Konventionelle Standpunkte und Erfahrungsberichte
In der Beurteilung dieser Art von Zuständen gibt es keine neutralen Standpunkte und wir befinden uns mitten im Spannungsfeld verschiedener Paradigmen. Ohne Partei ergreifen zu wollen und esoterische Betrachtungsweisen abzulehnen, möchte ich auf einige in der Esoterik verbreitete Irrtümer hinweisen, die dadurch entstanden, dass christliches Gedankengut östlichen Anschauungen aufgeprägt wurde. "Erleuchtete" werden als Göttliche Inkarnationen betrachtet und es werden weite Reisen zu ihnen unternommen. Kritisch wird es, wenn Allwissenheit in sie hineinprojiziert wird. Dies entspringt dem Hilfebedürfnis der Menschen. Die 'Erleuchteten', die diese Umstände in Selbstgefälligkeit nützen, beweisen damit, wie weit sie von Weisheit oder dem was man unter Erleuchtung versteht entfernt sind.
Ein Erleuchtungszustand beinhaltet keine intellektuellen Erkenntnisse in Form eines Wissenszuwachses im Sinne von Information über die Welt oder andere Personen; im Gegenteil, in diesem Zustand sind Intellektualität und Logik nicht existent. "Erleuchtete" können weise sein, dies ist jedoch nicht zwingend und auf jedem Fall selten. Speziell in Indien sind "Erleuchtete" oft dogmatisch eingeengt (das Erfolgserlebnis bestätigt sie in ihrem System) und Europäern und Amerikanern gegenüber überheblich, auch wenn sich dies hinter einer freundlichen Maske verbirgt.
Berichte über Erleuchtungszustände
von Personen unseres Kulturkreises
"Es ist das Erlebnis des inneren Lichtes. Ohne irgendwelche Vorahnung fühlt man sich plötzlich wie von Flammen erfasst, von einer rosigen brennenden Wolke umgeben, im gewissen Sinne so, als würde ein Feuer aus seinem eigenen Inneren emporlodern. Dabei besteht eine unaussprechliche Freude, Seligkeit, eine Gewissheit, Triumphgefühl. Alle Verstandes- und Gefühlskräfte werden erleuchtet. .. Der Kosmos ist keine tote Materie mehr. Blitzartig enthüllt sich der Sinn, das Ziel der Weltschöpfung."
...Da fand ich mich plötzlich ohne irgendein vorhergegangenes Anzeichen in einer feurigen Wolke. Einen Augenblick dachte ich an Feuer, an einen großen Brand irgendwo in der Nähe; dann aber merkte ich, dass das Feuer in mir selbst war. Gleich darauf überkam mich ein Gefühl unaussprechlicher Freude und Wonne. Auch folgte unmittelbar eine intellektuelle Erleuchtung, die ich nicht zu beschreiben vermag. Jedenfalls gewann ich - nicht einfach durch Glauben, vielmehr durch Anschauung - die Überzeugung, dass das Universum nicht tote Materie sei, sondern lauter Bewegung und Leben. Ich wurde mir des ewigen Lebens in mir selber bewusst ...Die Vision dauerte nur wenige Sekunden.
(R.M. Bucke, "Kosmisches Bewusstsein", Celle 1925; zitiert aus Carl Albrecht, "Das mystische Erkennen", Bremen (1958), S. 102)
...Während dieses Erlebnisses hatte ich ein Gefühl, als ob eine Menge Ameisen mir den Rücken hinaufliefen und ein sanftes, gutartiges Feuer rings um mich herum mit heller Flamme brenne. Dabei fühlte ich mich selbst ganz körperlos und wie in Lichtglast getaucht. Der Glast dieses Lichtes war wie Abendsonnenschein, in den ein feiner Staubregen fällt. Meinen Augen entstürzten Tränen. Gegen Ende dieses Erlebnisses stieß ich einen Laut aus, eine Art Ruf, und brach die Meditation ab und begann meinen Rosenkranz in der gewohnten Weise zu zählen."
(Heinrich Zimmer, "Der Weg zum Selbst", S.76)
Verschiedene Arten von Samadhi (indisch dogmatisch)
o Bhava Samadhi
o Savikalpa Samadhi
o Avikalpa Samadhi
o Nirvikalpa Samadhi
o Sahaja Samadhi
Bhava Samadhi
Bhava ist die Bezeichnung für einen ekstatischen Zustand 'kosmischer Liebe'
"Die Musik zog Indira Devi nach innen, aber in dieser weltfernen Versunkenheit verlor sie doch nicht das Wachbewusstsein gänzlich. Manchmal tanzte sie in diesem Zustand vor Verzückung."
(S.189 aus: 'Asiatische Mystiker', Hellmuth Hecker, Octopus Verl., Wien 1981)
Ramakrishna rezitiert das Mahimna Sutra. "Eines Tages betrat Ramakrishna einen Shiva-Tempel und begann als Lobpreisung Shivas das Mahimna-Sutra zu rezitieren. Als er im Begriff war, das Sutra zu sprechen, fand er sich plötzlich in Ekstase. Ramakrishna war eingetaucht in das Gefühl der Herrlichkeit Shivas, er verlor sein irdisches Bewusstsein, vergaß den Hymnus, die Worte, die Sprache, die Folge der Verse und alles andere um sich. Immer wieder rief er laut aus: 'Oh großer Gott, wie kann ich Deine Herrlichkeit ausdrücken?' Während Ramakrishna so in Ekstase verweilte, lief ein Strom von Tränen über die Wangen, die Brust, seine Kleider, so dass schließlich sogar der Boden nass war. Die Diener und Aufseher des Tempels kamen von allen Seiten gelaufen, als sie dieses Weinen und die mit halb versagender Stimme hervorgebrachten Worte, wie von einem Verrückten, hörten. Wie sie ihn in diesem außergewöhnlichen Zustand fanden, waren sie erstaunt und glaubten, sein Geist sei verwirrt. Einige lachten über ihn, andere wollten den 'Verrückten' aus der Gegenwart Shivas entfernen.
Mathur Babu aber war gerade im Tempel der Kali und kam sofort, als er von der Aufregung um den jungen Priester (Ramakrishna) hörte. Er erkannte den Zustand Ramakrishnas sofort und warnte erbost die Tempeldiener.
Als ramakrishna bald darauf aus seiner Entrückung zurückkehrte und all die Menschen um sich sah, fragte er angstvoll wie ein Kind: 'Habe ich denn etwas Falsches getan?' Mathur grüßte ihn und sagte: 'Nein, Vater, du hast einen Hymnus rezitiert. Ich stand hier, damit dich nicht jemand gedankenlos störe."
(Saradananda: 'Ramakrishna the Great Master', S. 431, Madras, Indien, 1970, 4.Auflage)
Sa-Vikalpa Samadhi
Das "Aussteigen aus dem fleischlichen Körper" im Zustand der Ekstase
"Im Jahre 1954 hatte Dilip Kumar Roy in Allahabad einen Freund von Ramdas, einem südindischen Heiligen, erzählt, den Dilip ein Jahr vorher kennen lernte. Nachdem er dann schlafen gegangen war, wachte er plötzlich auf und hörte die Stimme von Ramdas: 'Komm, komm - hier herauf!'
Und da geschah es: mein hämmernder Schädel öffnete sich oben und ich sah mich selbst himmelwärts schnellen, das Blau im Flug durchqueren, bis ich auf einmal erkannte, dass ich mich außerhalb meines Körpers befand. Es war wirklich eine Samadhi-Ekstase, die mich zutiefst erregte - ein gesegneter, befreiender Sprung (mukti) aus dem Gefängnis des Fleisches. Doch wie kann ich mit Worten die Verzückung beschreiben, die ich erfahren musste, um sie zu glauben? Als ich in meinen Körper zurückkehrte, schwang die Verzückung noch nach."
(Hellmuth Hecker, 'Asiatische Mystiker', S.179-180, Octopus Verl. Wien, 1981)
Über Indira Devi: "Zuerst dachte sie, sie werde im Lotossitz einschlafen, aber als sie sich dann eines Tages niederließ, stoppte der elektrische Strom, der vom Ende ihres Rückgrates emporzuckte, nicht wie gewöhnlich, sobald er den Kopf erreichte. Statt dessen öffnete sich ihr Haupt, als er es berührte, so schien es ihr zumindest, und sie befand sich außerhalb ihres Körpers - trieb auf samtenen Wogen der Seligkeit, weitete sich und bewegte sich so frei wie die Luft. Da war kein Gedanke, kein Verlangen, keine Freude, sondern etwas ganz anderes. Ein völlig anderer Rhythmus, eine andere Welt. Es gab keine Schranken von Zeit und Raum, obwohl sie ihre eigene Ganzheit beibehielt. Sie konnte ihren Körper auf dem Fußboden sitzen sehen. Nach einer Weile spürte sie eine Schwere auf dem Kopf und befand sich wieder in ihrem Körper. Dies war ihre erste Erfahrung vom Sa-Vikalpa Samadhi."
(Hellmuth Hecker, 'Asiatische Mystiker' S.185-186, Octopus Verl. Wien, 1981)
Über Indira Devi: "Die zweite Art, auf die sich das Bewusstsein vertiefte begann mit einem elektrischen Strom, der vom Ende des Rückgrates ausging und zum Herzen, Nacken und Scheitel hinaufkroch oder emporzuckte. Auf einmal öffnete sich dann der Kopf und sie war frei. Frei von der Versklavung des Körpers, auf samtenen Wellen der Ekstase und Harmonie treibend. Sie sah, wie sie sich über den Körper, der unbeweglich blieb, weitete. In diesem Zustand gab es kein Denken. Dennoch dauerte das Gefühl der Dualität fort, das Ich in ihr blieb - jetzt befreit von den Grenzen von Raum und Zeit. Die meisten ihrer Visionen kamen in diesem Zustand. Nach einer Weile spürte sie eine Schwere auf dem Kopf und fand sich auf der Erde wieder."
(Hellmuth Hecker, 'Asiatische Mystiker' S.189, Octopus Verl. Wien, 1981)
A-Vikalpa Samadhi
Das Schwinden des Ich
"Am 5.Mai 1972 erlebte Dilip Kumar Roy in Madras, wohin er zum Singen gefahren war, um Mitternacht, dass das Halbdunkel der Nacht plötzlich gänzlich finster wurde. Er hörte Stimmen über seinem Kopf, den Namen von Vishnu, und dann bekam er einen Schlag auf den Kopf:
'Er verursachte eine furchtbare Explosion, in der mein Körper verlosch. Aber es war eine köstliche Auflösung, in der ich spürte, dass mein Ich-Sinn, die Ichhaftigkeit, ahamta, vollständig verschwunden war und ein Bewusstsein reiner Seligkeit hinterlassen hatte, von aller Furcht befreit. "
(Hellmuth Hecker, 'Asiatische Mystiker' S.180, Octopus Verl. Wien, 1981)
Nir-Vikalpa Samadhi
Auflösung von Ich und Welt
Über Indira Devi: "Wie gewöhnlich stieg ein elektrischer Schlag vom Ende ihres Rückgrats auf. Ihr Schädel öffnete sich, und sie war frei von der Knechtschaft ihres Körpers. Wie ein Vogel, der aus dem Gefängnis heraus gelassen wird, schwang sich der Geist empor. Es war, als ob sie durch verschiedene Welten triebe und dem Ruf einer Flöte folge. Indira erinnerte sich, Wesen des Lichtes und der Harmonie gesehen und die Ekstase der erdnahen Götter gefühlt zu habe, vor allem aber erinnert sie sich an den Anruf der Flöte. Er war so nah und dennoch konnte sie ihn nicht erreichen. Höher und höher stieg sie empor, bis es nichts mehr gab außer dem Flötenruf, und dieser Ton war zur Form geworden, eine Realität, die sie irgendwie berühren wollte. Kaum tat sie es, verwandelte sich die Form in eine blendende Sonne, die in eine Million Teile zersprang, und dann war nichts, und dennoch alles. Es gab kein Ich mehr, nichts Erfahrbares, keine Form, keine Zweiheit, keinen Gott, keinen Adepten. Sie hatte jegliches Bewusstsein verloren, um Bewusstsein zu werden. Es gab nur Seligkeit und eine unermessliche Wirklichkeit, die regierte, jenseits allen Denkens, aller Beschreibung, aller Vorstellung. Die Zeit blieb stehen - oder es gab vielmehr keine Zeit - dennoch kehrte sie nach einer Weile zurück in den Schatten dieser Realität, dieser Welt."
(Hellmuth Hecker, 'Asiatische Mystiker' S.190, Octopus Verl. Wien, 1981)
Sahaja Samadhi
Wahrnehmung der Welt im Zustande des Nirvikalpa Samadhi
Ramana Maharshi: "Was geschah, war, dass meine Wünsche und mein Ego von mir gingen wie und weshalb, das vermag ich nicht zu sagen - und dass ich fortan in der Weite zeitlosen Friedens lebte. Manchmal verharrte ich mit geschlossenen Augen, und wenn ich sie öffnete, sagten die Leute, ich sei aus meiner gesegneten Meditation gekommen. Doch ich kannte den Unterschied zwischen Meditation und Nichtmeditation, ob gesegnet oder nicht, überhaupt nicht. Ich lebte einfach, ein ruhiger Zeuge all dessen, was um mich geschah, fühlte mich jedoch niemals aufgerufen, aktiv einzugreifen. Nie konnte ich den Drang empfinden, etwas zu tun, außer zu sein, einfach zu sein."
(Hellmuth Hecker, 'Asiatische Mystiker' S.178, Octopus Verl. Wien, 1981)
Körpersymptome während der Ekstase
- Der Körper ist in Starre und erkaltet während des Samadhi. Zurückgekehrt ist keine Erinnerung mehr vorhanden.
- Ebenfalls Starre, aber zurückgekehrt ist eine Erinnerung vorhanden.
- Keine Körperstarre, sondern ein Verzückungszustand, oft in Form eines ekstatischen Tanzes oder einer ekstatischen Gotteshuldigung.
- Körper und Geist sind unter Kontrolle und das Agieren in der Welt ist unbeeinträchtigt. Nach außen gibt sich der überbewusste Zustand durch leuchtende Augen und einem strahlenden Antlitz kund. Sehr starke Ausstrahlung.
Schlagwortartige Aufzählung einiger typischer Symptome in der christlichen Ekstase:
August Ackermann, 'Mystik und außerordentliche mystische Vorgänge', Einsiedeln, 1952. Hiervon ein Auszug:
" Die Ekstase kommt plötzlich. Sie überrascht bei jeder Beschäftigung, an jedem Ort, in jeder Lage. 'Sobald die Ekstase ausbricht wie Pulver aus dem Gewehre'...
Nach der Ekstase fahren sie mit der Predigt (hl. Thomas von Villanova, sel.Nikolaus Factor) oder Lektüre (sel.Aegidius von Santarem und Maria von Maille) dort fort, wo sie beim Ausbruch der Ekstase aufgehört hatten. Die Ekstatiker hatten wohl kein Gefühl der zeit. Sie meinten zuweilen, die Ekstase habe nur einen Augenblick gedauert (Cherubin von Stroncone).
Der Ekstatiker ist unbeweglich wie eine Marmorstatue und bleibt in der Lage, in der er sich gerade befindet.
Die Ekstatischen halten krampfhaft die Gegenstände fest, die sie gerade in den Händen halten und nehmen sie bei der aufsteigenden Ekstase (Levitation) in die Luft mit. Niemand kann sie ihnen entreißen. Unzählig sind die Fälle dieser Art, so z.B. gab Passidea einer Dame die Hände und fiel in Ekstase; die Dame konnte die Hände erst zurückziehen, als die Ekstase vorüber war. Man berichtet aus dem Leben der Ekstatiker hierüber die köstlichsten diesbezüglichen Vorkommnisse.
Das Gesicht verklärt sich. Das Gesicht mit geschlossenen Augen erhält den Ausdruck des süßen Schlafes oder der tiefen Betrachtung.
Es gibt auch die Form der Entzückung, der Wonne. Die Person ist wach mit zum Himmel gerichteten, weit offenen Augen. Das Gesicht ist glühend und leidenschaftlich in verschiedenen Formen mit dem Ausdruck der Schauung und Erleuchtung, der Freude, des Glückes und der Liebe, des Schmerzes, je nach Schauung.
Gefühllosigkeit oder Unempfindlichkeit oder Abwesenheit aller Sinne bei den Ekstasen wurde mit einer Unmenge von Versuchen festgestellt, wie durch Stechen, Brennen usw. Keine Fliege auf dem Weiß der offenen Augen veranlasst zum Zwinkern der Augen, wie man bei vielen beobachten konnte, so beim hl. Joseph von Copertino, bei Maria von Moerl, Anna Katherina Emmerick u.a.
Die Erkältung des Körpers und die scheinbare Atmungslosigkeit sind weitere Erscheinungen der Ekstase. Der Körper wird kalt wie Eis, 'die Hände und der ganze Körper werden so kalt, dass es scheint, man sei tot'. (Hl. Theresia von Jesus O. Carm. Von Avila). Ein eigentliches Sterben gibt es in der Ekstase nicht und ein Tod in ihr ist nur scheinbar, so viermal bei Agnes von Langeac.
'Höhepunkt nenne ich die Zeit, wo die Seelenfähigkeiten sich verlieren, weil sie ganz in Gott vereinigt sind. Nach meinem Dafürhalten sieht und hört und empfindet man nichts.' (Hl. Theresia von Jesus, 'Leben', 20. Kapitel)
Die Ekstasen treten in jedem Lebensalter auf.
Quelle:
www.paranormal.de