Auf diese abstrakte Schriftgelehrtenweise entsteht nichts als Irritation, wenn beispielsweise die eine Geschichte von zwei Bäumen spricht und die andere nur von einem. So kann keine lebendige Beziehung zum Menschen entstehen.
Sinn und Lebendigkeit ergibt es erst, wenn im heutigen Menschen ein Spiegel vergangener Zeiten erkannt werden kann u.v.m. - Lasset uns erst einmal die Genesis und ihre mystische Sprache verstehen lernen und damit sie in lebendige und förderliche Beziehung zum Menschen sehen können trotz und mit dem Sündenfall.
Hinter dem Garten Eden der Genesis stehen zwei Geschichten von den Sumerern und den Phöniziern.
Im alten Sumer war schon lange zuvor die Göttin Inanna in der Einöde unterwegs, um nach Ackerland zu suchen. Als sie in Eden den rechten Ort gefunden hatte, errichtete sie dort einen Garten, in sie den Weltenbaum pflanzte. Er sollte dort wachsen und gedeihen, weil sie als Göttin der Fruchtbarkeit aus dessen Holz ein Bett als Insignien ihrer Macht anfertigen wollte.
Über die Zeit nistete sich in der Krone dieses Baumes jedoch der Vogel Anzu ein, der sich zuvor die Schicksalstafeln bemächtigt hatte, um damit die Weltordnung ins Chaos stürzte. So suchte auch die Göttin des Windes Lilithu in einer Höhle im Stamme ihr Zuhause, während sich die Erdgöttin als Schlange zwischen den Wurzeln verbarg.
Als nun der Baum groß genug war, bat Inanna die Götter den heiligen Baum zu verlassen – aber sie taten es nicht. Weil jedoch Inanna noch nicht die Insignien ihrer Macht hatte, konnte sie die lästigen Bewohner auch nicht selbst vertreiben. So bat sie ihren Bruder Utu um Hilfe. Zunächst erschlug er mit der Axt die Schlange, weil sie auch ihm nicht folgen wollte. Daraufhin flog der Vogel Anzu in die Berge und Lilithu verließ von selbst den Baum und floh in die Einöde. In diesem Zusammenhang wird auch Lilith in Jesaja 34[14] erwähnt:
Luther:
[14] Da werden durcheinanderlaufen Wüstentiere und wilde Hunde, ein Feldteufel wird dem anderen begegnen; der Kobold (Lilith) wird dort auch lagern und seine Ruhe finden.
Schlachter und hebräischer Text:
...
ja, dort wird die Lilith sich niederlassen und eine Ruhestätte für sich finden.
Der phönizische Garten gehörte dem Schöpfergott El und seiner Frau Aschera, in dem ein Lebensbaum stand. Alles wäre gut geblieben, wenn da nicht der böse Widersacher Horun unterwegs gewesen wäre, um sich an El zu rächen. Horun war der Herr des Bösen, der zuvor vom Berg der Götter vertrieben wurde und nun den Lebensbaum in Els Garten in den Baum des Todes verwandelte.
Er sandte zudem einen giftigen Nebel aus, mit dem alles Leben erlosch. Als nun El, das Leben wieder erwecken wollte, verwandelte sich Horun in eine Schlange und bis ihn, wobei auch er seine Unsterblichkeit verlor. El zeugte daraufhin mit seiner Frau Aschera neues Leben und fand auf diese Weise wieder zur Unsterblichkeit.
Aus diesen beiden Geschichten schöpften nun die Schreiber der Genesis für ihre eigene Geschichte um Adam und Eva. Du wirst sicherlich erkennen, dass es in diesen Gärten unterschiedliche Bäume gab, die mit einem Thema verbunden wurden. So ging es beim Weltenbaum um Macht und Landnahme, während der Baum des Lebens bei El mit dem ewigen Leben verbunden wurde. So wurden in der Genesis die Themen Gottgefälligkeit und auch das ewige Leben thematisiert.
Merlin
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