Wut, Aggressivität

Im Endeffekt bist du es, und nicht der Andere, der dich so und so reagieren lässt.

Das mag sein, zumindest klingt es logisch, denn wer sonst empfindet so wie ich und reagiert so wie ich?

Aber es fühlt sich jetzt, in der Rückschau einfach nicht so an.

Da kann ich lange verstehen und es mir in meinem Gedankenpuzzle passend denken: Ich bin der Urheber, ich bin verantwortlich usw. Ich muss Nächstenliebe üben, Akzeptieren, mich annehmen.

Es fühlt sich aber in der konkreten Situation für mich so an, als wäre der Auslöser für meine aggressive Reaktion von aussen. Fühlst Du das anders, wenn Du wütend auf jemand bist? ODer kennst Du das Gefühl von Wut vielleicht gar nicht mehr?

Das ich mich schlecht fühle kommt daher, daß ich es im Rückblick auf mich schiebe, also mich mit Schuld belade. Aber hat das etwas mit dem tatsächlichen Vorgang zu tun?

Tue ich es oder geschieht es mir?

Während der Reaktion, während der Situation, was ist denn da eigentlich genau?

Ich schaue da hin, ich sehe nichts als ein Geschehen, daß einfach stattfindet, und hinterher denke ich drüber nach.

Ist das Hinterher vielleicht der Ansatzpunkt? Dort stecke ich doch fest, nicht in der Situation selbst. Die läuft einfach ab, so wie sie ist. Das Nicth-Akzeptieren findet im Hinterher statt, in den Gedanken, die man in der Rückschau darauf hat.

Während es geschieht, welche Verantwortung habe ich denn da? Wenn ich doch gar nicht anders kann als ich grade kann?
 
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Huff, sollte keine Reklame für Christentum sein.
Vestehen bedeutet für mich nicht nur ein logischer Schluss, sondern ein "Aha".
Allgemein habe ich schon mit "müssen" so meine liebe Not.

Natürlich kenne ich Wut. Was ich aber auch kenne ist, dass ich über meine wütenden Reaktionen lachen kann. Ich hänge da echt nicht so dran. Das ist für mich gar nicht so negativ besetzt in meinem Verständnis, weil ich Wut eben auch als Antrieb kenne, wenn der Körper schon nicht mehr will. Kennst du z.B. burpees (youtube)? Probier mal. Werde auf mich absichtlich (über Gedanken selbst ausgelöst) sauer, wenn der Typ neben mir noch kann und ich aus dem letzten Loch pfeife. Man kann das schon sinnvoll nutzen. Dafür habe ich eben andere Sachen, die dir vielleicht leichter fallen. Nobody is perfect.

Jeder ist mal wütend auf andere. Nur, versucht man z.B. seinen Standpunkt zu verlassen und den anderen zu verstehen, hat das halt oftmals zur Folge, dass man das Verhalten des anderen nachvollziehen kann (schönes Grün, Duft-man könnte sagen flexible perspektive :D). Dann erübricht sich das.

Der aufgezeigte Gedankengang, "Gedanke löst Emotion aus", dient nur erstmal dazu zu zeigen, dass da etwas ist. Eine Möglichkeit. Das Erkennen, Verstehen ist in Prozess und geht sicher nicht von jetzt auf gleich.

Das ich mich schlecht fühle kommt daher, daß ich es im Rückblick auf mich schiebe, also mich mit Schuld belade. Aber hat das etwas mit dem tatsächlichen Vorgang zu tun?
Ja, ist der selbe Mechanismus. Richtet sich dann nur nicht nach außen, gegen den Chef oder die Frau an der Aldikasse, sondern gegen sich selbst.
Wie gesagt, geht es nicht nur darum andere, sondern auch sich selbst zu akzeptieren.

Rest später.
 
"Gedankenverloren" fällt mir noch ein. NIcht sehen, was los ist, weil man in den Gedanken sich selbst verloren hat.
...vielleicht liegt in der Bewusstwerdung und Bewusstheit, des Problems der Schlüssel...soll heißen, werde Dich Deiner stets und ständig bewusst, was Du wann, warum machst...damit könntest Du Dir eine Grundlage schaffen, mit der Du weiter gehen könntest...nur so eine Idee...

Alles Liebe Dir...
Orion7
 
hm.. ich versuche grad wut als etwas positives zu erkennen. zumindest den vorboten dazu, jedes gefühl (auch freude und liebe) kann ja überhand nehmen.
als sehr empathischer mensch war ich früher eigentlich nur ganz selten richtig wütend. ich hab immer die perspektive des anderen verstanden, und dadurch hatte dieser mensch mein mitgefühl und ich konnte niemand bös sein. im endeffekt hab ich obwohl ich schon eigentlich immer meine meinung gesagt habe, aber `sanft´ oder zu indirekt ohne direkte bitte, meine perspektive wahrscheinlich dafür viel zu sehr vernachlässigt.. die folge.. ein bösartige erkrankung.
es ist eigenartig wie sich mensch verändern kann.. ich spüre ebenfalls viel wut in mir und versuche seit längerer zeit, wieder `zu mir´ zu kommen. ich glaub es is die mischung aus die wut innerlich annehmen (da sack ich oft total zam dann), die bedürfnisse besser erkennen und leben (wenn ich glücklich bin verzeih ich allen, und das wichtigste, auch mir..) und körperliche betätigung. und gedankenkontrolle, wie hier eh auch schon angesprochen wurde.
aber wenn dinge überhand nehmen (manchmal kommt ja alles zam) oder wenn man zb zuwenig geld hat oder zu schwach ist um die eigenen bedürfnisse gut zu erfüllen, ein echt schwieriges thema..
ich habe ein buch über aggression von nolting gelesen, wo beschrieben wird, dass es verstärkend wirkt, wenn man in die wut reingeht. ich hab auch die erfahrung gemacht, dass es mir zum beispiel nichts oder wenig hilft, wenn ich eine erfahrung die mich wütend macht jemand weiter erzähle. ich spüre dann nur wieder die gleiche wut hochkommen, das ganze verstärkt sich und im endeffekt bin ich wieder dort wo ich war. auf der anderen seite ist wut eine `macht´, eine kraft die mauern zu durchbrechen mag, die man vorher vielleicht nicht mal gesehen hat..
ich glaub es ist wirklich so, dass man eigentlich nur wütend wird, wenn man gerade ein eigenes bedürfnis nicht erkennt oder ignoriert. wenn man sich mit menschen umgibt obwohl man eigentlich allein sein will, sich der körper nach bewegung sehnt und man in alten mustern hängen bleibt etc.. die kraft die nach außen will drückt dann nach innen beziehungsweise sucht sich gefühlsmässig einen anderen weg nach außen.. wut.
bin dankbar für die inputs die ihr hier schreibt.. sich selbst akzeptieren is ja auch so ein thema.. in meinem elternhaus wurde sehr viel gestritten und dadurch war wut negativ besetzt. ich merke jetzt dass ich mir viel leichter tu mit oder bei menschen für die wut ganz normal ist, meist sehr erdige `normale´ menschen, da ich bei denen `ich´ sein darf. ich hab gemerkt, dass gerade `spirituelle´ oder esoterisch denkende menschen aber über wut leichter werten, weil das ja in die ecke `unachtsamkeit´ fällt.. oftmals steckt aber da weniger ursachenforschung sondern ebenfalls eine negative besetzung oder ein suchen des `nicht gewaltvollen´ weges, um andere nicht zu verletzen, dahinter..
verwirrt mich teilweise noch etwas.. weil ich mir einerseits den raum dafür geben will auch mal wütend zu sein, auf der anderen seite aber zu lösungsorientiert bin um immer alles nur sein zu lassen ohne zur quelle zu gehn..
freu mich jedenfalls über weiter inputs oder hilfestellungen oder ideen, wie man wut kanalisieren kann..

hm. mein unterbewusstsein beantwortet fragen meist sehr schnell, und als ich jetzt diesen letzten satz schrieb, kam sofort `ins licht schaun´..
nach vorn blicken, zum spass hin, tief durchatmen und loslassen..
und ein bild: wenn ma mit dem rücken zur sonne steht kann man entweder die ganze zeit auf den eigenen schatten starrn.. oder die dinge die angeschienen werden bewundern.. oder.. sich umdrehn.

alles liebe,
flyon
 
Toller Beitrag, finde ich. :)
Es ist doch so, dass man sich bei den Menschen am wohlsten fühlt, wo man einfach sein kann.
Diese Tendenz Gefühle zu verneinen, wie auch immer empfinde ich oft in den angesprochenen Kreisen auch.
tief durchatmen und loslassen..
Genau das. Was da passiert ist im Prinzip ein Reflex (dieses Durchatmen), der dass Bewusstsein wieder zurückholt zu sich selber. Kann man z.B. beobachten, wenn man etwas "schlimmes" sieht.
Ist wohl auch eine Möglichkeit sich bewusst etwas zu distanzieren, wenn man wütend wird bzw. die Gedanken anfangen sich um irgendwelche Bilder zu drehen. Dann ist man bei den Bildern, Vorstellungen. Die feuern an. Man ist dann gar nicht mehr so sehr in der Situation selber.
Wenn es sich in der Rückschau nicht so anfühlt, dann liegt es wohl daran, dass die Rückschau auch nur noch Bilder sind. Zukunft, Vergangenheit. Das sind alles nur Projektionen vom, oder im Geiste. Was zählt ist der Augenblick. Da gibt es die Möglichkeit zur Einflussnahme.
Es fühlt sich aber in der konkreten Situation für mich so an, als wäre der Auslöser für meine aggressive Reaktion von aussen.
Es ist die Ursache der Wahrnehmung, die außen ist. Das Gefühl ist die Reaktion. Dazwischen gibt es Gedanken. Das ist oft nicht bewusst. Letztendlich aber doch schon dadurch, dass einem überhaupt klar ist was man sieht, man identifiziert es ja, muss doch da ein "Gedanke" sein.
Was dann hinzu kommt ist die Wertung. Nochmal, Wut an sich ist nix negatives. Es ist erstmal nur.
Problematisch wird doch erst, wenn der Geist dahin geprägt ist (Elternhaus wurde z.B. genannt), dass Wut sofort schlecht ist. Und das ist sie aber eben nicht.
Für mich ist echt fast immer der springende Punkt, den eigenen Standpunkt zu erlassen.
Den anderen zu verstehen, ist nicht gleichbedeutend mit, sich alles gefallen zu lassen, es schlägt aber doch auf die eigene Reaktion zurück.
Das zapplige Kind: Mich stört es. Okay. Das Kind kann aber gar nicht anders, weil es stilles sitzen nicht gewohnt ist. Kinder haben den Drang zur Aktivität. Auch Abbau von Energie. Lieber harmonisch fließende Lava, als explodierende Vulkane. Mit bissel Mühe kann man sich bestimmt da hineinversetzen, hat man es doch selber erlebt.
Gut, jetzt habe ich schonmal verschiedene Sichtweisen auf das Ereignis.
Wie reagieren? Wenn es einen so stört und man ignoriert es oberflächlich, aber innerlich knabbert es, oder man kann es akzeptieren, oder man schafft andere Bedingungen. Ein anderes Spiel usw.

Der Antrieb Angst ist schon ganz richtig erfasst. Ist die andere Seite der Dominanzmedaille.
Beispielsweise: Der Faden wird dünner und dünner-Angst das er reißt-ich will aber nicht, dass der reißt. Freud drückte den Gedanken aus, als er sagte, dass der Mensch ein Mangelwesen sei.
Mangel=nicht gut *mangelhaft*=Angst=Dominanz um sich vor Mangel zu schützen, als vermeidlicher Lösungsweg...und das in einer Welt, in der sich Gegensätze anziehen :D
...
:)
 
...vielleicht liegt in der Bewusstwerdung und Bewusstheit, des Problems der Schlüssel...soll heißen, werde Dich Deiner stets und ständig bewusst, was Du wann, warum machst...damit könntest Du Dir eine Grundlage schaffen, mit der Du weiter gehen könntest...nur so eine Idee...

Alles Liebe Dir...
Orion7

Ja, so denke ich auch - es scheint kein Rezept zu geben, das ohne Bewusstsein funktioniert.

Was meint aber Bewusstsein genau?

Bewusstsein geht ja erstmal mit mit dem was aktuell gegeben ist, im Sinne einer "Gesamtschau" - Ich selektiere erstmal nicht, ich nehme mit meinem ganzen Wesen wahr, was ist. Da ist noch kein Plan oder ein Rezept, da ist noch kein Bild, wie die Situation sein könnte, noch keine Vorstellung, kein in Worte fassbarer Gedanke. Reine Schau. Während Strategien aus Einsicht und Reflexion nachträglich entwickelt werden müssen, eben auf der Grundlage von Beobachtung, ist Bewusstsein also mehr "ontime" - im aktuellen Moment. Im Bewusstsein habe ich mich noch nicht aus der Situation wegbewegt, habe direkten Kontakt zu ihr und mein Handeln ist dann auch kein Reagieren sondern eher ein Mitfließen in der Entfaltung der jeweiligen Situation.

Warum ist Bewusstsein so heilsam? Was ändert sich in meinem Empfinden und Handeln eigentlich, wenn ich bewusst bin?

Und müssen wir nicht verschiedene Formen des Bewusstseins unterscheiden? Ich bin doch auch in der blinden Wut bewusst, aber vielleicht nur partiell bewusst, für bestimmte, festgefahrende Muster. Also wieder die Gedankenschleier.

Weiter komme ich grad nicht.

Sehr schön, danke!
 
hm.. ich versuche grad wut als etwas positives zu erkennen. zumindest den vorboten dazu, jedes gefühl (auch freude und liebe) kann ja überhand nehmen.
als sehr empathischer mensch war ich früher eigentlich nur ganz selten richtig wütend. ich hab immer die perspektive des anderen verstanden, und dadurch hatte dieser mensch mein mitgefühl und ich konnte niemand bös sein. im endeffekt hab ich obwohl ich schon eigentlich immer meine meinung gesagt habe, aber `sanft´ oder zu indirekt ohne direkte bitte, meine perspektive wahrscheinlich dafür viel zu sehr vernachlässigt.. die folge.. ein bösartige erkrankung.
es ist eigenartig wie sich mensch verändern kann.. ich spüre ebenfalls viel wut in mir und versuche seit längerer zeit, wieder `zu mir´ zu kommen. ich glaub es is die mischung aus die wut innerlich annehmen (da sack ich oft total zam dann), die bedürfnisse besser erkennen und leben (wenn ich glücklich bin verzeih ich allen, und das wichtigste, auch mir..) und körperliche betätigung. und gedankenkontrolle, wie hier eh auch schon angesprochen wurde.
aber wenn dinge überhand nehmen (manchmal kommt ja alles zam) oder wenn man zb zuwenig geld hat oder zu schwach ist um die eigenen bedürfnisse gut zu erfüllen, ein echt schwieriges thema..
ich habe ein buch über aggression von nolting gelesen, wo beschrieben wird, dass es verstärkend wirkt, wenn man in die wut reingeht. ich hab auch die erfahrung gemacht, dass es mir zum beispiel nichts oder wenig hilft, wenn ich eine erfahrung die mich wütend macht jemand weiter erzähle. ich spüre dann nur wieder die gleiche wut hochkommen, das ganze verstärkt sich und im endeffekt bin ich wieder dort wo ich war. auf der anderen seite ist wut eine `macht´, eine kraft die mauern zu durchbrechen mag, die man vorher vielleicht nicht mal gesehen hat..
ich glaub es ist wirklich so, dass man eigentlich nur wütend wird, wenn man gerade ein eigenes bedürfnis nicht erkennt oder ignoriert. wenn man sich mit menschen umgibt obwohl man eigentlich allein sein will, sich der körper nach bewegung sehnt und man in alten mustern hängen bleibt etc.. die kraft die nach außen will drückt dann nach innen beziehungsweise sucht sich gefühlsmässig einen anderen weg nach außen.. wut.
bin dankbar für die inputs die ihr hier schreibt.. sich selbst akzeptieren is ja auch so ein thema.. in meinem elternhaus wurde sehr viel gestritten und dadurch war wut negativ besetzt. ich merke jetzt dass ich mir viel leichter tu mit oder bei menschen für die wut ganz normal ist, meist sehr erdige `normale´ menschen, da ich bei denen `ich´ sein darf. ich hab gemerkt, dass gerade `spirituelle´ oder esoterisch denkende menschen aber über wut leichter werten, weil das ja in die ecke `unachtsamkeit´ fällt.. oftmals steckt aber da weniger ursachenforschung sondern ebenfalls eine negative besetzung oder ein suchen des `nicht gewaltvollen´ weges, um andere nicht zu verletzen, dahinter..
verwirrt mich teilweise noch etwas.. weil ich mir einerseits den raum dafür geben will auch mal wütend zu sein, auf der anderen seite aber zu lösungsorientiert bin um immer alles nur sein zu lassen ohne zur quelle zu gehn..
freu mich jedenfalls über weiter inputs oder hilfestellungen oder ideen, wie man wut kanalisieren kann..

hm. mein unterbewusstsein beantwortet fragen meist sehr schnell, und als ich jetzt diesen letzten satz schrieb, kam sofort `ins licht schaun´..
nach vorn blicken, zum spass hin, tief durchatmen und loslassen..
und ein bild: wenn ma mit dem rücken zur sonne steht kann man entweder die ganze zeit auf den eigenen schatten starrn.. oder die dinge die angeschienen werden bewundern.. oder.. sich umdrehn.

alles liebe,
flyon

Das ist alles sehr schön beschrieben und hat mir beim Lesen geholfen, mich an meine eigene Geschichte zu erinnern, die zumindest in der Jugend über weite Strecken eine Geschichte der Unterdrückung war.

Ich denke, daß das Unvermögen an bewusstem Umgang mit den eigenen Gefühlen sehr viel oder vielleicht in erster Linie etwas mit dieser gelernten Unterdrückung zu tun hat, mit einer Vermeidungshaltung. JEdes Mal, wenn Zorn aufkommt, werde ich bestraft, also drücke ich den Zorn weg, bis ich gar nicht mehr merke, daß er in mir lodert. Das scheint der Mechanismus zu sein.

Tich Nath Han, ich glaube er ist buddhistischer Mönch, empfiehlt in einem Buch über Achtsamkeit, die Wut zu umarmen. Sie nicht verleugnen, nicht so tun, als wär man nicht wütend, wenn man es in Wirklichkeit ist. Sie willkommen heissen, sich ihrer annehmen, statt abzulehnen - "hallo, liebe Wut, ich sehe Dich, ich ignoriere Dich nicht mehr, ich kümmere mich um Dich".

Also schau ich - solang ich nicht anders kann - tief in den Schatten rein und vielleicht kommt mir ja dann irgendwann die Einsicht, wie der Schatten überhaupt zustandekommt, daß es viel Licht dafür braucht, daß da ein Schatten sein kann.

Vielen herzlichen Dank für den Beitrag.

Bibo
 
Toller Beitrag, finde ich. :)
Es ist doch so, dass man sich bei den Menschen am wohlsten fühlt, wo man einfach sein kann.
Diese Tendenz Gefühle zu verneinen, wie auch immer empfinde ich oft in den angesprochenen Kreisen auch.

Genau das. Was da passiert ist im Prinzip ein Reflex (dieses Durchatmen), der dass Bewusstsein wieder zurückholt zu sich selber. Kann man z.B. beobachten, wenn man etwas "schlimmes" sieht.
Ist wohl auch eine Möglichkeit sich bewusst etwas zu distanzieren, wenn man wütend wird bzw. die Gedanken anfangen sich um irgendwelche Bilder zu drehen. Dann ist man bei den Bildern, Vorstellungen. Die feuern an. Man ist dann gar nicht mehr so sehr in der Situation selber.
Wenn es sich in der Rückschau nicht so anfühlt, dann liegt es wohl daran, dass die Rückschau auch nur noch Bilder sind. Zukunft, Vergangenheit. Das sind alles nur Projektionen vom, oder im Geiste. Was zählt ist der Augenblick. Da gibt es die Möglichkeit zur Einflussnahme.

Es ist die Ursache der Wahrnehmung, die außen ist. Das Gefühl ist die Reaktion. Dazwischen gibt es Gedanken. Das ist oft nicht bewusst. Letztendlich aber doch schon dadurch, dass einem überhaupt klar ist was man sieht, man identifiziert es ja, muss doch da ein "Gedanke" sein.
Was dann hinzu kommt ist die Wertung. Nochmal, Wut an sich ist nix negatives. Es ist erstmal nur.
Problematisch wird doch erst, wenn der Geist dahin geprägt ist (Elternhaus wurde z.B. genannt), dass Wut sofort schlecht ist. Und das ist sie aber eben nicht.
Für mich ist echt fast immer der springende Punkt, den eigenen Standpunkt zu erlassen.
Den anderen zu verstehen, ist nicht gleichbedeutend mit, sich alles gefallen zu lassen, es schlägt aber doch auf die eigene Reaktion zurück.
Das zapplige Kind: Mich stört es. Okay. Das Kind kann aber gar nicht anders, weil es stilles sitzen nicht gewohnt ist. Kinder haben den Drang zur Aktivität. Auch Abbau von Energie. Lieber harmonisch fließende Lava, als explodierende Vulkane. Mit bissel Mühe kann man sich bestimmt da hineinversetzen, hat man es doch selber erlebt.
Gut, jetzt habe ich schonmal verschiedene Sichtweisen auf das Ereignis.
Wie reagieren? Wenn es einen so stört und man ignoriert es oberflächlich, aber innerlich knabbert es, oder man kann es akzeptieren, oder man schafft andere Bedingungen. Ein anderes Spiel usw.

Der Antrieb Angst ist schon ganz richtig erfasst. Ist die andere Seite der Dominanzmedaille.
Beispielsweise: Der Faden wird dünner und dünner-Angst das er reißt-ich will aber nicht, dass der reißt. Freud drückte den Gedanken aus, als er sagte, dass der Mensch ein Mangelwesen sei.
Mangel=nicht gut *mangelhaft*=Angst=Dominanz um sich vor Mangel zu schützen, als vermeidlicher Lösungsweg...und das in einer Welt, in der sich Gegensätze anziehen :D
...
:)

Es wird oft gesagt, daß Atmung etwas ganz zentrales ist - eine MÖglichkeit, das Bewusstsein zurückzuholen. Ich habe das immer mal wieder ausprobiert, bewusst das Atmen wahrzunehmen, grad wenn schwierige Situationen auftreten. Ich erlebe es dann so, daß ich für den Moment, da ich mich auf die Atmung konzentriere kurz abgelenkt bin, der Geist fixiert sich eben auf das Atmen und nicht mehr nur auf die Gedanken/Emotionen - es kann dann passieren, daß die Wut einfach verraucht. Das scheint wirklich eine gute Methode zu sein.

Ich komme doch immer mehr zu dem Schluss, das einzig die Gedanken, die eigenen, geprägten Denkgewohnheiten das sind, was uns so erstarren lässt und verhindert, daß wir wirklich lebendig in der Situation drinnen sind und sie von innen, als unmittelbar Beteiligter erleben mit allem was dazugehört. Unsere Spontaneität geht flöten, wenn wir in unseren GEdankengewohnheiten gefangen sind. Sie trennen uns von dem, was ist und deshalb fühlen wir uns der Situation und uns selbst gegenüber fremd. Was fremd ist lehnen wir ab oder kämpfen dagegen an. Bin ich mir selbst gegenüber fremd, kann meine Einstellung zur Situation auch nur eine Ablehnden, Verneinende sein. So eine Art Blindheit ist das. Sich selbst, der Situation, dem Konflikt nicht vertrauen, daß es sich von alleine löst, wenn man es lässt.

Dazu ein Spruch, den mir ein Mal ein Freund gesagt hat: Probleme lösen sich von selbst, wenn man sie dabei nicht stört.
 
Natürlichkeit fällt mir da noch ein. Atmung ist ja etwas sehr natürliches, wenn wir sie sein lassen, wie sie ist. Unser ganzer Körper ist doch pure Natürlichkeit. Die ganzen Abläufe darin, die ganz von selbst, ganz spontan ablaufen, ohne, daß ich da etwas mache. Aber dann fange ich an, ihn zu manipulieren - irgendwie kommt es, daß ich etwas an ihm entdecke, daß mir nicht gefällt und ich will nun Einfluss darauf nehmen. Aber das Werkzeug, mein Denken, mit dem ich Einfluss nehmen will ist viel zu kümmerlich - als würde ich mit einem Schraubenzieher versuchen den Wald zu verändern.

Irgendwie habe ich meine Natürlichkeit vergessen. Und vielleicht nicht nur ich, vielleicht ist das der Grund für all die zerstörerischen Dinge, die Menschen in der Welt tun?
 
Werbung:
Es fühlt sich aber in der konkreten Situation für mich so an, als wäre der Auslöser für meine aggressive Reaktion von aussen.
Das ich mich schlecht fühle kommt daher, daß ich es im Rückblick auf mich schiebe, also mich mit Schuld belade. Aber hat das etwas mit dem tatsächlichen Vorgang zu tun?
Tue ich es oder geschieht es mir?
Während der Reaktion, während der Situation, was ist denn da eigentlich genau?
Ich schaue da hin, ich sehe nichts als ein Geschehen, daß einfach stattfindet, und hinterher denke ich drüber nach.

Ist das Hinterher vielleicht der Ansatzpunkt? Dort stecke ich doch fest, nicht in der Situation selbst. Die läuft einfach ab, so wie sie ist. Das Nicth-Akzeptieren findet im Hinterher statt, in den Gedanken, die man in der Rückschau darauf hat.

Während es geschieht, welche Verantwortung habe ich denn da? Wenn ich doch gar nicht anders kann als ich grade kann?

du kannst anders. das ist übung. ich weiss jetzt nicht genau von welchen situationen du genau sprichst, aber man kann anders reagieren als man sich sonst verhält, und es fühlt sich dann sehr gut und befreiend an. und klar passiert einerseits was im außen (sich für da alles die schuld in die schuhe zu schieben ist äußerst ungesund), aber du bist trotzdem immer selbstverantwortlich wie du auf etwas reagierst. ich hatte in letzter zeit zb etwas zoff mit freunden/menschen, beziehungsweise hab ich mich über manch verhalten oder etwas was jemand gesagt hat geärgert. früher hab ichs weil ich die personen (zu?) gern hatte einfach gerechtfertigt, entschuldigt etc.. oft bin ich so baff dass jemand etwas überhaupt sagen kann dass ich gar nichts rauskrieg, oder mir erst im nachhinein bewusst wird was da eigentlich gesagt wurde.. man kann sich natürlich ablenken, verzeihen, sport machen, spass haben, aber irgendwann kommt der ärger doch raus.. denn meist wiederholen sich diese situationen bei den personen ja dann, bis dus checkst was du zu lernen hast. in meinem fall ruf ich diese person jetzt falls ichs nicht im gespräch rausfind was läuft im nachhinein an, sag `du, es hat mich jetzt irgendwie verletzt dass du das gesagt hast/könnma das ausreden?´. und was ich rausgefunden hab ist, dass die menschen, die mich nicht verletzen wollten oder mich eben zu sehr lieben als dass es ihnen egal ist wie ich fühle, dann total gern darüber sprechen und es selbst als befreiung empfinden (meist wird das gegenüber bei solch ehrlichkeit ja dann auch gleich etwas los ;)), und bei anderen die abblocken, lerne ich gerade loslassen.. so gern ich sie hab, aber die liebe zu anderen sollte die selbstliebe nie überbieten..
ist nur ein beispiel meinerseits, aber es gibt viele wege seine eigenen muster zu brechen.. und wut zeigt es immer auf, dass es da etwas gibt wo du entweder dich ändern musst oder (!) deine umgebung (weil du am falschen platz bist)


@perspektive:
ich versteh dich voll. es ist gigantisch, wie man sich in gedanken und erinnerungen verfangen kann, und gar nicht mehr wahrnimmt was ist. aber wenn das was freude macht nicht mehr hilft, hilft oft nur mehr ein kompletter umgebungs/tapetenwechsel, weil man so einfach mal auf andere gedanken kommt, andere menschen trifft etc..
wenns noch nicht so schlimm ist is vipassana/osho meditationen oder ähnliches auch sehr hilfreich.. techniken wo man lernt im moment zu sein..

achja und zur bewusstheit.. bewusstheit ist natürlich was schönes, man bringt dinge ins licht, es ist super mit reflektierten menschen zu reden etc.. aber ehrlich gesagt.. mir raucht oft schon der kopf voller bewusstheit ;).. es gibt nämlich zumindest für mich auch da ein zuviel, ich denke unbewusstheit ist genauso wichtig. vor allem zur entspannung, die wichtig ist damit man ausgeglichen ist. mal einfach nur sein, die seele baumeln lassen, blödsinn reden, lachen, SPÜREN, mal ein bier saufen mit freunden, fehler machen, nicht alles kontrollieren zu wollen..
kinder sind für mich immer das schönste zum lernen, man denke an ein baby oder kleinkind, das im supermarkt schreit weil es traurig oder wütend ist, ganz egal wer da nun aller rundherum ist ;).
 
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