@Mahila
Für mich hört sich das sehr nach HSP an. Allerdings bin ich auch noch neu in dem Thema, daher würde ich empfehlen das eine oder andere Buch darüber zu lesen.
Ja, werde ich tun. Irgendwas in der Richtung schwirrt hier auch rum, werde ich mal suchen gehen. Jetzt ist er wieder ein Stück weit älter als einst, mal sehen, wie das Geschriebene jetzt auf mich wirkt.
Meiner Meinung nach ist das wichtigste für alle Kinder, dass ihre Eltern sie genauso lieben wie sie sind, mit allen Macken. Das bedeutet, je weniger Du Dich damit stresst, dass andere Dein Kind nicht normal finden, desto leichter wird der Umgang damit. Das nimmt schon mal die Hälfte der Probleme. Dein Sohn ist toll und Du liebst ihn, das ist das allerwichtigste. Je weniger Du ein Problem in seinen Eigenheiten siehst, desto besser. Versuche weiter zu verstehen wie er tickt und wie Du ihm beibringen kannst damit umzugehen. Er ist ein besonderes Kind, das ist viel spannender als ein "normales" Kind zu haben. Du bist eine besondere Mama, Du kriegst das hin.
Danke, damit hast Du recht. Aus diesem Grund habe ich die Frühforderung damals abgebrochen (mittlerweile denke ich oft darüber nach, ob das so sinnvoll war), weil mir die Dame einfach jedes mal das Gefühl gegeben hat, daß mein Sohn zurückgeblieben ist. Also nach jeder Sitzung wurde aufgelistet was er nicht kann und ich bin mit einem schlechten Gefühl nach Hause gegangen und habe meinen Sohn eigentlich ja ganz anders wahr genommen (er war halt ein pfiffiges Kerlchen und was sie sagte, passte einfach nicht. Und ob er im Alter von 4 Jahren seine Adresse kennt, war mir sowas von wurscht, bzw. war mir das eher nicht recht, daß er dies weiß, weil ich kein Interesse daran hatte, daß er dies jedem erzählt z.B. auf dem Spielplatz oder so. Aber solche Sachen kamen dann, und ich habe darin auch keinen Sinn sehen können, was das nun mit seinem Problem Reizüberflutung zu tun haben soll). Dann gab es noch eine andere Situation, die ich echt furchtbar fand.
Also habe ich das Rezept nicht auffrischen lassen. Wir haben dann den IQ-Test in die Wege geleitet (also sowas hätte ich auch nie gedacht, daß ich sowas mal mache) und uns die Meinung der Psychologin angehört, die ihn dann ja auch kennen lernte und beobachtet hat. Sie hat uns noch Hinweise mit auf den Weg gegeben, was wir machen können, worauf achten usw. Und dann war der Druck raus.
Ich stimme Dir also zu und muss aufpassen, daß ich jetzt nicht wieder in so eine Verunsicherung rutsche (wobei ich ja jetzt ein wenig eher weiß, woran ich mit ihm bin, naja, dachte ich jedenfalls).
Heute fragte ich ihn, wie das in der Schule so ist, ob die Lehrer nett sind usw. Da kam dann, sie haben auch schon mal geschimpft. Ich fragte, was die Lehrerin gesagt hat, als sie geschimpft hat. Antwort "Du bist jetzt still, sonst gehst du hier raus." Ich: "Warum hat sie das denn gesagt?" Naja, letztendlich sagte er, er quatscht wohl immer dazwischen. Wenn ein neuer Buchstabe dran ist, ruft er in den Raum hinein, wie dieser heisst. Z.B.
Aber, ich weiß nicht, ob das so stimmt. Mein Sohn hat leider die Angewohnheit, auch mal Geschichten zu erzählen. Ich denke, weil er den Leuten gerne das erzählt, von dem er meint, dass sie es hören wollen. Da kommt wieder die Versagensangst ins Spiel, er könnte was falsch machen, falsch antworten oder so. Oder es gibt ein richtig und falsch. Oder er könnte mit dem, was er sagt, anderen weh tun, sie enttäuschen?? Es ist schwer, aus ihm mal was raus zu bekommen, er erzählt meist auch nicht sehr viel, es sei denn, ihn hat irgendwas sehr begeistert. Ich habe das Gefühl, er mag es nicht, wenn man ihn dringt. Vielleicht hat er aber auch noch gar nicht über sowas nachgedacht und wundert sich über die seltsamen Fragen? Und damit bringe ich ihn dann erst recht noch auf komische Gedanken (so unter dem Motto: hm, können Lehrer denn auch nicht nett sein? Warum sollte es in der Schule "irgendwie sein", was für Möglichkeiten gibt es denn da so? Warum will meine Mutter das eigentlich wissen?
Ich bin gespannt, was die Lehrerin erzählen wird. Ob sie seine Geschichte bestätigen wird oder ob es ganz anders läuft.
Leider werden Phänomene wie ADHS und Asperger als Krankheit klassifiziert - das sind sie in meinen Augen aber nicht. Menschen, die davon betroffen sind, haben Bedürfnisse jenseits vom Mainstream, das ist alles. Leider wird versucht ihre Besonderheit durch Medikamente zu unterdrücken und in für-die-Gesellschaft-passende Bahnen zu lenken. Das geht mir sehr an die Nieren, ist aber nun mal leider so.
Das wäre der reinste Horror für mich, wenn es irgendwann in diese Richtung geht, daß er doch Medikamente brauchen würde usw.
Kann eigentlich ein Erotherapeut auch so etwas erkennen? Oder gibt es dafür spezielle Test die wieder nur ein Psychologe auswerten kann?
HSP ist ebenfalls keine Krankheit, im Gegenteil, es ist eine Fähigkeit. Die Forschung dazu steckt noch in den Kinderschuhen und wir haben das Glück, dass es noch NICHT im ICD10 klassifiziert ist. Daher gibt es noch keine Gleichmachmedikamente.
Allerdings hat diese Fähigkeit den Nachteil, dass in unserer Leistungsgesellschaft wenig Verständnis für die Bedürfnisse von HSPlern aufgebracht wird. HSPler brauchen viel Zeit für sich, um neue Eindrücke verarbeiten zu können. Ihr Gehirn arbeitet sehr komplex, denkt in alle Richtungen gleichzeitig, das ist sehr anstrengend, daher das große Rückzugs- und Ruhebedürfnis. Daher auch die Neigung zum im-Kreis-Denken.
Ich denke, immer wenn Dein Sohn neben sich steht, ist eine Auszeit nötig. Er braucht dann etwas, um sein Gehirn runterzufahren. Wenn er von sich aus sagt, dass ihm etwas reicht, dann ist das ein gutes Zeichen, dass er auf seine Bedürfnisse aufmerksam wird. Bestärke ihn darin, sich Ruhe und Auszeiten zu gönnen.
Das versuche ich, bisher habe ich aber nicht wirklich etwas finden können. Eine selbst erfundende Entspannungsgeschichte führte zu tausend Fragen danach. Es kam ein goldenes Licht darin vor, eine Wiese und ähnliches. War wohl mit dem Licht zu abstrakt, denn er fand das sehr komisch und konnte damit nichts anfangen. Die Kleine war danach aufgedreht, ihre Art zu zeigen, daß sie es auch seltsam/fremd fand.
Zweiter Versuch war eine Geschichte aus einem Buch, wo man zu den Zwergen reist und diese schenken am Ende eine kleine Lichtkugel, die ins Herz einzieht, damit man die Zwerge sozusagen immer bei sich hat und dieses Licht einen beschützt. Danach fing mein Sohn an zu weinen und schrie "Was ist das denn, ich will das nicht, ich will kein Licht in meinem Herz. Mach das sofort wieder raus. Gibt es sowas überhaupt?" Jetzt wo ich das schreibe, fällt mir eigentlich erst auf, wie ungeschickt das von mir war. Denn die andere Geschichte mit dem Licht ging ja schon daneben, aber Reaktion zwei war dann doch wieder sehr überraschend und damit hätte ich nie im Leben gerechnet. Kennt ihr Kinder die ähnlich reagierten? Das scheint ihm ja direkt Angst gemacht zu haben.
Wenn ich wieder eine Geschichte selbst erfinde, so stelle ich es frei, ob man Geschenke annimmt oder nicht oder ob man sie in die Hosentasche steckt oder in einer Baumwurzel versteckt oder wie auch immer. Macht eigentlich ja auch mehr Sinn, frei zu wählen und nicht etwas aufgezwungen zu bekommen. Da hat mein Sohn mir also wieder was beigebracht.
(ich weiß nicht, ob er ein Gespür für Übersinnliches hat. Als er klein war ist er davon ausgegangen, daß alle drei Augen haben. Das mag er aber mal auf einem Bild gesehen haben. Was mich dann wieder überrascht hat, war seine Ansage später (und die kam im Alltag, wo wir ganz andere Dinge machten), daß sein Stirnauge jetzt ins Gehirn gewandert sei, damit die anderen ihn nicht auslachen können - weil sie es nun nicht mehr sehen (ich glaube, da war er vier). Und von sowas haben wir ihm gewiss nichts erzählt, weil ich auf einen solchen Gedanken nie gekommen wäre. Ein drittes Auge was ins Gehirn wandert? Auch ist er ja davon ausgegangen, daß alle anderen es sehen können. Seitdem kam nie wieder was in dieser Richtung und die Menschen haben jetzt auch nur noch zwei Augen und er erinnert sich auch nicht mehr an das, was er da sagte.
Dann gab es noch eine Situation, wo er fragte, was das für Fäden wären. So dünn wie Haare und sie wären überall. Als wir dann erstaunt nachfragten, meinte er, es wäre nur ein Scherz und er hätte sich das nur ausgedacht. Er ist Brillenträger, gibt es vielleicht eine Augenerkrankung, wo man sowas sieht? Jedenfalls erwähnte er dies auch nie wieder und damit kann ich auch nichts anfangen.)
Jetzt habe ich ein Buch bekommen, mit dem ich es noch einmal versuchen will, da wird eher auf Gefühle eingegangen. Und das könnte passen. Da gibt es am Ende auch passende Fragen mit denen man ins Gespräch kommen kann.
Entspannungsmusik habe ich auch besorgt, doch die ist so schlecht, daß ich Tränen gelacht habe, als meine Tochter irgendwann empört fragte, was das denn für eine blöde Musik wäre, die ich ihr als "ganz toll" beschrieben hatte. Ja, das dachte ich auch, aber leider nein, ein Fehlgriff. Meinem Sohn habe ich das noch gar nicht vorgespielt, aber vielleicht mag er sie.
An dieser Stelle vielen Dank an
@GrauerWolf. Denn Du hast mir gestern die perfekte Musik geliefert. Das erste von Dir verlinkte Video ist genau das, was ich mir vorgestellt hatte. Etwas ruhiges, ohne billigen Keyboardrhythmus. DAS werde ich den Kindern demnächst vorspielen.
Ansonsten fällt mir gerade unsere "Krabbelgeschichte" wieder ein. Etwas erzählen und dabei auf dem Rücken entsprechende Bewegungen machen. Das mögen die zwei phasenweise sehr gerne.
Das ist aber nur eine Vermutung, ich bin kein Fachmensch und kann nur von den Dingen ausgehen, die Du hier geschrieben hast, ich kenne Euch ja beide nicht. Ich würde vorschlagen, Du probierst einfach mal aus, ob es etwas gibt, was ihn zur Ruhe kommen lassen kann, ein Ritual mit abgedunkeltem Raum, einer Kerze (er scheint Feuer zu mögen), ein Hörbuch, das er schon in- und auswendig kennt oder ein Buch, das Du ihm schon 100 mal vorgelesen hast oder sanfte Instrumentalmusik.
Egal was die Ursache ist: je mehr Ruhe und Sicherheit Du ihm zu Hause geben kannst, desto besser wird er in der Welt da draußen klar kommen.
Ja, stimmt, Feuer mag er. Aber entspannen wird er dabei wohl eher nicht, weil er Angst hat, daß wenn man nicht aufpasst, daß Haus abbrennt. Aber vielleicht vertraut er mir ja, daß ich darauf aufpasse, solange ich eine Musik anmache oder was erzähle (oh man, wie anstrengend das eigentlich alles ist).
(vor einer Weile sagte er, er wünschte wir hätten Wachpersonal. Ich, etwas irritiert, wozu wir das denn brauchen sollen, und er: "Na, für nachts. Damit nachts jemand auf mich aufpassen kann." "Aber wir sind doch da." "Ja, aber wenn alle schlafen und nicht aufwachen, kann keiner aufpassen, deswegen Wachpersonal." - Erschreckend, was er eigentlich für Ängste haben muss. Die meisten Kinder sind beruhigt, weil ihre Eltern da sind, aber er macht sich nun wieder Gedanken, daß wir nicht aufwachen könnten, wenn etwas ist. Und an sich hat er damit ja auch Recht.

)
(ansonsten stellt er selbst aber auch gerne allerhand Blödsinn mit Feuer an und testet, was damit so möglich ist)
Mit Hörbüchern schläft er ein. Und da würde er am liebsten jeden Tag was neues hören. Neulich hat er sich geägert, weil seine Schwester was hörte, was er hören wollte. Ich dachte, er schläft schon längst, als er dann zu mir kam und fragte, ob Schwester nun endlich schlafen würde, damit er sich das Hörbuch aus ihrem Zimmer holen kann, weil er es jetzt hören muss. D.h. er kam nicht zur Ruhe, weil er unbedingt diese Geschichte hören wollte. (er könnte ja was verpassen)
Oder er wartet Ewigkeiten darauf, ob unser Kater (der haben wir noch nicht lange) zu ihm ins Zimmer schaut. Das wäre perfekt für ihn, wenn die Katze vor ihm nicht abhauen würde. Aber da diese ihre eigene Geschichte hat, ist sie eher genervt von seiner Unruhe (interessant, irgendwie passt sie ja direkt in unsere Familie). An sich ein gutes Trainig für ihn. Wird er ruhiger kommt die Katze. Kommt die Katze, wird endlich eine seiner großen Sehnsüchte erfüllt - mit etwas aus Fell kuscheln zu können, was ihn selbst ruhiger werden lässt.
Bücher darf ich maximal ein bis zweimal vorlesen (oder es müssen größere Abstände dazwischen sein), dann kommt "Das kenn ich doch schon". Vorlesen hält er allerdings lange aus und saugt alles auf. Nur leider macht ihn das wieder nicht ruhig, sondern hibbelig, da er ja viel spannendes erfährt.
Instrumentalmusik ist für ihn meist langweilig, da ja kein Text zu hören ist. Aber ich werde die Musik die GrauerWolf vorgestellt hat probieren. Und wenn er nur 5 Minuten hört, dann waren es immerhin 5 Minuten Ruhe (und ich hoffe, daß er sich in denen nicht so toll erholt, daß er danach 5 Stunden toben muss).
Vor lauter Verzweiflung hatte ich neulich Auro-Soma-Öl bestellt. Die Kinder sollten sich ihre Farbe aussuchen. Mit der Philosohie dahinter kann ich rein gar nichts anfangen, aber die Düfte mag ich dennoch. Ich hatte gesagt, denkt mal daran, was eine passende Farbe wäre, um zur Ruhe zu kommen, so vor dem einschlafen (ich weiß, ist nicht wirklich der Sinn von den Ölen). Das Zeug ausgepackt, alles ausprobiert, dann sind die zwei wie vom Affen gebissen durch das Haus getobt (vielleicht stecken ja doch sonderbare Engelsenergien darin). Also ich weiß nicht, alles was beruhigend sein soll, scheint sich gegenteilig auszuwirken. Vielleicht sollte ich mal eine Umkehraktion starten und sie so richtig Krach machen lassen (aber den haben wir ja eigentlich schon, auf noch mehr habe ich eigentlich keine Lust).
Sport (Turnen in der Turnhalle, 2 Stunden Spielplatz rumgetobe, schwimmen...) bringt auch keine Ruhe. Da ist vielleicht meine Tochter mal erledigt danach, aber mein Sohn macht fleißig weiter.
Jetzt wo ich das schreibe finde ich das ja fast lustig, aber es gibt Tage, da würde ich am liebsten ausziehen (die häufen sich momentan). Vielleicht wird es anders (einfach mal hoffen), wenn er lesen kann. Dann kann er sich den ganzen Tag das anlesen, was ihn interessiert (er hibbelt ja den ganzen Tag irgendwas entgegen, irgendwas soll passieren, irgendwer soll ihm was erzählen, irgendwas will er bauen, jetzt will er endlich seinen Abendfilm sehen... Aber das sind Dinge, die sich so leicht nicht umsetzen lassen - Roboter bauen z.B. Oder irgendwas, worin er durch die Gegend fahren kann - aber das muss dann auch einen Motor haben. Und dann wird er sauer, weil das nicht so einfach geht, wie er sich das vorstellt).
Und wenn er schreiben kann, kann er seine ganzen tausend Gedanken aufschreiben (das hilft mir selbst auch meist am besten - wie ihr jetzt wohl leider hier erfahren müsst). Ich gestehe, ich bin mit ihm mitunter überfordert und hoffe, daß er irgendwann einen Kumpel/Mentor findet, der all die Dinge mit ihm macht (oder zumindest einige). Mir wird schon immer ganz schwindelig, wenn ich ihn früh durch das Haus poltern höre, auf der Suche nach was-auch-immer.
(also einen Vater gibt es auch. Der ist aber viel mit seiner Arbeit beschäftigt und auch oft über mehrere Tage unterwegs. Kann da also auch nicht so sehr viel auffangen)
Weiß nicht, gibt es noch was, was ich ausprobieren könnte? Scheinbar muss ich ja selbst bei sowas simplen wie Entspannung aufpassen was ich tue. Malen vielleicht. Große Blätter voll malen?? Einen Boxsack kaufen?
Jedenfalls Danke für all die Impulse. Und es tut mir leid, daß ihr so viel und wohl eher langweilige Monolge lesen "müsst". Mir hilft es zumindest beim sortieren.