Die Wahrheit ist aber folgende:
Jesus sollte kurze Zeit (maximal ein Jahr) bei den Essenern verbringen um überhaupt eine kleine Ahnung davon zu bekommen was "energetisch" möglich ist. Vorher hatte er noch keine eigenen Erfahrungen damit gemacht.
Ich weiß nicht? Waren die Essener nicht ultraorthodoxe Juden, die auch dem noch so kleinsten Gebot folgten, um den Weg des Herrn bereiten zu wollen? Sie zogen sich deshalb von den Söhnen der Finsternis zurück, um unbefleckt vor allem Unreinen leben zu können. Mit den Söhnen der Finsternis meinten sie aber nicht nur die Heiden, sondern auch alle Juden, die außerhalb ihrer Gemeinschaft lebten.
Ihre Gemeinschaft hatte ein strenges Regelwerk, dem sich jeder bedingungslos unterwerfen musste. Jeder Verstoß gegen diese Regeln wurde dann auch hart bestraft. Zum Beispiel wurde für ein lautes Lachen ein Viertel, der an sich schon kargen Essensration für dreißig Tage verkürzt.
Es gab auch eine strenge Hierarchie in dieser Gemeinschaft, in der es vom Priester bis zum Kandidaten 5 Stände gab. Überhaupt erinnern deren asketische Regeln sehr an das Leben in einem Mönchsorden.
Das Tauchbad war in dieser männerorientierten Sekt eine tägliche Pflicht und das gerade für die Männer. Im Gegensatz dazu steht die Taufe der Christen, die als ein einmaliges Ereignis verstanden wird. Frauen erscheinen in dieser ultraorthodoxen Gesellschaft so gut, wie gar nicht. Das Verhältnis von Jesus zu den Frauen wäre für einen Essener also undenkbar gewesen.
Das Gebot der Essener zum gemeinsamen Tischgebet bei Sonnenaufgang, mittags und abends wird in den Evangelien und der Apostelgeschichte mit keiner Silbe erwähnt. Es fehlt in der Gemeinschaft Jesus und Johannes zudem das Noviziat, mit dem die neuen Anhänger bei den Essenern eingeführt wurden.
Wie man in den Evangelien lesen kann, hatte Jesus seine engsten Anhänger einfach nur aufgefordert, ihm zu folgen. Selbst in den Urgemeinden ist von einem solchen Noviziat keine Rede. Jesus und seine Jünger trugen im Gegensatz zu den Essenern auch keine weiße Kleider.
Die strenge Hierarchie und asketische Lebensweise der Essener steht also im krassen Gegensatz zur Lebensweise Jesus. Wenn sich schon die strenggläubigen Pharisäer über die Lebensweise Jesus mokierten, wie urteilten dann wohl erst die ultraorthodoxen Essener über ihn? Selbst der Täufer war kein Essener, denn er scharte seine eigenen Anhänger um sich, zu der auch zuvor Jesus gehörte.
Wie zu den Essenern könnte Jesus beispielsweise auch zu den Therapeuten oder anderen ultraorthodoxen Splittergruppen einen Bezug gehabt haben, aber auch dazu fehlt Jesus der asketische Aspekt.
Möglicherweise hatte ja Johannes der Täufer Berührungspunkte mit einer der frühen Täuferbewegungen (z. B. die Vorläufer der Mandäer). Die heutigen Mandäer sehen sich jedenfalls in der Tradition zu Johannes.
Unabhängig von alledem gibt es in Qumran keinen konkreten Hinweis, dass die Gemeinde den Essenern angehört hatte. Es geht da nur um eine Vermutung.
Bemerkenswert ist jedoch, dass Jesus den Pharisäern, sehr viel näher stand, als uns mancher gerne weismachen möchte. Wenn man den Evangelien folgt, diskutierte er mit ihnen viel und wurde von ihnen auch in ihre Häuser eingeladen. So zum Beispiel in der Szene von der Sünderin:
Lukas 7
[36] Es bat ihn aber der Pharisäer eine, dass er mit ihm äße.
Und er ging hinein des Pharisäers Haus und setzte sich zu Tisch
[37] Und siehe, ein Weib war in der Stadt ...
Ja und auch noch weitere Merkmale der Essener sucht man unter Jesus und seinem engeren Kreis seiner Jünger vergeblich. Ich mag da also dem Gedanken vom Essener Jesus nicht folgen.
Merlin
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