Wut, Aggressivität

Hallo Bibo,

was ich ja auch muß, das ist, diesen Gefühlen irgendwie Ausdruck verleihen. Wenn ich sie also schon nicht auf meine Umgebung ablasse, dann tue ich doch etwas für mich, das diese Wut "ist". Quasi eine Stellvertreter-Handlung.

Es ist ja so: wenn der eigene Affekt immer wieder das Gleiche tut und man es beobachtet, dann hat man die Möglichkeit, einzugreifen. Man kann warten, bis es "knallt" - dann ist das Faß übergelaufen und man war leider untätig. Man war nicht selbständig in der Behandlung des eigenen Gefühls, hat nicht entschieden, es anders zu machen, sondern hat es wieder so gemacht wie immer.

Also muß man sich etwas aussuchen, daß man stattdessen tut. Man sollte es tun können, bevor das Gefühl, so wie ich sage, zur Emotion wird und dann den Körper motiviert und nicht nur den Geist. Das Gefühl nenne ich meinen Geist gestaltend- das erlaube ich mir. Zum Beispiel nehme ich die Wut wahr und gehe dann in Gedanken mit ihr um. Überlege: was löst sie aus, wo sitzt sie mir im Körper? Wo will sie heraus? Aus dem Mund? Aus der Faust, dem Fuß? Solange der Körper nicht von dem Gefühl betroffen ist, sondern der Geist sich noch orientiert, was das Gefühl verursachen könnte, ist es Zeit, einzugreifen.

Früher bin ich dann gelegentlich rausgegangen und habe tief durchgeatmet. Zu anderen Gelegenheiten zog ich mir nen Stiefel an und trat gegen eine Mauer. Ich schlug auch schon gegen Sachen, die es dabei teilweise entzweite. Aber das waren alles einigermaßen kontrollierte Handlungen, die ein Ausflippen verhindert haben, das noch viel schlimmer gewesen wäre. (Und vor allem war selten jemand dabei und hat es gesehen.)

Heute nehme ich meist meine Daumen nach innen in die Faust und drücke einmal zu. Es macht dann Knack-Knack in den Daumengrundgelenken. Die sind nämlich bei mir blockiert, wenn ich Wut-Gefühle habe. Hab ich bemerkt. Den Zehengrundgelenken geht's bei mir ähnlich. Ob's auch bei Anderen so ist, weiß ich nicht.


...was ich Dir wohl nicht sagen muß, weil Du so diszipliniert erscheinst, ist, daß man Gefühle am besten verbalisiert, also "ich bin sauer" und am besten noch "weil". Die Ursache ist immer vielschichtig und multifaktoriell, so wie der Mensch eben allgemein bedingt ist. (Was natürlich die Frage aufbringt, was Dich genau so wütend macht. Wann war dieses Gefühl zum ersten Mal im Leben da und wie hat es sich bis heute entwickelt? Was sind die Trigger?)

lg,
Trixi Maus
 
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Hi,
Ich weiß nicht, wie umfassend man sich bewusst werden kann.

Bei dem Thema Aggression würde ich dann erstmal in angemessen und nicht angemessen unterscheiden.
Es ist natürlich, wenn man eins auf die Nase bekommt, dass man Aggression aufbaut. Das ist erstmal doch ein natürlicher Vorgang. Auf eine Wahrnehmung hin werden Hormone ausgeschüttet, die den Körper in, sagen wir, Einsatzbereitschaft versetzen.
Das ist normal und gesund. Wir werden ja ehr selten von Sebelzahntigern bedroht, andere Bedrohungen, die ebenfalls als existenziell empfunden werden, wollen aber dennoch beherrscht werden. Einerseits wird Aggression öffentlich verpöhnt, andererseits aber auch künstlich erzeugt. Beispiel: Angst um den Abeitsplatz.
Da werden latent Ängste erzeugt, die unterbewusst ihren Einfluss geltend machen. Das führt zu Veränderungen. Ein Ventil muss her. Deine Beschreibung mit dem Vulkan finde ich sehr treffend. Leider trifft es allzu oft die, die nichts dafür können.
Sport ist ein alternatives Ventil.:)
___
Es bleibt erstmal festzuhalten, ich hoffe es deutlich beschrieben zu haben, Aggression ist eine Re-Aktion.
Wenn du dir konkret z.B.: dein Verhalten anschaust, und auch das anderer Menschen in beliebigen Alltagssituationen springt dir vielleicht ein Effekt ins Auge.
Es scheint, fast alles dreht sich um Dominanz. Betrachte mal gezielt unter diesem Aspekt. Dann beginnt es dir mehr und mehr bewusst zu werden. Der Drang Recht zu haben bei Freunden und Arbeitskollegen, das Verhalten im Straßenverkehr, auch beobachtbar in der Sexualität usw.
Das scheint natürlich, oder es hat sich so eingeschliffen. Wie auch immer. Wo einer überlegen ist ist auch einer unterlegen, wo einer Recht hat hat auch einer Unrecht usw usw.
Das will bloß keiner sein. Unterschwellig hat man Angst (das Wort ist hier etwas zu stark) davor. Eine Reaktion auf Angst ist das Thema hier. Aggression.

So wenn man beginnt diese beschriebenen Muster, das streben nach Dominanz bei anderen Leuten zu erkennen wird man automatisch nachsichtiger. Das blitzt dann irgendwie einfach ab.
Ein Freund sagte mal, und das war für mich so eine Art Initialzündung, mich überhaupt mit sowas zu befassen: "Jeder drückt sich nur nach seinem momentanen Bewusstsein aus." Weiß nicht, ob diese Worte in dir ähnliches auslösen können. Für mich klar, dass Bewusstsein entwickelt sich weiter. Wir wachsen an unseren Erfahrungen. Mit welchem Recht überhaupt wütend sein auf Leute die heute da stehen, wo ich vor paar Stunden selber noch stand.

Tja, so etwa stellt sich das für mich dar.
Zu deinem Folgebeitrag, denke ich ehrlich gesagt Entspannung täte dir ganz gut. Irgendetwas verspannt dich. Auch deine Selbstbetrachtung beim Spielen mit deiner kleinen.
Konzentriere dich dabei nicht auf dich. Sie kann nicht ruhig spielen. Na und? Kinder sind so. Da äußert sich Lebendigkeit. Das was wir zu oft unterdrücken, wodurch Verspannung ausgelöst wird. Vielleicht könntet ihr etwas spielen, was körperlich mehr fordert. Da fällt es nicht so ins Gewicht, dass sie nicht ruhig spielen kann. Achte auf dein Kind. Wenn sich Menschen freuen und lachen steckt das an. Versucht einfach eine schöne Zeit zu haben in der Zeit, die ihr zusammen verbringen könnt. Reibereien gibt es immer. Don't worry. Aber versuche in solchen Situationen weniger auf dich zu achten.

Zu dem Verhalten von Kindern hat mal jemand gesagt:
"Erst lernen wir Laufen und Sprechen,
dann lernen wir Sitzen und Klappe Halten"
 
Hallo Bibo,

was ich ja auch muß, das ist, diesen Gefühlen irgendwie Ausdruck verleihen. Wenn ich sie also schon nicht auf meine Umgebung ablasse, dann tue ich doch etwas für mich, das diese Wut "ist". Quasi eine Stellvertreter-Handlung.

Es ist ja so: wenn der eigene Affekt immer wieder das Gleiche tut und man es beobachtet, dann hat man die Möglichkeit, einzugreifen. Man kann warten, bis es "knallt" - dann ist das Faß übergelaufen und man war leider untätig. Man war nicht selbständig in der Behandlung des eigenen Gefühls, hat nicht entschieden, es anders zu machen, sondern hat es wieder so gemacht wie immer.

Also muß man sich etwas aussuchen, daß man stattdessen tut. Man sollte es tun können, bevor das Gefühl, so wie ich sage, zur Emotion wird und dann den Körper motiviert und nicht nur den Geist. Das Gefühl nenne ich meinen Geist gestaltend- das erlaube ich mir. Zum Beispiel nehme ich die Wut wahr und gehe dann in Gedanken mit ihr um. Überlege: was löst sie aus, wo sitzt sie mir im Körper? Wo will sie heraus? Aus dem Mund? Aus der Faust, dem Fuß? Solange der Körper nicht von dem Gefühl betroffen ist, sondern der Geist sich noch orientiert, was das Gefühl verursachen könnte, ist es Zeit, einzugreifen.

Früher bin ich dann gelegentlich rausgegangen und habe tief durchgeatmet. Zu anderen Gelegenheiten zog ich mir nen Stiefel an und trat gegen eine Mauer. Ich schlug auch schon gegen Sachen, die es dabei teilweise entzweite. Aber das waren alles einigermaßen kontrollierte Handlungen, die ein Ausflippen verhindert haben, das noch viel schlimmer gewesen wäre. (Und vor allem war selten jemand dabei und hat es gesehen.)

Heute nehme ich meist meine Daumen nach innen in die Faust und drücke einmal zu. Es macht dann Knack-Knack in den Daumengrundgelenken. Die sind nämlich bei mir blockiert, wenn ich Wut-Gefühle habe. Hab ich bemerkt. Den Zehengrundgelenken geht's bei mir ähnlich. Ob's auch bei Anderen so ist, weiß ich nicht.


...was ich Dir wohl nicht sagen muß, weil Du so diszipliniert erscheinst, ist, daß man Gefühle am besten verbalisiert, also "ich bin sauer" und am besten noch "weil". Die Ursache ist immer vielschichtig und multifaktoriell, so wie der Mensch eben allgemein bedingt ist. (Was natürlich die Frage aufbringt, was Dich genau so wütend macht. Wann war dieses Gefühl zum ersten Mal im Leben da und wie hat es sich bis heute entwickelt? Was sind die Trigger?)

lg,
Trixi Maus

Danke, das ist alles sehr hilfreich.

Ich suche den Grundkonflikt, wie Du empfohlen hast, die/ bzw. den Haupt-Trigger. Es wiederholt sich ja immer, die Situationen sind zwar verschieden aber es ist derselbe Grund-Mechanismus. In der Beobachtung fühlt es sich an wie ein unerwünschtes Eindringen bzw. mir zu nahe kommen, der ich grade irgendwie sehr isoliert mit mir selber bin, sehr unbewegt und starr - das ist so eine erstarrete Ruhe, die aber eigentlich gar nicht ruhig ist, denn drumherum braut sich was zusammen.

Es ist da eine Verfestigung, bzw. mehrere Verfestigungen in unterschiedlichen Körper-und Geistbereichen zu fühlen, ganz deutlich zentral bei mir im Hals. Da ist dann eine zunehmende Fixierung auf diese Verfestigung je stärker die Störung von aussen wird und gleichzeitig der Wunsch nach immer weniger KOntakt nach aussen. Dort wo die Verfestigung ist staut es sich, ringsherum wird es aber sehr durchlässig, übersensibel und die Störung wird schmerzhaft bewusst. Wenn dann ein Kontakt sozusagen auf mich eindringen will reagiere ich, als sei es ein Angriff.

So die Richtung, ich kann es nicht gut beschreiben.

Mich interessiert weiterhin, wie es bei andern ist. Ich würd es gern mit andern ergründen. Es wäre schön, wenn jemand erzählen könnte, wie es für ihn/sie ist und was er beobachtet.

Danke nochmal!

Bibo
 
___

Es scheint, fast alles dreht sich um Dominanz. Betrachte mal gezielt unter diesem Aspekt.

Das ist wahr. Ich fühle mich in dem MOment stark, ich stecke ja viel Kraft in den Akt der Selbstverteidigung, Selbstbehauptung - das gibt mir das Gefühl, den anderen besiegen zu können, mehr Kraft zu haben als er, stark zu sein - und die Wut gibt das Gefühl, immer noch stärker werden zu können, wenn man noch mehr Holz ins Feuer nachlegt.

WIchtig scheint mir aber immer mehr der Moment, bevor es passiert - wo ich ja dann irgednwann meine, mich selbst behaupten zu müssen. Und diesen Moment spüre ich nicht. Ich denke jetzt, es müsste ihn geben, diesen MOment, wo ich mich selbst als verletzlich empfinde. Aber ich spüre ihn nicht. Wie gesagt, kurz vorher ist es still. Da sehe ich nichts, es wirkte eher ruhig, friedlich. Dann wie aus dem Nichts die Störung und ich spüre jetzt den Angriff, spüre mich, wie ich verteidigen muss. Ich spüre überhaupt mich erst,wenn meine Reaktion einsetzt. Mangelt es da an Bewusstsein? Schon ganz am Anfang, wenn das Muster hochsteigt, wo der ominöse blinde Fleck ist?

Und wie kann man diesen blinden Fleck denn spüren?

Da passt jetzt Dein folgender Satz gut:

"Jeder drückt sich nur nach seinem momentanen Bewusstsein aus."

Ähnlich hat es auch mir ein Freund gesagt: "Du kannst momentan nur so handeln, wie Du es grade tust."

Also annehmen dessen, was grade ist - heisst das für mich. Akzeptieren kann ichs aber nicht. Das auch annehmen, sagt dann z.B. der Freund.

Ich kann also nicht mehr sehen, als das, was ich nun mal sehe. Und das ist in diesem Moment genau das richtige Bewusstsein, weil es eben nur das gibt.

Gibt es dann überhaupt den blinden Fleck? Oder ist es tatsächlich so, daß dort, wo ich nichts sehe auch tatsächlich nichts ist, daß ich also ganz richtig beobachtet habe.

Aber alle diese Gedanken haben alle gar nichts mit dem zu tun, was ich konkret erlebe. Das da vorher nichts ist kommt mir vielleicht nur so vor, weil ich es immer vergesse, was da ist.

Auwei, das ist jetzt sehr unausgegorener Hirnschmalz.


Tja, so etwa stellt sich das für mich dar.
Zu deinem Folgebeitrag, denke ich ehrlich gesagt Entspannung täte dir ganz gut. Irgendetwas verspannt dich. Auch deine Selbstbetrachtung beim Spielen mit deiner kleinen.
Konzentriere dich dabei nicht auf dich. Sie kann nicht ruhig spielen. Na und? Kinder sind so. Da äußert sich Lebendigkeit. Das was wir zu oft unterdrücken, wodurch Verspannung ausgelöst wird. Vielleicht könntet ihr etwas spielen, was körperlich mehr fordert. Da fällt es nicht so ins Gewicht, dass sie nicht ruhig spielen kann. Achte auf dein Kind. Wenn sich Menschen freuen und lachen steckt das an. Versucht einfach eine schöne Zeit zu haben in der Zeit, die ihr zusammen verbringen könnt. Reibereien gibt es immer. Don't worry. Aber versuche in solchen Situationen weniger auf dich zu achten.

Zu dem Verhalten von Kindern hat mal jemand gesagt:
"Erst lernen wir Laufen und Sprechen,
dann lernen wir Sitzen und Klappe Halten"

Das stimmt alles vielleicht. Ich achte aber vielleicht auch viel zu viel auf sie und zu wenig auf mich.

Vielen Dank auch Dir!

Bibo
 
Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass da auch eine Verlustangst (die Aufmerksamkeit des Kindes geht weg) eine große Rolle spielt.
Vielleicht kannst Du mal ergründen, was Deine Wut in sich selbst ist, wenn Du das möchtest? Hat es eventuell auch etwas mit Ängsten, im speziellen mit Verlustangst zu tun?
Im Verständnis der Wut könntest Du diese auflösen, wenn Du es denn möchtest. Es könnte aber auch sein, dass Du eben diese Wut nicht auflösen möchtest, da Dir dann ein Machtanteil weg fällt?
Sind nur Gedanken, die mir bei Deinen Zeilen so rein kamen..

Eine lichtvolle Zeit Dir, lieber Bibo...
Orion7
 
Guten Tag,
Mir scheint einigermaßen wichtig, oft aber auch schwer, sich selber so zu akzeptieren, wie man ist. Einfach mal so in den Raum geworfen.
Es gibt nunmal verschiedene Charaktere. Das ist auch wichtig für den ganzen Zirkus, in dem wir uns ständig drehen.
Erstmal erlebbar: Aggression als etwas willentlich zuschaltbares.
Was man einschalten kann kann man in der Regel abschalten, zumindest prinzipiell.
Was ich sehen kann ist, dass eigene Gedanken, der Impuls für Emotionen sind.
Ich bitte darum, selber zu überpüfen.
Diese Folge, Gedanke=> Reaktion lässt sich nicht immer ganz klar erkennen. Oft eine Frage der Selbstwahrnehmung. Schaut man sich aber das Prinzip an, so denke ich, wird es deutlich.
Ein Ereignis zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich=>eine bewusste Wahrnehmung. Aus der Bewertung dieser Wahrnehmung erfolgt die Reaktion.
(Geist identifiziert das Wahrgenommene=Gedanke. Erst jetzt folgt die Reaktion. Egal ob offensichlich bewusst oder weniger die Kette sieht so aus und ist auf der Stufe der Gedanken zu lösen. Zu jeder Zeit.
Gibt auch den Effekt, dass man dazu nicht bereit ist. Dann "möchte" man sich eben gerade ärgern. Auch gut.

Ja, du achtest auf sie. Erstmal ja gut. Entscheidend, so kommt mir es vor, ist die Wertung, die du anstellst. Aus der Wertung entsteht die emotionale Folge.
Da sind viele Bilder bei dir. Dünner werdender Draht, mehr Energie muss fließen...usw.
Erstmal nur Bilder-Interpretationen, von dem was ist.
Das wirkt aber eben alles schon sehr verkrampft, ansgestrengt.
Achtsamkeit verstehe ich, als ein umfangreiches Erfassen. Eine Situation bietet eine Fülle wahrnehmbarer Aspekte. Um einen zu sehen muss man aufhören den anderen zu sehen. Du gehst unter einem Baum her. "Schönes Grün." Dann wird dir plötzlich der Duft bewusst. In dem Moment rückt das schöne Grün in den Hintergrund. Je mehr Aspekte man erfassen kann desto mehr ist auch da zwischen dem man hin und her schalten kann. Farbe / Duft / Klang...gibt durchaus noch mehr.
Wenn du das Grün jetzt bewertest im Sinne von :Blödes Grün, erinnert mich an den verdammten Polizisten, der mich rausgewunken hat...usw...:o:mad::eviltongu" (das kann sich aufschaukeln) dringt der Duft gar nicht durch. Eben durch die Bewertung. Das sind Gedanken. Erst daraus folgt die Folge.

Letztendlich nur Worte hier. Wichtig ist die gedankliche Auseinandersetzung. Das bedeutet auch den Vorgang analysieren. Also ein logischer Akt ohne sich in Bewertungen a'la gut/schlecht usw. sinngemäß zu verlieren. Daraus kann ein tieferes Verstehen entspringen: "Aha-Effekt".
Eine Art Download von dem, was eh unterbewusst vorhanden ist ins Bewusstsein. Daraus resultiert Verständnis.
 
Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass da auch eine Verlustangst (die Aufmerksamkeit des Kindes geht weg) eine große Rolle spielt.
Vielleicht kannst Du mal ergründen, was Deine Wut in sich selbst ist, wenn Du das möchtest? Hat es eventuell auch etwas mit Ängsten, im speziellen mit Verlustangst zu tun?
Im Verständnis der Wut könntest Du diese auflösen, wenn Du es denn möchtest. Es könnte aber auch sein, dass Du eben diese Wut nicht auflösen möchtest, da Dir dann ein Machtanteil weg fällt?
Sind nur Gedanken, die mir bei Deinen Zeilen so rein kamen..

Eine lichtvolle Zeit Dir, lieber Bibo...
Orion7

Vielen Dank für Deinen Beitrag. Momentan komme ich aber mit psychologischen Deutungen noch nicht weiter. Es fehlt mir dazu einfach die neutrale Distanz, die Urteilsfähigkeit, auch eine ausreichende "Datenlage". Es hilft mir jetzt erstmal mehr zu beobachten, was eigentlich genau abläuft, einfach den Ist-Zustand erstmal erfassen. Es wird aber - so nehm ich an - psychologisch auf das hinauslaufen, was Du andeutest. Nur kann ich das momentan eben noch nicht sehen - es ist zu abstrakt. Die psychologische Deutung müsste ich auch weiter fassen, um ein Gesamtbild zu kriegen. Aber wie gesagt, mir fehlt eigentlich noch die Grundlage. Das ist vielleicht das Wichtigste, was ich momentan lerne, daß ich eigentlich mich gar nicht richtig kenne, in der Wut.
 
Guten Tag,
Mir scheint einigermaßen wichtig, oft aber auch schwer, sich selber so zu akzeptieren, wie man ist. Einfach mal so in den Raum geworfen.
Es gibt nunmal verschiedene Charaktere. Das ist auch wichtig für den ganzen Zirkus, in dem wir uns ständig drehen.
Erstmal erlebbar: Aggression als etwas willentlich zuschaltbares.
Was man einschalten kann kann man in der Regel abschalten, zumindest prinzipiell.
Was ich sehen kann ist, dass eigene Gedanken, der Impuls für Emotionen sind.
Ich bitte darum, selber zu überpüfen.
Diese Folge, Gedanke=> Reaktion lässt sich nicht immer ganz klar erkennen. Oft eine Frage der Selbstwahrnehmung. Schaut man sich aber das Prinzip an, so denke ich, wird es deutlich.
Ein Ereignis zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich=>eine bewusste Wahrnehmung. Aus der Bewertung dieser Wahrnehmung erfolgt die Reaktion.
(Geist identifiziert das Wahrgenommene=Gedanke. Erst jetzt folgt die Reaktion. Egal ob offensichlich bewusst oder weniger die Kette sieht so aus und ist auf der Stufe der Gedanken zu lösen. Zu jeder Zeit.
Gibt auch den Effekt, dass man dazu nicht bereit ist. Dann "möchte" man sich eben gerade ärgern. Auch gut.

Ja, du achtest auf sie. Erstmal ja gut. Entscheidend, so kommt mir es vor, ist die Wertung, die du anstellst. Aus der Wertung entsteht die emotionale Folge.
Da sind viele Bilder bei dir. Dünner werdender Draht, mehr Energie muss fließen...usw.
Erstmal nur Bilder-Interpretationen, von dem was ist.
Das wirkt aber eben alles schon sehr verkrampft, ansgestrengt.
Achtsamkeit verstehe ich, als ein umfangreiches Erfassen. Eine Situation bietet eine Fülle wahrnehmbarer Aspekte. Um einen zu sehen muss man aufhören den anderen zu sehen. Du gehst unter einem Baum her. "Schönes Grün." Dann wird dir plötzlich der Duft bewusst. In dem Moment rückt das schöne Grün in den Hintergrund. Je mehr Aspekte man erfassen kann desto mehr ist auch da zwischen dem man hin und her schalten kann. Farbe / Duft / Klang...gibt durchaus noch mehr.
Wenn du das Grün jetzt bewertest im Sinne von :Blödes Grün, erinnert mich an den verdammten Polizisten, der mich rausgewunken hat...usw...:o:mad::eviltongu" (das kann sich aufschaukeln) dringt der Duft gar nicht durch. Eben durch die Bewertung. Das sind Gedanken. Erst daraus folgt die Folge.

Letztendlich nur Worte hier. Wichtig ist die gedankliche Auseinandersetzung. Das bedeutet auch den Vorgang analysieren. Also ein logischer Akt ohne sich in Bewertungen a'la gut/schlecht usw. sinngemäß zu verlieren. Daraus kann ein tieferes Verstehen entspringen: "Aha-Effekt".
Eine Art Download von dem, was eh unterbewusst vorhanden ist ins Bewusstsein. Daraus resultiert Verständnis.

Das ist ein ganz großes Thema: sich akzeptieren, wie man ist. Danke, daß Du das anschneidest. Sich selber sehen und annehmen können, was man sieht. Das als erstes. Und da fehlt es bei mir, vielleicht bei allen, die blind in ihre Emotionen geraten - und vielleicht ist das auch schon das ganze Geheimnis?

Dann müsste man aber mit den Fragen noch viel tiefer gehen. Ich nehme an, daß das durch das immer genauere Beobachten von selbst geschieht.

Ich habe ja auch noch andere Themen, nicht nur die Wut - und es läuft alles immer auf dasselbe hinaus. Wer bin ich eigentlich, wie bin ich, was tue ich, wie reagiere ich und warum grade so usw. Und wieso wirke ich im Spiegel meines Verhaltens auf mich selbst in negativer Weise zurück, leide ich so sehr unter mir?

Aber lässt sich eine dieser Fragen wirklcih beantworten oder bleibt mir letztlich nur die haarscharfe Beobachtung? Wird mir das Erkennen erlauben, mcih zukünftig anders zu verhalten, also mehr in die von mir gewünschte Richtung, oder ist das ganze zu unberechenbar und komplex, und mri bleibt doch nur die Rolle des Beobachters? Kann man letztlich nicht mehr tun, als zu akzeptieren, wie es ist?

Kenne ich mich selbst? Kenne ich meine Beziehungen? Kenne ich den anderen, der mich so oder so reagieren lässt? Kenne ich überhaupt meine Reaktion? ODer habe ich von all dem nur gedankliche Bilder?

Werden meine Bemühungen mich irgendwann dazu führen, die Dinge nach meinen Wünschen zu gestalten?

Aber wozu führt eigentlich diese Selbsterforschung? Werde ich mich dann irgenwann ganz ausgelotet haben, werde ich wissen, wie ich ticke und wird mir das dann auch erlauben, in Zukunft anders zu reagieren?

Es stimmt, es sind nur Bilder-Interpretationen. Ich verfolge meine Gedanken und selektiere dann. Oder ich forme meine Gedanken entsprechend einer vorherigen, vielleicht gewohnheitsmäßigen Selektion. Und das muss verkrampft sein, es hat ja mit dem was im aktuellen Moment ist rein gar nichts zu tun.

Und so stimmt es vielleicht, daß alle Konflikte erst aus diesem INterpretieren und festhalten an alten, verkrampften Bildern und Gedanken heraus entsteht, während das, was neu ist, was in Wirklichkeit geschieht weiterhin von mir unbemerkt bleibt, als wäre es von meinen eigenen Gedanken verschattet.
 
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Hi,
ich wollte eigentlich gar nicht in dieser Richtung weiter, weil ich fürchte, dass sich dein Thema in esoterisches Wischiwaschi (nicht böse gemeint) ergeht.
Aber, zumindest empfinden tue ich änlich. Es dreht sich tatsächlich wohl in der Summe darum, wer man ist.
Weiß nicht, ob das hier wirklich so viel weiter bringt.

Spontan:
Kann man letztlich nicht mehr tun, als zu akzeptieren, wie es ist?
Na du bist gut. "Nicht mehr tun."
Ich denke, das ist eine ganze Menge. Die ursprüngliche Bedeutung der "christlichen Nächstenliebe", ist genau das. Andere Religionen schreiben Toleranz sehr groß und meinen im Prinzip das Selbe.
Ein akzeptieren wie etwas ist, ist ja ein nicht an seinen Vorstellungen und Wertungen haften bleiben. Kein Kämpfen und Krampfen.

Wenn jemand bis dahin kommt hat er wahrscheinlich danach:
Werden meine Bemühungen mich irgendwann dazu führen, die Dinge nach meinen Wünschen zu gestalten?
gar kein Bestreben mehr.

Ja, ich denke mit dem Erkennen geht die Möglichkeit einher anders zu reagieren. Das hängt aber auch damit zusammen erstmal zu akzeptieren, dass man selber in der Verantwortung steht.
Im Endeffekt bist du es, und nicht der Andere, der dich so und so reagieren lässt. Zumindest habe ich das für mich so akzeptiert und fahre damit nicht unbedingt schlecht, weil mit mehr Verantwortung fast automatisch einhergeht ehr die Wahl zu haben, als wenn man resignierend in der Opferrolle hockt. Ermutigender ausgedrückt: Mehr Freiheit.

Schwer zu sagen, ob man sich erschöpfend erkennen kann. Wahrscheinlich, in der Regel, nicht hier nicht jetzt nicht als Mensch. Aber das ist wirklich nur eine Meinung.
 
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