Bhagavad Gita

Ananda schrieb:
Diese Leere erfährt man auch in der Meditation, ja.
Hm, ich bin unsicher, aber offenbar erreiche ich jetzt nach 4 Jahren Meditationspraxis inzwischen Samadhi-Zustände in der Meditation. Ich war erstaunt zu erfahren, dass wenn ich ganz, ganz tief in Meditation bin, ich auf gewisse Weise "blöd" werde. Ich kann das nicht anders ausdrücken. Ich sitze dann recht verkrampft auf meinem Kissen, die Augen geöffnet, bin hellwach, schaue in den Raum, da sind praktisch keine Gedanken mehr, und die Dinge sind einfach nur so, wie ich sie sehe - nichts anderes, nichts Besonderes und zwar in keinster Weise. Dieser Zustand ist weit entfernt davon, irgendwelcher Verzückung zu gleichen, auf der andern Seite bin ich tief in der Meditation, bevor ich in den Zustand eintrete. Aber sobald ich dann drin bin, dann kann ich nicht einmal mehr richtig sagen, ob ich jetzt einfach nur wach dasitze oder noch meditiere.

Diese Zustand erreiche ich zwar jetzt inzwischen sehr oft, aber nur, wenn ich ca. > 20 Min. meditiert habe.
(Kennst du das Ananda? Ist das ein Samadhi-Zustand?)

Von himmlischer Liebe oder dergleichem erfahre ich in der Meditation nichts - ausser ich praktiziere Tonglen. Durch diese Praxis hatte ich auch ein einziges Mal ein Erlebnis, in welchem erfuhr, was "göttliche Liebe" genannt werden könnte, aber das war nur ein einziges Mal.

@Lotusz:
Ich verstehe das Beispiel mit Arjuna so, dass der Kampf symbolisiert, dass sich Arjuna ganz dem Spiel Samsara's hingibt. Ich glaube nicht, dass damit direkt eine kriegische Auseinandersetzung im herkömmlichen Sinne gemeint ist.
 
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Versuche dich nicht so zu verkrampfen und deine Meditation wird noch tiefer.
Und die Göttliche liebe erreichst du nicht von heute auf morgen und drückt sich auch nicht nur in der Meditation aus wenn du nicht hassen sondern nur lieben und verzeihen kannst dann bist du schon nah dran
 
Aimitzu schrieb:
Versuche dich nicht so zu verkrampfen und deine Meditation wird noch tiefer.
Nicht verkrampfen? Nun, wenn ich 40 Minuten kerzengerade still auf einem Kissen sitze, dann ist es nicht gerade einfach, sich dennoch nicht zu verkrampfen. Ob die Meditation noch tiefer gehen kann, das wird die Zeit zeigen, aber danke für den Hinweis.
Und die Göttliche liebe erreichst du nicht von heute auf morgen und drückt sich auch nicht nur in der Meditation aus wenn du nicht hassen sondern nur lieben und verzeihen kannst dann bist du schon nah dran
Die Liebesfähigkeit scheint eher etwas mit der Psyche zu tun zu haben, denn mit Meditation, das ist zumindest meine Erfahrung. Sprichst du hier selbst aus Erfahrung? Es würde mich freuen, wenn du darüber etwas mitteilen könntest.
 
fckw schrieb:
Nicht verkrampfen? Nun, wenn ich 40 Minuten kerzengerade still auf einem Kissen sitze, dann ist es nicht gerade einfach, sich dennoch nicht zu verkrampfen. Ob die Meditation noch tiefer gehen kann, das wird die Zeit zeigen, aber danke für den Hinweis.

Die Liebesfähigkeit scheint eher etwas mit der Psyche zu tun zu haben, denn mit Meditation, das ist zumindest meine Erfahrung. Sprichst du hier selbst aus Erfahrung? Es würde mich freuen, wenn du darüber etwas mitteilen könntest.

Ja das kenne ich , ich Meditiere oft 1 Stunde am Stück zumindestens versuche ich das , wobei es nicht jedesmal klappt. Ich bekomme dann immer rücken schmerzen weshalb ich ungärn länger wie eine Stunde Meditiere.

Ja ich spreche aus 3 Monatiger erfahrung . Bevor ich jedoch berichte möchte ich dazu sagen das ich seid 2 Monaten enthaltsamm lebe und dadurch rapide sprünge gemacht habe was meine Meditation anbelangt es ist allemal einen versuch wert.

Wenn ich Medietiere stellt sich ein ruhe gefühl ein während der Meditation erwärmt sich das "dritte Auge" leicht und ich spüre es auch. Ausserdem stellt sich ein leichtes Kribbeln ein in den Regionen in dennen die Chakren ihren Sitz haben.

Nach meiner Meditation (auch schon während dessen) breitet sich eine sehr schöne ruhe aus , aus der sich gleichzeitig liebe entfaltet dabei sehe ich nach der Meditation die dinge für ein paar Stunden (leider noch nicht den ganzen Tag) viel gelassener und in ir breitet sich kein Hass mehr aus . Ausserdem möchte ich gerne erwähnen das ich der Erde sowie den Pflanzen anderen respekt gegenüber bringe (wie so weiss ich nicht aber es ist so ein gefühl der hingezogenheit zur Erde nach der Meditation). Die ganze Welt erstrahlt danach in einer unglaublichen schöhnheit alles ist wunderbar und nichts und niemand könnte mich zu diesem Zeitpunkt aus der ruhe bringen.

Und ja es könnte gut sein das "Göttliche Liebe" eng mit der psyche zussamenhängt da ich jedoch kein psychologo noch proffesor auf jeglichem gebiet bin möchte ich mich dazu nicht äussern :)

Das wars dann soweit von mir viel spass noch bei deiner Meditation
 
Hallo fckw

fckw schrieb:
Hm, ich bin unsicher, aber offenbar erreiche ich jetzt nach 4 Jahren Meditationspraxis inzwischen Samadhi-Zustände in der Meditation. Ich war erstaunt zu erfahren, dass wenn ich ganz, ganz tief in Meditation bin, ich auf gewisse Weise "blöd" werde. Ich kann das nicht anders ausdrücken. Ich sitze dann recht verkrampft auf meinem Kissen, die Augen geöffnet, bin hellwach, schaue in den Raum, da sind praktisch keine Gedanken mehr, und die Dinge sind einfach nur so, wie ich sie sehe - nichts anderes, nichts Besonderes und zwar in keinster Weise. Dieser Zustand ist weit entfernt davon, irgendwelcher Verzückung zu gleichen, auf der andern Seite bin ich tief in der Meditation, bevor ich in den Zustand eintrete. Aber sobald ich dann drin bin, dann kann ich nicht einmal mehr richtig sagen, ob ich jetzt einfach nur wach dasitze oder noch meditiere.

Diese Zustand erreiche ich zwar jetzt inzwischen sehr oft, aber nur, wenn ich ca. > 20 Min. meditiert habe.
(Kennst du das Ananda? Ist das ein Samadhi-Zustand?)

Da Du mir Deine Erfahrungen hier nur schriftlich mitteilen kannst, kann ich das natürlich nicht genau einschätzen. Man sagt aber, dass Yogis während tiefer Meditation in den Zustand tiefen Samadhis eintreten. Mit dem eigentlichen Nirvikalpa (der exakt dasselbe ist wie die unio mystica oder das Erwachen) und dem darauffolgenden Sahaja Samadhi hat das ganze aber nicht im direkten Sinne zu tun, auch wenn es dem recht nahe kommt. Man könnte sagen: Wie der Schlaf der "kleine Tod" ist, ist die tiefe Meditation der "kleine Samadhi".

(Es wird aber möglicherweise einer der anderen "Samadhi-Zustände" bei Dir sein, welche auf der letzten Seite angeführt sind.)

Von himmlischer Liebe oder dergleichem erfahre ich in der Meditation nichts - ausser ich praktiziere Tonglen. Durch diese Praxis hatte ich auch ein einziges Mal ein Erlebnis, in welchem erfuhr, was "göttliche Liebe" genannt werden könnte, aber das war nur ein einziges Mal.

Tonglen sagt mir jetzt nichts, aber dieses Erlebnis war wohl ein Geschmack des Bhava Samadhi.

Wenn Du noch näher die Meditationserfahrungen schildern kannst, kann ich vielleicht noch exaktere Auskünfte geben. Ansonsten erst mal viel Freude bei der tiefen Selbsterforschung.

Alles Liebe,
Ananda
 
Hallo

Nachdem ich Anandas Artikel über die verschiedenen Samadhi-Zustände gelesen hatte und bei mir noch einige Fragen offen waren, wollte ich natürlich genau wissen was Samadhi ist und wie man die einzelnen Samadhi-Zustände unterscheidet. Dieses herauszufinden war gar nicht so einfach. Ich zog dabei die Raja Yoga Sutras von Patanjali zu rate und die Beschreibung der Samadhi-Zustände von Swami Krishnananda. Ich möchte nicht behaupten, dass ich alles verstanden habe. Aber vielleicht kann der eine oder andere ein paar klärende Worte hinzufügen.

Bei Patanjali lernte ich, dass man zwischen der Samkhya- und der Vedante-Philosophie unterscheidet. Die Samkhya-Philosophie kennt 7 Samadhi-Zustände und die Vedante-Philosophie kennt 4 Samadhi Zustände.

Die untersten zwei Samadhi-Zustände des Samkhya (Savirtaka und Nirvitaka) sind identisch mit dem untersten Samadhi-Zustand des Vedante (Viratsvarupa). Damit das etwas übersichtlicher wird, stelle ich die identischen Samadhi-Zustände der zwei unterschiedlichen Philosophien in einer Reihe dar. Ich weiss, dass es etwas schwer verständlich ist. Schaut euch die Tabelle bei Patanjali an, dann könnt ihr es besser verstehen.

Savirtaka + Nirvitaka = Viratsvarupa (Vedante)
Savichara + Nirvichara = Hiranyagarbha (Vedante)
Sananda + Sasmita = Isvara (Vedante)
Asampraynata = Nirvikalpa (Vedante)

Vedanta-Philosophie - 4 Stufen - 1. Viratswarupa, 2. Hiranyagarbha, 3. Isvara, 4. Nirvikalpa

1. Viratswarupa Samadhi: Identifikation mit dem gesamten physischen Kosmos
2. Hiranyagarbha Samadhi: Identifikation mit den Schwingungen des physischen Kosmos
3. Isvara Samadhi: Identifikation mit dem Gemüt hinter allem
4. Nirvikalpa Samadhi: reines Sein

Vorwort: Wenn wir im Samadhi unsere Augen öffnen, sehen wir nichts, obwohl unsere Augen geöffnet sind. Dies geschieht deshalb, weil das Bewußtsein im Innern etwas Ähnliches wahrnimmt, wie es in den äußeren Objekten entdeckt hat. Der räumliche Unterschied löst sich aufgrund derselben Sache im inneren Subjekt wie im äußeren Objekt auf. Da kein Raum mehr existiert, wird auch die Zeit überwunden. Das ist die Erkenntnis der wahren Substanz und des wahren Objektes, so wie es wirklich ist. Das unterscheidende ‘Oben und Unten’, das zwischen dem Seher und dem Gesehenen normalerweise gesehen wird, hört auf, und die Substanz des Einen tritt in das Andere ein.

Samkhya-Philosophie - 7 Stufen - 1. Savitarka, 2. Nirvitarka, 3. Savichara, 4. Nirvichara, 5. Sananda, 6. Sasmita, 7. Asamprajñâta

1. Savitarka Samadhi: Identifikation mit dem Universum in Raum und Zeit

Im Savirtaka-Samadhti dehnen wir unser Bewusstsein auf das ganze Universum mit allen seinen zeitlichen und räumlichen Veränderungen aus. Wir spüren, ich bin das ganze Universum und das Unendliche hinter dem Universum.

2. Nirvitarka Samadhi: Identifikation mit dem Universum jenseits von Raum und Zeit

Im Nirvirtaka Samadhi dehnt sich das Bewusstsein auf das ganze Universum aus. Zeit und Raum werden dabei von der Betrachtung ausgenommen. Es wird nur die Form betrachtet. Es geht um das Erfassen des Prinzips des Universums. Man stellt fest, das Universum ist doch ein Ganzes, jenseits aller Veränderungen.

3. Savichara Samadhi: Wir werden eins mit den Schwingungen

Hinter jeder Materie steht auf atomarer Ebene eine elektrische Energie oder Schwingung. Diese Energie oder Schwingung ist höher einzustufen als die physische Materie. Hinter jeder Materie verbirgt sich eine energetische Schwingung die man nicht sehen kann. Man kann sich nicht vorstellen, was diese Elektrizität oder diese Schwingung ist. Doch es gibt diese lebendige durchdringende Schwingung. Das ist die Ursache hinter den festen Formen der Objekte. Im Savichara-Samadhi identifizieren wir uns mit dieser Energie bzw. Schwingung, wobei aber Raum- und Zeit bestehen bleiben.

4. Nirvichara Samadhi: Wir werden eins mit den Schwingungen + Raum und Zeit lösen sich auf

Die letzte Sache, die uns verläßt, ist die Vorstellung von Raum und Zeit. Mit all unserem Bemühen, wird es uns nicht gelingen, Raum und Zeit aufzulösen, denn sonst würden wir uns selbst auflösen. Unsere Existenz ist nichts anderes als eine Raumzeit-Existenz. Wir können unsere Grenzen oder unseren unterscheidenden Charakter von Raum und Zeit so lange nicht überschreiten, wie wir als ein wahrnehmendes, erkennendes und meditierendes Bewußtsein außerhalb unseres Meditationsobjektes bleiben oder dieses Objekt in unserem Geist wahrnehmen.

Der Seher wird zum Gesehenen, das Bewußtsein wird zur Angelegenheit, der Meditierende wird zu dem, worauf er meditiert. Er wird zu etwas Anderem, und er weiß kaum etwas von dem, was er wahrnimmt. "Zu wissen bedeutet zu sein", diesen Punkt erreichen wir durch direkte Erkenntnis und Verwirklichung, wenn wir der Struktur des Raumzeit-Prozesses gewahr werden, was selbst die geringsten Schwingungsursachen einschließt. Wenn wir Raum und Zeit überwinden und mit den Schwingungen EINS werden, werden wir zu einer allgegenwärtigen Sache; dann sind wir im Nirvichara-Samadhi.

5. Sananda Samadhi: Das Ich löst sich auf und vereinigt sich mit Gott.

Im Sananda Samadhi werden wir praktisch allgegenwärtig. Wir durchdringen den Kosmos. Wir sind nicht mehr länger das ‘Ich’ oder ‘Du’; das ist für immer aufgelöst. Es ist nicht nur für immer aufgelöst, sondern kommt auch nicht mehr zurück. Eine große Flut der Freude überschwemmt das innere allgegenwärtige Bewußtsein. Eine undenkbare, unverständlich, nicht nachweisbare, undefinierbare und unfaßbare Glückseligkeit explodiert in einem, so als würde man sich allem Wahrnehmbaren, Greifbaren, allen Besitzes auf einen Schlag erfreuen. Eine Freude, die sich weder der reichste Mann der Welt noch der größte Eroberer des Universums erträumen könnte, strömt in den Meditierenden ein, obwohl dieser nicht das Universum besitzt, sondern weil er EINS mit IHM geworden ist.

6. Sasmita Samadhi: Das Ich löst sich auf,vereinigt sich mit Gott und befreit sich von Raum und Zeit

Kein Wort kann diese einzigartige Erfahrung der Freude beschreiben. Es bleibt nur die Identifikation mit dem kosmischen ‘Ich’. Jedes Wort ist am Ende überflüssig oder sinnlos. Dies ist das kosmische ‘Ich’, das sich Selbst ausdrückt, das Sasmita Samadhi, ein ‘Ich’, das von der Raumzeit befreit ist, was auch die Befreiung von der Wahrnehmung von Objekten und Wissen einschließt. Dieses ‘Ich’, zu dem man in dieser Stufe wird, kann als das ‘Du’ oder das ‘Was’ bezeichnet werden und als ein vollkommenes Subjekt angesehen werden. Es ist nichts, was man sich vorstellen kann.

7. Asamprajñâta Samadhi: Reines Sein

Asamprajnata heißt ohne Erkenntnisse, ohne Bewußtsein. Wir sind einfach: die Erfahrung reinen Seins. Dies schließt auch weiter Wonne ein, schließt auch weiter das kosmische Ich ein, das reine Selbst, Atman, transzendiert sie aber alle. Das ist der Nirodhah-Zustand oder, wie man im Jnana Yoga in der Vedanta-Philosophie sagen würde, der Zustand von Nirvikalpa Samadhi, die Selbstverwirklichung.

Alles Liebe. Gerrit
 
Ananda schrieb:
Ja, das stimmt. Nur möchte ich anmerken, dass ich kein Anhänger/Vertreter der Advaita-Vedanta-Philosophie bin. Ich sehe sie eher als ein Mittel zur Erkenntnis, wesensgleich mit Jnana Yoga. Aber daraus sich eine Philosophie zu bilden, die sogar zu verrückten Verstrickungen und spirituellen Ausreden führt - da muss ich Dir absolut beipflichten-, ist nicht Sinn der Sache.

Meiner Meinung nach sollte man wissen, wo man steht und was man will. Gott hat all die verschiednen Standpunkte und Philosophien mit jeweils einem Sinn dahinter erschaffen. Manche erfüllen den Sinn, die Seelen näher an Gott zu führen und manche erfüllen den Sinn die neidischen von Gott fernzuhalten.
Für uns ist die Frage wichtig, wo sind wir und welchen Pfad folgen wir? Es kann durchwegs sein, dass wir es nicht genau wissen. Dann können wir hoffen und beten, dass wir es erfahren mögen.

Die Heiligen Schriften helfen uns dabei. Im Sanskrit heißen die Schriften „sastra“. Die Bedeutung davon ist: „das was trennt“. Die „sastra“ soll uns von unseren Illusion, in denen wir offensichtlich verstrickt sind, ganz besonders dann, wenn wir meinen, dass wir das nicht sind, trennen.
Man sollte dafür die „sastra“ akzeptieren, so wie sie ist, und nicht spekulieren und interpretieren.

Die „sastra“ besteht aus verschiedenen Teilen. Für diejenigen, die das spirituelle Leben suchen, sind besonders die Upanisaden, das Vedanta Sutra, Mahabharat (inkl. Bhagavad Gita) und Ramayan, Puranas und Srimad Bhagavatam (das Kommentar zum Vedanta-Sutra) von Bedeutung.

Um die „sastra“ verstehen zu können, sollte man sie unter der Anleitung eines geistigen Meisters studieren und durch die Unterweisung des Sadhu, des Heiligen leben. Nur so kann man in die Bedeutung der Schriften eintauchen.
Guru, Sadhu und Sastra sind drei Prinzipien, die uns aus der Bedingtheit führen können.

Als nächstes ist es wichtig die Stellung des Guru zu verstehen. Wer ist Guru?
Das Wort Guru besteht aus zwei Silben. Gu bedeutet Dunkelheit und ru bedeutet Licht. Dh. Guru ist jemand der aus aus der Dunkelheit in das Licht führt. Ein Guru kann nicht blind sein. Er muss das Licht der Wahrheit sehen können. Dh. Er muss von einen anderen Guru dazu ermächtigt worden sein. Das ist das prinzip der guru-parampara, oder des herabsteigenden Vorganges der göttlichen Offenbarung durch die Schülernachfolgelinie.

Mit den Schriften kommt also auch die Schülernachfolgelinie herab. Transzendentale Themen bestreffen gibt es, wie schon im letzten Post erwähnt, zwei Hauptschulen: die Vaisnavaschule und die Advaitaschule. Die Grundsätzte der Vaisnavaschule hast du in den Elfpunkten des Vaisnava Siddhanta Mala angeführt. Vollständigkeitshalber kann man noch sagen, dass es vier Vaisnavaschulen gibt. Die Begründer dieser vier Schulen sind Laksmi, Siva, Brahma und die vier Kumaras (Sanak, Sananda, Sanat, Sanatana). Im jetzigen Yuga, dem Kaliyuga, standen vier berühmte Acaryas den jeweiligen Sampradayas vor. Das sind Ramanuja, Visnusvami, Madhvacarya und Nimbarka.

Die Advaitaschule folgt hingegen dem berühmten Reformator, der im 8 Jh.n Chr. lebte und lehrte. Sein berühmtes Werk ist der Kommentar zum Vedanta Sutra, auch Sariraka-bhasya genannt.

Wie schon immer, so besteht auch heute ein Widerspruch in diesen zwei Schulen. Die Advaita schule, dessen Argumente ich immer wieder aus deinem Schreiben herauslese, wie z.B.:

>>Wir können "Ihn" aber in unserem Innersten begegnen, mit "Ihm" verschmelzen und von dort in unsere Wirklichkeit hinein entfalten. <<

>>Wir sind sowohl Diener des Ganzen als auch das Ganze selbst. <<

>>Im gewissen Sinne sind wir alle bereits Gott, auch wenn wir davon nichts wissen. Aber ein Gott neben einem Gott - soetwas gibt es nicht. Das ist nähmlich nur der Eine All-Ein.<<

>>Der Mensch ist nur insofern unwissend, dass er nicht weiß, dass er "Gott" ist (und schon immer war, alles andere ist völlig unmöglich und beruht auf tiefster Unwissenheit).<<

behauptet, dass Gott und die Lebewesen Eins sind, ohne zu unterscheiden, während die Vaisnavalehre, wie im Punkt fünf des von dir geposteten Texts:

5.Alle Lebewesen (Jivas) sind winzig kleine, bewusste und ewige Teile Gottes. In dieser Welt beseelen sie alle Körperformen, also auch Tiere, Pflanzen. Sie behalten ihre Identität bei, auch nach der Befreiung des Kreislaufes der Wiedergeburten. Wenn ihre aufgesetzte materielle Identifikation mit dieser Welt, die nur eine Bedeckung des Jiva darstellt, vollkommen abgelegt ist, manifestiert sich erst dessen wahre Individualität (Svarupa). Die Anzahl der Jivas ist unbegrenzt, und sie weisen die gleichen spirituellen Eigenschaften wie Gott selber auf (Sat, Chit, Ananda = Sein, Bewusstsein, Glückseligkeit), im Gegensatz zu Gott jedoch nur in begrenztem Ausmaß.


Sri Caitanya Mahaprabhu, ein weiterer großer Lehrer, der um 1600 den Vorgang der Selbstverwirklichung durch das Gemeinsame Singen und Preisen der Namen Gottes verkündete, offenbarte die dieses höchste Geheimnis der Absoluten Wahrheit als das unbegreifliche Gleich- und Verschiedensein des Lebenswesens und Gottes.
Man beachte das „unbegreiflich“. Dh. man kann diese Wahrheit nicht erfassen, solange unser Bewusstsein von Illusionen bedingt ist. Der Verstand kann diese Wahrheit nicht begreifen. Zuerst muss man also das Bewusstsein von den Illusionen befreien. Da die Schriften darüber sehr genau Auskunft geben, wie schwer es ist von der Bedingtheit befreit zu werden, vorallem im Kaliyuga, dem Zeitalter des Streites und der Heuchelei, führt Sri Caitanya Mahaprabhu eine Aussage aus der Brihan naradiya Upanisad, um doch auf eine Möglichkeit hinzuweisen. Darin heißt es:

„In diesem Zeitalter des Streites und der Heuchelei ist das einzige Mittel zur Befreiung das Singen der Heiligen Namen des Herrn. Es gibt keinen anderen Weg, es gibt keinen anderen Weg, es gibt keinen anderen Weg.“


Die dreifache Wiederholung, dass es keinen anderen Weg gibt, erklären die Autoritäten, wie Swami BP Puri, sagt aus, dass man weder durch fromme Handlungen und Opferhandlungen (karma-kanda), durch mentale Spekulation (jnana-kanda), noch durch mystischen Yoga (dhyana-yoga) befreit werden kann, sondern nur durch das gemeinsame Singen der Heiligen Namen Gottes.
Solange man nicht befreit ist, so kann auch nicht verstehen, was sich hinter den Grenzen des Manifestierten verbirgt. Jeder Versuch aus unserer gegenwärtigen Lage die Transzendenz zu verstehen stellt nichts anderes als mentale Spekulation dar.

Das ist die Aussage der vedischen Schriften diesbezüglich. Wir mögen zwar viele Hinweise aus den Schriften bekommen und wir mögen auch verstehen, was der Unterschied zwischen Materie und er spirituellen Natur ist, doch wie handeln wir aus dieser Erkenntnis. Wir können uns nicht Lösen ohne den Heiligen Namen Gottes zu singen.

So sagt das Srimad Bhagavatam:

„Im Zeitalter des Kali betätigen sich intelligente Menschen im Kirtan, um den Avatara zu verehren, Der ständig die Namen Krishnas singt. Obwohl Seine Ausstrahlung nicht schwärzlich ist, ist Er Shri Krishna Selbst. Er wird von Seinen Erweiterungen, Dienern, Waffen und vertrauten Gefährten begleitet.“

Wenn wir also diesen Vorgang folgen, erst dann werden wir verstehen anfangen, wie die Dinge sind. Bhaktivedanta Swami pflegte zu sagen, was nützt uns über Samadhi, über das Srimad Bhavagavatam und über Gott zu sprechen, um im nächsten Augenblick eine Zigarette anzuzünden, oder irgend einen anderen Unsinn zu machen, anstatt das Yuga-dharma, den Vorgang der Befreiung für dieses Yuga, das Singen des Heiligen Namen Gottes, zu praktizieren.


Die Kunst des Singens der Heiligen Namen Gottes, wie auch die tiefere Bedeutung der „sastra“, kann man durch die Schülernachfolge von Sri Caitanya Mahaprabhu kennen lernen. Jeder ist eingeladen, doch niemand wird gezwungen. Wenn jemand meint unabhängig von den Ratschlägen der Heiligen und der Schriften glücklich werden zu können, dann kann er es auch versuchen. Solange es der Neid nicht zuläßt, oder solange man nichts davon weiß, kann man die Lehre von Sri Caitanya Mahaprabhu nicht akzeptieren.


Das ist so in kurzen Zügen, wie ich mich dieser Thematik nähere und Bezug suche.
Entschuldigung, falls sich jemand durch diese Worte etwas bedrängt oder verletzt fühlt. Das ist nicht meine Absicht. Wir betrachten lediglich die Aussage der Schriften und Autoritäten.

Schöne Grüße
Daniel
 
Hallo Daniel

Wenn man deinen Text liest, so könnte man meinen, dass Erleuchtung ohne ein aufwendiges Studium der Heiligen Schriften nicht möglich ist. Wenn das stimmt, dann sollte man zunächst einmal fragen, warum die Menschen sich um Erleuchtung bemühen. Bemühen sie sich nicht deshalb um Erleuchtung, weil sie in ihrem Inneren todunglücklich sind, weil sie Schmerzen an Leib und Seele erfahren? Mit anderen Worten, der grösste Antrieb, sich um Erleuchtung zu bemühen, besteht darin, dass sie Menschen sich von ihren körperlichen und seelischen Schmerzen befreien wollen.

Um zu verstehen, warum der Mensch so sehr in seinem Leben leidet, ist eine intensive Auseinandersetzung auf intellektueller Ebene sicherlich erforderlich. Ich sehe aber eine grosse Gefahr darin, die Heiligen Schriften als die absolute Wahrheit zu betrachten. Macht man das aber trotzdem, so besteht die Gefahr, die bei Religionen immer besteht, nämlich, dass der Mensch sich der Verantwortung entzieht und diese Verantwortung Gott "anvertraut". Ich habe für dieses Verhalten zwar durchaus Verständnis, manchmal ist die Last des Lebens eben nur schwer allein zu tragen. Ich sehe in diesem Verhalten aber auch eine Gefahr. Man hat sich zwar einer Last entledigt, aber gleichzeitig hat man sich dadurch auch selbst entmündigt.

Man sieht dieses Verhalten immer wieder bei Sektenmitgliedern. Die Mitglieder der Sekte ordnen sich den Vorstellungen der Sekte total unter. Die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Befindlichkeit wird einer kollektiven Philosophie untergeordnet. Und im Endeffekt funktioniert man nur noch als Marionette, die nach der jeweiligen Philosophie agiert. Man meint dadurch frei zu sein. In Wirklichkeit aber ist man gefangen in einer Philosophie die andere einem diktieren.

Diese Unterordnung unter eine Religion ist für mich gewissermassen das Gegenteil einer Therapie. In einer Therapie wird man schonungslos mit seinen Ängsten konfrontiert. Alles wird offen gelegt, nichts wird zurückgehalten. Ordnet man sich aber einer Religion unter, so wird dieser ganze Berg an Problemen den man mit sich herumträgt, nicht angesprochen, sondern hinter einem grossen Berg versteckt, der Glauben heisst. Man verfängt sich in religiösem Aktionismus statt sich seiner Probleme zu stellen.

Ich verhehle nicht, dass die Heiligen Schriften eine grosse Hilfe sein können, sein Leben sinnvoll auszurichten. Allerdings sollte man auch den Heiligen Schriften gegenüber immer eine gewisse Skepsis walten lassen. Sie sind von Menschen geschrieben. Und Menschen machen Fehler. Wird dieses nicht bedacht, dann hat das eher etwas mit Glauben als mit Wissen zu tun.

Auch wenn Sri Caitanya Mahaprabhu sagt, dass im Zeitalter des Streites und der Heuchelei (Kaliyuga) das einzige Mittel zur Befreiung das Singen der Heiligen Namen des Herrn ist, so habe ich doch grosse Zweifel, dies als alleinige Wahrheit anzuerkennen. Es gab sicherlich zu Lebzeiten Caitanya's viele andere grosse Weise, die anderes sagten und auf anderem Wege zum Ziel fanden. Ich denke, es gibt zu jeder Zeit nicht nur einen Weg der zum Ziel führt, sondern genau so viele Wege wie es Menschen gibt. Das einzige Problem sehe ich darin, wenn jemand seinen Weg als alleinige Wahrheit betrachtet und zum Dogma erhebt.

Alles Liebe. Gerrit.
 
Hallo Daniel,

vorerst sei angemerkt, dass wir bereits im aufsteigenden Dwapara Yuga leben, dem "irdischen Frühling". Das Kali Yuga ging bereits um 1700 zu Ende. Die Aussage über das Kali Yuga in den Veden bezieht sich auf den Kosmos oder gar das Universum, die Erde hat eigene Zyklen. Genauso wie Jahreszeiten und Tageszeiten.

Es stimmt wohl, dass das Chanten Gottes Namen eines der kraftvollsten Mittel ist, um Befreiung (Moksha) zu erlangen. Doch auch sei angemerkt, dass es nicht das einzige ist. Was aber stark hervorzuheben ist, dass es sich stark auf die liebende Hingabe des Menschen auswirkt, welche direkt zur vollkommenen Verschmelzung mit Gott führt. Ich schrieb dazu an anderer Stelle mal:

» Nityananda Gauranga «


Dieses Mantram ist dasjenige, welches an Wirkungskraft auf der Erde unübertroffen ist. Wer sich einmal dazu bewegt hat, dieses Mantram zu singen, öffnet sich ganz von selbst der vollkommenen Gottesliebe und der unendlichen Freude und Seligkeit Gottes.

Nityananda Prabhu und Lord Gauranga sind die Gestalten grundloser Barmherzigkeit. Wenn man das Caitanya-caritamrta oder das Caitanya Bhagavata liest, kann man nur staunen und glücklich lachen, über Ihre Segensverteilung der Krsna-Prema (Liebe zu Gott).

Dieselbe Freizügigkeit und derselbe Großmut in der Verteilung transzendentaler Liebe ist im selben Ausmaß in Ihren heiligen Namen enthalten, die nicht von Ihnen verschieden sind.


Hier zum reinhören und herunterladen

Auf der einen Seite ist es die höchste Wahrheit, dass alles bereits Gott ist, alle Wesen und Dinge eingeschlossen. Auf der anderen Seite kann diese Aussage von der Selbstverwirklichung abhalten, welche im Menschen erst noch geschehen muss. In der Rishi Vasishtas Siddha Gita (zitiert aus der "Tripura Rahasya") heißt es:

1. Wir verehren das Eine, das stets unveränderlich bleibt, für das es weder Tod noch Wiedergeburt gibt, das nach beharrlicher Meditation als das eigene Selbst verwirklicht wird, und von dem alle Glückseligkeit ausgeht.

An diesem Vers sieht man, wie wiedersprüchlich dieser Punkt ist. Das wahre Selbst ist zwar bereits das Bewusstsein aller, dieses ist jedoch noch verdeckt von den Bergen der Unwissenheit. Deshalb ist es richtig, sich um Verwirklichung des Selbst und Reinigung des Geistes (wie in den Patanjali Yoga Sutras beschrieben) kümmert.

Man könnte das vergleichen mit einem wunderschönen strahlend weißen Tempel, über den Berge von Schlamm und Morast geschüttet wurden, und diesen jetzt verdecken oder verschleiern. Genauso verhält es sich mit den ganzen Vasanas (Begehren) und Samskaras (unterbewussten Eindrücken) und der alles zugrunde liegenden Unwissenheit im Geiste (Maya), welche das wahre Selbst nicht durchscheinen lassen, das bereits im Innersten eines jeden Menschen wohnt, ja sogar allgegenwärtig ist. Dazu heißt es weiter in der Rishi Vasishtas Siddha Gita:

2. Wir verehren Das, was als das wahre Selbst verwirklicht ist, das der unbefleckte Zeuge der Geburt des Egos, seiner Gedanken und der es umgebenden Welt ist, und das den Erkennenden, die Erkenntnis und die erkannten Objekte genauso transzendiert wie die Unwissenheit, die dem Schlafe zugrundeliegt.

Wenn sich also der Mensch dem inneren Zeugen, dem allgegenwärtigen Bewusstsein in seinem Innern, bewusst wird, leuchtet das wahre Selbst in ihm auf. Bleibt es aber unter den Hüllen des Egos verdeckt und wird deshalb nicht erkannt, bleibt der Mensch in Unwissenheit gefangen. Das Selbst ist wie eine strahlende Lampe, die aus sich selbst heraus leuchtet. Solange der Mensch aber an den Dingen der Welt hängt, die ihm nur zeitweise den Geschmack von Zufriedenheit und Glück geben, läuft er dem "Abglanz" (Maya) der Erscheinungen nach. Weiter heißt es:

3. Wir verehrend Das, was als Licht erscheint, das dem Selbst innewohnt und das alles erleuchtet, Das, was als Bewusstsein sowohl im Gläubigen als auch im Ungläubigen vorhanden ist, Das, was vor, während und nach der Schöpfung fortdauert.

4. Wir verehren das Selbst als Das, in dem alle Welten enthalten sind, aus dem sie entstehen und für das sie existieren.

5. Wir verehren das Selbst, das als das unendliche Ich-Ich-Bewusstsein leuchtet, das über das Ego hinausgeht, jedoch in sich alle Egos und alle Erkenntnis vereinigt.

6. Wer das Göttliche in seinem Inneren nicht beachtet und statt dessen nach anderen Gottheiten sucht, verhält sich wie der Narr, der das himmlische Juwel (chintamani) wegwirft und statt dessen in der Erde nach Juwelen gräbt.


Das Selbst ist allgegenwärtig und ewig. Solange wir dies aber nicht sehen, befinden wir uns in Unwissenheit. Die Wege aus dieser Unwissenheit sind viele. Manch einer erwacht durch bloßes Lesen eines Satzes wie "Alles ist Bewusstsein", ein anderer beschreitet den achtfachen Yogapfad oder wir zum Bhakta und gelangt an das Ziel, wieder ein anderer übt sich in Zazen.

Sich philolsophisch mit heiligen Schriften zu befassen verstärkt nur die Trennung des Menschen von Gott. Wenn die Schriften jedoch auf der ebene wahrer Erkenntnis (Jnana) verwendet werden, haben sie durchaus einen großen Nutzen für die Selbstverwirklichung. Zu dem "Abglanz" der irdischen Freuden heißt es weiter:

7. Gott, der in unserem Herzen wohnt und der allein die Kette von Wünschen zerreißen vermag, die uns an das irdische fesselt, kann nur erreicht werden, wenn wir uns alles anderen entledigen.

8. Wer irdischen Vergnügen nachrennt, obwohl er weißt, dass sie stets in Leid enden, verhält sich nicht wie ein Mensch, sondern wie ein Esel, der auch dann noch der Eselin folgt, wenn er nur Tritte zu erwarten hat.

9. Die giftigen Schlangen, die sich hinter den Sinnen verbergen, müssen bezwungen werden, wenn sie ihre Köpfe erheben, um nach Beute auszuspäen.


Soweit zu den trügerischen Freuden der Materie, welche den Geschmack der Glückseligkeit des Selbst vermitteln, dies aber nur zeitlich und in ihrer Intensität sehr beschränkt. Dies zu erkennen und auch bewusst danach zu leben, reinigt den Geist und das Gemüt, bis das wahre Selbst wieder durchscheinen kann. Im letzten Vers heißt es:

10. Erlange die Glückseligkeit des Friedens, indem Du sie Sinne beherrschst und den Geist zu Ruhe kommen lässt!
Der Geist birgt keinen Samen, aus dem Leid und Schmerz erwachsen, wie es bei den Sinnesfreuden der Fall ist. Er befreit sich von allen Unreinheiten, indem er mit seiner Quelle verschmilzt. Dann herrscht tiefster Friede - die endgültige Befreiung ist nahe.


Und zu guter letzt nochmal die berühmten Worte Sri Shankaras:

Die Welt ist unwirklich,
nur Brahman ist wirklich.
Die Welt ist Brahman.


Alles Liebe,
Ananda
 
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Hallo Lotusz,

Wenn man deinen Text liest, so könnte man meinen, dass Erleuchtung ohne ein aufwendiges Studium der Heiligen Schriften nicht möglich ist. Wenn das stimmt, dann sollte man zunächst einmal fragen, warum die Menschen sich um Erleuchtung bemühen. Bemühen sie sich nicht deshalb um Erleuchtung, weil sie in ihrem Inneren todunglücklich sind, weil sie Schmerzen an Leib und Seele erfahren? Mit anderen Worten, der grösste Antrieb, sich um Erleuchtung zu bemühen, besteht darin, dass sie Menschen sich von ihren körperlichen und seelischen Schmerzen befreien wollen.


Die Schriften sind zu einem gewissen Maße unumgänglich. Wenn man den Weg erkannt hat und fest darauf geht, dann könnte man die Schriften weglassen. Weise, die keine Schriften mehr benötigten, haben trotzdem weiterhin die Schriftne in Einbetracht gezogen, um diejenigen zu lehren, die nicht auf Schriften verzichten können. Die Schriften sind Prüfung für das was man sagt.
Ein spezielles Beispiel ist Indien. Dort erklären sich jeder Woche neue Betrüger zu Inkarnationen/Avataren Gottes oder großer Seelen. Wenn man jedoch auf die Schriften und andere Autoritäten hört, dann wird man wissen, dass es keine Inkarnationen gibt, wenn sie nicht in den Schriften angekündigt worden sind.

Warum sich die Menschen der Erleuchtung, Gott, dem Ungewissen im Leben, der Esoterik usw. zuwenden ist zum großteil wegen der Leiden des Lebens. Doch es ist nicht immer so. Manche sind einfach Neugierig; andere sind Wissbegierig und andere erhoffen sich auf diese Weise reicher und einflussreicher zu werden. Bei verschiedenen Menschen verschiedene Gründe.




Um zu verstehen, warum der Mensch so sehr in seinem Leben leidet, ist eine intensive Auseinandersetzung auf intellektueller Ebene sicherlich erforderlich. Ich sehe aber eine grosse Gefahr darin, die Heiligen Schriften als die absolute Wahrheit zu betrachten. Macht man das aber trotzdem, so besteht die Gefahr, die bei Religionen immer besteht, nämlich, dass der Mensch sich der Verantwortung entzieht und diese Verantwortung Gott "anvertraut". Ich habe für dieses Verhalten zwar durchaus Verständnis, manchmal ist die Last des Lebens eben nur schwer allein zu tragen. Ich sehe in diesem Verhalten aber auch eine Gefahr. Man hat sich zwar einer Last entledigt, aber gleichzeitig hat man sich dadurch auch selbst entmündigt.

Um garnicht in die zahlreichen vedischen Ratschläge einzugehen, nehmen wir nur die 10 Gebote aus der Bibel in Einbetracht.
Was ist nun Verantwortung? Zu behaupten, dass man auf Schriften nicht hören soll, weil man dadurch angeblich verantwortungslos wird, oder zu versuchen, diesen Ratschlägen zu folgen.
Da sehe ich viel eher den alten psychologischen Trick dem anderen seine Haltung anzudichten.
(Der Iraq ist gefährlich, deswegen muss er ausgeschlaten werden – das ist ein ähnliches Beispiel aus dem praktischen Leben)
Verantwortung in der Gesellschaft und im Betrieb (als Beispiel) bedeutet, sich nach den Richtlinien zu verhalten, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Jemand der nur das macht, was er machen will, kann nie einen Verantwortungsvollen Job haben. Die Begründung dafür lautet schlicht und einfach „verantwortungslos“.

Wenn man also die Richtlinien des spirituellen Lebens und des Lebens in der Gesellschaft nicht akzeptiert, oder nur in dem Maße, wie es mit gerade passt, dann ist das für ein Anzeichen von Verantwortungslosigkeit.
Da kann man natürlich argumentieren, dass es nicht bewiesen ist, dass die Gesetze Gottes und die Ratschläge der Schriften und Heiligen nicht zu Frieden führen, doch das ist genauso eine schlechte Ausrede, wie jeder andere Versuch die Autorität oder Existenz Gottes zu verneinen.
Ohne das beweisen zu müßen, reicht einem intelligenten Menchen nur wenn er sieht, wo hin das Leben ohne Gott führt. Nur ein Blick in die tageszeitung reicht schon.
Wenn man dann noch die Erfahrung machen darf, wie das gottgefällige Leben aussieht, dann sollte es keine Zweifel mehr geben.




Man sieht dieses Verhalten immer wieder bei Sektenmitgliedern. Die Mitglieder der Sekte ordnen sich den Vorstellungen der Sekte total unter. Die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Befindlichkeit wird einer kollektiven Philosophie untergeordnet. Und im Endeffekt funktioniert man nur noch als Marionette, die nach der jeweiligen Philosophie agiert. Man meint dadurch frei zu sein. In Wirklichkeit aber ist man gefangen in einer Philosophie die andere einem diktieren.

Da bin ich ganz deiner Meinung, doch für mich ist das ein Hinweis, dass sich diese Menschen entweder gar nicht oder falsch auf die Schriften beziehen. In diesem Falle beziehen sie sich viel mehr auf zusammengebraute Spekulationen. Wenn man sich in richtiger Haltung an die Heiligen Schriften bezieht, dann fällt man keinem Atheismus, Agnostizismus oder Dogmatismus zum Opfer, wie das der Fall bei Sekten, wie der Konsumsekte (mit einem Anteil von über 90% der Weltbevölkerung) und anderen mehr oder weniger gefährlichen Sekten ist.

Wenn Gott weiß, wie man die Welt so vollkommen erschafft, dann weiß er auch, wie er die Seelen durch die Anweisung in den Heiligen Schriften vollkommen führt. Er zwingt das jedoch niemanden auf. Aus diesem Grund gibt es solche, die diese Anweisungen ablehnen oder verdrehen. Das ist die Größe Gottes. Und sobald jemand die Ratschläge haben will, dann stehen sie ihm sofort zur Verfügung. Wie dankbar wir dafür sind, zeigt die Tatsache, dass wir Gott ablehnen oder gar selbst Gott sein wollen. Swami Prabhupada hat gesagt: „Wir wollen Gott sein, doch wenn uns der Zahn schmerzen anfängt, dann laufen wir sofort heulend zum Zahnarzt.“



Ich verhehle nicht, dass die Heiligen Schriften eine grosse Hilfe sein können, sein Leben sinnvoll auszurichten. Allerdings sollte man auch den Heiligen Schriften gegenüber immer eine gewisse Skepsis walten lassen. Sie sind von Menschen geschrieben. Und Menschen machen Fehler. Wird dieses nicht bedacht, dann hat das eher etwas mit Glauben als mit Wissen zu tun.


Menschen können nur weltliche Literatur schreiben und obwohl sie meinen etwas zu wissen, die Erfahrung beweist, dass sie nichts verstehen. Heilige Schriften offenbaren sich von innen und nur in der richtigen Geisteshaltung.
So wie man liebe nicht erzwingen kann, indem man jemanden eine Pistole an die Stirn drückt, so kann man auch nicht den Segen der Heiligen Schriften erzwingen; weder durch akademische Bildung, noch durch philosophische Veranlagung, noch sonst irgend wie. Erst wenn man sie in rechter Haltung begegnte, so können sie ihren segen ausbreiten, wie auch ein Mensch unsgegenüber Vertrauen offenbaren kann, wenn wir uns ihmgegenüber angebracht verhalten.

Das zu lernen ist eine Kunst. Die Kunst des richtigen Verhaltens. Nicht viele beherrschen diese Kunst. Jemand mag sich einwandfrei verhalten und sehr korrekt sein, doch wenn man ihn sieht, kann es sein, dass er voller Spannungen und kalt ist. Das ist so etwas wie der religiöse Dogmatiker oder der weltliche Moralapostel.

Die Kunst des Handeln, des angebrachten und liebevollen Handelns ist es etwas, was man auch aus keinen Schriften erlernen kann. An dieser Stelle würde ich dir natürlich Recht geben, wenn du sagst, dass die Schrift nicht immer notwendig sind. Doch zu dieser Ebene der Prüfungen muss man zuerst kommen und dazu benötigt man die Schriften in Buchform. Nach vedischen Verständnis gibt es zwei Arten von Schriften. Die Schrift in Buchform, oder die Schrift in Form einer Person, die die Schrift verwirklicht hat. Die wichtigere Gemeinschaft ist die Person mit der Verwirwiklichung, doch diese ist nicht leicht zu bekommen und man kann sie wiederum nur erkennen, wenn man durch die Augen Schriften sehen lernt, oder indem wie sich selbst offenbart.
Hierzu gibt es eine schöne Geschichte, doch darüber vielleicht ein anderes Mal.


Auch wenn Sri Caitanya Mahaprabhu sagt, dass im Zeitalter des Streites und der Heuchelei (Kaliyuga) das einzige Mittel zur Befreiung das Singen der Heiligen Namen des Herrn ist, so habe ich doch grosse Zweifel, dies als alleinige Wahrheit anzuerkennen. Es gab sicherlich zu Lebzeiten Caitanya's viele andere grosse Weise, die anderes sagten und auf anderem Wege zum Ziel fanden. Ich denke, es gibt zu jeder Zeit nicht nur einen Weg der zum Ziel führt, sondern genau so viele Wege wie es Menschen gibt. Das einzige Problem sehe ich darin, wenn jemand seinen Weg als alleinige Wahrheit betrachtet und zum Dogma erhebt.


Ja, es gibt so viele Wege, wie es Menschen gibt. Das ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass die Menschen verschiedene Ziele haben können.
Wenn ich den Bundespräsidenten von Deutschland in dieser Funktion treffen möchte, dann nützt es mir nichts nach ihm in meiner Stammkneippe, oder sonst irgend wo, wohin mich der Weg führt oder was mir in den Sinn kommt, zu suchen.
Zuerst muss ich mich an sein Büro wenden, dann kann ich, sofern er das veranlaßt die Information bekommen, wann, wo und unter welchen Bedingungen ich ihn treffen kann. An mir ist es dann, dort zur richtigen Zeit unter Berücksichtigung der Bedingungen zu kommen.
So ist es auch mit Gott. Wir können nicht hingehen, wohin uns unser Verstand oder unsere Sinneslust hinführen. Wir können, geführt von den Ratschlägen der Heiligen und der Schriften, nur dann zu Gott kommen, wenn wir uns das wünschen. Wenn sich jemand nicht wünscht zu Gott zu gehen, dann kann er gehen, wohin ihn die gesetze der Natur erlauben. Insofern gibt es viele Wege.
Die Veden sagen, dass es 8.400.000 Lebensgattungen gibt (nicht zu verwechseln mit Lebensformen), die innerhalb des Universums auf vierzehn Planetensystem leben. Man kann hoch und runter, quer und rüber gehen, doch Gott kan man erreich, so wie er es uns ermöglicht.

Wenn du ein Kürbissamen sähst, dann wirst du Kürbis ernten. Das ist nun mal eine Wahrheit und kein Dogma. So auch wenn man zu Gott gehen will, dann muss man den Weg zu Gott gehen und nicht zur spekulativen Zielorten des Schicksals. Aber jedem seine freie Entscheidung. Das sagt auch Krishna in der Bhagavad Gita 18.63:

„Ich habe dir somit den vertraulichsten Teil allen Wissens erklärt. Denke in Ruhe darüber nach, und tu dann, was du für richtig hältst.

Ein Dogma hört sich für mich anders an: z.B. es gibt keinen Gott, die Heiligen Schriften wurden von Menschen geschrieben (sorry, nimm es mir bitte nicht übel, sondern versuche es zu prüfen; ich stelle mich gerne für Fragen zur Verfügung), oder viele ander Beispiel.


Alles Gute und einen schönen Sonntag noch. Was machst du eigentlich berulich, wenn ich fragen darf? (da du offensichtlich sehr viel auch im Internet bist)

Daniel
 
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