Bhagavad Gita

Hallo

Ich bin doch immer wieder erstaunt, wie selbstverständlich die religiösen Vorstellungen von Gott und Wiedergeburt akzeptiert werden. Sie werden überhaupt nicht mehr hinterfragt, sondern als gegebene Tatsache akzeptiert. Und zwar in dem Sinne wie der Mensch (besser gesagt, wie klein Lieschen) sich das alles vorstellt. Auch das endlose Wiederholen von Mantren wird so selbstverständlich als Mittel zur Erleuchtung betrachtet.

Ist das permanente Wiederholen eines Mantras letzten Endes nicht nur eine andere Form von Meditation? Was geschieht in dieser Meditation? Der Mensch konzentriert sich auf das dritte Auge, versucht seine Gedanken zur Ruhe zu bringen, sagt innerlich sein Mantra und fokussiert sich dabei auf Gott. Irgendwann kommen die Gedanken zum Stillstand. Das wiederum hat Auswirkungen auf die Nervenzentren im Körper, die durch diese Meditation zum ersten mal aus ihrer chronischen Überbelastung befreit werden und sich zum ersten Mal entspannen können. Dies hat natürlich eine heilende Wirkung auf den Organismus. Die Muskeln, die Zellen, die Organe, die Blutgefässe, kurz gesagt, der ganze Körper bekommt zum ersten Mal eine Chanche zur Heilung.

Dieser Heilungsprozess beruht allerdings auf biologische Vorgänge und hat nichts mit irgendwelchen religiösen Ursachen zu tun. Es mag durchaus so sein, dass die religiöse Ausrichtung, den Heilungsprozess unterstützt. Man könnte als Mantra allerdings wahrscheinlich genau so ein satanistisches Mantra wählen und sich bei der Meditation auf den Satan konzentrieren. Was in der schwarzen Magie ja auch gemacht wird. Es hätte biologisch gesehen, wahrscheinlich die gleichen Folgen für den Heilungsprozess. Versteht mich jetzt nicht falsch. Ich möchte hier nicht für die schwarze Magie werben.

Alle Theorien mögen zwar sehr nützlich sein, was aber zählt, ist die praktische Umsetzung im Alltag. Wenn die Advaita-Lehre behauptet, das alles im Grunde genommen bereits göttlich ist, so beruht diese Aussage, genau auf den Annahmen, die ich oben kritisierte. Es mag ja sein, dass die Selbstergründung zur Seligkeit führt. Darum ist das Entscheidende die alltägliche Praxis. Man sollte dabei nicht vergessen, dass die Selbstergründung ein genau so schwieriger und zeitaufwändiger Prozess wie die Meditation ist. Allein dadurch, dass man glaubt, man sei im innersten Kern bereits göttlich, hat noch niemand zur Seligkeit gefunden.

@Ananda

Wenn sich also der Mensch dem inneren Zeugen, dem allgegenwärtigen Bewusstsein in seinem Innern, bewusst wird, leuchtet das wahre Selbst in ihm auf.

Diese Vorstellung baut auf all den religiösen Grundsätzen auf, die ich oben kritisiert habe. Dieses Bewusstsein, von dem Du behauptest, es sei im Inneren zu finden, gibt es nicht. Bewusstsein ist immer eine Frage einer intellektuellen Auseinandersetzung. Dieses Bewusstsein muss erst durch mühevolles Studium erarbeitet werden. Ein Teil dieses Bewusstseins wird uns natürlich auch durch unsere Erziehung und die sozialen Einflüsse mit auf den Weg gegeben.

Und genau dort liegt der Hund begraben. Man hat uns ein Bewusstsein vermittelt, welches man absolut als neurotisch bezeichnen kann. Die Folge davon ist, dass wir selber ebenso neurotisch geworden sind. Und weil wir merken, in welcher Zwickmühle wir stecken, klammern wir uns an jeden Strohhalm. Da ist uns besonders die Religion sehr willkommen.

Sie gibt uns das Versprechen uns zum ewigen Heil zu führen. Voraussetzung ist allerdings man erkennt alle Dogmen vorbehaltlos an und vertraut sich unwidersprochen dem lieben Gott an. Man gibt gewissermassen, seine Verantwortung und seinen Verstand an der Kirchentür ab. Damit hat man allerdings die Katze im Sack gekauft. Wer sich so unkritisch der Religion anvertraut, mag zwar ein guter Gläubiger sein, aber er bewisst wenig Mut und verlässt sich auf andere, anstatt selber die Initiative zu ergreifen.

Alles Liebe. Gerrit
 
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Hallo Gerrit

Lotusz schrieb:
Dieses Bewusstsein, von dem Du behauptest, es sei im Inneren zu finden, gibt es nicht. Bewusstsein ist immer eine Frage einer intellektuellen Auseinandersetzung. Dieses Bewusstsein muss erst durch mühevolles Studium erarbeitet werden.

Genau das meine ich nicht!

Das Bewusstsein, auf welches ich hingewiesen habe, ist die absolute Leerheit im Inneren eines jeden, das Bewusstsein, das alle Dinge wahrnimmt - selbst den Körper, die Gefühle und die Gedanken. Es ist der leere Spiegel in Dir.

Aber was sag ich. Das wär ja so, als wollte ich Dir Dein eigenes Selbst erklären, dass Du bereits bist und das sich nicht definieren lässt. Aber mit nicht-intellektueller Betrachtung dieser Zeilen wirst Du erkennen, was ich meine.

Es ist der Atem innerhalb des Atems, das Bewusstsein innerhalb des Bewusstsein. Dass Innerste, wodurch Wahrnehmung überhaupt erst möglich ist. Und dieses ist der GEIST, das wahre Selbst - allgegenwärtig und ewig.

Lieben Gruß,
Ananda
 
Ananda schrieb:
Das Bewusstsein, auf welches ich hingewiesen habe, ist die absolute Leerheit im Inneren eines jeden, das Bewusstsein, das alle Dinge wahrnimmt - selbst den Körper, die Gefühle und die Gedanken. Es ist der leere Spiegel in Dir.

Aber was sag ich. Das wär ja so, als wollte ich Dir Dein eigenes Selbst erklären, dass Du bereits bist und das sich nicht definieren lässt. Aber mit nicht-intellektueller Betrachtung dieser Zeilen wirst Du erkennen, was ich meine.

Es ist der Atem innerhalb des Atems, das Bewusstsein innerhalb des Bewusstsein. Dass Innerste, wodurch Wahrnehmung überhaupt erst möglich ist. Und dieses ist der GEIST, das wahre Selbst - allgegenwärtig und ewig.
*smile*
:blume:
 
Hallo Aimitzu

..dabei sehe ich nach der Meditation die dinge für ein paar Stunden viel gelassener und in mir breitet sich kein Hass mehr aus

In den letzten Monaten hat sich bei mir das Gefühl der Gelassenheit auch ausgebreitet. Nicht so, dass ich schon total über den Dingen stehe, aber verglichen mit früher ist es ein Fortschritt. Früher war ich schnell mal auf 180, was mir jetzt immer seltener passiert.

Ich habe das Gefühl, dich sticht auch noch so manches Mal der Hafer. ich denke dabei an die Diskussion mit Return. Aber keine Angst, das wird sich legen.

Alles Liebe. Gerrit
 
fckw schrieb:

Danke für die Blumen... und willkommen zu Hause. Der König verkleidetete sich als armer Schlucker bis er an diesem Spiel
keinen Gefallen mehr fand und die listigen Gedanken hinausscheuchte, die an der Tafel seiner Seele schmarotzten...
:koenig:
 
Hallo Daniel

Zuerst möchte ich dir sagen, dass ich immer noch nicht dazu gekommen bin, deine älteren Beiträge zu lesen. Es kommt doch immer wieder etwas dazwischen. Aber sobald die Zeit es erlaubt, werde ich es natürlich nachholen.

Erst einmal möchte ich sagen, dass jemand, der nicht die Existenz Gottes oder die Reinkarnation anerkennt, genau so verantwortungsvoll sein kann, wie jemand der sich auf die heiligen Schriften beruft. Ich finde, er handelt sogar noch verantwortungsvoller als der religiöse Mensch, weil er sich von allen Vorurteilen frei macht.

Wenn jemand sowohl den Richtlinien des spirituellen Lebens, als auch den gesellschaftlichen Verhältnissen kritisch gegenübersteht, so kann ich darin keine Verantwortungslosigkeit erkennen. Alles unterliegt dem Wandel, so auch die heiligen Schriften und die gesellschaftlichen Verhältnisse.

Ich will ja gar nicht bestreiten, dass die Gesetze Gottes nicht zum inneren Frieden führen. Wenn Religionen allerdings den Anspruch haben, dass man ihr blind vertraut, dann birgt das eine Menge an Gefahren. Warum haben sich denn die Religionen so durchgesetzt und nicht die Kritiker der Religion?

Setzt man sich kritisch mit der Religion auseinandersetzen, so bedarf es zunächst einmal einer relativ guten Bildung. Diese Bildung hat die Mehrheit der Bevölkerung aber nicht. Daher besteht in der Bevölkerung eher eine diffus begründete Abneigung gegen die Religion. Die Kritiker der Religion jedoch finden kaum Gehör, da die Kirche es immer wieder verstanden hat ihre Kritiker mundtot zu machen. Kommen die Kritiker aus den eigenen Reihen, dann schliesst sie aus der Kirche aus oder entzieht ihnen das Lehramt. Wie es in den früheren Jahrhunderten aussah, ist ja hinlänglich bekannt.

Man sollte die Religionen auch nicht als neutrale Institutionen ansehen, die sich nur um das Seelenheil der Menschen bemüht. Hätte die Religion allein diese Aufgabe, so wäre sie nicht so mächtig. Religion hatte schon immer eine wichtige politische und gesellschaftliche Funktion. Und in der Regel stand sie immer auf Seiten der Mächtigen, von Ausnahmen einmal abgesehen.

Mir geht es aber gar nicht darum die Religionen abzuschaffen, sonder mir geht es um Reformationen innerhalb der Kirchen. Ich habe nichts dagegen die Religionen als ethische und moralische Instanz anzuerkennen. Dabei würde ich am liebsten nach der Methode verfahren, die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen. Und genau auf diese Weise haben sich die Religionen immer weiterentwickelt und so wird es auch in Zukunft sein.

Ich gebe zu, ich würde auch gerne an den Grundfesten der Religionen rütteln. Aber nicht um sie abzuschaffen, sondern um sie unangreifbarer und überzeugender zu machen. Es könnte allerdings sein, dass die Religionen dabei an gesellschaftlichem Einfluss verlieren, dabei aber an Glaubwürdigkeit gewinnen. Und Du kannst davon ausgehen, dass ich für diese Veränderungen mit der gleichen Ehrlichkeit und Verantwortung eintrete, die die Vertreter der Religionen sich auf die Fahnen geschrieben haben.

Was ist verkehrt darin, wenn Menschen sich heute in einer Form den Heiligen Schriften nähern, dass sie sie nicht mehr vorbehaltlos anerkennen? Dieses Verhalten wird die Zukunft sein. Heute sind viele Menschen gebildeter und kritischer als die Menschen in der Vergangenheit. Und wenn die Religionen weiterhin so dogmatisch ihre Lehren vertreten, dann gehen die Menschen eigene Wege.

Und was geschieht, wenn die Menschen immer mehr den Religionen den Rücken zukehren? Dann könne die Religionen auf einmal ziemlich fortschrittlich agieren. Man schaue sich doch nur einmal die völlig verknöcherten Strukturen der katholischen Kirche an. Oder wenn ich an die ganze Mystik der Yogaphilosophie denke, die sich ja weitestgehend auf den Hinduismus beruft, dann habe ich schon das Gefühl, dass man das alles einmal gründlich abstauben sollte.

Mit der Vorstellung, dass wir Gott selber sind, kann ich allerdings ebenfalls nichts anfangen. Da fehlt mir irgendwo die Demut. Allerdings kann ich sehr gut mit der Vorstellung leben, dass wir das Göttliche, wie man es auch betrachten mag, in uns selber finden können. Warum sollte aber der Atheist oder der Agnostiker sein Leben nicht genau so verantwortungsvoll gestalten, wie der Christ oder Hinduist?

Im Endeffekt geht es mir darum, dass jeder seinen Weg zum Glück findet. Für mich besteht allerdings die Schwierigkeit darin, dass es mir nicht so leicht fällt wie dir, zu sagen, dass Gott die Welt erschaffen hat und für alles verantwortlich ist. Wäre ich davon überzeugt, dann wäre vieles bestimmt einfacher.

Alles Liebe. Gerrit
 
Hallo Daniel

Wenn wir Sexualität ausserhalb der Ehe haben, sind wir nicht sauber.

Ich war ein wenig überrascht. Ich dachte Du bist Mönch und lebt enthaltsam?

Mit deiner Einstellung zur Emanzipation kann ich mich nicht anfreunden. Ich finde deine Einstellung sehr konservativ. Aber ich möchte an dieser Stelle nicht weiter darauf eingehen.

Wir sind uns wohl beide einig darüber, dass wir Gott nicht kennen können, da wir keine Kapazität haben ihn zu erkennen – weder mit den Sinnen, noch mit dem Geist oder der Intelligenz. Das heißt, Gott ist verborgen.

Du interpretierst in dieses Nichterkennenkönnen schon wieder Gott hinein, wenn Du sagst "Gott ist verborgen". Was ist denn wirklich verborgen? Uns ist verborgen, warum es das Universum gibt und was das alles für einen Sinn hat. Aber wenn man bei jeder Antwort sofort einen Gott aus dem Hut zaubert, dann hat das psychologische Ursachen.

Ich habe gestern Abend das Philosophische Quartett gesehen, eine Fernsehsendung die sich mit Religion beschäftigte. Einer der Diskussionsteilnehmer zitierte jemanden, ich weiss nicht mehr wen er zitierte, der sagte: "Wenn ich mir Gott nicht vorstellen würde, dann würde ich verrückt werden". Ich kann diese Haltung sehr gut verstehen. Ich selber benötige diese Vorstellung allerdings nicht. Warum muss man auf jede Frage immer eine Antwort haben? Auf alle Fälle halte ich es für sehr unehrlich, wenn man jede offene Frage mit Gott beantwortet. Und genau auf dieser Unehrlichkeit bauen alle Religionen auf.

In dieser Diskussion fiel übrigens auch der Begriff "Atheistische Spiritualität". Das gefiel mir sehr gut. Es gefällt mir nämlich gar nicht, dass viele religiöse Menschen der Religion so kritiklos gegenüberstehen. Ausserdem wehre ich mich dagegen, wenn die Religionen für sich in Anspruch nehmen, die oberste Instanz der Moral zu sein. Ich würde die Religionen lieber durch den Begriff des Humanismus ersetzen, der frei ist von allen transzendenzen Begriffen.

Was in der Diskussion auch recht interessant war, war die Behauptung, dass die wahren religiösen Menschen die Ketzer und Oppositionellen waren, die die Missstände der Religionen aufzeigten und dafür auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden.

Alles Liebe. Gerrit
 
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Hallo Ananda

Ich glaube, dass die unterschiedlichen Bewusstseinszustände der Erleuchtung, die Du aufzählst, die Wirklichkeit nicht richtig beschreiben oder sogar falsch darstellen.

Das Einheitsbewusstsein und das Antaryaminbewusstsein beruhen auf Religiosität. Religiosität ist aber keine Voraussetzung für Erleuchtungserfahrungen. Sie kann die Erleuchtungserfahrungen allerdings fördern. In Wirklichkeit beruht Erleuchtung auf der Wirkung von körpereigenen Drogen. Und die unterschiedlichen Bewusstseinszustände sagen nur etwas über die Tiefe der Trance aus, die durch körpereigene Drogen verursacht wird, die bei jedem Menschen etwas anders aussehen kann.

Erleuchtungszustände sind genauso für jeden nichtreligiösen Menschen möglich, dann fehlt allerdings die religiöse Ausrichtung. Wenn Erleuchtungszustände bisher vorwiegend in religiösen Kulturkreisen vorkommen, dann liegt das einfach darin begründet, dass alle Länder und alle Staaten durch Religion beeinflusst werden.

Ausserdem stelle ich mir die Frage, ob Erleuchtung nicht auch einen hysterischen Charakter hat. Die Menschen leiden äusserlich und innerlich. Um diesem Leid zu entgehen, steigern sie sich in fast schon hysterischer Form in ein religiöses Extrem hinein. Dieses kann die Wirkung der körpereigenen Drogen so weit steigern, dass selbst Halluzinationen möglich sind.

Mir erscheint es ausserdem als sehr fraglich, dass ein Erleuchteter durch Schlaf nicht genug Ruhe bekommt, weil sein Nervensystem zu sehr in Anspruch genommen wird. Bisher habe ich eher das Gegenteil gelesen, nämlich, dass der eine oder andere Erleuchtete vollkommen auf Schlaf verzichtet hat, weil sein meditativer Zustand einem schlafähnlichen Zustand entsprach. Das scheint mir sehr einleuchtend zu sein.

Alles Liebe. Gerrit
 
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