Immer wieder ändert sich die Zusammensetzung der Medikamente, aber nicht deren Namen oder aber die Namen, aber nicht die problematischen Inhaltsstoffe. Durch die Pharmaindustrie wird getrickst. Sowohl für Ärzte, noch für den Patienten sind Veränderungen ohne weiteres erkennbar. Selbst das Deutsche Ärzteblatt rügte diese fast unmerklichen Namensänderungen bei Medikamenten: >> Eine solche Praxis kann die Arzneimittelsicherheit gefährden, zumal dann, wenn Ärzte und Patienten nicht ausreichend informiert werden<<.
Am Beispiel der "Spalt Tabletten" möchte ich das demonstrieren. Dazu nutze ich Material aus dem von mir vorgestellten Buch "Bittere Pillen".
1983: hatte die "Spalt Tablette" die Inhaltsstoffe Salicylamid, Phenyldimethylpyrazolonsalicylat, Coffein, Mandelsäurebenzylester.
Diese Inhaltsstoffe bargen die Gefahr der lebensgefährlichen Abnahme weißer Blutzellen.
Die Bewertung in "Bittere Pillen" = Abzuraten, weil nicht sinnvolle Kombination mehrerer Schmerzhemmer mit stimulierender Substanz (Coffein). Gefahr schwerer Nebenwirkungen.
1986: "Spalt Tablette" mit den Inhaltsstoffen Phenazon, Salicylamid, Benzylmandelat, Coffein.
Als Nebenwirkungen waren Hautausschläge, Magenbeschwerden indiziert. Es bestand die Möglichkeit lebensbedrohlicher Schockformen. Lebensgefährliche Abnahme weißer Blutzellen war nicht auszuschließen.
Die Bewertung in "Bittere Pillen" = Abzuraten, weil nicht sinnvolle Kombination mehrerer Schmerzhemmer (Phenazon,Salicylamid) mit stimulierendem (Coffein) und krampflösendem (Benzylmandelat) Inhaltsstoff. Salicylamid ist weniger verlässlich wirksam als Acetylsalicylsäure (ASS).
1988: "Spalt N Tablette" mit den Inhaltsstoffen Phenazon, Paracetamol, Coffein.
Als Nebenwirkungen konnten Hautausschläge, Magenbeschwerden auftreten. Die Möglichkeit lebensbedrohlicher Schockformen, die lebensgefährlic
he Abnahme weißer Blutzellen war gegeben. Bei sehr häufigem, jahrelangem Gebrauch sind Nierenschäden nicht auszuschließen. Bei Überdosierung konnten Leberschäden auftreten.
Die Bewertung in "Bittere Pillen" = Abzuraten, weil nicht sinnvolle Kombination mehrerer Schmerzhemmer (Phenazon, Paracetamol) mit stimulierendem Inhaltstoff (Coffein).
1990: "Spalt Tabletten" mit dem Inhaltsstoff Acetylsalicylsäure (ASS)
Als Nebenwirkungen werden immer noch Magenbeschwerden und mögliche Asthmaanfälle beschrieben. Wegen des erhöhten Risikos von Reye-Syndrom durch ASS bei Kindern und Jugendlichen bis zum Alter von 19 Jahren ist Paracetamol vorzuziehen.
Die Bewertung in "Bittere Pillen" = Therapeutisch zweckmäßig, als langbewährtes Mittel gegen Schmerzen, Fieber und rheumatischen Entzündungen zu empfehlen. Bei empfindlichen Magen jedoch weniger geeignet.
1996: "Spalt ASS Tabletten" mit dem Inhaltsstoff Acetylsalicylsäure (ASS)
Als Nebenwirkung wie bei 1990 beschrieben, die Bewertung ist ebenfalls wie 1990 sowie "Spalt ASS mit Vitamin C" mit den Inhaltsstoffen ASS und Vitamin C.
Die Nebenwirkungen wie bei "Spalt ASS"
Die Bewertung in "Bittere Pillen" = Therapeutisch zweckmäßig, bei empfindlichem Magen jedoch weniger geeignet. Ob Vitamin C die Magenverträglichkeit bessert, ist fraglich. Vitamin C ist nur bei Vitamin-C-Mangel, der aber sehr selten auftritt, zweckmäßig. Die therapeutische Wirksamkeit bei grippalen Infekten oder bei Grippe ist zweifelhaft.
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Bis hier ist erkennbar, das der Hersteller der Spalt-Tabletten sich der ständigen Kritik an seinen unsinnigen Kombinationen und gefährlichen Inhaltsstoffen gebeugt hatte und die Möglichkeit genutzt hat, die dem Patienten am wenigsten schadet. Doch beim
Blättern in der neuen Ausgabe von "Bittere Pillen" stelle ich einen Rückfall zu den alten Gewohnheiten fest.
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1999: "Spalt AP" mit den Inhaltsstoffen Acetylsalicylsäure und Paracetamol.
Als Nebenwirkungen werden Magenbeschwerden und mögliche Asthmaanfälle angegeben. Wegen der Möglichkeit des erhöhten Risikos von Reye-Syndrom bei Kindern und Jugendlichen bis zum Alter von 19 Jahren wird Paracetamol als Einzelsubstanz zur Behandlung vorgeschlagen. Bei sehr häufigem, jahrelangem Gebrauch sind jetzt wieder Nieren- und Leberschäden nicht auszuschließen.
Die Bewertung in "Bittere Pillen" = Wenig zweckmäßig, weil nicht sinnvolle Kombination von zwei ähnlich wirkenden Schmerzmitteln.
Außerdem wurde noch eine Kombination zusätzlich mit dem Wirkstoff Coffein entwickelt. diese nicht empfehlenswerte Tablette wird unter dem Namen "Spalt plus Coffein" vertrieben.
Die Bewertung in "Bittere Pillen" = Abzuraten, weil nicht sinnvolle Kombination mehrerer Schmerzhemmer (ASS , Paracetamol) mit stimulierendem Inhaltsstoff (Coffein).
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Schaue ich auf den letzten Abschnitt, frage ich mich, was bin ich der Pharmaindustrie wert, wenn sie mir so unbedachte Medikamente anbieten? Diejenigen, die diese Medikamente entwickeln und herstellen sind Spezialisten, denen die wirklichen Folgen vertraut sind.
Der Apotheker, der mir diese Kombinationen kommentarlos übergibt, wenn ich gezielt nach frage, was denkt er? Denkt er an seinen Umsatz?
Jeder, der diesen Beitrag liest, kann sich fragen, wann er das letzte mal vom Apotheker ungefragt beraten wurde, wenn er ein Medikament aus der Werbung verlangt hat.
Ich habe hier nur den Werdegang eines Medikamentes ange
führt. In Deutschland sind zur Zeit ca. 50 000 Arzneimittel erhältlich. Die Fachzeitschrift >>arznei-telegramm<< schätzt, dass "über die Hälfte aller in Deutschland angebotenen Arzneimittel nicht auf Wirksamkeit und Unbedenklichkeit geprüft sind". Die Zulassung als Arzneimittel bedeutet also kein Qualitätssiegel.
Zu Risiken und Nebenwirkungen, verlassen Sie sich nicht n u r auf die Pharmaindustrie und die Apotheker!
Sondern auf den eigenen Verstand.