Bhagavad Gita

Hallo Gerrit

Lotusz schrieb:
Ich glaube, dass die unterschiedlichen Bewusstseinszustände der Erleuchtung, die Du aufzählst, die Wirklichkeit nicht richtig beschreiben oder sogar falsch darstellen.

Diese Texte stammen zwar nicht von mir, diejenigen, die sie geschrieben haben, haben aber ausreichend Ahnung, um das authentisch mitzuteilen, was sie praktisch erfahren haben. Natürlich können Missverständnisse in der Interpretation auftreten, aber das haben Schriften und Worte nunmal so an sich.

Das Einheitsbewusstsein und das Antaryaminbewusstsein beruhen auf Religiosität. Religiosität ist aber keine Voraussetzung für Erleuchtungserfahrungen. Sie kann die Erleuchtungserfahrungen allerdings fördern.

Ich würde das eher "Mystik" nennen als "Religiösität".

In Wirklichkeit beruht Erleuchtung auf der Wirkung von körpereigenen Drogen. Und die unterschiedlichen Bewusstseinszustände sagen nur etwas über die Tiefe der Trance aus, die durch körpereigene Drogen verursacht wird, die bei jedem Menschen etwas anders aussehen kann.

Ähm, sag mal, bist Du seit einigen Tagen Physiker geworden, der alles über das Grobstoffliche hinaus strikt verneint??

Schon der große deutsche Wissenschaftler Max Planck wusste:

Es gibt keine Materie an sich! Alle Materie entsteht und besteht nur durch eine Kraft, welche die Atomteilchen in Schwingung bringt und sie zum winzigsten Sonnensystem des Atoms zusammenhält.

Geist ist der Urgrund aller Materie. Nicht die sichtbare, aber vergängliche Materie ist das Reale, Wahre, Wirkliche (denn die Materie bestünde ohne diesen Geist überhaupt nicht!), sondern der unsichtbare, unsterbliche Geist ist das Wahre.


Erleuchtungszustände sind genauso für jeden nichtreligiösen Menschen möglich, dann fehlt allerdings die religiöse Ausrichtung. Wenn Erleuchtungszustände bisher vorwiegend in religiösen Kulturkreisen vorkommen, dann liegt das einfach darin begründet, dass alle Länder und alle Staaten durch Religion beeinflusst werden.

Warum witterst Du plötzlich so gegen die Religionen? Versteh ich gerade überhaupt nicht.

Jedenfalls treten Erleuchtungserfahrungen in allen Religionen und Kulturkreisen auf, durch echte Selbsterforschung wie z.B. Yoga, Satsang und Zazen wird die Chance auf Selbstverwirklichung jedoch enorm erhöht!

Religiöse Schriften und die daraus entstehenden Glaubensrichtungen und Dogmen haben mit Erleuchtung jedoch nichts zu tun.

Ausserdem stelle ich mir die Frage, ob Erleuchtung nicht auch einen hysterischen Charakter hat. Die Menschen leiden äusserlich und innerlich. Um diesem Leid zu entgehen, steigern sie sich in fast schon hysterischer Form in ein religiöses Extrem hinein. Dieses kann die Wirkung der körpereigenen Drogen so weit steigern, dass selbst Halluzinationen möglich sind.

Kennst Du solche Menschen persönlich? Ich nicht.

Mir erscheint es ausserdem als sehr fraglich, dass ein Erleuchteter durch Schlaf nicht genug Ruhe bekommt, weil sein Nervensystem zu sehr in Anspruch genommen wird. Bisher habe ich eher das Gegenteil gelesen, nämlich, dass der eine oder andere Erleuchtete vollkommen auf Schlaf verzichtet hat, weil sein meditativer Zustand einem schlafähnlichen Zustand entsprach. Das scheint mir sehr einleuchtend zu sein.

Ja, zumeist wird weniger Schlaf benötigt. Manchmal bleibt das Bedürfnis aber auch gleich oder erhöht sich im Falle starker andauernder Ekstase.

Lieben Gruß,
Ananda
 
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Hallo Lotusz,

Zuerst möchte ich dir sagen, dass ich immer noch nicht dazu gekommen bin, deine älteren Beiträge zu lesen. Es kommt doch immer wieder etwas dazwischen. Aber sobald die Zeit es erlaubt, werde ich es natürlich nachholen.

Wir haben ja auch viel geschrieben. Eigentlich schon fast zu viel. Ein Gedanke braucht eigentlich so ca. 2 Tage zum heranreifen. Das heißt, wenn du heute etwas hörst, dann kannst du erst in zwei Tagen, wie du diesen Gedanken aufgefasst hast. Aus diesem Grund sollte man nicht zu viel aufeinmal aufnehmen und vorallem sollte man sehr langsam Aussagen aufnehmen, besonders diese aus den Heiligen Schriften. Wenn man etwas zum ersten mal hört, dann kann man davon ausgehen, dass man es nicht so verstanden hat, wie es gemeint ist. Da verfällt man auch sehr in Vor-urteile.

Aus diesem Grund würde ich sagen, dass wir hier eine kleine Pause einlegen, denn ansonsten redet man und argumentiert, ohne zu wissen, was der andere sagt, oder sogar, was man selbst sagen will.
Das ist nur eine Tortur des geistigen Apparates.

Lass einfach mal alles stehen und wenn du dann Bemerkungen hast, dann kannst du sie schreiben.

Hier antworte ich noch ganz kurz auf einige Bemerkungen, in denen es offensichtlich wird, dass du mich entweder falsch verstanden hast, oder falsch verstehen wolltest. (ich hoffe das erste stimmt)



Ich will ja gar nicht bestreiten, dass die Gesetze Gottes nicht zum inneren Frieden führen. Wenn Religionen allerdings den Anspruch haben, dass man ihr blind vertraut, dann birgt das eine Menge an Gefahren. Warum haben sich denn die Religionen so durchgesetzt und nicht die Kritiker der Religion?


Ich würde sagen, dass wir hier nicht zu sehr in das unpersönliche Institutionsbewusstsein eintauchen sollten. Wir haben über die Bhagavad Gita gespochen und darin ist ein Dialog zwischen Krishna und Arjuna beschrieben. Das ist eine persönliche Beziehung einer Seele mit Gott und nirgends ist die Rede von Institution. Das ist ein völlig anderes Thema. Wenn wir die Bhagavad Gita studieren und leben wollen, dann sollten wir uns auch auf eine persönliche Beziehung mit Gott einlassen.

Lies einfach nochmal den Vers 18.66 der Bhagavad Gita. Den haben wir irgend wo schon zietiert. Dann kannst du auch sehr leicht sehen, wie schnell man vom Gesprächsthema abweichen kann. Dann hört man sehr leicht etwas, was der andere garnicht sagt.

Was ist verkehrt darin, wenn Menschen sich heute in einer Form den Heiligen Schriften nähern, dass sie sie nicht mehr vorbehaltlos anerkennen? Dieses Verhalten wird die Zukunft sein. Heute sind viele Menschen gebildeter und kritischer als die Menschen in der Vergangenheit. Und wenn die Religionen weiterhin so dogmatisch ihre Lehren vertreten, dann gehen die Menschen eigene Wege.

Da ist nichts falsches daran. Gott hat jeden den freien Willen gegeben, wie er sich den Heiligen Schriften nähern will. Das wird nicht nur in Zukunft so sein, sondern das war schon immer so. Es gab schon immer Menschen, die nahmen die Heiligen Schriften ernst; andere versuchten darin Fehler zu finden und sie sogar zu korrigieren, andere haben gar kein Interesse an den Schriften, dann gibt es welche, die würden am liebsten die Heiligen Schriften verbrennen usw.
Gott läßt jedermann die eigene Entscheidung.

Man braucht also keine Angst haben. Wenn ich mit dir hier über die Bhagavad Gita spreche, dann mache ich das nicht aus Zeitvertreib, als Selbstdarstellung, oder aus irgend einem anderen Grund, ausser dem Wunsch jemanden dazu zu ermuntern, die Bhagavad Gita ernst zu nehmen, zu lesen, prüfen und dann selbst entscheiden, was er tun will. Siehe nochmal Bg 18.63



Warum sollte aber der Atheist oder der Agnostiker sein Leben nicht genau so verantwortungsvoll gestalten, wie der Christ oder Hinduist?

Wir alle haben verschiedene und doch gemeinsame Verantwortungen und Schulden.
Wir sollten den Eltern gegenüber verantwortlich sein. Dann sollten wir unserer Familie gegenüber verantwortlich sein, weiter der Gesellschaft, dem Staat, der Mutter Erde und der Natur als solchen.
Das sind alles Verantwortungsbereiche, die auch ein Atheist und Agnostiker, sofern er wirklich als Mensch gesund ist und nicht ein Megaloman oder sonst irgend wie ein schräger Vogel ist, kennen und entsprechend einem Normenkodex diesbezüglich handeln kann.
Wenn man jedoch an die Frage herangeht, was da das normale Verhlaten ist, dann wird man sehr viele verschiedene Ansichten darüber hören. Was für die Buschmenschen in Afriker normal ist, ist für den Schweden unvorstellbar. Was ist nun wirklich verantwortlich? Man könnte sagen, dass sich die Verantwortungen unterscheiden. Das stimmt auch. Sie sind Ort, Zeit und Umstand abhängig. Doch wenn wir gegen Himmel schauen, dann werden wir sehen, dass wir auch gleichzeitig am gleichen Ort, zur gleichen Zeit und in gleichen Umständen sind. Wir haben vondaher auch gemeinsame Verantwortungen von etwas übergeordneterem Charakter. Was ist der Himmel? Was ist die Sonne, der Mond, die Wolken usw.? Die modern Wissenschaft sagt, dass das Erscheinungen sind, die einfach dafür da sind, um uns zu dienen; uns ein angenehmes Leben zu ermöglichen.
Wenn man jedoch die verschiedenen Traditionen hört, dann wird man feststellen, dass sie alle die Himmelskörper und höhere Naturgewalten als Gottheiten verstehen. Diesen Gottheiten gegenübre haben wir auch eine Schuld und eine Verantwortung. Hier ist auch der Punkt wo viele Atheisten und Agnostiker mit ihrer Verantwortung aussteigen – den es gibt ja keinen Gott oder Götter.
Gläubige Menschen aller Kulturen bringen jedoch diesen Gottheiten Opfergaben als Zeichen der Dankbarkeit. Die Gottheiten sind dafür verantwortlich, dass wir hier auf diesem Planeten leben können und unsere Verantwortung ist es ihnen gegenüber dankbar zu sein.
Jemand der nicht dankbar ist für all das, was wir von diesen Gottheiten bekommen, er ist einfach egoistisch. So, dass sind erst einmal die Gottheiten, denen sich die Atheisten und Agnostiker nicht verantworltich gegenüber verhalten. Sie bezeichnen diese Gottheiten als Mythen alter primitiver Völker. Wenn wir dann noch von Gott sprechen, wie sollen sie dann ihm gegenüber verantowortlich sein – denn Gott gibt es ja nicht; so besagt es das atheistische Dogma.

Wie man sieht, gibt es doch einige Verantwortungen, von denen sich Atheisten ausgrenzen. Sie mögen zwar auf all den Gebieten verantwortlich sein. Ich kenne da praktische Beispiele. Mein Vater ist z.B. ein Mensch mit sehr hohen Moralvorstellungen, doch ist er auch so halb atheistisch. Er zeigt es nich nach aussen, dass in ihm doch ein Gemisch aus Glauben und Zweifel sind.
Gläubige sind jedoch sowohl weltlich gesehen, als auch in Beziehung zu Gott und zu den Gottheiten des Himmel gesehen verantwortlich.
So sagte der große Verkünder des Glaubens, Jesus Christut (Mk Kap. 12)
„Erstattet dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört. Und sie waren sehr verwundert über ihn.“

Im 1. Petrus 2, 17 findet man:
„Tut Ehre jedermann, habt die Brüder lieb; fürchtet Gott, ehret den König!

Atheistische Apostel verkünden aber: „Gott ist tot. Lebt den Moment und genießt solange ihr könnt; weil du es dir wert bist usw.“

Wer ist nun ganz objektiv betrachtet und ehrlich gesagt „verantwortungs-VOLLER“?
Das ist eine frage des gesunden Menschenverstandes.

Wie du siehst. Die Schriften malen nicht alles schwarz – weiß. Jeder hat das recht zu entscheiden, wie er sein will, doch nicht jeder hat ein so großes Herz, allen gleichgesinnt zu sein.

Im Endeffekt geht es mir darum, dass jeder seinen Weg zum Glück findet. Für mich besteht allerdings die Schwierigkeit darin, dass es mir nicht so leicht fällt wie dir, zu sagen, dass Gott die Welt erschaffen hat und für alles verantwortlich ist. Wäre ich davon überzeugt, dann wäre vieles bestimmt einfacher.


Und mir geht es um nichts anderes. Wenn ich etwas sage, dann sage ich das nicht, weil ich mir das so zusammengebraut habe, sondern weil ich es aus den Schriften und von Menschen, die mehr Einsicht in die Geheimnisse des Lebens haben, so gehört habe. Wem es leicht fällt das zu glauben, der kann es glauben, wer es anzweifeln will, kann es anzweifeln, wer es nicht haben will, er kann es auch ablehnen. Ich hoffe nur, dass es niemand schähen und mit Füßen treten will. Dann mache ich nämlich ein großes Vergehen darüber etwas zu schreiben.


Ich war ein wenig überrascht. Ich dachte Du bist Mönch und lebt enthaltsam?

Mit deiner Einstellung zur Emanzipation kann ich mich nicht anfreunden. Ich finde deine Einstellung sehr konservativ. Aber ich möchte an dieser Stelle nicht weiter darauf eingehen.

Wenn ich schreibe: „Wenn wir Sexualität ausserhalb der Ehe haben...“ dann beziehe ich mich auf die Gattung Mensch und nicht auf jeden einzelnen Menschen. Als Mönch lebe ich im Zölibat.

Ich bin mir darüber bewusst, dass ich in vielen Angelegenheitn konservativ bin, doch die Bemerkung über meine Einstellung zur Emanzipation finde ich völlig unbegründet. Wo habe ich mich diesbezüglich geäußert. Jemanden so etwas auf die Nase zu binden und das ohne Zitat und Argument finde ich wiederum sehr unangebracht für jemanden, der nach Wahrheit sucht, in welcherm Rahmen das auch immer sein mag. Wenn du also Einwände hast, dann bitte mit Zitat und Begründung. Findest du nicht auch, dass so etwas zu einem seriösen Gespräch dazugehört?


Alles Gute an dieser Stelle und lass uns mal bitte das vom Anfang des Posts beachten. Du kannst mir dann, wenn du möchtest, auf mein privates Mail schreiben.

Daniel
 
Hallo Ananda

Alle Materie entsteht und besteht nur durch eine Kraft, welche die Atomteilchen in Schwingung bringt und sie zum winzigsten Sonnensystem des Atoms zusammenhält.

Das ist nur zum Teil richtig. Materie ist immer gleichzeitig Schwingung und Teilchen, die mit einer relativen Wahrscheinlichkeit als Diffusionswolke auftritt.

Geist ist der Urgrund aller Materie.

Das hast Du schon wieder willkürlich hineininterpretiert. Es ist eine religiöse Interpretation. Wir können über diesen Urgrund nichts aussagen.

Warum wetterst Du plötzlich so gegen die Religionen?

Es gefällt mir einfach nicht, dass die Religionen alles Unerklärliche durch Gott zu erklären versuchen. Wenn wir den Dingen auf den Grund gehen wollen, dann ist das nur möglich, wenn man sich wissenschaftliches Denken zu eigen macht. Und dann zählen nur Fakten. Alles andere ist Glauben. Glauben und Wissen aber sind zwei verschiedene Dinge.

Ausserdem stelle ich mir die Frage, ob Erleuchtung nicht auch einen hysterischen Charakter hat.

Wenn ich jetzt noch einmal darüber nachdenke, dann komme ich zu dem Ergebnis, dass es nicht unbedingt so sein muss, aber so sein kann. Was steht wirklich hinter der Sehnsucht nach Gott? Ist es nicht in erster Linie der Wunsch, sich von dem irdischen Leid zu befreien? Also übergibt der Gottessuchende sich kritiklos seinen religiösen Vorstellungen, um Gott näher zu sein. Und das hat in meinen Augen schon etwas mit Fanatismus zu tun.

Dahinter steht in meinen Augen eine riesige Angst, von der man meint, ihr nicht gewachsen zu sein. Also begibt man sich in Gottes Hände und hofft auf Gottes Hilfe, man hofft, dass er die Probleme lösen möge.

Für all das habe ich durchaus Verständnis. Dieses Verhalten trägt sehr menschliche Züge. Aber dieses Verhalten zeugt wenig von Mut. Der Mutige schaut der Realität schonungslos ins Auge und versucht die Ursachen für sein Leid zu ergründen und zieht die notwendigen Schlüsse aus dieser Auseinandersetzung. Und dann erfolgt eine Zeit des Leidens, die sehr schmerzhaft ist. Aber irgendwann ist die Zeit des Leidens vorbei. Und dann folgt die Zeit der Seligkeit.

Der religiöse Mensch allerdings hat nicht den Mut der Realität so offen und schonungslos ins Gesicht zu sehen. Er hat auch nicht den Mut, das Leiden, welches ihn erwartet auf sich zu nehmen. Er möchte lieber eine Therapie mit angezogener Handbremse. Und darum sucht er Schutz bei Gott, in der Hoffnung, dieser möge ihm das Leid ersparen oder ihm einen Teil davon abnehmen. Es nimmt dir natürlich niemand das Leid ab.

Wenn ich mir ausserdem die Leute ansehe, die sich sehr intensiv zu Gott hingezogen fühlen, dann habe ich nicht das Gefühl, dass diese Menschen wirklich frei sind. Ihr Verhalten hat immer etwas neurotisches, zwanghaftes an sich.

Alles Liebe Gerrit
 
Hallo Daniel

Wenn man jedoch die verschiedenen Traditionen hört, dann wird man feststellen, dass sie alle die Himmelskörper und höhere Naturgewalten als Gottheiten verstehen.

Ich sehe keinen Unterschied zwischen dem religiösen Menschen und dem Atheisten in der Verantwortung der Natur gegenüber. Wenn die verschiedenen Traditionen die Himmelskörper und höhere Naturgewalten als Gottheiten verstanden haben, dann kam diese Einstellung allerdings aus der Unwissenheit. Man hatte lange Zeit für die Astronomie keine Erklärung. Darum sah man als Ursache für diese Phänomene etwas Göttliches an.

Jemand der nicht dankbar ist für all das, was wir von diesen Gottheiten bekommen, er ist einfach egoistisch.

Diese Ehrfurcht vor der Natur empfindet jeder sensible und nachdenkliche Mensch. Aber nicht alle Menschen sehen eine Gottheit als den Schöpfer dieser Natur. Ich sage mir einfach, ich weiss nicht, wie das alles zustande kommt. Und ich möchte dort auch nichts hineininterpretieren. Ich kann allerdings auch die Leute verstehen, die hinter dieser wunderbaren Schöpfung einen Schöpfer vermuten. Aber für ganz ehrlich halte ich diese Einstellung nicht.

So, dass sind erst einmal die Gottheiten, denen sich die Atheisten und Agnostiker nicht verantwortlich gegenüber verhalten. Sie bezeichnen diese Gottheiten als Mythen alter primitiver Völker.

Ich denke keineswegs, dass die alten Kulturen primitiv waren. Ganz im Gegenteil, vor den kulturellen und intellektuellen Leistungen der Inder z.B. habe ich grossen Respekt. Diese Kultur hat Grossartiges geleistet, indem sie der Welt den Yoga schenkte. Leider kleidete sie alles in ein mystisches Gewand. Und heute wird es Zeit, dass man dieser Philosophie den mystischen Schleier entreisst und sie auf eine wissenschaftliche Basis stellt. Ausserdem sind Atheisten und Agnostiker genau so ihrem Gewissen verantwortlich wie der religiöse Mensch.

„Erstattet dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört. Und sie waren sehr verwundert über ihn.“

Wenn Jesus so etwas sagt, dann sollte man erst einmal herausfinden, was Jesus damit sagen wollte. Und da gibt es bestimmt verschiede Auslegungen, wie das gemeint sein könnte. Jeder muss selber herausfinden, wie er mit solchen Aussagen umgehen sollte. Ich halte es aber verkehrt, zu sagen, solche Aussagen dürfen nicht angetastet werde, nur weil sie von Jesus kommen. Jesus war sicherlich ein höchst interessanter Mensch. Aber zu Glauben, er sei der Sohn Gottes, halte ich für falsch.

Viele Gläubige sind aber auf dem Niveau von Kleinkindern. Sie nehmen solche Aussagen ernst, sie glauben an Himmel und Hölle. Und in diesem Sinne hat Religion eine sehr politische Funktion. Sie lässt die Menschen nämlich in ihrem Glauben, in ihrer Angst und in ihrer Unwissenheit allein. Das ist politisch allerdings zumindest teilweise bewusst so gewollt. Ängstliche Menschen lassen sich leichter manipulieren und ausbeuten. Und in diesem Sinne gingen Staat und Religion zu allen Zeiten und auf allen Kontinenten immer Hand und Hand.

Auf die Emanzipation der Frauen bin ich nicht näher eingegangen, weil ich mir dachte, wir kommen bestimmt noch einmal darauf zurück. Es wäre besser gewesen, ich hätte es gesagt. Bei meiner Entscheidung, jetzt nicht darauf einzugehen, spielte aber auch ein klein wenig die Faulheit mit. Ich hätte wieder so viel schreiben müssen. Und dazu hatte ich in dem Moment keine Lust.

Alles Liebe. Gerrit
 
daniel_k schrieb:
Im 1. Petrus 2, 17 findet man:
„Tut Ehre jedermann, habt die Brüder lieb; fürchtet Gott, ehret den König!

Atheistische Apostel verkünden aber: „Gott ist tot. Lebt den Moment und genießt solange ihr könnt; weil du es dir wert bist usw.“
Deine "atheistischen Apostel", lieber Daniel, sind in Wahrheit nichts anderes als hedonistische Egomanen. Es erstaunt mich ein bisschen, dass du trotz deiner differenzierten Sichtweise, hier einem klassischen Schwarzweissdenken verfällst.

Man könnte obiges auch umdrehen, dann wären plötzlich die Religionsanhänger diejenigen, welche im Namen ihrer Religion praktisch einen Freischein kriegen, während sich die atheistischen Apostel im Namen eines "wahren Humanismus" um das Wohl der Menschen kümmern würden, und zwar unabhängig beispielsweise von der ausgeübten Religion dieser Menschen.
Diese (potentielle) Kritik brauche ich nun wohl nicht im Detail weiter auszuführen, sie sollte hinlänglich bekannt sein, da sie schon zigtausende Male von anderen formuliert wurde - und letztlich genauso nichts anderes als ebenso ein Schwarzweissdenken ist.

Übrig bleiben am Schluss nur noch Individuen, die aufgrund innerer Aufrichtigkeit aus einem innerlichen, moralischen Imperativ handeln -, und es ist völlig einerlei, inwiefern diese nun Anhänger einer Religion oder Agnostiker/Atheisten sind.

Übrigens eine persönliche Frage, aus purer Neugier: Was für eine Art Mönch bist du? Ich mein z.B., zu welcher Organisation gehörst du? Ich habe mich mal aus reinem Interesse über die Jesuiten informiert und dabei war es mir ein Vergnügen herauszufinden, dass diese offensichtlich Zen-Meditation praktizieren... :)
 
Lotusz schrieb:
Das hast Du schon wieder willkürlich hineininterpretiert.
Da gebe ich dir recht.
Es ist eine religiöse Interpretation.
Ob religiös oder nicht, es ist eine Interpretation. Auch hier geb ich dir recht.
Wir können über diesen Urgrund nichts aussagen.
Hier widersprichst du dir selbst, Lotusz. Die Aussage: "Wir können über diesen Urgrund nichts aussagen." ist selbst eine Aussage. Wenn es stimmt, was du sagst, dann kannst du AUCH NICHT diese Aussage machen.
Er möchte lieber eine Therapie mit angezogener Handbremse. Und darum sucht er Schutz bei Gott, in der Hoffnung, dieser möge ihm das Leid ersparen oder ihm einen Teil davon abnehmen. Es nimmt dir natürlich niemand das Leid ab.
Das hingegen ist eine Interpretation deinerseits, und in meinen Augen ist sie ein wenig unvorsichtig gefällt. "Sich Gottes Fügung anzuvertrauen", wie man so schön sagt, kann sehr viel härter sein, als ein "normales Leben ohne Gott". Du kannst dich selbst belügen, du kannst deine Frau, deinen Chef, deine Kinder, deine Nachbarn belügen, aber "Gott" kannst du nicht belügen. (Und ja, diese Aussage macht nur dann Sinn, wenn ich etwas in Gott hineininterpretiere.)
Wenn ich mir ausserdem die Leute ansehe, die sich sehr intensiv zu Gott hingezogen fühlen, dann habe ich nicht das Gefühl, dass diese Menschen wirklich frei sind. Ihr Verhalten hat immer etwas neurotisches, zwanghaftes an sich.
Hm, persönlich habe ich sehr unterschiedliche Menschen getroffen, welche durch ihre überdurchschnittliche Liebesfähigkeit auffielen. Manche waren religiös, manche atheistisch. Im übrigen sind nicht selten diejenigen Menschen wirklich tief religiös, von welchen man es überhaupt nicht denken würde, da sie nie ein Wort darüber verlieren, während andere marktschreierisch laut ihre Mahnzettel und Wachttürme verteilen.
 
(Auch noch hierzu meinen Senf...)

Lotusz schrieb:
Und heute wird es Zeit, dass man dieser Philosophie den mystischen Schleier entreisst und sie auf eine wissenschaftliche Basis stellt.

Ha! 100% Zustimmung! Es wird Zeit, dass die Wissenschaftler zu Mystikern und die Mystiker zu Wissenschaflern werden. (Und wenn die Politiker auch noch ein bisschen mitmachen, schadet das gar nichts.)

Bloss darf man "wissenschaftliche Basis" nicht einseitig verstehen, beispielsweise dass ausschliesslich empirisch nachweisbare Tatsachen auch solche seien, sonst sind wir wieder bei den Dogmen und Glaubensgrundsätzen.
 
Hallo Gerrit,

Du interpretierst in Deinem letzten Beitrag in mich und meine Aussagen irgendwelche Diffusen Vorstellungen hinein, die mit der Realität nicht das geringste gemein haben.

Mir scheint, Du wärest kürzlich mit aller Spiritualität im umfassenden Sinne "gebrochen", aus Überdruss, Zweifel, tiefer Unzufriedenheit oder was auch immer. Deswegen aber gleich alle Metaphysik, Religiosität und Mystik als Unsinn und realitätsfremd abzutun halte ich schon für sehr gewagt!

Hier ein paar Ziatate von großen Wissenschaftlern des 20. Jahrhunderts. Selbst diese waren vor 50 Jahren schon schlauer und haben erkannt, dass sich Wissenschaft und Religion/Mystik einander vollkommen ergänzen.


Wohin und wie weit wir also blicken mögen, zwischen Religion und Naturwissenschaft finden wir nirgends einen Widerspruch, wohl aber gerade in den entscheidenden Punkten Übereinstimmung. Religion und Naturwissenschaft – sie schließen sich nicht aus, wie manche heutzutage glauben oder fürchten, sondern sie ergänzen und bedingen einander.

Max Planck (1858-1947), "Vater der Quantentheorie"


In der nichtmanifesten Wirklichkeit durchdringt sich alles gegenseitig, hängt alles miteinander zusammen. Deshalb sagen wir auch, das Bewusstsein der Menschheit ganz in der Tiefe ist eins. Das ist, sagen wir, eine Gewissheit, weil selbst die Materie im leeren Raum eins ist. Wir sehen das deshalb nicht,
weil wir uns selbst dafür blind machen.


David Bohm (1917-1992), amerikanischer Physiker


Das schönste und tiefste Gefühl, das wir erfahren können,
ist die Erfahrung des Mystischen.
Sie ist die Quelle aller wahren Wissenschaft.


Albert Einstein (1879-1955), deutscher Physiker


Ein rein verstandesmäßiges Weltbild ohne alle Mystik ist ein Unding.

Erwin Schrödinger (1887-1961), österreichischer Physiker



Und noch ein Zitat des japanischen Weisen Masaharu Taniguchi (1893-1985):

Die das gesamte Universum ausfüllende Wahrheit ist nur eine. Deshalb ist jede Religion, die sich von anderen unterscheidet, nur im Besitz einer Teilwahrheit, die sie verkündet und erklärt,je nachdem, ob sie seicht oder tief, eng oder weit von der Wahrheit erfasst wurde.
Diese Wahrheit zur Erlösung und zum Fortschritt des menschlichenLebens zu nutzen ist Wissenschaft, sie aber in den Dienst zum Fortschritt des menschlichen Geistes zu stellen ist Religion.Religion wie Wissenschaft sollten eigentlich miteinander Hand in Hand gehen. Wenn aber die Religion die Wissenschaft unnötig kritisiert oder gar beschimpft, andererseits die Wissenschaft die Religion zu analysieren und mit ihren Maßstäben zu beurteilen versucht, dann kann das nur geschehen, weil die beiden innewohnende eine Wahrheit nur einseitig betrachtet wird. In Wirklichkeit sind beide – Wissenschaft und Religion – nur die beiden Seiten ein und derselben Münze.


Sind alle Zweifel beiseitigt oder gibt es etwa immer noch Einwände?

Liebe Grüße,
Ananda
 
Hallo fckw

Was ist falsch daran, wenn ich sage, ich kann über den Ursprung allen Seins keine Aussage machen?

@Ananda

Mir scheint, Du wärest kürzlich mit aller Spiritualität im umfassenden Sinne "gebrochen", aus Überdruss, Zweifel, tiefer Unzufriedenheit oder was auch immer.

Ich bin nicht unzufrieden, wie Du vermutest. Ich versuche es nur ganz nüchtern zu betrachten, ohne irgendetwas dort hineinzuinterpretieren.

Aber eine kleine Randnotiz. Ich habe gerade einen Film über Folter in der Türkei gesehen. Es war sehr erschütternd das mit ansehen zu müssen. Wenn man solche Filme sieht, dann fragt man sich, wie Menschen anderen Menschen so etwas antun können. Und in solchen Momenten möchte ich auch am liebsten beten, um den Gefolterten mein Mitgefühl zu schenken. Und ich möchte sie in den Arm nehmen, um ihnen ein klein wenig von ihrer Last zu nehmen. Weiter möchte ich ihnen sagen, bete zu Gott, damit er dein Leid stillt. Ja, es ist sehr merkwürdig. In solchen Momenten werde ich auch sehr religiös, weil ich keine andere Antwort habe um diesen Menschen zu helfen, und weil ich weiss, dass Religiosität den Menschen in solchen Situationen wirklich helfen kann.

Wenn Du Max Planck zitierst, dann ist natürlich die Frage, was er uns mit der Aussage mitteilen möchte. Diese Aussage muss sich ja nicht unbedingt darauf beziehen, dass alles Sein einen göttlichen Ursprung hat. Sie könnte sich auch darauf beziehen, dass sowohl die Religion als auch die Wissenschaft das kleinste aller Teilchen u.a. als Schwingung erkannt haben. Soweit stimmen also Religion und Wissenschaft durchaus überein. Nur der nächste Schritt, dass man die Ursache für diese Schwingungen als göttlich ansieht, das halte ich nicht für wissenschaftlich.

Ich habe mir die Frage gestellt, was David Bohm mit der nichtmanifestierten Ebene meint. Ich nehme einmal an, dass er damit die Ebene der Kernphysik meint, also die Ebene der Atome und Quanten. Wie er von dort aus den Bogen zur Bewusstheit der Menschheit schlägt, ist mir etwas rätselhaft. Damit sagt er aus, dass die Schwingungen auf atomarer Ebene und das menschliche Bewusstsein dieselben Ursache haben und miteinander in Beziehung stehen. Wenn ich es mir recht überlege, so interpretiert er beide Zustände religiös und sieht als Ursache für beide Zustände so etwas wie eine Gottheit verantwortlich. Solch eine Interpretation halte ich allerdings für eine persönliche Meinung.

Wenn Albert Einstein sagt, dass das schönste und tiefste Gefühl, das wir erfahren können, die Erfahrung des Mystischen ist, so möchte ich die Frage stellen, was er damit meint. Ich nehme einmal an, dass er damit ekstatische religiöse Zustände meint. Diese ekstatischen religiösen Zustände sind nichts anderes als ekstatische Zustände, die religiös gefärbt sind. Es bedarf nicht unbedingt einer Religiosität um diese ekstatischen Zustände zu erfahren. Sie haben ihre Ursache in körpereigenen Drogen.

Wenn Schrödinger meint, dass ein rein verstandesmäßiges Weltbild ohne alle Mystik ein Unding ist, dann ist das eine persönliche Meinung.

Und zum Weisen Masaharu Taniguchi möchte ich sagen: Jede Religion ist eine Beschränkung der Wirklichkeit und versucht das Unerklärliche in eine für Menschen verständlich Form zu pressen. Darum beschreibt sie die Wirklichkeit nur sehr beschränkt. Wenn sich die Wirklichkeit z.B. nur in der x-ten Dimension beschreiben lässt, so kann man das weder durch eine Religion erfassen, noch irgendwelche Schlussfolgerungen für die Menschen daraus ableiten. Und da wir als Menschen nicht in der Lage sind, die Wirklichkeit zu erfassen, ist jeder Versuch zum Scheitern verurteilt, diese Wirklichkeit durch Religionen beschreiben zu wollen. Und wenn ich mir ansehe, was aus dem Versuch geworden ist, diese Wirklichkeit durch Religionen beschreiben zu wollen, dann widerstrebt mir das erst recht.

Alles Liebe. Gerrit
 
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Hallo Lotusz,

Lotusz schrieb:
Wenn Albert Einstein sagt, dass das schönste und tiefste Gefühl, das wir erfahren können, die Erfahrung des Mystischen ist, so möchte ich die Frage stellen, was er damit meint. Ich nehme einmal an, dass er damit ekstatische religiöse Zustände meint. Diese ekstatischen religiösen Zustände sind nichts anderes als ekstatische Zustände, die religiös gefärbt sind. Es bedarf nicht unbedingt einer Religiosität um diese ekstatischen Zustände zu erfahren. Sie haben ihre Ursache in körpereigenen Drogen.

Das ist wiederum Deine Meinung. Wie fckw gerade im "Wissenschaftlich - Religiös"-Thread schrieb, bedeutet das gleichzeitige Auftreten von körpereigenen Drogen und ekstatischen Zuständen nicht, dass das Eine das Andere auslöst. Man kann also nicht wegen der Synchronizität mehrerer Ereignisse auf deren Kausalität schließen.

Lotusz schrieb:
Und zum Weisen Masaharu Taniguchi möchte ich sagen: Jede Religion ist eine Beschränkung der Wirklichkeit und versucht das Unerklärliche in eine für Menschen verständlich Form zu pressen. Darum beschreibt sie die Wirklichkeit nur sehr beschränkt. Wenn sich die Wirklichkeit z.B. nur in der x-ten Dimension beschreiben lässt, so kann man das weder durch eine Religion erfassen, noch irgendwelche Schlussfolgerungen für die Menschen daraus ableiten. Und da wir als Menschen nicht in der Lage sind, die Wirklichkeit zu erfassen, ist jeder Versuch zum Scheitern verurteilt, diese Wirklichkeit durch Religionen beschreiben zu wollen. Und wenn ich mir ansehe, was aus dem Versuch geworden ist, diese Wirklichkeit durch Religionen beschreiben zu wollen, dann widerstrebt mir das erst recht.

Ich denke dass viele Religionen aus echten 'mystischen' Schulen hervorgingen und im Laufe der Zeit zu eben solchen, v.a. politischen Instrumenten der Kontrolle verkamen. Ich denke dies trifft v.a. auf die drei grossen monotheistischen Religionen zu.

Liebe Grüße, Paul
 
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