst gemacht zu haben.
Wenn ich wieder eine Geschichte selbst erfinde, so stelle ich es frei, ob man Geschenke annimmt oder nicht oder ob man sie in die Hosentasche steckt oder in einer Baumwurzel versteckt oder wie auch immer. Macht eigentlich ja auch mehr Sinn, frei zu wählen und nicht etwas aufgezwungen zu bekommen. Da hat mein Sohn mir also wieder was beigebracht.
(ich weiß nicht, ob er ein Gespür für Übersinnliches hat. Als er klein war ist er davon ausgegangen, daß alle drei Augen haben. Das mag er aber mal auf einem Bild gesehen haben. Was mich dann wieder überrascht hat, war seine Ansage später (und die kam im Alltag, wo wir ganz andere Dinge machten), daß sein Stirnauge jetzt ins Gehirn gewandert sei, damit die anderen ihn nicht auslachen können - weil sie es nun nicht mehr sehen (ich glaube, da war er vier). Und von sowas haben wir ihm gewiss nichts erzählt, weil ich auf einen solchen Gedanken nie gekommen wäre. Ein drittes Auge was ins Gehirn wandert? Auch ist er ja davon ausgegangen, daß alle anderen es sehen können. Seitdem kam nie wieder was in dieser Richtung und die Menschen haben jetzt auch nur noch zwei Augen und er erinnert sich auch nicht mehr an das, was er da sagte.
Dann gab es noch eine Situation, wo er fragte, was das für Fäden wären. So dünn wie Haare und sie wären überall. Als wir dann erstaunt nachfragten, meinte er, es wäre nur ein Scherz und er hätte sich das nur ausgedacht. Er ist Brillenträger, gibt es vielleicht eine Augenerkrankung, wo man sowas sieht? Jedenfalls erwähnte er dies auch nie wieder und damit kann ich auch nichts anfangen.)

Jetzt habe ich ein Buch bekommen, mit dem ich es noch einmal versuchen will, da wird eher auf Gefühle eingegangen. Und das könnte passen. Da gibt es am Ende auch passende Fragen mit denen man ins Gespräch kommen kann.

Entspannungsmusik habe ich auch besorgt, doch die ist so schlecht, daß ich Tränen gelacht habe, als meine Tochter irgendwann empört fragte, was das denn für eine blöde Musik wäre, die ich ihr als "ganz toll" beschrieben hatte. Ja, das dachte ich auch, aber leider nein, ein Fehlgriff. Meinem Sohn habe ich das noch gar nicht vorgespielt, aber vielleicht mag er sie.

An dieser Stelle vielen Dank an @GrauerWolf. Denn Du hast mir gestern die perfekte Musik geliefert. Das erste von Dir verlinkte Video ist genau das, was ich mir vorgestellt hatte. Etwas ruhiges, ohne billigen Keyboardrhythmus. DAS werde ich den Kindern demnächst vorspielen.

Ansonsten fällt mir gerade unsere "Krabbelgeschichte" wieder ein. Etwas erzählen und dabei auf dem Rücken entsprechende Bewegungen machen. Das mögen die zwei phasenweise sehr gerne.



Das ist aber nur eine Vermutung, ich bin kein Fachmensch und kann nur von den Dingen ausgehen, die Du hier geschrieben hast, ich kenne Euch ja beide nicht. Ich würde vorschlagen, Du probierst einfach mal aus, ob es etwas gibt, was ihn zur Ruhe kommen lassen kann, ein Ritual mit abgedunkeltem Raum, einer Kerze (er scheint Feuer zu mögen), ein Hörbuch, das er schon in- und auswendig kennt oder ein Buch, das Du ihm schon 100 mal vorgelesen hast oder sanfte Instrumentalmusik.

Egal was die Ursache ist: je mehr Ruhe und Sicherheit Du ihm zu Hause geben kannst, desto besser wird er in der Welt da draußen klar kommen.


Ja, stimmt, Feuer mag er. Aber entspannen wird er dabei wohl eher nicht, weil er Angst hat, daß wenn man nicht aufpasst, daß Haus abbrennt. Aber vielleicht vertraut er mir ja, daß ich darauf aufpasse, solange ich eine Musik anmache oder was erzähle (oh man, wie anstrengend das eigentlich alles ist).
(vor einer Weile sagte er, er wünschte wir hätten Wachpersonal. Ich, etwas irritiert, wozu wir das denn brauchen sollen, und er: "Na, für nachts. Damit nachts jemand auf mich aufpassen kann." "Aber wir sind doch da." "Ja, aber wenn alle schlafen und nicht aufwachen, kann keiner aufpassen, deswegen Wachpersonal." - Erschreckend, was er eigentlich für Ängste haben muss. Die meisten Kinder sind beruhigt, weil ihre Eltern da sind, aber er macht sich nun wieder Gedanken, daß wir nicht aufwachen könnten, wenn etwas ist. Und an sich hat er damit ja auch Recht. :( )
(ansonsten stellt er selbst aber auch gerne allerhand Blödsinn mit Feuer an und testet, was damit so möglich ist)

Mit Hörbüchern schläft er ein. Und da würde er am liebsten jeden Tag was neues hören. Neulich hat er sich geägert, weil seine Schwester was hörte, was er hören wollte. Ich dachte, er schläft schon längst, als er dann zu mir kam und fragte, ob Schwester nun endlich schlafen würde, damit er sich das Hörbuch aus ihrem Zimmer holen kann, weil er es jetzt hören muss. D.h. er kam nicht zur Ruhe, weil er unbedingt diese Geschichte hören wollte. (er könnte ja was verpassen)

Oder er wartet Ewigkeiten darauf, ob unser Kater (der haben wir noch nicht lange) zu ihm ins Zimmer schaut. Das wäre perfekt für ihn, wenn die Katze vor ihm nicht abhauen würde. Aber da diese ihre eigene Geschichte hat, ist sie eher genervt von seiner Unruhe (interessant, irgendwie passt sie ja direkt in unsere Familie). An sich ein gutes Trainig für ihn. Wird er ruhiger kommt die Katze. Kommt die Katze, wird endlich eine seiner großen Sehnsüchte erfüllt - mit etwas aus Fell kuscheln zu können, was ihn selbst ruhiger werden lässt.

Bücher darf ich maximal ein bis zweimal vorlesen (oder es müssen größere Abstände dazwischen sein), dann kommt "Das kenn ich doch schon". Vorlesen hält er allerdings lange aus und saugt alles auf. Nur leider macht ihn das wieder nicht ruhig, sondern hibbelig, da er ja viel spannendes erfährt.
Instrumentalmusik ist für ihn meist langweilig, da ja kein Text zu hören ist. Aber ich werde die Musik die GrauerWolf vorgestellt hat probieren. Und wenn er nur 5 Minuten hört, dann waren es immerhin 5 Minuten Ruhe (und ich hoffe, daß er sich in denen nicht so toll erholt, daß er danach 5 Stunden toben muss).

Vor lauter Verzweiflung hatte ich neulich Auro-Soma-Öl bestellt. Die Kinder sollten sich ihre Farbe aussuchen. Mit der Philosohie dahinter kann ich rein gar nichts anfangen, aber die Düfte mag ich dennoch. Ich hatte gesagt, denkt mal daran, was eine passende Farbe wäre, um zur Ruhe zu kommen, so vor dem einschlafen (ich weiß, ist nicht wirklich der Sinn von den Ölen). Das Zeug ausgepackt, alles ausprobiert, dann sind die zwei wie vom Affen gebissen durch das Haus getobt (vielleicht stecken ja doch sonderbare Engelsenergien darin). Also ich weiß nicht, alles was beruhigend sein soll, scheint sich gegenteilig auszuwirken. Vielleicht sollte ich mal eine Umkehraktion starten und sie so richtig Krach machen lassen (aber den haben wir ja eigentlich schon, auf noch mehr habe ich eigentlich keine Lust).

Sport (Turnen in der Turnhalle, 2 Stunden Spielplatz rumgetobe, schwimmen...) bringt auch keine Ruhe. Da ist vielleicht meine Tochter mal erledigt danach, aber mein Sohn macht fleißig weiter.
Jetzt wo ich das schreibe finde ich das ja fast lustig, aber es gibt Tage, da würde ich am liebsten ausziehen (die häufen sich momentan). Vielleicht wird es anders (einfach mal hoffen), wenn er lesen kann. Dann kann er sich den ganzen Tag das anlesen, was ihn interessiert (er hibbelt ja den ganzen Tag irgendwas entgegen, irgendwas soll passieren, irgendwer soll ihm was erzählen, irgendwas will er bauen, jetzt will er endlich seinen Abendfilm sehen... Aber das sind Dinge, die sich so leicht nicht umsetzen lassen - Roboter bauen z.B. Oder irgendwas, worin er durch die Gegend fahren kann - aber das muss dann auch einen Motor haben. Und dann wird er sauer, weil das nicht so einfach geht, wie er sich das vorstellt).
Und wenn er schreiben kann, kann er seine ganzen tausend Gedanken aufschreiben (das hilft mir selbst auch meist am besten - wie ihr jetzt wohl leider hier erfahren müsst). Ich gestehe, ich bin mit ihm mitunter überfordert und hoffe, daß er irgendwann einen Kumpel/Mentor findet, der all die Dinge mit ihm macht (oder zumindest einige). Mir wird schon immer ganz schwindelig, wenn ich ihn früh durch das Haus poltern höre, auf der Suche nach was-auch-immer.
(also einen Vater gibt es auch. Der ist aber viel mit seiner Arbeit beschäftigt und auch oft über mehrere Tage unterwegs. Kann da also auch nicht so sehr viel auffangen)

Weiß nicht, gibt es noch was, was ich ausprobieren könnte? Scheinbar muss ich ja selbst bei sowas simplen wie Entspannung aufpassen was ich tue. Malen vielleicht. Große Blätter voll malen?? Einen Boxsack kaufen?

Jedenfalls Danke für all die Impulse. Und es tut mir leid, daß ihr so viel und wohl eher langweilige Monolge lesen "müsst". Mir hilft es zumindest beim sortieren.
 
Dafür muß man sich "fallen lassen" können... Ist mir schon vor Jahren passiert: Ich hab auf meine Frau im Auto gewartet (mich kriegt keiner in einen Supermarkt) und vor Langeweile mit den Fingern auf dem Blech der Tür getrommelt, wohl den richtigen Rhythmus getroffen. Auf einmal war der Wolfsgeist da... :D

Fallen lassen. Da haben wir es ja schon. Das kann ich nicht besonders gut.

Siehst Du den Wolfsgeist oder ist es eher ein spüren?

Habe mir Deine Musik gestern noch angehört. Also Teil eins wird demnächst im Kinderzimmer laufen. Bin gespannt, was sie sagen werden. Finde ich aber selbst auch sehr schön.

Das mit der Flöte ist mir zuviel Flöte. Geht bei mir meist nur in Verbindung mit anderen Instrumenten. Mag daran liegen, daß ich auf dem einen Ohr keine hohen Töne hören kann?! (das weiß ich noch nicht sehr lange, und es ist schon seltsam ein halbes Leben so zu verbringen, und dann irgendwann zu erfahren, daß man bestimmte Dinge gar nicht hören kann - zumindest einseitig).

Eine echte Offenbarung waren die letzten zwei Stücke. Das gefällt mir sehr sehr gut. Erinnert mich auch am ehesten an das Zeug, was ich zum Teil gerne höre. Du könntest also das hier vielleicht mögen, daß finde ich in gewisser Weise ähnlich (naja, der Titel paßt jedenfalls schon mal irgendwie. Die Trommeln fangen ab ca. 1.25 min an):



Ansonsten mag ich ihn sehr, hier mal rein instrumental (zum Ende dann etwas "verstörend" werdend):




Oder hier in Verbindung mit Planetenmusik (wenn ich das richtig verstanden habe):


 
Ich denke auch das eine Art von HSP ist. Was mich doch so ein wenig stutzt, ist das Er bei Veränderungen des Tagesablauf so stark Reagiert. Was ich da noch Sehe ist wie bei mir das Er mehre Begebenheiten gleichzeitig Wahrnehmt. Das heißt das er die Gerüche und die Geräusche der ganzen Umgebung Wahrnehmt.
Bei mir war es so. Er braucht dann eine Anleitung wie er damit Umgehen kann. Frage ihn doch mal, ob es auch so ist. Dann kann ich auch Verstehen wenn er bei den Tagesablauf so reagiert. Da er dann schnell nach Hause will. Um in seiner Gewohnte Umgebung Ruhe findet. Ich denke er braucht die Zeit für sich.

Ja, ich werde ihn mal fragen. Wie hast Du es denn geschafft, damit klar zu kommen? Fokus auf Dich selbst lenken? Oder das, was Du tust? Meditation oder ähnliches? Wenn ich mir das mal so durch den Kopf gehen lasse, wie das wäre, wenn man wirklich alles mögliche gleichzeitig wahr nimmt - ich glaube ich würde verrückt werden. Ich selbst bin wohl eher das Gegenteil. Eher in meinem Inneren verstrickt, so daß ich auch mal an Dingen (oder Personen) vorbei laufe, ohne sie wahr zu nehmen.

Wenn das bei ihm der Fall ist, kann es dann sein, daß ihm Geräusche helfen, um andere Dinge auszuschalten? Also er selbst macht ja nun echt viel Krach (obgleich er es bei anderen nicht erträgt) - um sich selbst hören zu können? Um das andere ausschalten zu können? Funktioniert das so? Oder um zu wissen, das hier bin ich, das andere ist was anderes?
 
Das ist bei meinem Bruder, der definitiv HSP ist, auch so. Wenn etwas, das er sich als Ablauf in seinem Kopf zurecht sortiert hat, kurzfristig umgeschmissen wird, kann er damit nur sehr schlecht umgehen und braucht hinterher sehr lange, um es zu verdauen. Bei mir ist das ähnlich, aber lange nicht so ausgeprägt.

Ja, geht mir auch so. Vor allem Sachen, wo man selbst unerwartet aus dem Haus muss, oder unerwartet jemand kommt (oder nicht geht - z.B. mein Mann wollte ins Büro und wird krank oder sowas. Da bekomme ich dann erstmal schlechte Laune, weil diese Veränderung eine ist, an die ich mich dann erstmal gewöhnen muss. Was in diesem Fall aber auch damit zu tun hat, daß ich mich über jede freie Minute freue, die ich mit mir selbst verbringen kann. Und wenn das dann nicht umgesetzt werden kann, kann ich schon mal unruhig werden. So ähnlich wie nicht schlafen dürfen.)
 
Nee, ich bin Frühaufsteher und gehe also auch abends meist früh ins Bett.
Ich lebe mit meinem Mann zusammen, allerdings sind wir wesensgleich, was Distanz und Nähe betrifft, sodass es keinerlei Probleme gibt. Mit einem normal oder viel redenden Menschen oder einem, der viel Aufmerksamkeit braucht, könnte ich allenfalls 2-3 Std. in einem Raum sein, bis ich gehen wollen würde. Ich ertappe mich auch immer wieder mal dabei, dass ich schlicht abschalte und dann gar nicht mehr zuhöre.

Das stimmt bei uns zum Glück halbwegs. Mein Mann hat genügend eigene Hobbys und Interessen, so daß jeder seins machen kann, er wünscht sich aber schon mehr Nähe bzw. mehr gemeinsame Aktivitäten.
 
Woran liegt es nur, daß selbst hier so viele Leute relativ blind pharmagläubig zu sein scheinen (Vokabular wie "brauchen").

Darum geht es gar nicht mal so sehr. Es ist das ganze Theater drum herum, was damit anfängt, daß eine Lehrerin (z.B.) sagt: "Ihr Sohn macht bla, bla." Also versucht man erstmal verschiedene Dinge, weil noch nicht ausgesprochen wird, was vermutet wird. Dann folgt irgendwann das nächste Gespräch: "Leider hat sich nichts gebessert. Ich empfehle... (Arztbesuch/Therapeut - was auch immer)". Und irgendwann nach viel Theater und hin und her, verschiedenen Experten (worunter auch das Kind leidet) kommt dann die Frage "Wollen Sie es nicht mal mit Medikamenten versuchen? Sonst muss ihr Kind leider eine andere Schule besuchen, da nicht tragbar."

So muss es natürlich nicht kommen, so scheint es aber oft abzulaufen. Und falls tatsächlich nichts helfen sollte oder die Schule kleine Schritte nicht sehen mag, was macht man dann? Kind runter nehmen? Es doch mit Medikamenten versuchen (sofern es tatsächlich eine bestätigte Diagnose gibt)?
Auf so eine Tretmühle hätte ich keine Lust. Und vielleicht mache ich mir auch unnütz Gedanken, denn bisher weiß ich nur, die Lehrerin ist unzufrieden und mein Sohn wurde zweimal umgesetzt. Einmal in die erste Reihe, das zweite mal direkt an den Lehrertisch. Es wurde die Feinmototik erwähnt und Konzentrationsprobleme. Und damit beginnt es dann - oder auch nicht. Wird sich zeigen. Diesen Punkt, daß irgendwann die Empfehlung kommt, es mit Medis zu versuchen, den möchte ich aber gar nicht erst erreichen. Was auch immer es nun ist, warum mein Sohn auffällig ist, ich hoffe es findet sich eine Lösung.

(Und ich kann die genervten Lehrer durchaus verstehen.)
 
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Aber, ich weiß nicht, ob das so stimmt. Mein Sohn hat leider die Angewohnheit, auch mal Geschichten zu erzählen.
Das finde ich nicht tragisch, das hat meiner auch gemacht. Die Wahrheit ist auch nicht immer die beste Lösung. Vielleicht magst Du mit ihm eine Art Deal machen, wann man besser die Wahrheit sagt und wann es gut ist zu lügen oder zu schweigen, um sich selbst zu schützen. Mir wurde eingebleut IMMER die Wahrheit zu sagen und habe erst als Erwachsene den Umgang damit gelernt. Ich finde, damit kann man nicht früh genug anfangen.

Außerdem habe ich angefangen, mit meinem Sohn (da war er noch nicht in der Schule) "Ich war einmal"-Geschichten zu erfinden, die haben wir uns abends vor dem Einschlafen gegenseitig erzählt, einfach so aus dem Stand ausgedacht. Das war großartig, kann ich nur empfehlen! Er war mal ein mit Sägespäne ausgestopfter Haifisch, der irgendwo rumhing und sich gelangweilt hat. Zum Piepen!

Es ist schwer, aus ihm mal was raus zu bekommen, er erzählt meist auch nicht sehr viel, es sei denn, ihn hat irgendwas sehr begeistert.
Erzählst Du ihm denn, wenn Du mal traurig bist und warum? Oder wenn Du Dich über etwas geärgert hast, das Dir passiert ist?

Das wäre der reinste Horror für mich, wenn es irgendwann in diese Richtung geht, daß er doch Medikamente brauchen würde usw.
Kann eigentlich ein Erotherapeut auch so etwas erkennen? Oder gibt es dafür spezielle Test die wieder nur ein Psychologe auswerten kann?
Mit sowas würde ich gezielt zu Spezialist*innen gehen. Unser Kinderpsychologe ist spezialisiert auf AD(H)S. Sicher kann es Ergotherapeuten geben, die sowas erkennen, aber ich würde mich da nicht auf mein Glück verlassen. Mein Sohn hat eine milde Mischform von ADS und ADHS, also sowohl das Hyperaktive als auch das Hypoaktive - jedenfalls angeblich. Inzwischen bin ich der Meinung, dass er HPler ist und daher wie ein ADS/ADHS-Kind wirkt.

Er hat in der Schule auch immer dazwischen gequatscht, es war nichts zu machen. Finde Dich damit ab und sag den Lehrer*innen, dass es Dir sehr leid tut, dass sie solche Probleme mit ihm haben. Dann hak das Thema ab. Mein Sohn ist absolut großartig geworden, er hat pünktlich mit Eintritt in die Oberstufe beschlossen, dass er sich nun doch für die Schule interessiert und seitdem hört er zu. Vorher hat er nur seine Zeit da abgesessen und ist von einem Ärger zum nächsten gestolpert. Ehrlich gesagt war ich deswegen sogar stolz, weil er sich dem Schul-Gleichmach-Stress so vehement widersetzt hat. Mein kleiner Rebell :kuesse:

Dann gab es noch eine Situation, wo er fragte, was das für Fäden wären. So dünn wie Haare und sie wären überall. Als wir dann erstaunt nachfragten, meinte er, es wäre nur ein Scherz und er hätte sich das nur ausgedacht. Er ist Brillenträger, gibt es vielleicht eine Augenerkrankung, wo man sowas sieht? Jedenfalls erwähnte er dies auch nie wieder und damit kann ich auch nichts anfangen.)
Da hat er wohl die Verbindungsschnüre gesehen, die Menschen auf einer anderen als unserer sichtbaren Ebene verbinden. Ich persönlich habe erfahren dürfen, dass es so etwas gibt, aber das ist natürlich meine persönliche Sichtweise der Welt.

Vielleicht kannst Du ihm das nächste mal, wenn er etwas "sonderbares" erzählt, sagen, dass es einige Menschen gibt, die so etwas auch sehen können, dass Du aber leider nicht dazu gehörst und das schade findest (wenn Du es schade findest).

Mit Hörbüchern schläft er ein. Und da würde er am liebsten jeden Tag was neues hören.
Das macht mein 18-jähriger Zwerg heute noch :ROFLMAO:

Jetzt, wo ich Deine vielen Worte so lese (und gerne lese), machst Du auf mich insgesamt einen aufgedrehten Eindruck. Es KANN helfen, wenn Du erstmal runterkommst, den Fokus weg von Deinem Sohn auf Dich lenkst, selbst zur Ruhe kommst und guckst, ob sich das auf ihn auswirkt.

Und noch zum Thema Musik: ich mag ja lieber "You are the perfect drug" von den Nine Inch Nails :love:

LG,

the_pilgrim
 
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