Die Pharmaindustrie

Nur weil ich Dir meinen Beruf nicht mitteilen möchte,
ist er Unbedeutend?
Was für eine Logik...
Ausschlussverfahren; wenn es ein Job gewesen wäre, der dir für diese Diskussion zusätzliche Glaubwürdigkeit verleiht, hättest du (zumindest für alle einschlägigen Anstellungen, die mir einfallen) ein Medizinstudium abschließen müssen. Das hast du aber nicht.
Gut das Du geschrieben hast - Du glaubst.:)

Ok, also gehts um Deine Wahrnehmung.
Du solltest genauer lesen: Mit "meiner Meinung nach" beschrieb ich mein Urteil über seine Motivation (warum er sein Buch veröffentlicht). Den Inhalt kann ich relativ objektiv bewerten, ohne Rückgriff auf "Wahrnehmungen".

Ich habe nie geschrieben, daß JEDE Studie gefälscht ist.
Aber solange diese Dinge geschehen,
solange kann ICH eben nicht (mehr) vertrauen.
Der Pharmazie blind zu vertrauen, das nenne ich eine einseitige Sicht.
Dann ist dein Argument aber sehr schwach. Ich habe gesagt: die Wirkung ist gut nachgewiesen einerseits durch Studien, andererseits durch über 30 Jahre an Erfahrung mit dem Mittel und drittens durch persönliche Erfahrungen, die ich in meinem Bekanntenkreis machen durfte. Dass es gefälschte Studien gibt ändert daran nichts. Dass das "blindes Vertrauen" wäre ist nur ein abwertendes Urteil von dir, weil du dir nicht die Mühe nimmst, auf meinen Standpunkt einzugehen.

Ich habe gesehen was AD auslösen, aber Du mußt mir das nicht glauben.
Aber ist es nicht übel, daß Du einerseits sagst,
niemand weiß wie sie funktionieren, aber trotzdem werden sie haufenweise verschrieben?
Untersuchungen nicht abgeschlossen, aber auf dem Markt.
Du weißt offensichtlich nicht, wovon du sprichst.
Bei einem absoluten Großteil der Medikamente auf dem Markt kennt man die genauen pharmakodynamischen Mechanismen nicht. Bei fast allen kennt man zwar grobe Wirkmechanismen (bei SSRI z.B. der Anstieg von Serotoninleveln), weiß aber nicht genau, welche Konsequenzen diese kruden Veränderungen dann genau bewirken. Das hat nichts mit "Untersuchungen abgeschlossen" zu tun - um auf den Markt zu kommen, muss man beweisen, dass ein Medikament wirkt und dass es sicher ist. Wie es genau wirkt muss man nicht nachweisen, kann man in den meisten Fällen auch (noch) gar nicht und wäre auch nicht sinnvoll von einem Standpunkt der Effizienz her gesehen.

Kenne ich auch...
Eine Zeit lang mögen sie ja ihre Wirkung tun, das habe ich nie bestritten.
Nur, ob sie wirklich auf Dauer helfen, das wage ich zu bezweifeln.
Auf Dauer sollte man m.E. dem Menschen anders helfen,
& dieses Medis werden auf Dauer verschrieben.
Ich habe Menschen kennen gelernt,
die seit Jahren AD nehmen, & nicht mehr davon los kommen,
& die fühlen sich alles andere als gut.
Sie sind süchtig nach dem Scheiß & ihr Problem wurde nie bearbeitet.
Ja, diese Medikamente werden auf Dauer veschrieben und auf Dauer konsumiert.
Aber diese Menschen haben eine körperliche, genetisch veranlagte Krankheit, die nicht heilbar ist und müssen Medikamente nehmen. Wie willst du ihnen denn anders helfen?
Wenn die genannte Freundin von mir ihre Tabletten absetzen würde, würde sie wieder beginnen, exzessiv Drogen zu konsumieren, sich selbst zu verletzen und in regelmäßigen Abständen Selbstmordversuche wagen. All das tut sie jetzt nicht, es geht ihr gut.
Ich habe auch eine Krankheit, wegen der ich täglich Medikamente nehmen muss, auch wenn das nichts psychisches ist. Dank meinen Medikamenten kann ich ein völlig normales Leben führen, ohne auch nur die geringsten Einschränkungen.

Für mich hat es sehr wohl was mit der Diskussion zu tun,
denn 'helfen' ist auch 'ne Auslegungssache.
Ist dem Menschen wirklich geholfen, wenn er ruhig gestellt wird?
Mir ist klar das es Ausnahmen gibt - sogenannte Härtefälle - aber in der Regel sollte man m.E. an dem arbeiten was die Depression hervorgerufen hat,
& sie nicht einfach nur wegdrücken.
Zumal man ja - wie Du sagst - nicht einmal weiß warum sie funktionieren.
Bei "normalen" Therapien werden ADs normalerweise nicht allein verschrieben sondern in Kombination mit einer Gesprächstherapie. Sie sollen die Übergangsphase einfacher gestalten und unterstützend zum Zurückfinden in ein normales Leben da sein. Und von "ruhig stellen" kann keine Rede sein - das ist nichts weiter als ein Klischee. Im Gegenteil bewirken viele ADs genau das Gegenteil; nämlich einen Weg raus aus der täglichen Lethargie und allgemeinen Demotivation. Eine Freundin von mir (eine andere), die bis vor kurzem Citalopram genommen hat, hat mir erklärt, dass sie zwar eigentlich Lust hatte, Dinge zu machen, aber trotzdem den ganzen Tag auf dem Sofa oder im Bett gelegen hat und es einfach körperlich nicht schaffte, aufzustehen und irgendwas zu tun. Und am Abend war sie dann völlig verzweifelt, weil wieder ein Tag einfach an ihr vorbeigeschlichen ist. Das hat sich durch die Tabletten verbessert, und nach einer Gesprächstherapie hat sie dann eine Ausbildung gemacht, einen Job gefunden, vor einigen Monaten geheiratet und setzt jetzt ihre Tabletten ab (halbwegs erfolgreich, was ich so mitbekommen habe). Du siehst immer alles so schwarz-weiß - in der Praxis kombiniert man die verschiedenen Möglichkeiten, um das beste für den Patienten zu bewirken, und da gibt es keinen Grund, auf medikamentöse Hilfe aus Prinzip zu verzichten, wenn Medikamente den Umstieg für den Patienten leichter machen würden.

Welche Ärzte haben Erfahrungen mit AD?
Meinst Du nicht, daß es eher die Patienten sind,
die diese Erfahrungen haben?
Es sei denn, es sind Ärzte die das Medikament selbst benötigt haben,
aber dann könnten sie wohl kaum praktizieren.
Vom Verschreiben dürfte man kaum eine Erfahrung bekommen.
& jetzt erzähl mir bitte nicht, daß sie die Erfahrungen mit ihren Patienten machen,
mit denen sie sich ja sooo intensiv beschäftigen.
Patienten, die regelmäßig ADs nehmen, stehen im Regelfall in einem engen Verhältnis zu ihrem Arzt. Das heißt: Wenn der Patient schlechte Erfahrungen macht, erzählt er das dem Arzt, und der Arzt kann dann entscheiden, ob der Umstieg auf ein anderes Präparat sinnvoll ist. Der Patient hat die persönlichen Erfahrungen, der Arzt hat die Erfahrung der Wirksamkeit durch die Zufriedenheit (oder Unzufriedenheit) seines Patienten.
Ist es nicht auch eigenartig,
daß das Medikament in Schweden z.B. nicht zugelassen wurde?
Was ist der Grund dafür?
Du bist falsch informiert.
Fluoxetin ist in Schweden zugelassen, seit 1995.

Vielleicht solltest Du nochmal genau nachlesen was in dem Buch steht.
In dem Buch steht nichts von 'einer sehr guten Wirksamkeit'.
Diese Worte sind Deine.
In welcher Ausgabe hast du "Bittere Pillen"?
Ich kann mich erinnern, in einer Ausgabe von vor 5 Jahren o.ä. mal nachgeschlagen zu haben, und da wurde Fluoxetin als "therapeutsich zweckmäßig" beschrieben - ich hab das damals extra nachgeguckt, weil ich kurz davor das Buch von Virapen gelesen habe. Wenn sich das geändert haben sollte, kannst du ja die Angaben in der neueren Version hier reinposten.

topeye schrieb:
Also gut dann erkläre DU mir, wie sich die immer steigernden Gewinne der Pharmaindustrie mit dem Sollziel effizient zu heilen vereinbaren lässt ?
So wie Pharmafirmen das machen: Ein Medikament entwickeln, eine Zulassung beantragen und es dann mit Patentschutz für 20 Jahre verkaufen.
Oder, alternativ, wie Generikafirmen es machen und warten, bis der Patentschutz ausläuft und dann die bereits bestehenden Medikamente kopieren.
 
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Also gut dann erkläre DU mir, wie sich die immer steigernden Gewinne der Pharmaindustrie mit dem Sollziel effizient zu heilen vereinbaren lässt ?

Wie kommst du auf die Idee, dass die Pharmaindustrie das Sollziel: Effizient zu heilen hat?

Pharmaunternehmen sind Wirtschaftsunternehmen. Und Wirtschaftsunternehmen erhalten ihre Existenzberechtigung dadurch, dass sie Gewinne machen.

Nun ist es aber andererseits auch so, dass man mit besonders wirksamen Medikamenten höhere Gewinne erzielen kann. Also besteht in der Pharmaindustrie immer das Bestreben, wirksame Medikamente auf den Markt zu bringen.

Stelöl dir mal vor, dass ein Pharmaunternehmen das Medikament gegen Krebs auf den Markt bringt. Dieses Unternehmen wäre sofort das wertvollste und gewinnbringende Unternehmen der ganzen Branche.

Auf der anderen Seite: Immer da wo viel Geld im Spiel ist, werden auch mal ethische und gesetzliche Regeln außer Acht gelassen.
 
Einfach Mensch schrieb:
Nun ist es aber andererseits auch so, dass man mit besonders wirksamen Medikamenten höhere Gewinne erzielen kann. Also besteht in der Pharmaindustrie immer das Bestreben, wirksame Medikamente auf den Markt zu bringen.

Also... die besonders wirksamen Medikamente... sind vermutlich eher die, bei denen ein enormer Forschungsaufwand betrieben wurde, inkl. diverser Studien (meine laienhafte Vorstellung). Da ist erstmal nix oder nicht viel mit Verdienen.

Was seit einiger Zeit immer öfter in den Medien auftaucht, sind neue (verbesserte?) Medikamente, welche sich bei Überprüfung insofern als Mogelpackung herausstellen, da die erhöhte Wirksamkeit nicht oder nur unzureichend vorhanden ist.
 
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Wie kommst du auf die Idee, dass die Pharmaindustrie das Sollziel: Effizient zu heilen hat?
Das Gesundheitswesen zumindest sollte dieses Ziel haben und Polarfucks redet immer davon, dass Schulmedizin viel effizienter als Naturheilmittel seien.

Pharmaunternehmen sind Wirtschaftsunternehmen. Und Wirtschaftsunternehmen erhalten ihre Existenzberechtigung dadurch, dass sie Gewinne machen.
Möglichst viele Antibiotikajunkies statt Menschen mit gestärktem Immunsystem, wie es zB mit Naturheilmitteln erreicht werden kann, ja das gibt am meisten Gewinn.

Nun ist es aber andererseits auch so, dass man mit besonders wirksamen Medikamenten höhere Gewinne erzielen kann. Also besteht in der Pharmaindustrie immer das Bestreben, wirksame Medikamente auf den Markt zu bringen.
Dazu muss es aber patentierbar sein. Darum wird die Forschung in zwar vielversprechenden, aber nicht patentierbaren Bereichenoft fallen gelassen wie zB hier

Stell dir mal vor, dass ein Pharmaunternehmen das Medikament gegen Krebs auf den Markt bringt. Dieses Unternehmen wäre sofort das wertvollste und gewinnbringende Unternehmen der ganzen Branche.
Stell Dir vor, es gäbe Naturheilmittel, die im Stande sind die verbreitetsten Volkskrankheiten wie Herzkreislaufbeschwerden, Diabetes usw wirksam vorzubeugen, dann werden in der Pharmabranche sofort Gerüchte verbreiten wie sie dann zB Polarfuchs von sich gibt: Naturheilmittel hätten ein kleineres Wirkungsspektrum und mehr Nebenwirkungen. In Wirklichkeit ist aber oft genau das Gegenteil der Fall.

Auf der anderen Seite: Immer da wo viel Geld im Spiel ist, werden auch mal ethische und gesetzliche Regeln außer Acht gelassen.
So wie es im Bereich der Altenativmedizin schwarze Schafe gibt, erwarte ich von den Vertretern der Schulmedizin, solches auch bei sich selber einzuräumen, was aber hier vehement verneint wird und das stört mich....dieses Erhabene intolerante Getue

Die Wahrheit liegt also irgendwo dazwischen. Undifferenziertes Denken ist jedoch einfacher, darum wird hier oft in den selben Topf geschmissen, was eigentlich gar nichts miteinander zu tun hätte ;)
 
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